Eigentlich mag ich keine Gewalt. Aber ich kann es auch nicht ab, wenn mich mein Essen anschaut. Fisch mit Kopf und Augen? Hammelkopf geröstet mit Augen? Unmöglich. Grezwertig deshalb, was momentan in der Kartoffelkiste vor sich geht. Ich öffne die Box - und mich schauen hunderte von Augen an. Kleine, fahle Augen. Ich fühle mich beobachtet. Was bleibt? Richtig: Kartoffelmassaker. Augen ausstechen. Keine schöne Arbeit, ich mag davon gar nicht erzählen.
Nachdem also ein gutes Kilogramm frisch erblindeter Kartoffeln vor mir liegt, bekomme ich Mitleid. Ich wasche sie und reinige die Wunden. Fein mit der Wurzelbürste und dann abtrocknen. Nebenan wartet auf die geschundenen armen Geschöpfe bereits eine weitere Wohltat, ein Bad in drei Liter saunawarmem Wasser mit Salz zur Regeneration. Ein paar Minuten später tritt das erwünschte Ergebnis ein: die Kartoffeln entspannen sich und werden weich.
Aus dem Bad genommen dürfen die sich nun halbiert in einem Ruhebecken (1/1 GN) ausruhen.
Zwischenzeitlich richte ich zwei verschiedene Anwendungen zur weiteren Wellness her. Einmal eine Salz-Pfeffer-Kräuter-Mischung, nichts aufregendes, somit auch nur für einen kleinen Teil der Urlauber. Die Mehrheit der Kartoffel-Reisegruppe entscheidet sich für eine etwas weiterführende, rückfettende Maske. Diese stelle ich her aus 150 g gewürfeltem Katenschinken, 150 g Frischkäse (natur), 2 Esslöffel Sahne, 1 Teelöffel Kräuter (Dill, Petersilie, Schnittlauch), 100 g geriebenem Käse (Bergkäse) und etwas Salz und Pfeffer. Die Maske für die Kartoffeln soll möglichst fest sein, umso besser klappt das mit dem Überbacken.
Die beiden Gruppen werden nun individuell behandelt. Gruppe 1 bekommt die Käsemaske, solange der Vorrat reicht. Mit einem Esslöffel aufgestrichen ist das eine Sache von wenigen Minuten. Der Rest bekommt die andere Auflage.
Direkt nebenan ist bereits die Sauna am arbeiten, mollige 250° sorgen für ein komfortables Klima, hier dürfen sich die Probanden gut 20 - 30 Minuten aufhalten, bis sie eine gesunde Gesichtsfarbe bekommen. Braun ist in, so auch hier.
Die Abschlussbehandlung erfolgt dann wieder für beide Gruppen gleich: es gibt als Ergänzung den letzten Rest meiner Grand Jus. Soll es mir wert sein, passt prima.
Die Enderholung erfolgt inmitten eines Salatbettes aus einer drittel Stange Lauch, einem halben Chinakohl und einem leichten Joghurt-Kräuter-Dressing.
Guten Appetit!
Hast du diese ganze Menge auf einenmal gegessen? Aber sieht lecker aus.
AntwortenLöschenHanne
Hanne, ne, mit der Mutter geteilt. Der Rest ist in Portionen im Froster und harrt der Dinge, die da noch kommen werden :-)
AntwortenLöschenAlso ich finde das ja schon irgendwie brutal, zuerst die armen Dinger zu blenden und dann so tun, als ob man ihnen was gutes tut... Das ist doch verlogen und lügen darf man nicht.
AntwortenLöschenDie Süße würde von dir jetzt eine Entschuldigung beim Christkind, dem Nikolaus und den Weihnachtswichteln (ja wir sind nicht so durch und durch dem christlichen Glauben verfallen und verehren auch so manche heidnischen Geschöpfe, solange sie Geschenke bringen)entschuldigen....
Trotzdem, jetzt hätte ich Lust auf einen Mitternachtssnack, schlafen kann ich eh nicht, weil ich mir die Seele aus dem Leib huste.
So, habe eben um Abbitte bei den genannten Institutionen angehalten. Wird wohl um Weihnachten recht leer werden ;-)
LöschenWas soll ich sagen - kalt war so eine einzelne geblendete Kartoffel um Mitternacht mit dem Salatrest auch ganz brauchbar. Vielleicht sollte ich ab und zu mal die Dinger auf Vorrat machen
Gute Besserung Dir!
*Zahn tropf*... Das ist mal ein Essen wie für mich gemacht!
AntwortenLöschenWenn die Kartoffeln zu schrumpelig und veraugt sind, pflanz ich die in den Garten. Klappt...
Die lege ich dann über Nacht in lauwarmes Wasser, dann sind die am nächten Tag auch wieder fit. Im Garten ist da wenig Platz, aber drei oder vier Knollen kommen da sicher wieder in den Boden. Gibt im Herbst immer einen schönen Eimer voll. Und die Dinger schmecken sogar :-)
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