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Wie sagte das Schwein, als der Bauer...

...es nach seinen Zukunftsplänen befragte? "Is´ eh Wurschd, was aus mir wird...!"

Warum mir dieser "Witz" gerade jetzt einfällt? Weil ich am WE ausnahmsweise nicht mit dem eigenen Fahrzeug von A nach B fuhr, sondern mit der Bahn unterwegs war und dabei Menschen beobachten konnte. Wobei mich diese öfter an Schweine in der Phase wie im Eingangssatz erinnert haben.

Sprung zurück auf Freitag, den 20.04.2018. Wir haben für einen ganzen Tag einen T-Roc zur Probe. Da es das Fahrzeug für die LG werden soll, "muss" sie auch fahren. Eine der Stationen dieses Tages führt uns nach Volkach im Weinfränkischen. Ein Parkplatz ist außerhalb schnell gefunden. Sogar gratis, was wohl auch menschliche Schweine dazu veranlasst, den Parkplatz zur Müllentsorgung zu nutzen. Ähnlich ist auch der Weg verunstaltet. Besser gesagt: die Hecken, die den Weg in die Innenstadt säumen. Wir speisen und flüchten.
21.04., wir haben eine Fahrt mit dem ICE nach München gebucht. Einfach ´mal so, quasi einen Shoppingausflug. Mit dem Taxi geht es an den Bahnhof. Hier verschlagen einem Geruch und Optik die Lust auf Reisen. Eine Melange aus Urin, Moder, Dreck... Allerdings ist der Gast der Bahn nur bedingt schuld - es gibt weder ordentliche Toiletten noch einen Wachhabenden oder ähnliches in den Katakomben. Wir sind uns einig, dass eine Flutwelle in diesem Bereich weniger Schaden denn Segen sein kann. Kleines Detail am Rande: der Streckenabschnitt-VDE-8-1-Ausbaustrecke-Nuernberg---Ebensfeld wurde seit 2002 geplant, die Jungfernfahrt fand am 05. Dezember 2017 statt, also vor gut viereinhalb Monaten. Und doch ist es bisher nicht möglich, die zwei Aufzüge zu den Bahnsteigen zu nutzen. Die Rollstuhlfahrer danken.

Im ICE ist es erst einmal sauber. Sogar die Toiletten sind wunderbar, ich bin überrascht. In der ersten Klasse beziehen wir unsere Plätze, ein kuscheliges Zweiereck mit Tisch, die Begrüßung der Zugbegleiterin ist sehr nett, der Kaffee der Bahn schmeckt. Reisen fast wie im Wohnzimmer. Leider hat sich ein Mitreisender selbst versorgt.
Die Sitzplatzumgebung wird kurzerhand seinem eigenen Pflegegrad angepasst. Die Brötchen der Sorte "extra knusprige Kruste" spreißeln wunderbar durch die Gegend, ein paar werden auf dem Gebäckbeutel aufgefangen. Um dann von dort auf den Boden gekippt zu werden, als das restliche Brötchen wieder in den Rucksack zurück zur Knoblauchwurst gesteckt wird. Für mich ist das auch ein Ausdruck der Geringschätzung gegenüber dem Reinigungspersonal. Und ein Hinweis darauf, wie wohl die Erziehung verlaufen ist.
Da geht noch ´was. 222 km/h wurden in der Anzeigetafel als höchste Geschwindigkeit des Tages angezeigt. Ob noch mehr "ging"? Keine Ahnung, die Anzeige kam nur sporadisch.

2:20 h später rollen wir im HBF München ein. Uns erwartet ein Tag bei fast 30° Celsius und brennender Sonne. Und selbst wenn wir es nicht auf eigener Haut spüren könnten - wir würden erkennen, dass die Menschen schwitzen. Fast jeder Mensch schwitzt, aber stinken muss keiner davon. Nicht in Zeiten, in denen ein Stück Seife und ein Einwegrasierer für fast lau zu bekommen sind. Helle Menschen, dunkle Menschen, große und kleine Menschen, der Geruch zieht sich durch alle Figuren. Der Bahnhof selbst ist sauber und an den zugänglichen Stellen soweit in Ordnung. Wenn man nicht den Kopf auf den Boden senkt. Kaugummis. Ausgespuckte, breit getretene, graue und schwarze Flecken auf dem Boden. Wer das Pech hat, einen "frischen" zu erwischen, der zieht Fäden wie eine gute Pizza. Wo, zur Hölle, liegt das Problem darin, einen Kaugummi in einen der vielen Papierkörbe und Restmülleimer zu geben? Die Geringschätzung von Reinigungspersonal und Mitbürgern...

Vor der Tür, auf dem kurzen Weg zum Hotel geht es weiter. Müll. In jedem Eck. Ob Zigarettenstummel, Imbisspapiere, Flaschenreste. Muss so! ein Bahnhof und dessen Umgebung aussehen? Bisher dachte ich Köln und Berlin wären Ausnahmen. Scheinbar ist es aber so, dass sich dubioses Klientel mit seinen Hinterlassenschaften an jedem Bahnhof aufhält. Mich stören keine Blätter oder Zweige - der menschengemachte Dreck ist es, was mich nervt.

Dann der Klassiker. Das Hotel ist wunderbar fotografiert, glänzt mit vier Sternen und einer Ausstattung, die den Sternen - natürlich - gerecht wird. Was verschwiegen wird ist, dass das Hotel in einer eher prekären Lage steht. Über vollgerotzte Bürgersteige, an offenen Kofferräumen mit dubiosen Besitzern vorbei, geht es zum Hotel. Eine andere Welt. Sauber, hell, gepflegt. Die Zimmer fein, der Blick nach hinten hinaus in den üppig begrünten Innenhof, lassen eine andere Welt erahnen. Klimatisiert ist es auszuhalten zu diesem frühen Zeitpunkt.
Der Schritt vor die Tür muss sein und es trifft einen wie ein Hammer von Thor. Der Geruch. Eine Mischung aus italienischer, chinesischer, türkischer, griechischer Küche, die Gerüche aus den Kofferräumen. Dazu die Parfums der Menschen, die in dieser Straße dicht an dicht stehen. Die Häuser stehen so eng, dass die Häuserzeilen nur diffus zu erkennen sind.

Der Weg in die Stadt wird mit gut 300 m angegeben. Es ist kurz nach 10 Uhr am Morgen, die Fußgängerzone erwacht. Ein himmelweiter Unterschied.
Gepflegte Bistros nahe der Schrannenhalle (HOLZ, erst frisch eröffnet) mit wunderbaren Snacks.
Shops mit Geschmeiden für die Liebste zu Sonderpreisen (bei zwei Teilen lohnt das so RICHTIG! ;-) )

Kurz - wäre es nicht so extrem heiß, wäre der Tag perfekt. Am richtigen Ende von München. Mit schmerzenden Füßen, hängender Zunge und auch ein wenig gebremster Lust überlegen wir, wo der Abend verbracht werden soll. Wo doch oft das naheliegendste auch das beste Lokal ist, nehmen wir 25 m Fußweg auf uns. Wieder durch die Ansammlungen der Dubiosen, welche aber bei unserem Anblick sofort auf die Seite gehen und uns eine Gasse bilden. Vielleicht kommen hier auch die Vorurteile eines Kleinstädters mit seiner kleinstädtischen, heilen Welt zum tragen. Darüber muss ich noch reflektieren.
Wir werden gesetzt, ein recht üppiger, bereits eingedeckter Tisch für uns.
Bruschette originale
Verlockend, an diesem Abend aber nicht genutzt - zu warm.
Spaghetti Pomodori
Insalata für mich. Mit Streifen vom Rinderfilet und Meeresgetier. Ein Gedicht, wunderbar frische und hervorragend herausschmeckbare Zutaten.
Gekochte Milch mit Waldfrüchten und einem wirklich delikaten Eis. Soweit wir sehen konnten aus der hauseigenen Gelateria.
Tiramisu. Leider mit dem Handy nicht optimal abgelichtet, war das endlich einmal wieder eine Schnitte, die nicht mit der Großmarkt-Masse zugedeckt war. Eine kleine fruchtige Komponente wäre nett gewesen. Gegessen habe ich es auch so.

Der Weg zurück war einfach und beschwerlich. Satt, abgeschlagen, müde - und doch gleich um´s Eck. Im Rückblick: alles richtig gemacht.

Tag zwei, Sonntag. Wir buchen seit geraumer Zeit nur noch ohne Frühstück, wenn es möglich ist. Ein Aspekt ist der ausufernde Wucher, welcher bei Frühstücken im Hotel umsich greift. Bis zu 23 Euro je Person zahle ich gerne - wenn der Gegenwert passt. Leider war das erst einmal in den letzten Jahren der Fall, in Wolfsburg, im Ritz-Carlton. Wenn wir ehrlich sind, dann ist das Frühstück immer und immer wieder das Gleiche, allerdings in variablen Qualitäten. Mal wunderbar essbar und liebevoll, mal aus dem Regal und lieblos. Wir haben für uns die Bäckereien und Cafés in den Besuchsstädten entdeckt. Frische Ware, wir sehen vorher, was wir essen mögen und genießen es, am Tisch so lange sitzen zu können, wie WIR wollen. Angenehmer Nebeneffekt: der Preis. Irgendwo ist man auch Kaufmann, der eine K/N-Rechnung aufmacht. Ist halt so...

Coffee Fellows wurde mir schon mehrmals empfohlen. Ein schöner "Zufall", dass eine Filiale davon im Münchner HBF ihre Heimstatt hat.
In der direkten Nachbarschaft der "Blu men Group" wurden wir fündig. Die "Blu men" scheinen dort eine feste Heimstatt zu haben.

Ein Bagel. Nie wäre mir ein Beagle lieber gewesen. Oder einer der Cronut, die auch unter dem gleichen Dach angeboten werden. Aber: hätte, wäre, wenn - ist halt nicht so gewesen. Ich für meinen Teil habe dort den letzten Bagel gegessen. Das ist nicht mein Ding.
Gebraut für Coffee Fellows. Lecker. Für mich Granatapfel, für die Herzensdame Gurke-Minze-Limette. Gnadenlos überteuert, aber die Menschen wollen schließlich auch leben. Sollen sie.
Mein Bagel. Turkey. Auf den Bildern der Verkaufstafeln sieht das eigentlich noch appetitlich aus, erreicht hat mich das Teil oben. Kleiner Tipp - HIER mal hinsurfen und anschauen. Und ja, das soll der wirklich sein. Wer nachzählt, der wird auch nur zwei Scheiben von am Rand schon leicht trockenem Putenzeug entdecken. Dafür waren nur zwei Miniminiminimini-Kleckse vom Relish drauf. Erfahrung gemacht, gespeichert und mit Sperrvermerk versehen. Ersatzweise hätte ich auch bei Dunkin´ Donuts den Ranzen vollschlagen können, das wäre wenigstens halbwegs schmackhaft geworden und von vornherein als ungesund bekannt.

Warm war es auch für das Flugpersonal, dank einer umfangreichen Prävention in Form von Anflugsperren sind erstaunlich wenige Tauben im Bahnhof. Kann natürlich auch sein, dass aufgrund ihrer Einschränkung (die sind doch taub, oder???) ein paar davon den Zügen zum Opfer fallen. Schade, ich mag die Dinger. Und nein, nicht auf dem Teller.

Eigenartig war, dass wir ein paar Stunden im(!) Bahnhof verbracht haben. Shops, Läden, Lokale. Kurz vor der Abfahrt war es an der Zeit, etwas zu essen. Asiatisch wurde als Konsens erwählt.
LeboQ. Kette, asiatischer Anstrich, Karte hier wie da. Nudeln mit Huhn und scharfer Soße extra. Nicht schlecht, nicht ekstatisch wirkend - gut. Preislich sehr günstig, aber viel zu viel, wenn man im sitzen reist, sich fahren lässt und nur Appetit hat. Der Bauarbeiter in der Mittagspause sieht das wohl anders. Passt also. Geschafft habe ich die Portion ebensowenig wie meine Begleitung.

Vielleicht war auch der Begrüßungsteller aus dem Hotel schuld, den wir früh am Morgen mit einer Tasse Aufgießkaffee eingenommen haben. Asig, aber in diesem Moment egal.
Zwar wollte mich die Bundeswehr nicht haben, ich kam jedoch gelegentlich in den Genuss der "Panzerplatten". Ähnlich in der Wirkung waren die Donuts. Reinbeißen, kauen, Speichelfluss anregend. Noch mehr. Viel mehr. Mit Kaffee gingen die dann runter. Die Rolle war soweit OK, aber auch recht neutral im Geschmack. Zwar ist soetwas mit eingerechnet im Übernachtungspreis und vom Kunden bezahlt, keine Charity-Gabe, aber ärgerlich, wenn es so lieblos schmeckt. Dann lieber nichts. Ach, egal.

Fast exakt zwei Stunden nach der Abfahrt in München wurde der Heimatbahnhof erreicht. Gerade einmal 8 Sekunden nach der avisierten Minute. Respekt, die Bahn ist lange nicht so schlecht, wie ihr Ruf. Die Kunden aber - die sind durchwachsen ;-)

Kommentare

  1. Super... Am Morgen diesen Bericht und die Bilder vom Essen gesehen und jetzt läuft mir der Sabber aus dem Mund. Danke auch.

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    1. Oh. Demnächst dann nur noch mit Warnhinweis: "Ab 18... Uhr."

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