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Schlemmen in Ummerstadt - Das "Gasthaus Bertl".

Samstagabend, die Chefin hat gerufen. Wir sind gefolgt, und zwar zum "Gasthaus Bertl" in Ummerstadt. Eine Reservierung ist unbedingt nötig, da das Lokal eigentlich immer gut besucht ist und leider nicht mit allzuvielen Plätzen aufwarten kann.

Parkplätze gibt es in der wenig befahrenen Straße. In unserem Fall vor der Küche einer überaus neugierigen Oma, die zu dieser Zeit mit dem Enkel beschäftigt war und in uns eine willkommene Abwechslung gefunden hat. Leider sind die Fenster zu gut isoliert, ich hätte zu gerne gewusst, was sie sagte, als wir mit einem misstrauischen Blick bedacht wurden. Dorf, muss man so akzeptieren.

Wir betreten das Lokal und bekommen die uns zugedachten Plätze an einem Tisch zugewiesen. Das Lokal selbst ist recht eng, wir sind nicht die Schmalsten (Untertreibung, aber wie...!) und die Nachbartische ebenfalls gutbeleibt. Was in der Summe der Ringe nicht Olympia, jedoch beengte Platzverhältnisse ausmacht. Meine Mutter hatte als Schlankste am Tisch das Pech, ausgerechnet die korpulenteste Dame des Nachbartisches hinter sich zu haben. Zusätzlich schien diese am Zappelphilipp-Syndrom zu leiden. Bewegungstechnisch gesehen.

Was nimmt man nicht alles für gutes Essen in Kauf...

Eine sehr freundliche junge Dame fragte beim überreichen der Karten unsere Getränkewünsche ab.

1 Fanta 0,5 Liter zu 3,00 € (6,00 €/Liter)
1 Spezi 0,5 Liter zu 3,00 € (6,00 €/Liter)
1 Mineralwasser classic 0,3 Liter zu 1,50 € (5,00 €/Liter)

Kurze Zeit später erfreuten wir uns bei mädchenwarmen Innentemperaturen über kühle Getränke. Bei der Anlieferung derer orderten wir für den Abend:

1 Cordon bleu mit Bratkartoffeln und Beilagensalat zu 11,00 €
1 Meerrettichschnitzel mit Pommes frites und Beilagensalat zu 10,00 €
1 Jägertoast zu 8,50 €

Ein grundsätzlicher Tipp für "Normalesser" vorweg: bestellt die kleine Portion. Nur wer einen unbändigen Hunger hat, der sollte die Standardversion bestellen. "Leider" haben wir das an diesem Abend versäumt, die halben, mitgenommenen Portionen sollten uns jedoch am folgenden Mittag nochmals sättigen.

Wer jetzt denkt, Masse ist nicht Klasse, der irrt hier. Ich lasse einfach mal die Bilder für sich sprechen.

Frisch. Wirklich frisch. Leicht marinierte Gurkenscheiben, Salat, Rapunzel (Feldsalat), Tomate - und mein Favorit: Meerrettichsalat. Von Letzterem würde mir ein Eimerchen davon vollkommen ausreichen, den Rest (inklusive Schnitzel etc.) bräuchte ich dann nicht.

Da ich aber kein Eimerchen vom Salat georder hatte, blieb es bei dem Teller. Zusätzlich durfte ich mich an folgendem Fleischschnittchen erfreuen.
Schnitzel mit Meerrettich. In der Regel gibt es da die "Sparvarianten", bei denen der Meerrettich mit viel Glück in einer der Falten zu finden ist, ansonsten aber wie eine Erdwurzel-Gedenkveranstaltung ätherischer Art wirkt. Hier auch? Nö. Erst einmal würde in jeden anderen Lokal aus dieser Fleischmenge eine zweite Portion gezaubert werden, ohne dass sich eine der Parteien über die Menge aufregen könnte. Sprich: Massen an Fleisch. Dann aber nicht zähes oder verbranntes Fleisch. Butterzart, eine knackige Panierung außen, innen vieeeel Meerrettich, sodass man nicht in der Karte nachschauen muss, was man da eigentlich bestellt und überlesen hat, sondern ein Meerrettichschnitzel, welches mit jedem Bissen seinem Namen alle Ehre macht. Ich liebe das. Am Tisch kamen ob meiner laufenden Nase die Bedenken auf, dass das Schnitzel doch zu scharf ist. Ich kann dazu nur sagen, dass ich es a) bewusst bestellt habe und es b) den Spruch "Ist es zu scharf, bist du zu...." nicht ohne Grund gibt. Alles gut, alles richtig zubereitet. Und um auch noch die Werbung einer anderen Kette zu strapazieren: "I´m lovin´ it!". Die Pommes waren jetzt nicht soooo viele, aber wo hätten die auch hingepackt werden sollen? Zudem ging selbst davon ein Teil wieder in die Küche zurück. Wir erinnern uns: Mengen....

Begleiterin 1 nagte nicht am Hungertuch, sondern hatte zu kämpfen. Ebenfalls mit unerwarteten Fleischmassen. Cordon bleu. Kochschinken und wunderbar schmeckender Käse. Nicht wie das mir kürzlich im privaten Bereich vorgesetzte Discounter-Cordon bleu mit einer (Ab-)Art Käsecreme innen. Wie bei meinem Schnitzel war auch hier die Panierung das, was aufhorchen ließ. Wann hat man denn schon noch die Chance, ein pfannengebratenes Schnitzel in knuspriger Version auf den Teller gelegt zu bekommen? Die Liaison Schweineschnitzel, Schweineschinken und Käse war perfekt. Dieses Gericht haben wir in anderen Restaurants schon staubtrocken bekommen. Dieses war saftig, zart, wunderbar gewürzt. Die Bratkartoffeln einfach, aber ebenfalls sehr gut. Jedoch auch hier: Bitte die übrige Hälfte einpacken.

Die Begleiterin 2 isst von Haus aus gerne Toast, meist im Irrglauben, das sein nicht viel von der Quantität und leicht. Nunja, eine Ü70 ändert man nicht mehr, auch dann nicht, wenn ihr oft erklärt wird, dass 8,50 € in einem Landgasthof eine größere Menge erwarten lässt. So kam es auch hier.
Leider ist die Bildqualität nicht sehr gut geworden, da ich mich beeilen muss. Die Esserin hat leider kein Verständnis für von Speisen geschossene Fotos. Umso mehr war sie mit dem kredenzten Essen einverstanden. Eine Scheibe Toast, darauf ein kleines Steak, Pilzrahm, überbacken mit Käse. Auch von ihr wurde der Salat als hervorragend bezeichnet, lediglich die Sauce war für sie fehl am Platz, hat sie doch den Toast unnötig matschig werden lassen. Alles in Allem jedoch auch hier ein sehr gutes Essen.

Fazit: Das Essen schmeckt auch dann, wenn die Küche sehr gut ausgelastet ist, die Portionen sind überreichlich, was sich jedoch durch die Bestellung kleiner Portionen abstellen lässt. Bisher alle dort angetroffenen Bedienungen kümmern sich gut um den Gast, die Küche macht einen tollen Job und das Gasthaus wie auch die Sanitäranlagen sind prima gepflegt. Wir freuen uns nun auf den Sommer und die Biergartensaison.

Und hier ist das Restaurant zu finden:

Gasthaus Bertl
Viehmarkt 108-109, 98663 Ummerstadt

Kommentare

  1. Na toll.
    Jetzt habe ich gerade einen ziemlich hochgradigen und sehr akuten Bedarf bekommen.

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