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Schlemmen in Immenstaad - Der "Seehof"

In der Strandbadstraße 3 in Immenstaad waren wir nun schon öfters zu Gast. Immer gerne, immer verwöhnt, mit einem besonderem Ambiente bedacht.
Unscheinbar von außen, innen vom Feinsten

So auch am 23. Februar im Jahr 18 des 21. Jahrhunderts.

59,30 € wollten unter die Leute gebracht werden und wir haben es geschafft. Unter Mithilfe von
1 Hagnauer Weißherbste (0,25 l zu 6,00 €)
1 Hefeweizen dunkel (0,5 l zu 4,60 € / 9,20 €/Liter)
1 Bluna Mix (0,2 l zu 3,50 € / 17,50 €/Liter)

1 Matjesfilet zu 16,50 €
1 Schnitzel vom Hällischen Schwein zu 17,50 €

1 Baileys-Eis zu 4,50 €
1 Menü-Dessert zu 6,70 €.

Ein Parkplatz vor der Tür oder zumindest am Haus? Glückssache. Wir hatten keines, was aber nicht schlimm war, denn außerhalb der Saison dürfen die öffentlichen Parkplätze kostenfrei mitbenutzt werden. Zur Saisonzeit sind diese allerdings dann kostenpflichtig und in der Regel auch abends belegt. Gut zu Fuß ist daher angeraten. Wer sich im Rollstuhl fortbewegt, der hat trotzdem eine gute Zufahrt, denn eine Rampe parallel zur den Stufen führt in das Restaurant. Dann aber ist Schluss, denn die Toiletten liegen einige Stufen höher auf einer Zwischenetage. Eine behindertengerechte Toilette waren von uns nicht auszumachen.
Von unten illuminierter Baum im Gartenbereich
 Im Lokal hatten wir dieses Mal die Wahl, entweder im vorderen, gediegenen und mit viel dunklem, rustikalem Holz zu sitzen. Oder im "Anbau", welcher uns die letzten Jahre sehr gut und modern-gemütlich Herberge geboten hat. Wir entschieden uns für einen kleinen Tisch im rustikalen Teil.

Wie auch bei allen unseren Besuchen zuvor waren die Tische eingedeckt, das Lokal bei draußen sehr stürmischem und kaltem Wetter mollig warm. Leise, dezente Musik im Hintergrund umspielt den Gast. Und trotzdem - irgendetwas war anders. Eine nicht greifbare aber doch spürbare Stimmung. Ich für meinen Teil kam an diesem Abend nicht an. Woran es lag, das kann ich nicht sagen.

Die Getränke kamen an den Tisch, für mich der Weißherbst. Aus der Hagnauer Kellerei, ein eher lieblicher Wein. Ansonsten bevorzuge ich die herberen Ausführungen, dieser hier jedoch schmeckte mit so gut, dass wir am folgenden Tag das Weingut mit einem Besuch und Einkauf heimsuchten.

Beim Studium der Rechnung nach dem Besuch war ich ein wenig geschockt. Was am Literpreis für das getrunkene Tröpfchen (0,2 Liter...) Bluna Mix lag. 17,50 € für einen hochgerechneten Liter. In der Regel nehme ich bei Besuchen in Lokalitäten zwei Getränke zu je 0,5 Liter zu mir. Hier war ich froh, meinen Durst schon tagsüber gelöscht zu haben.

Frau Arnold umsorgte uns, die Küche schickte mittels ihr einen Gruß.
Gruß aus der Küche


Panem et circenses. Spiele deshalb, weil das Brot leider in dicke Stücke geschnitten war, nicht in Scheiben. Kann man machen, wer Brot lieber bricht - dem kommt es entgegen. Allerdings war durch die doch recht dicke Kruste ein Kauen stellenweise unangenehm und hat den Gaumen arg strapaziert. Gegessen haben wir es natürlich trotzdem, denn es ist nach wie vor ein hervorragendes Backwerk. Dazu ein fluffiges, gewürztes Fett und ein orientalisch angehauchtes Püree. Wir waren uns nicht einig, ob dies nur Linsen oder zusätzlich ein Korn beigemischt war. Ich tendiere zu einem Linsenmus. Bis auf ein kleines Stückchen Anstandsbrot wurden Tiegel und Schale mit Genuss gegessen.

Wir gewohnt kamen die Hauptgänge gleichzeitig. Wir haben ob des vergangenen Tages auf eine Menüfolge bzw. eine Vorspeise verzichtet. Zu verlockend sind die vielen kleinen Cafés rund um den Bodensee.

Matjes vom Bodensee-Felchenfilet auf Hausfrauensauce
mit Äpfel und Zwiebeln und Dampfkartoffeln, 16,50 €
Kleine Anekdote: die Wahrscheinlichkeit, am Bodensee eine Bodensee-Felche zu bekommen ist nach der Auskunft eines Einheimischen in den letzten Jahren "dank" der Beliebtheit immer geringer geworden. Wer jedoch bereit ist, etwas mehr Geld auf den Tresen zu legen, der bekommt auch verbürgte Ware. Worin sich eine Felche aus Bodensee gegenüber einer aus einem benachbarten Gewässer abhebt, konnte mir leider nicht erklärt werden. Vielleicht kann hier die Schwarmintelligenz in den Kommentaren behilflich sein?

Meiner Begleiterin war es jedenfalls herzlich egal, ob der Fisch aus dem Bodensee gezogen wurde, sie war auch so begeistert. Grinsen und rote Backen sind wie immer ein untrügliches Zeichen dafür, die richtige Wahl getroffen zu haben. Ich selbst mag diese Zubereitung von Fisch überhaupt nicht, brauche Biss. Dieser hier war zart und ist quasi schon auf der Gabel zerfallen. Im Zusammenspiel mit den fein abgestimmten weiteren Zutaten würde sich sicherlich jede Hausfrau nach dem Rezept sehnen. So bleibt es ein wunderbares Erlebnis und lockt uns auch bei unserem nächsten Besuch wieder in dieses Restaurant.

Auch ich habe gelegentlich Hunger, die Vorfreude war zudem groß, ebenso die Erwartungen, die in den letzten Jahren immer wieder übertroffen wurden. Schnitzel. Profan. Vom Schwein. Alltäglich.
Mit Butter gebackene Schnitzel vom Hällischen Schwein,
knusprigen Bratkartoffeln und Preiselbeeren, 17,50 €
Der Preis würde in unserem schönen Oberfranken viele Menschen voraussetzen lassen, dass es sich um Kalb handelt. In der Regel wird ein Schnitzel vom Schwein hier unter neun Euro serviert. Mit Beilagensalat, mit Pommes oder Bratkartoffeln. So, dafür darf der regionale Kunde allerdings nur Industrieschwein erwarten und Convenience-Beilagen. Kein Vergleich zu dem, was im Seehof auf den Teller kommt. Pfannengebratene Schnitzel, in Butter gegart. So, wie es eigentlich sein soll. Zwei dünne, aber wunderbar saftige Fleischschnitten, die Panierung knusprig, wenn auch nicht sich vom Fleisch abhebend, geschmacklich einwandfrei. Gute, unauffällige aber vorhandene Würzung, ein prima abgestimmtes Hauptgericht. Dazu passen sehr gut die Bratkartoffeln, zwar ohne die in meiner Heimatregion üblichen Speckwürfelchen, dafür aber mit einem Hauch Knoblauch(?), feinen Zwiebelringen und Kräutern. Die beigelegte Zitrone habe ich das sein lassen, was sie war: überflüssig und nur ein optisches Dekoelement. Siebzehneinhalb gut angelegte Zahleinheiten.

Nach der "Pflicht" folgt die Kür. Das Dessert. Auch hier waren wir uns einig, dass wir uns uneinig sind. Zwei verschiedene Speisen.


Baileys-Eiskrem mit Apfelragout, 4,50 €
Eine Hippe, ein wenig Obstsalat, ein wenig Spielerei aus der Packung - Schoko-Gebäckperlen, Schokostäbe. Meine Meinung: weglassen, dann gewinnt die Qualität und niemand wird es ernsthaft vermissen. Die überlieferte Meinung: "ohhh.... aaaaahhh.... hmmm....", vereinzelt auch ein "lecker!!!!!". Das lasse ich ohne eigenen Kommentar einfach so stehen.

Weiße Schokoladenschnitte mit Mango-Passionsfrucht-Sorbet, 6,70 €


Karamellisiertes Popcorn. Granatapfel-Kerne. Vanillige Pistazienkerne. Passionsfrucht-Mus. Mango-Passionsfrucht-Sorbet. Blutorangen(rote Grapefruit?)-Salat. Knuspriges Schokogitter. Kapstachelbeere. Pfefferminzblatt. Deko-Schoko-Keks-Kugeln (überflüssig). Und die wunderbare Schnitte von weißer Schokolade. Jedes Detail für sich wunderbar. Jedes Detail wäre in entsprechender Menge ebenso wunderbar geeignet, den Gast in Singularität satt zu machen, ohne das er etwas vermisst. Das Zusammenspiel von süß, bitter, sauer, scharf (Passionsfruchtkerne) - ausgewogen und dazu verleitend, das nächste Mal anstatt dreier Gänge einfach drei Mal das Dessert zu bestellen. 

Unser Fazit. Sehr gepflegt, das Ambiente gediegen, die Küche erhaben, leicht gehoben, aber nicht abgehoben. Der Service perfekt. Nur die Preise für die 0,2-Liter-Erfrischungsgetränke, die lassen den Kunden schaudern. Wir kommen bei unserem nächsten Besuch wieder und können jedem geneigten Leser nur dazu raten.

 


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