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Es war einmal... Tschechien

Tschechien, 1999 war ich zum ersten Mal in diesem Land. Damals noch wild, gesetzlose Straßen, heruntergekommene Häuser und Grünflächen, die den Namen nicht verdient hatten.

Zwischendurch ein Run auf die Randgebiete. "Fidschi"-Märkte, billige Lokale. Leider auch Prostitution und Schwarzhandel. Betruf auf beiden Seiten; Käufer und Verkäufer wollten das Maximale für sich herausschinden. Ströme von Besuchern in den grenznahen Städten, Devisen, die zusätzlich ein klein wenig die Not in diesen Gegenden linderten. Mitten in Europa, trotzdem arm.

Kaum waren Einkaufszentren entstanden, wurden in den Toiletten die Armaturen abgebaut. Auch die von den Spülkästen. Mehr als einmal habe ich gesehen, wie das Wasser aus den Kabinen gelaufen ist. Heilig war das nichts, jeder sich selbst der Nächste.

Dann, so um 2005 herum, begann das Land, sich zu regenerieren. Die grenznahen Orte nahmen den alten Glanz an. Die Bevölkerung ging in großen Teilen in den Westen zum arbeiten, der Handel vor Ort florierte, deutsche Handelsfirmen haben Konsumtempel gebaut.

2010 war ich das letzte Mal in Cheb in der Innenstadt. Damals eine prosperierende Ortschaft, bei jedem Besuch sauberer, die Menschen zwar nicht freundlich, aber zumindest den deutschen Gast als notwendiges Übel für die gegefüllten Kassen akzeptierend.

2012 dann mit der Respa eine kleine Rundfahrt, wenig Kontakt zu der Bevölkerung.

Und dann April 2015. Ein kleiner Schock. Das Land ist so einfach zu betreten, wie die Jahre zuvor. Der erste Weg hat - wie früher auch - in den Hypermarket geführt. Anlaufstelle für den täglichen Bedarf und kostenfreie, recht sicherer Parkplatz für die Zeit des Aufenthaltes im Ort. Und gratis noch dazu. Der Bau hat nun zumindest funktionierende Armaturen in den Hygieneräumen. Der Parkplatz nun mit - geöffneten Schranken - versehen, dafür fast leer. Kaum Westautos, dafür eine erschreckende Anzahl betrunkener Menschen. Samstagmittag, gegen 12 Uhr. Auch die "Scheibenwäscher" sind zum Glück verschwunden, waren wohl keine Geschäfte mehr zu machen.

Im Markt dann der nächste Dämpfer. Die Preise sind auf einem Niveau, wie hier in Deutschland. Kaum noch Waren aus tschechischer Produktion. Diese sind den deutschen Produkten ebenbürtig, jedoch um einiges günstiger. Von den knapp 15 Kassen sind zwei besetzt. Zu Glanzzeiten gab es da Schlangen. Heute plaudern die Kassiererinnen miteinander. Auf das Band aufgelegte Waren werden lieblos über den Scanner gezogen, zurück in die Zone nach der Kasse geworfen. Dem Wunsch nach Zahlung mit Euro wird entsprochen. Anders als früher gibt es keinen Kassenzettel, das Wechselgeld kommt aus der Schürzentasche der Kassiererin. SO habe ich das auch noch nicht gesehen.

Auf in die Fußgängerzone. Als erstes fällt auf, dass da viele der alten Läden geschlossen haben, der Intersport ist komplett verschwunden. Dafür sind aber weitere Häuser renoviert worden, die Fußgängerzone hat eine anständige Oberfläche, ohne Stolperfallen.

Der Kaffee hat zwar eine durchweg sehr gute Qualität, leider aber auch schon Westpreise erreicht. Zwei Euro aufwärts sind leider nun Realität. Da reißt es auch der Zimtzucker obenauf nicht heraus. 

Der Kurs ist ungefähr 28:1. 28 Kronen entsprechen also in etwas einem Euro. 17 Euro für das Stück Rind sind dagegen gut im Preis. Allerdings hatte ich nicht so viel Hunger an diesem Tag, als Fahrer esse ich gerne leicht und wenig. 

Mein Cordon-Bleu. Mengenmäßig ein Schatten seiner selbst im Gegensatz zu früheren Portionen. Dafür mit fast acht Euro kurz vor der Verdoppelung des Preises seit 2010. 4,50 € wurden damals abgerechnet. Hat 2010 eine große Coca-Cola noch wie das Budweise in 0,5 Liter je einen Euro gekostet, sind heute 2,20 € zu zahlen. Kaum Unterschied zu der Region, in der ich wohne. 

Schloss Königswart. Nichts Neues, der Parkplatzpreis auch von 1 auf 2 Euro gestiegen, schwindendes Lächeln, als ich passend mit Kronen bezahle. Auch wird scheinbar und offensichtlich das Eintrittsgeld nicht für die Erhaltung des Schlosses hergenommen. Schade, dafür ist der umliegende 18-Loch-Golfplatz in feinster Ordnung. 

Einen Lichtblick gab es dann doch noch: Das Restaurant in Kladská macht den Strudel selbst, das Eis ist toll und die Sahne ein kleiner Traum. Endlich nicht komplett totgesüßt. Und der Preis ist mehr als OK, 120 Kronen. Also knapp vier Euro. Der Geschmack - unvergleichlich. 

Heimwärts dann der obligatorische Stopp in der Frankenfarm in Himmelkron. Samstags ist Schnitzel-Buffet. Hätte ich für 10 Euro nehmen sollen, anstatt des Kesselgulasch für 4,80 Euro. Mal ehrlich - wer erwartet in einem Kesselgulasch Keniabohnen, Maiskörner und massenhaft Kartoffelwürfel, dafür aber kaum Fleisch? Und die Würzung - naja. 

So, beim nächsten Mal werden nicht die Basics besucht, dann geht es an auch für mich neue Ziele in CZ.



Kommentare

  1. Ja das waren noch Zeiten als der sauberaten mit doppelt Fleisch für 4 € zu haben war.Und als Nachtisch Liwanzen,damals noch selbergemacht.Wir sind damals immer in der fussgängerzone ins Cafe Monica.Die servicedamen und der Kellner (Chef ?) haben uns immer wieder erkannt.Wir waren ja oft drüben und haben fast die gesamte Bekleidung unserer Kinder auf dem Vitnamesen Markt gekauft.Immer am selben Stand .Haben dort immer gute Ware bekommen und immer günstig.
    Das letzte Mal waren wir im Sommer 2012 vor unserem Umzug an die See drüben.Für mich ne Jeanshose 15 € gute Qualität,hab ich heut noch zur Arbeit an.Aber das Essen war nix mehr.Das Lokal gehört wohl zu eimen Hotelkonzern,Nix mehr selbergemacht.Sauerbraten zwar immer noch günstig(ich glaube 4 € )aber nix mehr gut..
    Ja früher da war schon die Anfahrt interesant,zwar manchmal Wartezeit an der Grenze,aber danach ein Ausblick nach schönen Frauenbeinen. ::))
    Warst du schon mal in karlsbad,das ist eine schöne Stadt.Auch Marienbad ist ein Besuch wert.

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  2. Siehste, habe ich doch richtig gesehen. Mir war auch, als ob da vorher ein Cafe oder ein Lokal war, jetzt steht dort eine Hotelkette. Hat sich viel geändert, leider wenig zum Vorteil. Was mir aufgefallen war, ist, dass da nun viel mehr Menschen herumlaufen und herumsitzen, die RICHTIG abgerissen aussehen. Früher gab es nicht so viele Menschen, denen man die Armut direkt angesehen hat. Scheinbar ist es dort wie hier: die Einkommensschere klafft immer weiter auseinander.

    Marienbad, Franzensbad, Karlsbad - alles schon gesehen. Ich mag mal weiter in das Land hinein fahren. Pilsen und Umgebung. Den Böhmerwald um Cheb/Soos/Karlsbad kenne ich nun schon. Mal sehen :-)

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  3. In Pilsen war ich vor vielen Jahren mal.Ich fand die Stadt nicht schön.Budweiss soll schön sein.Aber für uns ist alles zu weit.

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  4. Pilsen ist dieses Jahr europäische Kulturhauptstadt. Sehr schön muss Krumlau an der Moldau sein. Ich war noch nicht dort, steht aber seit Jahren auf meiner Besuchsliste.

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    1. Naja, Krumlau liegt für eine Tagesfahrt etwas weit weg. Aber von Passau oder dem Bayerischen Wald aus, also vom Urlaub aus, wäre es nicht so weit. Gelesen habe ich das schon oft - aber die Entfernung schreckt... Pilsen wird wohl vorher dran kommen.

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