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Aussprachen...

Gestern, also Mittwoch, war für mich ein recht schwerer Tag. Körperliche Arbeit, von knapp nach 10 Uhr bis abends 18.30 h in der Firma, zwischendurch schnell nach Hause, für den Abend vorgekocht, ein paar Emails geschrieben, Post erledigt und Anrufe getätigt.

Unter anderem habe ich in einem Lokal angerufen, um für den Sonntag Plätze zu bekommen für die ganze Sippschaft.

In der Regel läuft es so, dass das Essen hier bei uns im Haus stattfindet. Variabel zwischen fünf oder eben sechs Personen, also plus 1.0.

Auch in der Regel ist es so, dass es - solange LaMama kocht - recht übersichtlich in der Auswahl ist. Schweinebraten, Geschnetzeltes, Lende Piccata, Sauerbraten. Manchmal auch "Falscher Hase". Wobei ich sagen muss, dass das Geschnetzelte auch nur wie zerfetzter Schweinebraten schmeckt. Und den mag ich nicht besonders. Na, eigentlich schon, aber nur in gut. Also woanders.

Um aber der heiligen Vierfaltigkeit am Sonntag zu entgehen, biete ich ab und zu an, die Kocherei zu übernehmen. Mach ich gerne, weil a) ich etwas Abwechslung bekomme und b) ich um die Schweinebratereien in Varianten herumkomme.

In der letzten Zeit aber wurde das immer schwieriger. 2.0 - der Hauspsychopath - hat ein neues Betätigungsfeld gefunden. Das "das esse ich nicht"-Syndrom.

Hackfleisch zum Beispiel. Nein, nicht weil das Tier ist oder gehackt. Einfach nur deshalb, weil in seiner Kindheit seine Oma(!) den Rotz am Ärmel abgewischt und weiter das Fleisch geknetet hat. Hallo? Wenn ich es auch sonst mit Aufräumen recht locker sehe - aber in der Küche bin ich fast pedantisch, was die Hygiene beim kochen angeht. Verstehe ich nicht das Verhalten, muss ich auch nicht. OK, eben nichts, was mit Hackfleisch zu tun hat.

Obwohl - Spaghettisoße, die geht schon. Da ist dann das Hackfleisch auch in Ordnung. Aber! Die Soße muss ROT sein. Leuchtrot. Selbst gekochte Soße hat ja eher die Neigung, bei Verwendung von guten und frischen Zutaten, einen etwas dunkleren Rot-Farbton zu bekommen. Nicht braun, aber dunkler. Das jedoch, das ist wiederum nicht gut gelitten. Kürzlich gab es also diese Art Bolognese, natürlich mit der Meckerei am Farbton. Kurz darauf läuft im Fernsehen die Werbung für eine Fertigsoße. Sagt der gute Mann nicht etwa "Schau, SO muss eine Spaghettisoße aussehen, ROT!". Sag ich nichts mehr dazu, ich diskutiere nicht mehr mit ihm.

Warmer Möhrensalat? Geht nicht, warmen Salat isst er nicht. Gurkensalat mit frischer Rahmsoße? Hahaha... Kurz und herzlich gelacht - geht nur, wenn zusätzlich je Gurke zwei Tütchen von diesem Fertigwürzpulver hinein gekippt werden. Gibts bei mir nicht. Frischer Pudding? Selbst gekocht? Nicht aus der Tüte? Isst er nicht.

Und der Hammer: Spaghettiessen. Nudeln links auf dem Teller, rechts die Soße. Zuerst werde die Nudeln gegessen, dann die Soße. Grund? Er hasst vermengte Speisen. Was auch für Reistopf gilt. Geht nicht, weil da der Reis mit den restlichen Zutaten vermengt ist. Kingt komisch, ist auch so.

2.0 sagt aber, er ist beim Essen einfach. Kann man so sehen, aber auch nicht.

So. Nun war ich mal so frei, habe mir erlaubt, Canneloni mit Lachs-Spinat-Farce zu füllen, Bechamel dazu, eine Tomatensoße und das Ganze mit Käse überbacken. Guter Bergkäse, handgerieben. Hat zwei Tage gedauert, die Zubereitung. Und? Er sagte, dass das eine eigenartige Kombination wäre, meiner Mutter war das als "Sonntagsessen" zu wenig, da müsse es Fleisch und Klöße geben. Coburger Klöße. Die kann man nicht schneiden oder mit der Gabel aufnehmen, dazu braucht es einen Löffel. Im Prinzip ist das ein misslungener Kloß. Hier muss das so sein. Geschmack? Klar, nach Kartoffelstärke. Ekelhaft. Und handgefüllte Nudel ist ja kein Kloß. Da kann das schmecken, wie es mag - ist eben kein Sonntagsessen, wird von LaMama abgelehnt.

LaSista mag überhaupt keinen Fisch. Und Fleisch auch nur wenig. Nuja.

Red? Die isst alles und klagt nicht. Gute Frau, das.

Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja... Die Aussprache... Na, wie auch immer das in der letzten Zeit gelaufen ist - ich habe die Nase voll von Sonntagen, an denen ich um elf Uhr mein Konsens-Mittagessen einschieben soll, begleitet von Gemecker. (Vor zwei Wochen gab es Kotelett am Stück, Sous vide und dann kurz die Kruste aufgeknuspert, dazu eine Zwiebelsauce und - Fließklöße, war recht gut. Und 2.0? Fragt NACH dem Essen: "Was haben wir denn da heute überhaupt essen müssen? Was war das?") Also habe ich vorgeschlagen, dass man doch essen gehen könne. Sonntags.

Stirnrunzeln, weil man sich da nicht mehr gratis durchfressen kann und dann auch noch meckern darf. Hurra. Mir egal, lieber 15 Euro ausgegeben, als unterschwellig beleidigen lassen.

Ich habe zwei Lokale vorgeschlagen, diese wurden abgelehnt. Allerdings erst, nachdem LaMama signalisiert hatte, dass sie die Zeche übernehmen würde. Plötzlich durfte es eine Restaurant-Kategorie höher sein. Einfach zu ernähren? Schon klar...

Gestern habe ich reserviert. Mittwochmittag ist dort eher ruhig, weshalb ich wohl den Wirt in seiner Wohnung erwischt habe, der Telefonweiterleitung sei Dank. Im Hintergrund schön ruhig, der Wirt - kenne den aus meiner früheren Tätigkeit - entspannt. Ich trage meinen Wunsch an; fünf Plätze für die Mittagszeit. Kann er machen, aber erst, nachdem die Gesellschaft wieder weg ist. Die gehen um 12.30 h. Sagt er mir. Muss ich glauben, wird wohl auch so sein. Also bestelle ich auf 13.00 h. Wohlgemerkt, beim Chef selbst.

Ich teile in der Familiengruppe per WhatsApp mit, dass der Termin steht, allerdings erst um 13.00 h. Für niemanden ein Problem - außer für LaSista. Das ist die, dank derer wir schon um elf am Sonntag essen. Naja, gefällt mir nicht, stört aber auch nicht mehr.
Woraufhin LaSista mault, dass ihr das eigentlich zu spät wäre. Und uneigentlich? Das verkneife ich mir aber, teile die Umstände mit. Und auch, dass sie bitte dort anrufen soll um abzusagen, sollte die Zeit partout nicht passen. Die Nummer des Restaurants gebe ich mit dazu, soll sie sich selber kümmern. Ach, habe ich schon mal erwähnt, dass meine Schwester zwar im RL ein großes Maul hat, aber sich nicht traut, Termine zu vereinbaren? Warum auch immer, ist so. Müssen immer andere machen. Diesen Auftrag wird sie also auch delegieren.

Also wieder zurück in die Firma, ich komme recht spät heim, Red ist schon da. Kommt LaMama auf mich zugestürmt, kaum, dass ich im Hausflur stehe. "Komm´ mal rein..., los, komm mal rein. Setz Dich mal hin, wir müssen mal sprechen!" Tausend Dinge gehen mir durch den Kopf, was in den fünf Stunden, die ich abwesend war, passiert sein könnte.

"Setz Dich mal hin, wir müssen mal reden. Warum Du Dein Leben nicht mehr hinkriegst." O-Ton LaMama. Und da habe ich schon einzelne Worte zugefügt, um das überhaupt verständlich zu machen. Ihre Spezialität: Wichtige Worte aus Sätzen weglassen. Beispiel? Gerne: "Die Katze da vorne!" Nu.... Was katzt die da? Springt sie? Schläft sie? Liegt sie überfahren auf der Straße? Ich könnte weißglühen, wenn solche Fragmentsätze ausgesprochen werden. Und frage ich nach, was sie eigentlich will, dann habe ich in ihren Augen schlechte Laune und "man kann mit Dir ja gar nicht mehr reden!" Beliebter Ausspruch: "Leck mich Faden!" Wie oft habe ich schon gesagt, dass da ein "am" fehlt? Sie kapiert es einfach nicht. Wir haben so eine schöne Sprache mit vielen Nuancen, um einzelne Dinge sehr genau zu beschreiben. Und? Was nutzt das schönste Vokabular, wenn ich nur 200 Worte in Ganzen benutze? Richtig - nichts! Hrrrrrrrrr.....

Zurück zur "Aussprache". "Was ist denn los mit Dir? Warum bekommst Du denn Dein Leben nicht mehr hin?" - "??????" Eigentlich läuft es recht gut im Moment, ich komme schneller voran, als gedacht, fluppt sogar. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was sie meinen könnte.

Weiter im Takt: "Warum hast Du denn so ein Zeug?" - der Leser füge hier in diesem, von LaMama mir an den Kopf geworfenen Satz, ein "erzählt" an das Ende.

Ich wieder: "?????" Noch immer habe ich nicht den Anflug einer Ahnung, was sie meint!

"Ich habe vorhin im Lokal angerufen, da war nichts reserviert und auch ein Bus kommt nicht!" Mal abgesehen davon, dass ich "Gesellschaft", nicht "Bus" gesagt habe, habe ich keine Ahnung, was sie mit ihrer Aussage meint. Klartext: Sie wirft mir also vor, ich hätte NICHT im Lokal angerufen, hätte NICHT geordert und es gäbe auch NICHT die Gesellschaft.

Bin baff.

Und dann wurde es laut. Warum hätte ich, bitteschön, die Nummer rausgeben sollen mit dem Nebensatz, dass sie doch selbst stornieren sollen, wenn der Termin nicht passt? Ich war mir sicher, dass das passieren wird; hätte ich gelogen, dann wäre das doch allemal aufgeflogen. Schon alleine mir so eine Dummheit zuzutrauen, ist eine Beleidigung.

Und immer wieder die Frage von LaMama: "Was ist denn los mit Dir? Warum bekommst Du Deine Sache nicht mehr hin?" Alleine dieser Satz... Aber, ich bin ja ein beherrschter Mann. Ich beherrsche die laute Aussprache. ;-) Auf meine Frage, ob sie auch den Chef am Telefon hatte, sagt sie nur "Da war nichts eingetragen, auch kein Bus, der angeblich kommen soll!" Nochmals versuche ich klar zu machen, dass ich NIE etwas von einem Bus gesagt habe. Dazu muss man wissen, dass eine Gesellschaft für sie immer ein Bus ist. Oder immer eine Silberhochzeit. Oder immer eine Trauerfeier. Alles das Gleiche in ihrem Sprachschatz. Was es immer sehr schwierig macht, ihr etwas begreiflich zu machen, da sie einen recht einfachen Wortschatz hat. Machste nix, musste gucken, wie du zurande kommst. Hrrrrrrr....

Nach ein paar Minuten wird mir also dann doch auf die zehnte Nachfrage hin mitgeteilt, dass am Telefon eine Frau war. Schön, bei mir war es der Chef. Der sollte eigentlich den Laden im Griff haben. Ich gehe davon aus, dass die Aushilfe nicht in allen Teilen des Geschäftsbetriebes auf dem Laufenden ist.

Ende vom Lied: Ich stehe als Lügner da, und dass bei einer absoluten Lapalie. Habe aber auch keine Chance, meine Mutter von ihrem Irrglauben abzubringen. Denn: Was sie sich einmal in ihren überschaubaren Hirnwindungen zusammengereimt hat, dass muss auch in der Realität so sein.

Diesen Sonntag jedenfalls, wird die Familie ohne Red und ohne mich zum Essen fahren. Und ab sofort gibt es Sonntags auch keine gemeinsamen Essen mehr. Bin ich eisern, fragt mal die Ex, das haben wir damals schon einmal durchgezogen.

Irgendwie erinnert mich das an das komische Silvester-Diner. "The same procedure...."

Kommentare

  1. Was bin ich froh, daß meine Verwandtschaft ebenso wie die Schwägerschaft weit genug weg wohnt. Sehr weit. Ausreichend weit. Weit genug eben.

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    1. Im gleichen Haus zu wohnen kann dem Seelenfrieden gelegentlich konträr laufen.

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    2. Und deswegen gibt es bei uns keine getrennten Wohnungen und auch keine getrennten Häuser, sondern getrennte Städte. :-D

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  2. Also ehrlich, ich habe schon im ersten Absatz bei den Spinnereien von 2.0 keinen Bock mehr auf Sonntagsessen gehabt. Wenn ich bei jemandem zu Gast bin wird gegessen was auf seinen Tisch kommt, fertig. Ist ja nicht so das Du Känguruhoden servierst ;-) Und LaMama.......ja, das kenne ich, zwar nicht so extrem, aber da muß man einfach irgendwann die Reißleine ziehen. Sieh es positiv: Nu habt Ihr den Sonntag komplett für Euch und könnt machen was Ihr wollt.
    LG Bianca

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    1. Und das sind nur die Spitzen...

      Ja, ich sehe das auch positiv: Endlich ausschlafen. Oder so ;-)
      LG, Holger

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  3. Na du hast ja auch eine nette Mischpoke beeinander.

    Genießt euren freien Sonntag.

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  4. Ach Holger, nicht böse sein, ich habe die ganze Zeit gegrinst.
    Du weisst, das ich manchmal traurig bin, so ganz allein zu sein.
    Nach Deiner Schilderung........ was ist es herrlich keine Familie mehr zu haben.
    Daran sehe ich, das alles Ding zwei Seiten hat.
    Ansonsten pflichte ich " Stempelplatz" völlig bei.
    ich esse das was auf den Tisch kommt, oder lasse es stehen.
    Du merkst es ja gar nicht mehr WIE es schlimm es wirklich ist.
    Frage mal Red, wie sie das auf nimmt?
    Mensch, warum macht ihr eigentlich nicht euren Kram allein???

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  5. Ich habe mich ja schon immer gefragt, warum du dir das Sonntag für Sonntag antust.
    Schon die frühe Uhrzeit finde ich ja derart nervig, da käme das Essen grundsätzlich erst um Eins auf den Tisch: "ist irgendwie nicht gar geworden!"

    Giggle

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    1. Naja, wenn ich gekocht habe, dann habe ich das schon immer nach hinten gezogen. Mit genau DIESER Begründung ;-)

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