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Lecker! Lecker???

Achtung Schwadronationsgelaber ;-)

In einem Bewerterforum für Restaurants wurde immer wieder mal kritisiert, dass es Essengeher gibt, die in ihre Bewertung schreiben, dass das Essen lecker war. Für mich heißt das einfach: Das Essen war ohne Mangel, hat gut geschmeckt, alles in Ordnung. Und das eben in einem Wort: Lecker.

Dieser Tage keimte auch bei FB in einer Kochgruppe dieses Wort auf. Eine teils heftige Diskussion um den möglichen und unmöglichen Einsatz dieses Wortes; auch, dass sich manche Köche damit sogar zu wenig gewürdigt, fast beleidigt fühlen. 

Für mich war da nie etwas auszusetzen, teilweise habe ich dies auch gebraucht, weil es eben in den täglichen Sprachgebrauch Einzug gehalten hat. Ist ja auch kein verächtliches oder gar böses, eventuell sogar (böse böse) rechtsradikal verdächtiges Sprachgut. Lecker ist lecker. Und je näher man in Richtung Nordgrenze der Republik kommt, umso öfter hört man dieses.

Also: Ein Wort aus dem Umgang von Menschen mit Menschen. Der Duden sagt dazu übrigens, dass lecker ein "besonders wohlschmeckend" meint. Also eigentlich eine Auszeichnung.  Ich kann auch gut etwas "lecker" finden und so bezeichnen. Und trotzdem weiter ausführen und begründen, warum dies so ist. Aber, wer will schon im Detail wissen, wie die Zubereitung der Speisen vonstatten ging? Welche Kräuter in einer Liaison mit der Soße in einer Perfektion gipfeln? Der in solchen Foren suchende liest: "Das Essen war lecker!" Und er weiß somit, dass der Essende und Bewertende zufrieden war. Ich bin mir sicher, dass die Ausführungen, die ich immer wieder mal zu den Details geschrieben habe, nicht wirklich gelesen wurden. Oder einfach von Menschen, die wie ich gerne mehr wissen und eine fachliche Umschreibung auch einordnen können. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Menschen, die mit "lecker" zufrieden sind für dumm halte. Nein, diese Menschen haben eben gelernt, die Quintessenz zu ziehen. Und diese steht in eben diese Wort: "Lecker". Allgemein verständlich und kann überall zugeordnet werden. So der Leser denn auch will.

Klar, jeder Mensch hat ein anders Sprachempfinden. Ich verkrampfe innerlich, wenn anstatt "SMS schreiben" das Wort "simsen" verwendet wird. Keiner wird es bemerken, der es in meiner Gegenwart benutzt, aber ich bin in dieser Situation kurz davor, das Gegenüber zu erwürgen. Ich HASSE diese Wort. Warum auch immer. Somit verstehe ich auch, wenn jemand ein "lecker" ablehnt. Nicht auf sachlicher, aber auf emotionaler Ebene.

Sonntag zur Mittagszeit. Geburtstagsessen. Weißwürste in selbstgemachter Gemüsesuppe, dazu Laugenstangen. Und für den einen Fleischamstücknichtverzichtenkönner: Zwei Rouladen mit Nudeln und Rotkraut. Für die Weißwürste kann ich nichts, wenn die gut schmecken, dann ist das nicht mein Verdienst, ich freue mich aber darüber. Ist auch der Sinn der Sache - schmecken muss es, gut, wenn es "lecker" ist. Auf die Frage, wie die Rouladen sind, kommt ein "lecker". Freut mich, es schmeckt also. Nichts auszusetzen, passt. Dazu muss ich aber auch einschränken, dass in Franken auch ein gebrummtes "gut" oder "bassd scho" das Gleiche bedeutet.

Und wie überall gibt es Menschen, die eben nicht akzeptieren können, dass es bei den Kochkünsten, bei der Lebensführung im Allgemeinen und auch bei der Sprache Unterschiede gibt. Während ich zu den guten Hobbyköchen teils erfürchtig aufschaue und versuche zu lernen, denke ich, dass ich sprachlich langsam wieder einigermaßen zurück zur alten Form komme. Ja, zwischenzeitlich habe ich aufgrund von gewissen Mängeln an Substanzen im Körper nicht nur körperliche Einbußen erlitten, auch die kognitiven Dinge blieben auf der Strecke. Worte waren erst weg, dann auch die Interpunktion (die heute noch oft holpert), die Sprachvielfalt der Worte. Besonders schlimm: Der Tag, an dem ich zwar Buchstaben sah, wusste, dass es Worte sind - aber diese nicht erkennen konnte. Das war also das Wort "lecker" als Beispiel. Ich sah sechs Buchstaben. Ich sah zwei Silben. Aber ich wusste nicht mehr, was dieses Wort mir sagen will. Das waren plötzlich Buchstaben ohne Sinn aneinandergereiht.

Bei vollem Bewusstsein war das Sprachverständnis weg. Neben einem riesen Schreck und dem Glück, an den richtigen Arzt zu gelangen, der dies mit einer recht simplen Sache wieder auf Vordermann brachte, bin ich für jedes Wort dankbar, welches ich erkennen, schreiben, lesen, zuordnen kann. Ich freue mich über die Vielfalt in der deutschen Sprache, über die vielen Worte, die ein Ding in Nuancen beschreiben können. Doppeldeutigkeiten, die zum Spiel damit verleiten. Und ich freue mich, wenn ich mich wieder einigermaßen verständlich ausdrücken kann. Kaum ein Mensch hat mitbekommen, wie es um mich stand. Dabei war es nicht am Schlimmsten, DASS etwas passiert ist, sondern was da geschah.

Seit dieser Zeit vor gut zwei Jahren sehe ich über die Unzulänglichkeiten anderer Menschen lockerer hinweg. Mir wurde mit Horror bewusst, dass es von jetzt auf gleich vorbei sein kann. Ich schlucke einfach, wenn jemand "simst", ich freue mich, wenn mein Essen als "lecker" bezeichnet wird und ich nehme hin, dass ich in keiner Sache perfekt bin, aber zumindest versuche, jeden Tag ein Stück besser zu werden in all den Dingen, die an diesem Tag von mir geleistet werden. Perfektion? Langweilig. Die kleinen Makel sind es doch, die uns diskutieren und im Gespräch miteinander halten.

Kommentare

  1. Als gebürtiger Norddeutscher kann ich nur zustimmen. "Lecker" ist ein absolutes Lob. (ein "Sehr-lecker" käme einem Stern gleich)
    Und ja, es gibt durchaus irrationelle Ablehnungen gegen Wortbildungen. (Wenn mir jemand zum "Burzeltag" gratuliert, bekomme ich spontan Pickel)

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    1. Das mit dem "Burzeltag" kann ich gut verstehen. Mich bringt zum Beispiel auf die Palme, wenn meine Mutter mal wieder sagt "Leck mich Faden!" AM. Verflucht nochmal AM!!!! Harrrr....

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  2. Oh, oh Holger, Du weisst, das ich da so eine Stelle habe.
    Auch ich sage "lecker"
    Auch ich empfinde es als "lecker"
    Aber genau das ist der Punkt.I
    Ich/Du / andere empfinden das "persönlich " als lecker.
    Ein anderer würde dazu vielleicht Sch.... sagen.
    Es stellt also immer die eigene Empfindung dar, und kann m.E. nicht als Bewertung oder Beschreibung für andere als Massstab dienen.
    Denke da an RK und deren Rezensionen.
    Uff !

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    1. Gerhard, wenn ein Anderer das so empfindet, dann sollte dieser im Duden nachschauen und sich die Definition ansehen. Ich akzeptiere "lecker", ich kann "lecker" einordnen und ich werde es auch weiterhin gebrauchen, zumal dies ein urdeutsches Wort ist. Das ist fast wie das "Zigeunerschnitzel", welches ich nicht mehr gebrauchen soll, weil jemand das falsch verstehen "will". Ja, RK und die Rezensionen - bzw. die Reaktionen und Kommentare darauf - hatte ich auch im Kopf dabei. Jeder wie er will. Solange dies sachlich und fachlich nicht falsch ist. Oder im Spruch ein "am" fehlt.... ;-)

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    2. Du verstehst mich miss.
      Ist ja auch alles so richtig. Ich gebrauche es ja auch.
      Es gilt aber immer nur mit der , meist fehlenden Vorbemerkung, " ICH finde es .... "
      Wie willst Du wissen was ICH als lecker empfinde?

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    3. Gerhard, da haben wir uns doch schon dazu ausgetauscht, sehen das doch ähnlich, ich habe das auch so verstanden. Naja, ob da nun das Sätzchen davor steht oder nicht - mir ist schon klar, was der Proband da auszudrücken versucht. "IHM" hat es geschmeckt. Und das will er mitteilen. Mal mit einem Wort als Schlagwort, mal in einen Satz eingebaut. Also los, nutzen wir das "lecker", bis es was Neues gibt in der Sprache ;-)

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  3. Mir war gar nicht klar, dass es Menschen gibt die das Wort lecker als unzureichend oder fehl am Platz empfinden.
    Wieder was gelernt.

    Ich werde in deiner Gegenwar nie das Wort simsen erwähnen (ich sag sowieso immer nur WhatsAppen,-))!

    Zu deinem Gesundheitszustand vor einigerzeit kann ich nur sagen: Ich wusste zwar, dass du irgendwie krank warst, aber das hat mich jezt doch etwas schockiert wie schlimm es um dich stand.
    Um so schöner, dass es dir wieder besser geht!
    Ja, man sollte jeden Tag genießen.
    Jeden!

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    1. Lady Crooks, Du weißt doch, dass es für alles Positive einen Menschen gibt, der das auch negativ sieht. :-) Danke für das vermeiden des "simsen", darfst mir im Gegenzug ein Wort nennen, welches Du nicht hören willst :-)

      Ach, das ist nur einer der kleinen Ausschläge gewesen, die mich so getroffen haben. Und noch dazu einer, der eher leichten, unwichtigen :-) Jammern ist ja schön und gut - aber geholfen hat es noch nie jemanden und dann muss man das auch noch immerzu erklären. Viele Dinge, die mich so plagen weiß niemand. Damit kann man klarkommen, zumal das eben nicht ändern geht. Wie gesagt, ich genieße einfach die Zeit, die ich habe und sehe das als Bonus an. Und darum gefällt mir jeder Tag. Die guten natürlich ganz besonders ;-)

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