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Schlechtes Gewissen

Ach, die Welt ist manchmal komisch. Tausche "Welt" gegen "ich" und das passt auch.
Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ist das typisch deutsch? Denn ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich zufrieden bin. Trotz Solismus, Krankheit und den anderen Widrigkeiten, die mein Leben umspielen.

Geld ist für mich nur noch Mittel zum Zweck, Zahlen auf dem Papier. Nichts, für das man sich verbiegen muss. Wem nützen Zahlenkolonnen auf dem Konto? Das Leben geht weiter, unabhängig vom Geld.

Dichtes Dach, Heizung funktioniert und Essen ist da. Zudem sauberes Wasser zum trinken und waschen. Brauche ich mehr an Materiellem? Solange ich dem Staat nicht zur Last falle, ist doch alles in Ordnung.

Ich habe eine liebe Bekannte, mit der ich regelmäßig telefoniere, die mich ab und zu besucht.Die mehr in einem Jahr über mich erfahren hat, als die Ex jemals interessiert hat. Was brauche ich mehr? (Auch wenn ich heute wieder was von ihrem Apfelkuchen erzählt bekommen habe und dabei fast am Sabber erstickt wäre;-)

Ich lebe. Ich bin nicht der Gesündeste, aber, nach einer Odyssee von 14 Ärzten habe ich nun kapiert, dass - wenn überhaupt - nur die Zeit eine Linderung bringen kann. Ich arbeite daran und freue mich, noch zu leben und zur Zeit täglich kleine Fortschritte zu verzeichnen. Und vielleicht kann ich bald wieder meinen Aktionradius vergrößern. Nicht so groß wie es "normale" Menschen können, aber zumindest wieder selbst einkaufen. Jeder Tag dorthin, den ich lebe, ist ein Gewinn. Und manche Tage sind sogar schmerzfrei.

Und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen. Aus dem Grund, weil es vielen Menschen viel schlechter geht als mir.



Kommentare

  1. Bedank Dich lieber. Und erweise Dich würdig, in dem Du der beste Mensch wirst, der Du werden kannst. :)

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  2. Materielles ist WIRKLICH nicht wichtig. Das Ding haut man zwar ständig raus, aber das es wahr ist, weiß ich erst seit ein paar Jahren. Wenn dann bei Dir noch die Gesundheit mitspielen würde (wenn ich das richtig rausgelesen habe, dann wird es langsam besser), dann ist alles im grünen Bereich. Kontakt zu lieben Leuten, ein wenig was um die Ohren... alles supi.
    Natürlich ist immer alles ausbaubar ;)

    Liebe Grüße !

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    1. Früher war das bei mir auch anders. Jagd nach dem letzten Cent, nur um dem Mainstream zu entsprechen, die Erwartungen zu erfüllen, welche die Gesellschaft an mich stellte. Und das macht krank und unzufrieden.
      Gruß
      Holger

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  3. Blödsinn... sorry, aber das ist Blödsinn! Freu dich, dass es dir so gut geht und du dich dran freuen kannst! Ich kenne massenweise Leute, denen es spitze geht und die trotzdem den ganzen Tag rumjammern. Also freu dich gefälligst weiter :-)
    Liebe Grüße!

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    1. Mach, ich, danke! Und ich freu´ mich schon aufs nächste WE. Da bekomme ich vielleicht Besuch. Wenn auch nur für ein paar Augenblicke, aber immerhin.
      Gruß
      Holger

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  4. Das Problem ist oft dass Menschen, denen es gesundheitlich immer gut geht (bis auf Grippe oder Montezuma z.B.), die also gar nicht wissen wie es ist, wenn man chronische Schmerzen oder andere "Gebrechen" hat, dass die das oft nicht zu schätzen wissen, DASS es ihnen gut geht. Ich will mich da gar nicht ausnehmen. Es hat lange gedauert bis ich gelernt hab, wertzuschätzen, wenn es mir (den Umständen entsprechend) gut geht. Heute genieße ist es und nehme das gute Gefühl in mir mit für die schlimmen Tage. Als Trost sozusagen. Um zu wissen, dass es auch immer wieder besser wird.

    Materielle Dinge und Geld mögen unwichtig sein, da geb ich dir Recht. Ich find's auch schlimm, das immer jeder das aller neueste, beste, schönste haben muss. Hab ich noch nie mitgemacht, sowas. Aber wenn man zuwenig Geld hat, um essentielle Dinge wie die Gasrechnung zu bezahlen, dann sieht man das ein wenig anders. Das Beispiel fällt mir spontan ein weil ich eine Frau kenne, die aus längst vergangenen Zeiten noch Schulden beim Gasversorger hat, der haben sie das Gas jetzt abgestellt. Oder man am Monatsende nicht weiß, wovon man noch die nötigsten Lebensmittel kaufen soll. Besonders dumm finde ich dann diese Konsummentalität wieder, dass diejenigen oft gerade immer das neueste Handy oder die Markenklamotten haben müssen, aber dann trotzdem jammern, dass zuwenig Geld zum Leben da ist. Ich erinnere an die Familie neulich im TV (hab ich schon mal irgendwo gesagt) die meinten, sie könnten für ihr Kleinkind nichts zu essen kaufen. Und die für Telefonie im Monat 150 (!!!) Tacken ausgegeben haben. Da kann ich nur noch den Kopf schütteln vor soviel Blödheit.

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