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Woher und wohin?

Kürzlich habe ich mit der Vanillelady darüber diskutiert, ob es "über uns" noch ein übergeordnetes Wesen gibt. Am Schluss siegte die Erkenntnis: wir bleiben Beide unterschiedlicher Meinung. Gelebte Toleranz. Übrigens: wenn man mich fragt, ob die Ex an Gott glaubt oder nicht; ich müsste passen. In 15 Jahren sind wir nicht einmal auf dieses Thema zu sprechen gekommen. Na, ist ja auch weit weg von Holz und Pferd. Egal.

Woher also kommen wir? Werden wir vorher aussortiert, von einem Wesen für lebenswürdig befunden und einem Körper zugeteilt? Oder sind wir einfach geronnene Energie, die anstatt einer Seele elektrochemische Vorgänge in sich birgt? Und wo läge der Unterschied bei den beiden Varianten, wie würde es bei 100 %iger Sicherheit unseren Alltag beeinflussen? Würden wir nun alle ehrfürchtig kriechen, gäbe es einen Gott, den man auf keinen Fall verärgern darf? Oder hauen wir uns nun mit Freude und ohne Gewissensbisse die Schädel ein, denn - nach dem Tod ist einfach tot?

Keine Ahnung. Ich hoffe für meinen Teil, dass es mit dem Tod auch endet. Keine Lichter zu denen ich noch fliegen muss. Keine Regenbögen, die ich bezwingen soll, um liebe Tote wieder zu sehen. Und kein Paradies, in dem nur Harmonie herrscht. Und wer kommt dort hin? Auch die Tiere? Die leben ja wie wir. Alle Menschen? Nur die Guten? Und wer bestimmt, wer gut war im Leben?

Wenn es einmal soweit ist, dann werden wir es alle wissen. Oder auch nicht, weil, wenn mit dem Tod ja Schluss ist....?

Die andere Seite ist, dass wir nicht nur die Macht haben, Leben zu erhalten. Teils unter menschenunwürdigen Umständen, die man seinem Haustier nicht zumuten würde. Die Vanillelady hat gesagt, dass "zu lieben auch bedeutet, loslassen zu können!" Das war ein Satz, der mich dann doch länger beschäftigt hat. Tiere, welche leiden, dürfen wir unter bestimmten Auflagen sterben lassen, nachhelfen, um sie vor Qualen zu beschützen.

Ein Mensch, wenn er am Ende seiner Kräfte und seines Lebens angelangt ist, hat vielleicht das Pech gehabt und keine Patientenverfügung ausgefüllt. Was bedeutet: die Medizin wird alles versuchen, was machbar ist. Technisch und von der medikamentösen Seite her. Der Humanismus, der bleibt erst einmal auf der Strecke. Gegen die Schmerzen gibt es eben noch mehr Medikamente. Und wenn die Therapie eigentlich keinen Sinn mehr hat.... Egal, dafür gibt es die Maschinen. Glücklicherweise sind die Ärzte der heutigen Generation verständiger, nicht mehr auf dem Standpunkt, dass ausgereizt werden muss, was auch machbar ist.

Und es gibt die Möglichkeit der Patientenverfügung. Die soll vor einem solchen Herauszögern des Unvermeidlichen eigentlich schützen. Zumindest den Patienten, der im Falle des Greifens der Verfügung in der Regel nicht mehr in der Lage ist, seine Wünsche klar zu äußern.

Aber, es gibt immer mindestens einen Menschen, der entscheiden muss, wann der Zeitpunkt gekommen ist, seinen Schützling loszulassen und gehen zu lassen. "Zieh doch den Stecker". Sagt sich so einfach, ist weitaus komplexer und auch gar nicht so einfach. Erst einmal ziehen nicht die Angehörigen den Stecker, der wird sowieso in der Steckdose belassen. Der Angehörige oder zumindest Betraute, darf sagen, wann es denn genug ist. Die Ausführung obliegt dem Fachpersonal. Gut so, denn sonst würde es noch schlimmer werden, die richtige Entscheidung zu treffen. Und meine tiefe Verbeugung vor den Menschen, die eigentlich einen Beruf zur Rettung anderer Menschen ergriffen haben, und zu deren Aufgaben es nun gehört, Leben zu beenden.

Wenn es gut läuft, stirbt der Mensch einfach. Fällt um, wird umgefahren, stirbt im Schlaf. Dummerweise beenden aber schon bis zu 60 % der Menschen in den Krankenhäusern. Die Chance, in Ruhe und Frieden zu sterben ist also niedriger als die, von anderer Menschen Gnade abhängig zu sein.

Wer es gerne selbst in der Hand haben möchte wie es endet, dem seien diese Links empfohlen:
- Patientenverfügung
- Rechtliches zur Verfügung
- Vorsorgevollmacht - Download



Kommentare

  1. Danke!

    Ich sollte da auch mal aktiv werden...

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  2. Aber Hallo.
    Ich sehe diese Patientenverfügung so ein bisschen als Beruhigungspille für die noch lebenden.
    Denn wer bitte, z.B. bei mir, würde denn prüfen oder überwachen in wieweit mein "letzter Wille " respektiert und ausgeführt würde?
    Wer will einem Arzt sagen was er zu machen hat?
    Ich denke mal diese Verfügungen gaukeln einem vor das man immer noch ein " Mensch " bleibt.
    Was leider nicht stimmt.

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    1. Gerhard, da kannst Du eine zentrale Stelle mit beauftragen. Jeder Patient wird darüber laufen gelassen. Wenn eine Verfügung vorliegt, muss nicht zwingend auch ein Angehöriger da sein. Diese Verfügungen sind rechtlich bindend. Die Ärzte halten sich daran. Alles andere wäre justiziabel.

      Und die Ärzte fragen IMMER als Erstes nach einer Verfügung. Ob in Coburg, Kutzenberg oder Lichtenfels. Sobald da etwas bekannt ist, wird danach verfahren. Und - nach unserer Erfahrung - die Ärzte schlagen entsprechende Therapien vor. Oder auch nicht. Hier siehst Du ausnahmsweise einmal Gespenster, wo keine sind.

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    2. Da muss ich widersprechen. Jeder Arzt ist froh, wenn er eine qualifiziert ausgefüllte Patientenverfügung hat. Ich war selbst schon in so einer Zwickmühle.
      Beispiel: Jemand, der sich im unmittelbaren Sterbeprozess befindet hat starke Schmerzen. Die Gabe eines adäquaten Schmerzmittels hätte ggf. eine Atemdepression (also eine Verminderung bzw. das Aussetzen der Atmung) zur Folge und damit einen frühzeitigen Tod. Der Mensch kann sich selbst nicht mehr äußern (Schmerzreaktionen laufen auch nonverbal und der Mensch leidet). Es macht die Entscheidung, Schmerzmittel bis zur Schmerzlosigkeit zu geben -mit allen bekannten Risiken- leicht, wenn das verschriftlicht ist. Ansonsten dürfte der Arzt die gemäß seines Eides, keine lebensverkürzenden Maßnahmen vorzunehmen, nämlich nicht geben - jedenfalls nicht in erforderlicher Dosierung zur Schmerzfreiheit.
      Jeder muss also für sich entscheiden, was er vorzieht: länger leben (mit Schmerzen) oder Schmerzfreiheit. Es ist eine persönliche Entscheidung.Liegt nichts vor, gibt es nur die Normaldosis ohne Risiko, egal ob sie ausreicht oder nicht. Liegt etwas vor, wird entsprechend des Patientenwunsches verfahren - unabhängig vom Glauben, Wunsch oder der Ansicht des Arztes. Das zählt - GANZ WICHTIG!!! - dann auch nicht als Sterbehilfe! In diesem Fall würde das nämlich kein einziger Arzt tun. Man gibt also nicht nur seinen Angehörigen, sondern auch seinen Behandlern Rechtssicherheit. Und darüber sind alle - glaubt es mir - sehr froh!!!

      Grüße! N., die schon eine adäquate Schmerzbehandlung machen durfte und sehr froh über diese Erfahrung ist.

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    3. Das kann ich so nur unterschreiben. Danke, aus berufenem Munde von Dir ist das sehr gut erklärt.

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  3. Was Eure theologischen Überlegungen angeht - wenn Du Dich mit Physikern über den Zeitbegriff unterhältst, dann werden sie Dir unisono mitteilen, dass man zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht wirklich unterscheiden kann, sondern alles im Jetzt für einen Beobachter existiert. Das wäre für mich der einzige Anhaltspunkt für die Existenz des "Schicksals" ;)

    Danke für die Patientenverfügung !

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    1. Alles ist relativ, wie der Herr mit Wohnsitz in Lambarene schon gesagt hat ;-) Und der Franke sagt: "´s kommt, wie´s kommt!"

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  4. Die Würde des Menschen ist unantastbar - auch die, in Würde sterben zu dürfen. Denn das Sterben gehört zum Leben dazu. wir haben es in unserer modernen Gesellschaft nur so wunderbar verdrängt - wie auch die Frage/Antwort nach dem Sinn des Lebens.

    Wenn man nach seinen eigenen Vorstellungen sterben möchte, dann sollte man diese allen Menschen um sich herum klar kund tun. Und am verbindlichsten natürlich schriftlich. Ich finde es nur fair, meinen Kindern MEINEN Willen schriftlich zu hinterlassen, für den Fall, dass ich mich selbst nicht mehr zu meinen werten äußern kann, damit sie nicht selbst entscheiden müssen. Ich will sie nicht in Gewissenskonflikte stürzen, wenn sie entscheiden müssen. Sie sollen genau wissen, wie und was ich denke und das dann in meinem Sinne und ohne Zweifel an sich und an mir umsetzen (lassen) können.

    Jo ... gut gebrüllt Löwe. Das erzähle ich meinen Patienten und Kunden, biete Beratung in dieser Richtung an und habe schon bei unzähligen Menschen gemeinsam mit den Angehörigen die Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht begleitet - und hatte für mich selber? Keine! Bis zum 10.09.2012.

    Was war passiert? Das Dilemma beim Ehemann, erst mal überschaubar, hat uns veranlasst, dass er - wieder voll bei Sinnen - eine Vorsorgevollmacht unterschrieben hat, ganz nach seinen Wünschen, mit Zeugen (Stationsarzt der Intensivstation) und mir und dem Sohn. Einfach nur mal so nach dem Warnschuss. Und zehn Stunden später, mitten in der Nacht, bekomme ich den Anruf: Einblutung, Koma ... Sie sind dran, zu entscheiden. Sofort am nächsten Tag hatte ich für mich selber beides, mit beiden Kindern besprochen (dank scype unproblematisch).

    Ich kann es nicht oft genug wiederholen: MACHT ES! Und zwar sofort! Der Unfall kommt unangemeldet und trifft auch junge Leute. Und der Schlag kann jeden treffen.

    Man wendet kein Schicksal ab mit einer Erklärung, aber man gibt denen, die dann entscheiden müssen Sicherheit. Das sollten uns unsere Liebsten wert sein. Und wir selbst uns auch.

    Grüße! N.

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  5. Zum Thema passend gibt es bei mir in diesem Monat das Foto des Monats. (Zufall) Zum Glück ist es aus September, inzwischen gibt es zu der Hand wieder ein Gesicht. Dies nur als Mahnung: passt auf euch auf und LEBT.

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    1. Nelja, am Anfag war es auch schwer, meinen Leuten beizubringen, dass ich mich mit dem Tod auseinandergesetzt habe. Ist ja bei mir nicht so unwahrscheinlich. Und weißt Du was? Ein paar (wenige) meiner Kumpels sind nachgezogen. Das ist so ein Tabuthema wie die Sache mit den Organspenderausweisen. Seit 1988 habe ich den immer bei mir. Da gibt es auch so viele Unsicherheiten.

      Dein Foto des Monats hat mich damals auch sehr nachdenklich gemacht, auch, weil ich in etwa und groben Zügen die Geschichte dahinter kannte. Ja, das Leben schlägt schnell mal auf die andere Seite um. Viel Glück für Euch weiterhin,
      Gruß
      Holger

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  6. @ Nelja
    Danke für Ihre Ausführungen.
    Ich sehe es auch alles so und bin auch mit allem einverstanden.
    Mein Einwand kam aus einer anderen, mich nachdenklich stimmenden Sichtweite.
    Ich bin und lebe allein. Wem soll ich so eine Patientenverfügung geben? Immer am Körper tragen? Wer überwacht es, das das, was da steht auch geschieht?
    Solange jemand da ist, na gut.
    Aber so?
    Denn ich habe Angst was mit mir mal geschieht. ( Sollte ich erwähnen, das ich nun 87 Jahre alt werde?)

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