Direkt zum Hauptbereich

Erdbeermassaker

Geschätzt 10.000 infizierte Menschen. Glücklicherweise scheinbar alles Personen mit robuster Gesundheit, so gab es keine Toten. Nicht auszudenken, wären die Desserts mit "Erdbeer ála chinoise" in Altenheimen gelandet. Das aber, das soll nicht das eigentliche Thema sein.

Im Moment werden wieder die Stimmen laut, die fordern, dass das Schulessen  in der Qualität steigt. Dass aber meist nicht die Hersteller das Grundübel sind, sehen viele Forderer nicht. In einem Gespräch mit einem Beschicker von Kindergärten und Schulen habe ich erfahren, wie viel - oder besser wie wenig - für ein Essen ausgegeben wird.

2,60 € werden für die Verpflegung pro Kind und Tag bezahlt. Klingt erst einmal nicht so schlecht, wenn man sich aber die Kalkulation in der Gastronomie her nimmt, sieht das schon anders aus. Ich runde einfach mal die Summen, um einfacher und plastischer rechnen zu können.

Von den 2,60 € gehen 19 % Mehrwertsteuer weg, was in etwa 0,60 € entspricht. Übrig bleibt die Summe in Höhe von 2,00 €.

In der Gastronomie wird normalerweise auf die Summe des Wareneinsatzes ein Aufschlag in Faktor 3, wo möglich 4 kalkuliert. Bei der Massenverköstigung ist der Preisverfall schon seit Jahren im Gang, da dies für viele Küchen eine zusätzliche Auslastung des vorhandenen Personals und Küchenmaterials bedeutet. Hier wird in der Regel mit einem Aufschlag von 2,5 kalkuliert.

Bei einem Nettopreis von 2,00 € bedeutet dies, das ungefähr 0,60 € je Tag und Kind für das Essen übrig bleiben. Wo da noch Raum für marktfrische Zutaten sind - das bleibt das Geheimnis derer, die eine bessere Verpflegung bei mieser Entlohnung der Hersteller fordern.

Solange wir nicht bereit sind, für anständiges und würdiges Essen auch entsprechend zu zahlen, müssen wir wohl mit Kollateralschäden wie in den letzten Tagen rechnen. Und diese werden wohl über kurz oder lang immer wieder eintreffen, werden doch immer mehr Schulen zu Ganztagsschulen mit angeschlossener Verpflegung aus Großküchen umgewandelt. Sorgen würde mir als Elternteil bereiten, wenn ich ein Kind in der Schule hätte, welches quasi "zwangsernährt" wird mit den Dingen, die da vorgesetzt werden. Da können die Eltern noch so gut und frisch kochen, was nützt es, wenn die Kinder in der Schule eine Art FastFood vorgesetzt bekommen, welches nur noch kostenoptimiert, nicht aber wirklich auf die richtigen Anforderungen von Kindern abgestellt ist.

Kommentare

  1. Ich finde seit langem, dass der eigentliche Skandal der Preiskampf unter den Schulessenanbietern ist. Und die Anbieter selber haben den ja gar nicht gewollt (ich kenne ein paar Leute bei Apetito), aber es ist verdammt schwer, zu Dumpingpreisen anständig zu kochen. Ist aber auch viel den Eltern geschuldet, am liebsten gar nichts fürs Schulessen bezahlen wollen, aber Qualität fordern und selber meist gar nix vernünftiges kochen können.
    Ich glaube, Eltern, die auf gesunde Ernährung achten, tun ihren Kindern keine SOLCHES Schulessen an (gibt ja Lunchboxen - so war das jedenfalls bei uns, also bei mir und auch bei meinen Kindern, wir hatten die Wahl). Bzw. sind bereit, auch mehr dafür zu zahlen.
    Wenn sonst für nichts, dann war dieser Skandal vielleicht für die Erkenntnis gut, dass es gesundes Essen nicht zum Nulltarif gibt. Den Kindern wäre es zu wünschen. Und für ein Essen drei Euro zu zahlen statt 2,50 sollte drin sein.

    Grüße! N.

    AntwortenLöschen
  2. Nelja, ich habe ja auch jahrelang mit diesen Ausschreibungen vom Amt zu tun gehabt, jedoch auf dem Sektor Hygiene. Erst wurden diese regional ausgeschrieben, das war noch sinnvoll, da hat der Anbieter den Zuschlag bekommen, wofür er auch spezialisiert war. Klar, der Wettbewerb hat dafür gesorgt, dass man mal ein Jahr leer ausging, im Jahr darauf hat der Lieferant wieder geholfen, der Wettbewerb vielleicht bemerkt, dass es doch nicht so sein Fachgebiet ist. War in Ordnung, man hat damit gelebt.

    Dann kam ein neuer Einkäufer. Neue Regel: Losweise Vergabe. Da waren dann die Dinge gemischt, die Fachgebiet waren und manchmal auch welche, die nur nebenbei liefen. Auch in Ordnung, die Kalkulation war gemischt.

    Zwei Jahre später: neue Unterlagen für die Ausschreibung - mit Markenbindung. Hoppla.... Da waren dann wir und die bisherigen Mitbewerber aus dem Spiel. Grund: ein Mitbewerber war plötzlich der Hersteller der Markenware. Ersatzware war erlaubt, aber nur dann, wenn schriftlich garantiert und mit Testat belegt würde. Erst mal kein Problem, nur, bei Lospreisen von teilweise im nur zweistelligen Bereich ein Witz. Die Aufträge wurden dann somit an den Wettbewerber gegeben, der ein paar hundert Kilometer entfernt saß. Ein Jahr ging das gut, dann musste ein Stützpunkthändler die Lieferung übernehmen, weil die Kosten so zu hoch waren.

    Die bisherigen Lieferanten, die auch mal schnell vom Lager einen Engpass egalisiert haben, waren auf ewig außen vor. Nachdem ich dann aus der Firma ausgeschieden war, hat mir einer der Hausmeister erzählt, dass der Einkäufer vor einem opulenten Mahl mit dem Vertreter des neuen Lieferanten durch die Häuser ging und die Bedingungen der Ausschreibungen festgelegt hatte. So kann man es auch machen. Unter den bisherigen Lieferanten war es üblich, keine Geschenke zu machen und fair zum Kunden zu sein. Leider wurde das von einem Beamten geschickt umgangen. Ob das gut für den Endverbraucher war? Nein. Die Wartezeiten waren länger, die Auswahl der Produkte sehr eingegrenzt, ein Wettbewerb fast nicht mehr vorhanden. Aber, alles nach EU-konformen Ausschreibungsmodalitäten.

    Und genau so geht es bei den Essenslieferanten auch: da wird gedrückt bis die Qualität durch Quantität ersetzt wird. Regionale Küche findet nicht mehr statt, stattdessen gibt Essen, welches aus dem Sonderangebot stammt. Kein Scherz, der mir bekannte Kindergartenbeschicker kauft nur die Dinge ein, die auf der Muss-Weg-Liste stehen. Dann wird eben eingeforen und der Speiseplan in den Folgewochen entsprechend gestaltet.

    Soweit ich das mitbekommen habe, würden die Eltern gerne für ein besseres Essen auch die paar Cent mehr bezahlen, dummerweise ist aber der Sachaufwandsträger dazwischen, der bemüht ist - warum auch immer - in jedem Jahr billigere Preise zu erzielen.

    AntwortenLöschen
  3. So, ich warte auf Haue... Ich finde, es ist und bleibt ein Problem in unserer Leistungsgesellschaft, dass Jede/r immer nur daran denkt, möglichst viel Geld zusammen zu raffen. Konsum ist das A und O, und natürlich die dazugehörigen Statussymbole. Kinder stehen dem im Weg. Also werden sie - am Besten schon im Windelalter - in Betreuung gegeben. Mama oder Papa haben schließlich keine Zeit, sich um sie zu kümmern und ihnen selbst das Essen zuzubereiten, die müssen Geld verdienen. Ich rede hier nicht von allein Erziehenden oder Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Die sind dazu gezwungen und somit haben Ganztagsschlen durchaus ihre Berechtigung. Ich meine auch nicht, dass Frauen an den Herd gehören und keine Karriere machen sollen. Um Himmels willen nicht. Aber, wenn ich Kinder in die Welt setze habe ich verdammt nochmal die Pflicht, mich um sie zu kümmern und sie nicht irgendwo abzugeben. Wer hat denn heutzutage noch Zeit, mit den Kindern etwas zu unternehmen? Ihnen zuzuhören wenn sie mittags von der Schule kommen und ihre Sorgen und Nöte mitteilen möchten? Das können sie ja der Mikrowelle erzählen, aus der sie sich ihr Essen holen. Ein Kind hat zu funktionieren. Es darf auch nicht krank werden, wer soll sich denn um es kümmern? Also gehts trotz Fieber in die Kita.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Zeit ist da, nur wird sie eben anders verplant als früher. Meine Großeltern haben gearbeitet, sind dann heim und haben gekocht und was mit der Familie gemacht. Eben auch aus dem Grund, weil es einfach keine anderen Möglichkeiten gab. Heute gibt es Sportverein, Kino, Theater, Essen gehen mit Freunden, Hobbies und und und... Da wird eben viel mehr Zeit dafür gebraucht. Und das geht eben aus dem Grund, weil die Kinder tagsüber und auch Abends betreut werden können und das Essen entweder fertig gekauft oder angeliefert wird.

      Was ich davon halte, dass Kinder in frühesten Jahren schon in Tagesstätten kommen? Gar nichts. Die Ex wurde sehr früh in so einen Kinderhort gegeben. Frag mal nach der sozialen Kompetenz.... Das waren am Anfang richtige Kämpfe, die sie mit Bekannten ausgefochten hatte. Eine Einordnung in die Gesellschaft wie innerhalb der Familie war fast nicht möglich, alles war Kampf und Bockbeinigkeit, durchsetzen um jeden Preis gegen die Konkurrenz.

      So eine minderwertige Verpflegung im Kindergarten wird dann eben hingenommen, weil es den Eltern erleichtert, trotz Kind die eigenen Interessen wahr zu nehmen. Und wie oft wird auf ein tolles Auto, auf prima Urlaube, auf die neueste Unterhaltungselektronik geachtet, für das Essen aber nur das Billigste gekauft?

      Löschen
  4. Natürlich. Werteverschiebung halt. Wie oft hab ich im TV Leute gesehen die gejammert haben, dass sie mit Hartz IV nicht auskommen. Aber der teuerste Flachbild-TV steht im Wozi und das Handy ist auch vom allerfeinsten. Und die Rechnung erst...ein- bis zweihundert Euro, ja wie soll man denn da auch über den Monat kommen?

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ragout Fin - der Convenience-Test

Mitte der 70er Jahre im 20. Jahrhundert war es ein Edel-Essen auf jeder besseren Party; Ragout Fin . Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Mutter diese -damals noch recht teuren- Blätterteigförmchen gekauft hat. Und drei Tage vorher wurde uns das Maul schon wässrig gemacht. Zumindest haben mich diese Teilchen auf Anhieb überzeugt. Eigentlich mehr der Inhalt, den ich auch Heute noch gerne esse. Zeit, einen Test zu veranstalten, nachdem in der letzten Zeit immer mehr dieser Convenience-Produkte auf den Markt kommen. Im Test befinden sich Aufwärm-Produkte von verschiedenen Discountern, teils auch Aktionsware wie das Produkt der Marke Sodergarden, hergestellt von Tulip . Zwar sind diese nicht immer zu bekommen, einen Geschmackstest kann man ja trotzdem machen. Natürlich völlig uneigennützig... Erwärmt werden die Produkte jeweils auf 60° Celsius, um eine Basis für die Vergleiche zu haben. Gemessen werden die Temperaturen mit einem Digitalthermometer, um eine Überhitzung und somit

Glaubenskrieg an der Bratwurstbude

Semmel, unbeschnitten Evangelisch oder katholisch? Für Coburger ist das wichtig. Ihr wollt uns Coburgern unsere Wurst verändern? Niemals! Nehmt unsere Veste, schändet alle unsere Jungfern . Egal, um Mitternacht machen wir den Deal - aber lasst unsere Wurst in Ruhe. Coburger Saftschinken? Gibt es nicht mehr. Bier aus Coburger Brauereien ? Verkauf an einen Konzern in Kulmbach. Aber was sich nun abspielt, das erschüttert die Coburger. Zur Erklärung: Semmeln (halbe Doppelbrötchen) werden in Franken entweder "evangelisch" oder "katholisch" aufgeschnitten. Was bedeutet: "evangelisch" ist ein Längsschnitt auf der Oberseite, "katholisch" ein Schnitt an der Längsseite. Und eine Bratwurst wird in Coburg IMMER unversehrt an den Kunden gegeben. Da wird nichts abgeschnitten, gedrückt oder gar zerlegt wie eine Currywurst. korrekte, einzig mögliche und denkbare Schnittlinie senkrecht nicht denkbare waagerechte Schnittlinie, für alle andere

90 Minuten Ruhe und Entspannung

Bild: Eingangsbereich zum Bad in Bad Staffelstein Piscina. Ich war überrascht, dass ich zu meinem Geburtstag einen Gutschein für einen Aufenthalt im Piscin a bekommen habe. Mir war der Begriff bis dato nur als kirchlicher bekannt, bezeichnend für das Handwaschbecken in Kirchen. Einfach zu Reinigung. Bild: Die Piscina Und die Assoziation war nicht einmal so falsch. In oben genannten Gutschein-Fall ist Piscina etwas erweitert zu sehen, und zwar als Becken, in welches man Wasser füllt - und eben wieder ablässt. Dieses Piscina befindet sich in dem der Klinik Bad Staffelstein angeschlossenen Bad. Unseres, wir hatten das mit der Nummer eins, wird durch eine Art Schleuse betreten, die gleichzeitig auch als Umkleideraum fungiert. Da diese nur durch einen einfachen Fallriegen zu verschließen ist, empfehlen wir, Wertsachen im Auto zu belassen. Die Piscina selbst ist komplett gefliest, helle, freundliche Farben, zwei Schalen mit Kerzen sorgen für eine gewisse Grundstimmung, eine eigene Dusche sow