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234, 235, 236, 237, 238...


Mehr wird es nicht. Hab´ eben eingenhändig nachgezählt. Aus der Leitung kommen keine avisierten 230 Volt, es sind sogar 238! Woher ist das weiß? EigenHÄNDIG nachgezählt.

Da klingelt es an der Tür. Der fremdsprachliche Bote in brauner Uniform drückt mir mit einem Grunzen (oder Gruß in seiner Sprache?) ein Päckchen in die Hand. Und hinterher folgt eine Art Laptop. Den darf ich nicht behalten. Nur halten. Zusätzlich zum Päckchen und dem Stift aus Kunststoff. Dumm, dass wir nicht nahe genug an Tschernobyl wohnen, ich nur zwei Arme mit je einer Hand habe. Meine Hoffnung in diesem Anliegen ruht noch immer auf Grafenrheinfeld und einer späten Evolution, angeschubst durch diese neuartigen Atome. Bis dahin muss ich aber sehen, wie ich hier klar komme. Unter Verrenkungen setze ich mein Zeichen in ein viel zu kleines Feld und meine Schrift sieht auf dem Display aus, als wäre da ein Oszilloskop angeschlossen gewesen. Ich grunze freundlich zurück und schließe die Tür. Winken mag ich nicht, ich deute nur auch die Gartentür. Er scheint mich zu verstehen oder ist zumindest soweit trainiert, das verriegeln der Pforte von innen als Aufforderung zu sehen, nun den Grund wieder zu verlassen.

Ich ahne, was in diesem Päckchen ist. Habe ich doch bei meiner Aufräumaktion eine Glasschale gefunden, die riesige Ausmaße hat. Und noch dazu ein passendes Metalluntergestell. Trockene Luft habe ich auch in der Bude. Somit ist klar, dass ich einen Nebler bestelle. Wollte ich schon immer haben, nun gibt es auch einen Grund, sowas zu ordern. Merke: man(n) muss nur lange genug suchen oder die Zeit zwischen zwei Frauen nutzen, um technisch aufzurüsten, was das Zeug hält.

Im Du-weißt-schon-welchem Shop ersteigere ich einen Nebler. Die Wahl konnte getroffen werden zwischen einem Stück für Frauen (ohne Licht, nur Neblerfunktion) oder der für Männer. Etwas größer, mit Farbwechsel. Fast der gleiche Preis. Ich bin ein Mann, ich will entertaint werden, das volle Programm. Mehr sag´ ich nicht.

Made in China. War klar, aber die Anleitung ist auf radbrechendem Deutsch. So viele Warnungen drauf, dass ich nach der ersten gleich weiter lese. Hatte ich erwähnt, dass ich ein Mann bin und intuitiv zusammenbaue, in Betrieb nehme und in technischen Dingen unfehlbar bin?

Die Schale mit Unterbau ist schnell gerichtet, der Nebler versenkt und angeschlossen, Wasser eingelassen. Mindestmenge plus Sicherheit. Das Kabel wird verklebt und schon kann es losgehen. Beim einstecken des Transformators muss mir wohl ein Tropfen von der Hand in die Steckdose geraten sein. 234, 235,236, 237, 238 Volt. Alle da.

Wer mir sagt, das "bizzelt" nur ein wenig, dem werde ich demnächst einen unisolierten Schraubenzieher aushändigen und an der Steckdose spielen lassen. DAS ZWIEBELT! Und nicht zu knapp. Ich bin trotz Schreck so fit, dass ich schnell umrechne und je Volt auf weniger als 0,5 kg Lebendgewicht komme. Also vollkommen ungefährlich. Rede ich mir ein.

Einen Vorteil hat diese Art von Elektroinstallation: die Netzhaut hat sich der Krümmung entledigt, der Ohrenschmalz geht nun leicht von der Wand zu entfernen und ich bin hellwach. Mir ist nach tanzen. Nicht rhythmisch, nur viel. Lange. Schnell. Und hopsen will ich. Auf dem Linken Bein. Jetzt auf dem rechten. Und ich mag singen. Indianisch. Laut, schnell und die gesamte Stammesgeschichte will ich erzählen. In einem Ausdruckstanz. Erstaunt bin ich über mich selber, als ich bemerke, wie viele Schimpfworte ich für einen unsichtbaren Feind in 42 Lebensjahren angesammelt habe.

Als das Kribbeln im Arm nachlässt, merke ich, dass der Nebler schon läuft. Schön, wie beruhigend das Sprudeln und Blubbern auf mich wirkt. Und ich sehe Farben. Ich muss nun nur noch herausbekommen, ob diese Farben und Lichter vom Nebler kommen. Und beim nächsten Mal schaffe ich auch 239 und 240. Nur die 400 nehme ich nicht in Angriff. Versprochen!

Kommentare

  1. Ich bin konzentrationslos *zugeb*, aber, so nen Stromschlag hatte ich auch mal. Der brizzelt schon ganz schön. Dolle.

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    1. Oh ja! Und was man da alles machen möchte. Waldorfschul´scher Ausdrucktanz ist da noch das Geringste...

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  2. *Pruuuust* ich seh dich förmlich vor mir, wie Du deinen Namen tanzt...

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    1. Glaub´ mir, ich habe sogar die Schimpfworte fehlerfrei tanzinterpretiert. Alle. Mehrmals.

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