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Kinderrezepte machen trübe Gedanken

Mal wieder ein Tag mit fast durchgängig Regen. Außer ein bisschen kochen zur Mittagszeit und der Entwurf eines einfachen Reiseablaufes steht nichts an. Kurz: ich habe gut 23 Stunden Zeit, die ich totschlagen muss. Die Respa ist unterwegs, kommt erst spät am Nachmittag, auch nur kurz. Was tun? Das, was ich auch früher getan habe, als ich noch Single war. Also vor der Zeit der Ex-FrauDSL. Da konnte es durchaus auch vorkommen, dass die Langeweile an Weihnachten mich soweit getrieben hat, im Wohnzimmer die Tapeten von der Wand zu reißen und neu zu streichen.

Gestrichen ist alles, ich bin zufrieden. Außer mit dem Flur. Da kleben seit gut drei Jahren Farbmuster an der Wand und rund um die Türrahmen. Mittlerweile sind die Farben wieder aus der Mode gekommen, die Fließen mit dem eher schwierigen Muster und der Farbgebung der späten 80er Jahre auch. Ich bin aber nicht bereit, wie damals im Bad eine Woche auf den Knien zu rutschen und die Fließen vom Boden zu meißeln. Klar, im Keller wartet der gute Boschhammer, den hatte ich damals noch nicht. Aber eine Woche lang 25 kg zu dirigieren, da fehlt dann doch die Lust.

Die Küche. Die Küche soll doch auch mal... Der neue Katalog von Küchen-Quelle liegt schon da. Zur Orientierung, was es so alles am Markt gibt. Hähne, die das Heißwasser direkt im Hahn zubereiten. Absauganlagen, die aus dem Herdfeld fahren. Riesige Griddles und Induktionsplatten. Ein schöner Herd, ein Konvektomat. Und noch vieles mehr. Auch der brauchbare Kühlschrank wäre mal fällig.

Aber: wohin mit den Schrankinhalten? Da sammeln sich also seit ungefähr 18 Jahren alle möglichen und unmöglichen Dinge an.

Als Singlemann hatte ich damals weiß Gott andere Dinge im Kopf, als eine Koch-Erstausstattung nach Qualitätsgesichtspunkten zu kaufen. Zu deutsch: es ging benutzen, war aber meist nach kurzer Zeit deutlich abgenutzt. Also stand ein Neukauf an. Die ersten Mädels wollten bekocht werden, also durfte das Zeug schon etwas mehr aushalten. Eine mittlere Stufe, dem Lebensziel und dem Geldbeutel angepasst waren fällig.

Ein paar Jahre später dann der Einzug der Ex. Andauerndes Kochen, steigende Anforderungen an sich selbst und die Qualität der Speisen waren die Folge. Also durfte die dritte Garnitur her, qualitativ hochwertige Ausrüstung, bei der man oft zusammenzuckte, als der Preis genannt wurde. Aber, es war eine Investition in eine Zukunft.

Und schon früh war mir eigentlich klar, dass die Zukunft irgendwann zu dritt oder zu viert stattfinden sollte. Dies wurde mir heute schlagartig bewusst, als ich beim Entsorgen von großen Teilen der Garnitur eins und zwei (ein Mann weiß ja nie, wann man den elften Sparschäler auch noch braucht!) die damals, nach gut drei oder vier Jahren unserer Beziehung beginnenden Aufzeichnungen im Schrank gefunden habe. Sauber eingepackt, im hinteren Eck. Noch auf uraltes Papier von Sigel geschrieben, mit einem Nadeldrucker mehr geprägt als gedruckt.

Der Inhalt: Rezepte. Mengen an Rezepten, die beschreiben, wie man seinem Kind gute und gesunde Nahrung kocht. Und eine kleine Rezeptfibel "Wenn der Vater mit dem Kind kocht!" war auch mit dabei. Ein Ratgeber, wie das Essen zu verarbeiten sein, damit es im Glas haltbar wird.

Die Ex hat mich vor ein paar Jahren für blöd gehalten, als ich an einem Tag mit über 100 Einkochgläsern mit Schraubverschluss nach Hause kam. Tja, ein Stier plant laaange voraus. Jahre. Und perfekt muss es sein. Wenn es dann perfekt erscheint, dann ist aber leider dem Partner die Luft ausgegangen.

Mit dem Päckchen in der Hand ziehe ich mit einem Kakao auf meinen Sessel zurück, schalte das Telefon ab. Während es draußen stürmt, wird mir wieder sehr bewusst, dass ich diese Aufzeichnungen nie benötigen werde. Der einzige Zweck, den diese Sammlung heute noch erfüllt hat, war, mir durch den Ofen eine kurze warme Zeit zu bringen. Ist doch auch was.

Morgen geht es dann mit zwei Stabmixern, einem Grill mit irgendeinem Aufsatz und zig Schüsseln und Töpfen und Dingen des Küchengebrauchs ab zum Wertstoffhof. Weg mit dem Ballast der Jahrzehnte.

Kommentare

  1. Halt halt,
    mein Stabmixer ist mir gerade kaputt gegangen, solltest du also noch nicht beim Wertstoffhof gewesen sein, dann nehme ich dir einen ab.
    Die Kochbücher finde ich auch nicht schlecht und ich überlege gerade, was ich mit 100 Einkochgläsern alles machen könnte.
    Gruß vom Frollein

    P.s. Was wirfst du denn noch weg?

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  2. Leider zu spät. Das Buch ist in Flammen aufgegangen, ein Stabmixer, Kontaktgrill, Waffeleisen, elektr. Büchsenöffner etc. sind zur Schwester gewandert. Die hat nix. Also nicht, dass sie kein Geld hätte, die ist nur zu geizig. In den Abfall kamen dann nur noch Kleinigkeiten.

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  3. 100 Einmachgläser? Die gibt es in den Fleischereibedarfsfilialen für wenige Cent. Ich nehme die für Glaskuchen, Möhren sind eingekocht, im Herbst auch Bohnen, Kohlrabi... Was halt so anfällt. Und auch Rumtopf hebt sich da gut auf. :-)

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