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Die Burgerkilometer

Ende der 90er Jahre waren wir im Urlaub, Sommer, Sonne, am Wasser, mitten in den Bergen. Also am Tegernsee, in Rottach-Egern. Im Malerwinkel gibt es ein kleines Hotel, welches wir auch später noch ab und zu besucht haben, DIESES hier. Nachmittags angekommen waren wir von der Fahrt dann doch etwas mitgenommen, sind wir doch direkt nach der Arbeit los. An der Rezeption wurden wir gefragt, ob wir im hoteleigenen Restaurant essen möchten. Klar, bestellt für neunzehndreißig. Damals hat mir das Preisgefüge noch Schnappatmung gebracht, heute würden wir über diese sogar in Eurowährung nur noch schmunzeln. So vergeht die Zeit.

Am nächsten Tag dann die Gegend erkunden, cruisen durch die Dörfer, Spaziergang, kleiner Snack zum Mittag. An der Rezeption haben wir nach einem Lokal gefragt, welches lauschig und gut ist. Leider haben wir vergessen, dazu zu sagen, das es -bitteschön- auch bezahlbar ein sollte. Empfohlen wurde uns ein kleines Lokal, direkt halbrechts gegenüber dem Hotel in einem Berg gelegen. Am Vorabend war uns dieses schon durch die solitäre Lage und die Illumination aufgefallen. Also kurz die Adresse notiert, die Beifahrerin hat navigiert, schon waren wir dort. Parken vor Ort war nicht möglich, alles von dicken Benz, Jaguar und anderen Nobelkarossen verstopft. Parken innerhalb der Markierung? Nicht für dieses Klientel. Also wieder zurück, in einer Nebenstraße geparkt und überlegt, ob wir da nun wirklich zum Essen gehen wollen. Klar, ist ja Urlaub. Streng bergauf, wieder vorbei am Parkplatz und dem irgendwie eigenartig lächelnden Parkservice, Richtung Eingang. Dort war glücklicherweise eine Karte angeschlagen, die sich wunderbar gelesen hatte. Eine Leckerei an der Anderen. DAS wäre was für uns. Bis dann der Blick nach rechts verrutscht ist. Ich werde nie vergessen, wie die Begleitung mich ebenso entgeistert angeschaut hat, wie ich wohl auch geschaut habe. Gemüsesuppe als Vorspeise: 16. Ist das die Nummer oder der Preis? Nachdem die anderen "Nummern" sich teils wiederholt haben, war uns klar: Preis. Soweit ich mich noch erinnern kann, war eine Gänsebrust nach Tegernseer Art für um die 50 DM zu haben.

So viel Geld auf den Kopf zu hauen, dass war damals noch nicht unser Ding. Überhaupt habe ich mich in diesem Urlaub sehr, sehr klein gefühlt. Unser Parkplatz in der Tiefgarage (damals fuhr ich mit 28 Jahren einen voll ausgestatteten BMW der Oberklasse) wurde gesäumt vom kompletten Verkaufsprogramm der Daimler AG, Porsche und Jaguar waren auch vertreten. Aber keine Basisfahrzeuge. Umgehauen hat mich damals, dass die Postbotin am Morgen die Post in einem Mercedes ML mit V8 ausgefahren hat. Understatement ist da nicht so gefragt gewesen.

Zurück zum Hunger am Abend. Wie so oft später auch (dann aber, weil wir einfach keine Lust auf großes Dinner hatten), haben wir uns der Goldenen Bögen erinnert. Irgendwo auf der Rundfahrt um den Tegernsee haben wir McDonalds gesehen. Nur - wo? Damals war so manches noch analog, eine Navi habe ich erst zwei Jahre später gekauft. Damals noch zum fast 20fachen Preis, den man heute bezahlt. Was solls. Wir waren jung und ich wollte die Beziehung nicht durch meine geographischen Unkenntnisse gefährden. Die beste Investition meines Lebens.

Wir sind dann also von diesem Berg heruntergekraxelt, zum Auto und durch Gmund. Und durch die ganzen anderen Ortsteile, die rund um den See drapiert waren. Geendet hat unsere Suche dann in Bad Wiessee, wir hatten abgeschlossen, noch etwas zu essen zu bekommen. Über zwei Stunden waren wir nun schon unterwegs, beide Stier vom Sternzeichen, da gibt es kein zurück.Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Kilometer wir zurückgelegt haben, aber alle entstandenen Kosten zusammen - da hätten wir auch im ersten Lokal essen können.

Frustriert ging es zurück über die Hauptstraße in Richtung unseres Hotels. Eingebogen auf die Zubringerstraße, da war es - das Goldene M! Luftlinie vielleicht 400 Meter von unserem Hotel entfernt. Wären wir in die andere Richtung aufgebrochen....

Nach einigen Besuchen vor Ort war uns dann Rottach-Egern fast so gut bekannt wie Bodenmais, der McD immer eine der Anlaufadressen, die nicht ausfallen durften.

2006, in dem Jahr, in dem in der Region sogar stabile Dächer in einer der schneereichsten Gegenden eingestürzt sind, waren wir dann wieder vor Ort. Dann schon mit einer neuen Navi, die uns vage durch einen Schneesturm gebracht hat, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Am nächsten Tag dann war erst das Gestöber vorbei. Nicht einmal die Tiefgarage konnten wir beziehen, da mein Auto dank der blöden Sportfederung komplett die Räder in die Luft gestreckt hat.

Hiervon habe ich noch ein Bild, die unkenntlich gemachte Dame war meine damalige Begleitung.
Links an der Straße kann man noch gut erkennen, wie hoch der Schnee von der Straße geräumt wurde, um auch nur eine einzige Spur frei zu bekommen.


Kommentare

  1. Auf das Restaurant zur goldenen Möwe ist doch immer wieder Verlass. ;)

    Ich kann mich an meinen ersten Abend in Paris erinnern. Wir waren am späten Nachmittag gelandet, mussten durch den elenden Stau nach Paris rein und suchten nach dem Einchecken nach einem Abendrestaurant - mitten im Zentrum und mit zwei Kindern (9 und 11). Der Ehemann, immer sehr kostenbewusst, hat uns durch die Straßen gejagt, bis es mir zu bunt wurde und ich das erste beste Haus an der Ecke angesteuert habe und einfach mit den Kindern rein bin - Tisch für vier, kein Problem Madame - selbst ohne jegliche Kenntnis der französischen Sprache meinerseits. Der Ehemann kam ja nach - das Essen war GENIAL! Den Preis habe ich locker verdrängt, ich war ja dann auch nicht shoppen in Paris, und den Verzicht auf laPerla war das Essen allemal wert.

    Nachdem ich solche Aktionen noch zwei/drei Mal geritten bin, hört der Ehemann jetzt sofort auf mich und wir sparen uns das vorherige Herumgeirre. Am Ende landen wir ja doch wieder im "Ersten Haus Am Platz". ;)

    Grüße! N.

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  2. Auf laPerla verzichtet? Dann muss das Essen aber schon exorbitant gewesen sein ;-)
    Ja, wenn man dem Gefühl folgt, dann ist das meist die richtige Entscheidung. Bei mir ist es oft so, dass mich was von einem Lokal abhält. Was, kann ich nicht sagen. Aber ich denke, dass da wohl der siebte Sinn vor einer Enttäuschung warnt :-)

    Gruß
    Holger

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  3. Sind schon ziemlich unverschämt, die Preise in den hochklassigen Läden. Ich mein, mehr als ne Gans braten und mit - meinetwegen auch exklusiven - Zutaten aufpimpen können die auch nicht. Aber die High Society muss ja was haben, um sich vom gemeinen Fußvolk abzuheben. Sollen sie... Ich war nur einmal über Preise erschrocken, als ich das erste und einzige Mal in meinem Leben im Casino war. Für 0,1 (!!!) Liter Bier (ich weiß, Champagner wäre stilvoller gewesen, aber den mag ich nicht) haben die 5 D-Mark verlangt. Fünf!

    Das ist aber nicht so viel Schnee da oben auf dem Foto, wie ich mir das vorgestellt hab... Da hättest Du mal 1978/79 in der norddeutschen Tiefebene sein sollen. DAS war ne Schneekatastrophe. Hier gabs Autofahrverbot und wir hatten 2 Wochen Extra-Schulfrei. Die Leute sind mit Schiern (Himmel, wie schreibt man das bloß? *Hinrzermarter*) einkaufen gefahren. Leider hab ich davon keine Fotos.

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  4. Naja, ich zahle schon ab und zu auch mal etwas mehr, wenn es besonders gut schmeckt. Es stimmt wirklich, dass man aus schlechten Zutaten kein gutes Essen kochen kann. Es sei denn, man peppt das Ganze mit Zusatzstoffen auf.

    In Tschechien kostet der Eintritt in Casinos 10 Euro, dafür bekommst Du Jetons im gleichen Wert zum Verspielen, Softdrinks sind umsonst und ein Buffet (kalt/warm) ist auch im Preis mir drin. Und - kein Anzugszwang, nur ordentliche Kleidung. Und da brummt das Geschäft, während die deutschen Wucherbuden schließen.

    Ich suche mal die Fotos raus, auf denen man die gut zwei Meter Schnee besser sieht. Du musst bedenken, die Straße ist direkt am Haus vorbei, lag sogar noch geschützt. Aber an 78/79 kann ich mich auch noch erinnern. Da sind wir regelrecht versunken, teilweise ist die Bundeswehr mit Panzern in die Dörfer, um die Verpflegung zu sichern. Für uns Kinder war das prima.

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  5. Huch, nun seh ich das erst richtig. Gestern morgen wars hier so sonnenhell, dass das Foto getäuscht hat. Also mich. Oder ich hätte doch die Brille... ;-). Ja genau, so sahen hier auch die Schneeberge an den Straßenrändern aus. Wir wussten schon gar nicht mehr wohin mit den geräumten Massen vom Bürgersteig, der kleine Garten meiner Mutter war ein einziger Schneeberg. Ich fands toll. Ist ja hier oben auch nicht so, dass wir Schnee gewohnt waren/sind. Schon gar nicht so viel.

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  6. Wir sind hier schon mehr Schnee gewohnt. Was aber nicht heißt, dass die Autofahrer damit umgehen können. Drei Flocken auf der Straße und die rasten aus. Könnte ja sein, dass eine der Flocken glatt ist. Am schlimmsten sind dann aber die "Flachländer" aus Eurer Richtung, da ist maximal Schrittgeschwindigkeit drin :-)

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  7. Jau. Hier bricht auch der Verkehr zusammen wenn ein Hauch weiß auf den Straßen liegt. Dann bin ich mit meinem Fahrrad schneller als die Autos. Und ab 10 Zentimeter gibt's schulfrei. Manchmal.

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