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Blowjob statt Rinderfilet

Unverhofft kommt oft, was für mein Leben in der letzten Zeit auf allen fünf Metern gilt. So trug es sich denn zu, dass in den letzten Tagen eine Begegnung stattfand, die sich erst setzten musste, die ich zu verdauen und einzuordnen versuche.

Nach dieser Begegnung war ich ein, na, sagen wir: klein wenig verwirrt. Ebenso wie damals. Damals, also vor ein paar Jahren war ich mit einer Bekannten unterwegs, welche mir mittlerweile sehr an das Herz gewachsen ist. Eine richtige Dame, damals fast 80 Jahre alt, immer perfekt gekleidet, immer eine gewählte Sprache, druckreif gesprochene Sätze. Und diese Dame hat immer über den Dingen gestanden.

Eines Tages aber, da mussten wir eine traurige Aufgabe erfüllen, ich habe sie zum Kauf der Grabstelle ihres Lebensgefährten begleitet. Es ging in eine Institution, welche alternative Beerdigungsmöglichkeiten anbietet. Wir sitzen eben zu dieser Zeit im Büro des Herren, der für uns zuständig war. Ein Mann Anfang 50, sehr gut situiert, nach seinem Bekunden Volljurist in den Diensten des Friedhofbesitzers. Auch hier wieder ein Bild wie auf meiner Seite des Schreibtisches neben mir: gewählte Ausdrucksform, perfekte Kleidung, ein Mensch, dem man also auch eher vertraut. Und augenscheinlich sexuell ambivalent oder auf das eigene Geschlecht fixiiert. Sowas nehme ich am Rande wahr, ein wirkliches Thema ist dies nicht für mich. Eigentlich ist es mir sogar recht egal, solange ich nicht - wie mir schon mehrmals passiert ist - als Chubby Bear angesehen werde, Wie gesagt, er war Profi und sehr verbindlich. Klar, nicht jeder Homosexuelle fällt sinn- und wahllos über die präferierte Bevölkerungsgruppe her. Aufreißertypen gibt es bei allen Spielarten der Natur.

Uns wurden zu dieser Zeit die Möglichkeiten aufgezeigt, welche bestehen, einen Menschen regel- und gesetzesgerecht unter die Erde zu bringen. Die Vorgaben waren recht klar, so ging der Termin schneller vonstatten, als ich dachte. Ein kleiner Smalltalk im Anschluss, die Vereinbarung, wie weiter verblieben würde; und schon konnten wir das Büro verlassen.

Vor der Tür, nur die Dame und ich, fiel dann mitten im Gespräch ein Satz von ihr, der mich damals erst geschockt hat und noch heute amüsiert. Ebenso scharf, wie sie sonst die Situationen analysiert und in watteweiche Worte verpackt, genauso präzise kam eine Aussage, die mit einem Satz die Lage umrissen hat: "Das ist doch ein Arschficker....!" Im Brustton der Überzeugung. Wortwörtlich Da stehst du nun da und bist erst einmal sprachlos. Ich schwöre, noch nie zuvor und nie danach habe ich einen solchen Ausdruck von ihr gehört. Und wie soll man damit umgehen? Bis heute hat sie auf ihre Ansage keine Antwort von mir bekommen. Und die Chance dazu werde ich auch nicht mehr bekommen, aber ab und zu, wenn ich an sie zurückdenke, fällt mir dieser Satz ein und ich muss ein wenig grinsen.

Zum grinsen war mir in der letzten Woche aber nicht. Ab und zu kommt es vor, dass die Tür glockt. Ding und Dong geben laut und verkünden von Besuch vor der Tür. Zwar habe ich nur selten einen Kaffee vor Ort, aber ein Tütchen ist immer für Gäste zu haben. Tee, natürlich. Und manchmal gibt es auch ein Bierchen und eine Brotzeit. Was aber vom Füllstand des Kühlschrankes abhängt. Im Moment ist die Chance auf Alkohol und Leckereien vom Brettl eher schlecht.

Was aber die alte Bekannte nicht davon abhielt, mich auf ein Tässchen ohne Vorankündigung zu besuchen. Hereingebeten, einen Platz angeboten, manchmal sieht man Menschen Jahre nicht und es ist trotzdem so, als hätte man sich erst Gestern gesehen und stundenlang geplaudert. So auch mit dieser Freundin. Viele, viele Themen gab es seit dem letzten Gespräch -fast zwei Jahre her- durchzukauen. Wie es halt so ist, wenn sich zwei Klatschbasen auf einen Labertee treffen. Eigentlich hätte ich das Mädel eher der Marlies zugeneigt (freundschaftstechnisch) eingeordnet, was mich umso erstaunter machte, das nun WIR ein Gespräch führten.

Es ging um ihre Beziehung(en), die in er Zwischenzeit vonstatten liefen, um das Auto, welches sie noch immer fährt, um ihren Arbeitsplatz und viele kleine Dinge im Leben, die sich im Gesprächsverlauf eben so ergeben. Und; ich weiß nicht, ob sie wirklich nicht alles wusste oder einfach nur "auf doof" gemacht hat, kam das Gespräch auch auf das unvermeidliche Thema. M und ich. M und der Neue. M und ihr weiterer Lebensverlauf. Tja, M und ich, dazu kann ich Auskunft geben, seit dem 07.06.2011 habe ich nichts mehr von ihr gehört. Keine SMS, keine eMail, kein Anruf. Wozu auch? Von ihrer Seite aus ist alles gesagt worden, sie wird dafür schon Gründe haben. Da denke ich nicht mehr drüber nach. Schon gar nicht über ihren Neuen oder ihren weiteren Lebensverlauf. Eher darüber, warum die Ameise als Hymenoptera zählt. Ja, das Leben kann einfach sein.

Und wie ich mir mein weiteres Leben so vorstelle. Also nicht im allgemeinen Sinn, eher so im partnerschaftlichen Bereich. Jaaaaa..... Also.... Das ist ganz einfach: da wird nix mehr passieren. Schnauze voll. Kein Vertrauen mehr. Und keine Lust, mich immer wieder fragen zu müssen, ob heute wieder der Tag des Auszuges ist.

Erst ist auf der anderen Tischseite Ruhe eingetreten. Blicke fixieren mich, aber es kommt kein Ton raus. Die Stille war irgendwie lang, aber nicht peinlich, wie sie manchmal herrscht, wenn man eben doch kein gemeinsames Thema findet und die Aufhänger "Hund, Katze, Maus", "Wetter und Urlaub" und diverse Belanglosigkeiten abgearbeitet sind. Und trotzdem wusste ich irgendwie tief in mir drin, dass da noch was nachkommt. Nur was? Werde ich jetzt wieder als "Blödmann" tituliert? Als "Weichei" oder "Memme" hingestellt, nur weil ich von Beziehungen die Nase voll habe? Oh oh, sie holt Luft. Tief Luft.

"Du hast irgendwo recht. Bevor du einer Frau ein Rinderfilet kochst und dafür ein klein wenig Dankbarkeit bekommst; da kannst du auch gleich zur Nutte und einen Blowjob abholen. Das ist auf Dauer günstiger und die Frau nicht immer die selbe....!" Sprachs und schaute nachdenklich. Und wieder kann ich schwören, dass diese Aussage wirklich wortgenau so gefallen ist. Sowas vergisst Mann nicht. Schon gar nicht, wenn der Spruch nicht am Stammtisch gefallen ist, sondern von einer Frau in deinem Wohnzimmer dir gegenüber kommt.

Nach einer kurzen Zeit der Sprachlosigkeit meinerseits frage ich dann nach, wie sie das gemeint hat. Na, eben so, dass es sich ihrer Ansicht nach nicht mehr lohnt, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, weil die 2 % Spaß im Bett, die man in dieser Zeit miteinander hat, nicht den Ärger der restlichen 98 % Zeitaufwand rechtfertigen würden. So habe ich das noch nicht gesehen. Und werden das überhaupt 2 %? ;-)

Für mich ist das aber keine Option, dafür koche ich zu gerne, auch wenn das in den allerallerseltensten Fällen zu einer Beziehung oder gar einer einfachen Bettbeziehung führen würde. Dafür bin ich nicht der Typ, so abgezockt bin ich nicht. Und dauernd wechselnde Damen nur für den schnellen Spaß? Vielleicht bin ich da prüde, aber auch das kommt für mich nicht in Frage. Nicht, weil ich das moralisch verwerflich finde, das ist nicht der Grund. Aber für mich ist das einfach nichts. Und ich bin mir sicher, dass, sollte ich irgendwann in den nächsten Decaden mal wieder ein Auge auf eine Dame werfen, ich es eher mit meiner lausigen Kochkunst versuche als das Treffen abzusagen und Geld zu sparen nach dem Vorschlag der Freundin. Ein gutes Gespräch ist in meinem Alter doch auch schon was. Und dazu vielleicht ein Tässchen Whisky und eine Cohiba....?

Kommentare

  1. bäh ....GEKOCHTES Rinderfilet ....:-)))

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  2. Eigentlich gebraten. Kochen als Oberbegriff. Obwohl.... Vitello Tonnato...?

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  3. Könnte ich auch mal wieder machen. Schön mit lecker Thunfischsauce und im Kräutersud gezogenes Filet.

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  4. Und ich dachte, Du hättest den Cohibas oder wie die heißen abgeschworen? *grübel*

    Also, wenn der einzige Spaß in einer Beziehung im Bett stattfindet, sollte man sie überdenken. Denk ich. Andererseits, wenigstens was, was Spaß macht ;-)

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  5. Ne, nur eingeschränkt. Ein Laster braucht man ja. Vielleicht fährt mal jemand nach Kuba???? ;-)

    Tja, zum Glück war ich 15 Jahre lang nicht Vergnügungssüchtig :-)

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  6. *kicher* ....also der Mal hat immer bevor wir Weintrauben zum Beispiel gekauft haben zwei drei davon probiert. Hab ihm immer gesagt ..."Hömma Schatzi ...das is Mundraub* ...aber er grinste nur und meinte er wäre Ausländer und versteht nix ;-))) Gut bei Berlinern ...bzw. Krapfen jetzt nicht soooo gut machbar ...mit dem vorkosten mein ich ;-)

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  7. *grins* stell´ mir gerade vor, wie Du zwei Krapfen verdrückst und dann die Packung zurückstellst. Heißt dann "Kauf nach Probe". Nicht "zur". Ganz wichtig bei der Diskussion mit dem Filialleiter ;-)

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