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So viel Elend

Mal nicht bei mir. Ich habe heute Abend einen Anruf bekommen von einer Frau, die kürzlich von ihrem Mann verlassen wurde. Die Umstände sind dabei eigentlich egal, für sie kam es überraschend, hart und unerwartet. Passiert, ging mir auch so. Ich habe fast neun Monate dazu gebraucht, wieder klar zu kommen und mein Leben endlich in die Hand zu nehmen. Soweit klappt das auch richtig gut, auch wenn ich sagen muss, dass ich nicht wirklich kapiert habe, was mir da zugestoßen ist. Der Schock wirkt noch immer. Seit dem 16.02.2011, 16:34 h. Dieser verfluchte Punkt in der Zeitrechnung.

Leider ist die Frau erst gut sechs Wochen in der Situation, was erklärt, dass es ihr so sehr schlecht geht. Und ich kann ihr nachempfinden, wie schlim die Situation für sie ist. Irgendwie geht es in dieser Welt ungerecht zu. Da sind Paare, bei denen nur noch ein Partner liebt. So richtig und aufrichtig. Von ganzem Herzen, denkt, es steht alles zum Besten. Und dann kommt der Schlag mit der Keule. Auf die Schläfe. Aber nur so, dass er betäubt, dumpf macht und man (oder in diesem Fall Frau) hofft, dass es einen dahinrafft. Körperliche Schmerzen kann man aushalten, ich glaube, ich weiß, von was ich rede. Aber diese Seelenpein ist das Schlimmste, was ein Partner dem anderen Menschen in der Beziehung zufügen kann.

Und auch wenn ich weiß, wie sehr die Frau leidet, ich kann ihr nicht wirklich helfen. Ich kann nur ab und zu versuchen, am Telefon für sie da zu sein. Komischerweise sind wir Beide nicht unseren Ex-Partnern böse. Auch wenn wir einfach ausgetauscht wurden. Auch, wenn wir aussortiert wurden wie schadhafte Ware. Auch, wenn es niemand für nötig gehalten hat, etwas früher mit uns zu reden. Auch wenn wir nicht gefragt wurden, ob wir nicht auch etwas würden ändern wollen. Auch wenn wir gerne etwas geändert hätten, aber den Partner gewähren ließen, weil wir dachten, dass der Partner wüsste, dass wir immer für ihr oder sie da wären.

Dummerweise haben wir Beide nach so langen Jahren des Zusammenlebens nicht erkannt, dass wir nur noch zweite Wahl waren. Der Punkt im Leben war erreicht, an dem man/frau zurückkommt, einfach weil man keinen anderen Platz hatte. Wir beide haben versucht, unsere Partner nach Kräften in ihrem Job zu unterstützen. Jahrelang, still und waren da. Haben die Überstunden akzeptiert. Haben akzeptiert, dass die Partner Abends lieber auf der Couch saßen, am Wochenende lange geschlafen habeb. Während wir darauf warteten, dass sie endlich ausgeschlafen haben. Haben wir gedacht, dass alles so passt und der Partner sich wohl fühlt. Aber anstatt mit uns zu reden, wurde über uns geredet, wurden andere Menschen befragt. Waren wir es nicht wert, auch mit in die Gedankenwelt einbezogen zu werden?

Die Frau ist momentan zur Kur weg, ich kann nur hoffen, dass sie da vielleicht ein neues Glück findet. Zumindest wieder Halt im Leben. Obwohl ich denke, dass die Liebe zu ihrem Mann genauso stark ist wie am Anfang der Beziehung. Und trotz all der Trauer die sie und ich empfinden, ich muss Respekt zollen für den Schritt, den Beide gegangen sind. Obwohl eine neue Liebe auch immer einen neuen Anfang beinhaltet. So war es für unsere Expartner wohl leichter etwas zu ändern als es für uns war, alleine zurück bleiben zu müssen. Ohne Perspektive, des Lebensmittelpunktes beraubt.

Wir haben auch kurz über neue Partner gesprochen, ob wir überhaupt noch wollen - oder können. Sie ist noch zu verletzt, um überhaupt an einen neuen Mann zu denken. Ich bin tot. In jeder Beziehung. Meine Physe wurde in 2010 angeschlagen, im Februar 2011 bekam ich den Todesstich. Die Psyche, die es mir möglich machen würde, eine neue Liebe zu finden, überhaupt nur an eine Partnerin zu finden, die wurde mir Mitte Oktober genommen.

Und trotzdem versuche ich, mir täglich Mut zu machen, dass die letzten Stunden nicht so schwer werden, dass es eben auch alleine klappen muss. Und ich bin auch guter Dinge, dass die Frau irgendwann über die tiefe Trauer hinwegkommt, die sie im Moment noch empfindet.

Sie hat heute am Telefon einen Satz gesagt, der mich verfolgt: "Wir werden immer irgendwie mit unseren Expartnern verbunden bleiben." Sie hat Recht, jeder auf seine Art. Vielleicht kann auch sie irgendwann verstehen, was ihr zugestoßen ist, vielleicht wird auch sie irgendwann damit soweit abschließen können wie ich. Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen. Liebesschmerzen sind die schlimmsten, die man sich vorstellen kann. Vor allem dann, wenn es einen Menschen erwischt, so wie es ihr und mir ging. Vielleicht hätte es uns geholfen, wenn man eher mit uns und nicht über uns geredet hätte. Aber, time flies.... Das Glück ist nicht aus der Welt gewichen, es wirkt jetzt nur woanders.

Kommentare

  1. Bitte ...tu mir einen gefallen ....guck ma ...
    Seit dem 16.02.2011, 16:34 h. Dieser verfluchte Punkt in der Zeitrechnung.

    DAS ist mein Geburtstag! Rede nicht so schlecht über das Datum ja ....oki?

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  2. Kroeti, auch wenn Du da Geburtstag hast, für mich ist es der Tag im Leben gewesen, an dem mir das Schlimmste zugestoßen ist, was mir passieren konnte. Keine Krankheit, keine Misere, kein anderes Leid waren jemals so groß für mich.

    Und wie Du siehst, jeder Mensch nimmt jeden Zeitpunkt in unserer Geschichte anders war. Natürlich habe ich nicht Dich gemeint, das weißt Du auch. Sollte ich den Punkt jemals wieder erwähnen - Entschuldigung im voraus. Aber dieser Tag wird eben der Worstcase in meinem Leben bleiben.

    Ach ja, ich wollte eben bei Dir einen Kommentar schreiben: ich drücke DIR die Daumen, dass der neue Job klappt.

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