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Schlemmen in Bamberg - Die "Alte Fischerei" + saufen danach ;-)

Die Respa schwärmt seit Jahren schon von dem Lokal gleich neben deren Domizil in Bamberg. Eine kleine, unscheinbare Kneipe, vielleicht so etwas wie ein Künstlerlokal. Vor ein paar Wochen schon haben wir den Termin festgeklopft, denn - beide haben wir eigentlich massig Zeit; nur eben zu anderen Zeiten. Als würden wir in parallelen Universen unsere Unwesen treiben (QED!). So ist es hilfreich, eine kalendarische Aufstellung zu nutzen um nicht nur unsere löchrigen Gedächtnisse zu erinnern, auch eine Art gemeinsame Ebene kommt so zustande. Wir haben nun 2:15 h am Mittwoch morgen, ich bitte die Abschweifung zu entschuldigen. Und nein, ich habe keinen Tropfen Alkohol oder andere Rauschmittel zu mir genommen, denn zu Respas Residenz sind es einfach gute 55 km.

Ein eigentlich nicht geplanter Tankstopp wird zeitlich auf der Autobahn eliminiert, auch das wirre Führen der Handynavigation kann nicht dafür sorgen, dass ich zu spät komme. Tja, Zeitmanagement ist alles. Ein Dank an die Ex, Frau General hat mich zur Pünktlichkeit erzogen. 18 Uhr war ich vor Ort, dank des prominenten Gastgebers war mir ein Parkplatz gegeben. Beziehungen sind nur dann wertvoll, wenn man auch mal was zurück bekommt. In diesem Fall ein Parkplatz inmitten der Domstadt, nur 20 Meter vom Lokal entfernt.
Die alte Posthalterei in der "Alten Fischerei"

Wir, Respa, JP und ich sind also über wenige Meter historischen Pflasters gelaufen, eine kleine Stufe genommen, im Lokal nochmals zwei - schon stehen wir in der Stube. Eine helle, in einer alten Posthalterei untergebrachte Lokalität, ausgestattet mit einfachen Stühlen, alten Tischen mit neuen Buchenholzplatten, bunten Lampen an der Wand und kaufbarer Kunst. Weder die Kunst noch die dafür aufgerufenen Preise wären etwas für mich gewesen. (Scherenschnitt für 750 Euro *stöhn*)

Im Gegensatz dazu sind die Preise für Speis und Trank mehr als human. 0,5 Liter Frankenbrunnen spritzig (Mineralwasser) kosten schlanke € 2,20. Soweit in Ordnung. Preislich aber mehr als fair gestaltet sich die Liste für die Speisen. Nicht endlos viele, nicht wesentlich mehr als Brotzeiten, aber sehr gut.

Für einen wirklich frisch zubereiteten Beilagensalat mit Blattsalaten, Gurken, fränkischem Krautsalat, Möhrensalat und Radieschen sowie Tomaten, einem großen Teller mit hausgemachtem fränkischen Kartoffelsalat (Silberzwiebeln mit drin? Lecker!) und einem Schnitzel im Schmetterlingsschnitt musste ich dem Wirt € 7,80 überreichen. Und das Schnitzel war nicht nur knusprig bis zum letzten Bissen, auch noch pfannengebraten.
Fränkischer Zaloud
Örpflszaloud und Schweisschnidsl

Für einen Dienstag Abend, in anbetracht der Lage des Lokales (ohne sich zu verlaufen kaum zu finden) und der außen schlecht als Lokal erkennbaren Fassage war ich erstaunt - das Lokal war binnen kürzester Zeit nicht nur gefüllt, die Leutchen warten sogar im Eingang auf frei werdende Tische. Fränkische Gastronomie at its best. Geheimtipp im Bamberger Raum. Unbedingt mal hin, aber vorher auf einer der breiten Zufahrtsstraßen parken, in der Alten Fischerei ist dies nur Anliegern gestattet. Oder privilegierten Besuchern ;-)

Wir haben uns nach dem Essen entschlossen, die Lokalität nochmals zu wechseln. Somit ging es in das Lokal "Rückel". Wieder so ein Lokal, welches von der Straße aus kaum zu erkennen ist. Und das ist jetzt kein Scherz oder eine Metapher oder eine Plattitüde - beim Eintritt befindet sich der Besucher um 60 Jahre zurück versetzt. Innen habe ich beim Blick nach außen einen Vergleich machen müssen: Hogwards. Spätestens als eine einsame Radfahrerin fast am Lokal vorbeiglitt, war es geschehen.

Das Lokal selbst hat sicher seit mehreren Jahrzehnten keine Erneuerung mehr erhalten. (AKKU leer, von wegen "erweiterte Speicherkapazität") Ebenso wie das Mobiliar - und die Gäste. Kein Scherz, mit 41 Jahren war ich mit Abstand der Jüngste. Die Respa noch knapp eine Dekade älter, der nächste Sprung geht dann gut fünf bis sechs Jahre ÜBER das Renteneintrittsalter. Und da sitzen sie eng an eng wie alternde Wellensittiche auf der Stange. Und genauso aufgeregt schnattern diese auch. Dauernd, laut, fröhlich. Ein Hurra auf die rüstigen Rentner! Lebenslust, die wir Nachkriegsgeneration erst lernen müssen.

Der Wirt selbst, diesen kannte ich schon flüchtig von einer zufälligen Lokalbegegnung gut 90 km von diesem Lokal entfernt, nimmt zu späterer Stunde gerne die Gitarre in die Hand. Und auch JP. Was leicht in das Tragikomische abgleiten kann war ein Abend, der sondersgleichen sucht. Bekannte und weniger bekannte Lieder. Jaja, ich weiß, furchtbar. Gar nicht! Ein geschätzt 50stimmiger Chor hat nicht nur alte und älteste Lieder angestimmt (Lili Marleen!) die zusammen gut 4.000 Jahre Lebenserfahrung waren auch neuerer Lieder aus den 90ern mächtig. JP ist im Bamberger Raum ein recht bekannter Mundartsänger, das Repertoire an Liedern (eigenen, umgeschriebenen, lehrbuchhaften) schier unerschöpflich.

Eine Stimmung wie im Bierzelt, aber ohne Besoffene, Pöbler oder schlecht erzogene Menschen. Hier trifft sich ein Völkchen, dass sein Arbeitsleben hinter sich gebracht hat, die Rente genießt und es dabei versteht, Abende auch ohne den Fernseher zu gestalten, ohne dass es peinlich oder bemüht wirkt.

Essen kann man hier auch, eine vom Umfang her sehr ansehnliche Karte steht dem Gast zur Verfügung, dabei sind die Preise sehr human wie auch den Portionen einer Weinstube angemessen. Und frisch mit Liebe zubereitet. Soll es noch geben, sowas. 

Was dann auch daür gesorgt hat, dass ich erst weit nach 0:00 Uhr zu Hause wieder eintraf. Sehr weit danach ;-) Das Auto stand wieder nur zehn Meter vom Lokal entfernt, diesmal Respas "G"-Ausweis geschuldet.
Die Respa, geblendet vom Blitz, nicht angetrunken. Heimmeldung von ihr: 2:47 h ;-)

Hier noch die Adressen zu zwei Lokalen, die es in Bamberg unbedingt zu besuchen gilt, will man "dem Volke auf Maul schauen":


Gasthaus Fischerei
Fischerei 15, 96047 Bamberg - Tel.: 095125013

Weinstube Rückel (die älteste Bambergs)
Habergasse 4, 96047 Bamberg - Tel.: 0951 2539031

Kommentare

  1. suuupiii. krieg hunger
    Martin

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  2. Bin dabei! Vielleicht mal um die Weihnachtszeit herum? Glühwein und Glögg? ;-)

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  3. Ich will auch, aber Glögg macht mir Angst, is das ansteckend oder kriegt man davon Pickel? *fragend in Gegend rumguck*.

    Da fällt mir ein Spruch von Kind 3 ein: Alles was ich mir zu Weihnachten wünsche ist entweder zu teuer, verboten oder es macht dick.

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  4. http://de.wikipedia.org/wiki/Gl%C3%B6gg

    Bitteschön! Du wllst mit? Noch immer kein Problem, musst nur kommen. Kind3 hat aber Humor, oder? Ich hätte erst mal gewünscht, wer weiß, ob die Eltern auch wissen, dass es verboten ist. Und dick machen? War noch nie ein Ausschlusskriterium.

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  5. Fürs Kind schon. Weißt ja, Pupertät. Kommt von rumpupen das Wort, weil, was anderes machen die in dem Alter nich. Krieg ich eigentlich mildernde Umstände, wenn ich sie zur Adoption freigeb? *gg* Doch doch, sie sagt sie muss abnehmen, ich frag mich nur wo...
    Humor hat sie, ja. Wenn da nicht die Erziehungsresistenz wär, wär alles gut.

    Das ist ja immer noch das Problem, ich kann momentan nicht mal 5 Stationen mit'm Bus fahren. Aber das wird, und irgenwann ist dein Weinkeller reif. Ich schwörs Dir. Freu ich mich jetzt schon drauf.

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  6. Ich nochmal... Und ich dachte immer, nur hier in meiner kleinen Stadt neben der großen Stadt am Meer gibt's ne alte Posthalterei. Eure ist aber schöner *zugeb*, so bautechnischerdings. Dafür ist das Nebengebäude hier eine Augenweide, für mich jedenfalls. Weil ich ja im Fotowahn bin mach ich mal eins *vornehm* (nein, ich bin nicht vornehm, ich nehms mir vor).

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  7. Na, eine Posthalterei war doch fast überall. Quasi die Post von früher, nur halt als Garage für die Pferdchen und die Postkutscher. Meist mit einer kleinen Schänke dabei und einfachen Nachtlagern.

    Die in Bamberg ist richtig fein, die "Alte Fischerei" wird auch "Klein Venedig" genannt, ist direkt am Fluss. Da war ich kürzlich zu einem Grillfest eingeladen. Kam was dazwischen, da gibt es aber was, das nennt sich "Fischerstechen". Musste mal googeln.

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  8. Ich warte. Irgendwann wird es eine sechste Station geben. Und immer mehr und mehr. Und irgendwann tauchst Du auch mal hier in Coburg auf. Ich habe es nicht eilig.

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  9. Genau. Rothaarig, grünäugig, frisiert. Pfiffig. Ich häng mir dann ein Schild um auf dem "brisy" steht, sonst erkennst Du mich niemals und ich irre tage- wenn nicht gar wochenlang im Ausland rum.

    Fischerstechen? Ey, man mordet doch keine Fischer! *aufstampf*

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