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Schlemmen in Heldritt - Das "Mykonos"

Ein Besuch in einem Reitstall ging voraus, alte Bekannte wurden besucht. Dieser war ebenso wenig geplant wie die Einkehr im Restaurant "Mykonos" im Bad Rodacher Stadtteil Heldritt. Vielen dürfte dieses kleine Dorf bekannt sein für die fast berühmt zu nennenden Sommeroperetten und das Lustpiel im Frühsommer. Einfach mal anschauen, die Laienschauspieler müssen sich vor den Soap-Stars nicht verstecken.

Das Mykonos betreten wir kurz nach 20 Uhr. Der Parkplatz war besetzt, wir haben weiter weg geparkt - und hätten umdrehen sollen. Die kleinen Stüfchen im Zugangsbereich sind wahre Stolperfallen, Ärgernisse für Rollstuhlfahrer, für Gehbehinderte unnötige Hindernisse. Wer die Tür öffnet, dem schlägt eine Melange aus Toilettenreiniger, Rauch (Rauch? Rauch!) und Speisedüften entgegen. So unwirtlich es riecht, so sehr wehrt sich irgendwas, das Lokal zu betreten. Das Herz sagt Ja, der Kopf sagt nein. HIER hätte man auf den Kopf hören sollen. Egal... Andere Geschichte ;-)

Drei Tische sind besetzt. Einmal zwei Personen, ein Tisch mit weiteren acht Leuten (auch schon wieder Bekannte, auch teilweise Reitersleut´) und ein Nebenraum mit Mitgliedern des örtlichen KTZV. Mit wieder einem Bekannten aus einem Reitstall besetzt. Flucht vor der Vergangenheit? Mit mir nicht möglich.... Am Tisch zum Sitzen gekommen, schaue ich mich genauer um. Wand, Decke, Boden, alles so, wie ich es zuletzt vor gut 20 Jahren zuletzt gesehen habe. Auch der Wirt ist noch derselbe, was ja nicht gegen ihn spricht. Das tun dagegen die Gardinen, die wohl seit dem Rauchverbot in Bayern (mindestens) keine Wäsche mehr gesehen haben und die Tischdecke. Meine Begleitung fragt, ob da Tierchen auf dem Tisch zerdrückt worden. Ich kann es glücklicherweise verneinen, aber die Löcher im Format bis zu gut einem Zentimeter und der ausgerissene Saum an der Tischdecke über mehr als zehn Zentimeter sprechen für sich.

Auf dem Tisch liegt eine Speisekarte aus, die ab Freitag die Kirchweih ankündigt. Mit Rindfleisch und Meerrettichsoße, Eisbein und anderen Schmankerln. Nicht vergessen, wir sind beim Dorfgriechen und ein weiteres Lokal im Dorf bietet gutbürgerliche Speisen an. Ob es da im Austausch griechische Kirchweihspezialitäten gibt? Wie auch immer, ich bestelle Standardessen aus der Standardliste eines Standardgriechen. Mal wieder.

Bevor ich die Nr. 44, Gyros, serviert bekomme, gibt es Pils vomFass (0,5 Liter, 2 Euro) und Cola-Mix, 0,4 Liter für € 2,20. Autofahren ist teuer, QED!

Der Hauptspeise eilt ein Salat voraus. Wie hieß es früher mal? Lasst Bilder sprechen. Dieses hier würde jammern. Knackekalte Tomate, Peperoni ohne Eigengeschmack, dazu passend der Eisbergsalat. Mittelmäßig sind die Karottenstifte, gut die Olive. Hier wurde auf Qualität geachtet, ich bin - Achtung, Ironie! - begeistert. Das Dressing. Tja,war da, war aufdringlich. Hätte man nur das Dressing serviert, hätte man das Geld für den Salat sparen können und das Ergebnis wäre dasselbe: säureverzerrte Gesichter.

Das Gyros kommt, dampft. Ich bin etwas skeptisch, da die anderen Personen im Lokal kurz vor uns ihre Essen bekamen. Meist Gyros. Und als würde ich das Unheil anziehen wie Griechenland den Rettungsschirm, bekomme ich drei Kügelchen Matschtomatenreispampe, dazu einen Zaziki, der wirklich gut ist. Highlight des Abends, ich bitte um einen Tusch. Dafür ist das Fleisch eine Katastrophe. Außen knusprig bis kurz vor verbrannt, total mit Gewürzen überbehandelt und die dickeren Stücke sind teilweise noch roh. Kein Scherz. Diese Stücken habe ich aussortiert, die restliche Portion war ausreichend, zudem hätte der brummige Wirt wohl sowieso keine Muße gehabt, sich meine Beschwerde anzuhören. Die Begleitung am Tisch empfand es ähnlich wie ich: 8,50 € für eine Hauptspeise sind günstig, aber sie sollte auch genießbar sein. OK, der Ouzo davor war gratis, das Zeug hilft beim Verdauen von Schweinchen Roh, dem Bruder von Schweinchen Gut.

Alles in Allem macht das Lokal einen abgenutzten Eindruck, hat zwar die Gemütlichkeit einer Dorfkneipe, wird aber keine Menschen anlocken, die von weiter weg hierher extra zum Essen kommen. Warum ich dort war? Die Begleitung hatte es ausgesucht. Selbst schuld, nächstes Mal setze ich mich wieder durch. Das Leben ist zu kurz für solche Leistungen.

Als es dann schon später am Abend wird, verzieht sich der Wirt in den Nebenraum. Schnauz wird gespielt, dazu ordentlich gequalmt. Zur Erinnerung: in bayerischen Lokalen ist striktes Rauchverbot verhängt. Dass die Griechen mit Verordnungen und Gesetzen laxer umgehen als ein Deutscher Michel ist bekannt, so dürfte dieses Verhalten auch nicht weiter erstaunen.

Eine getrennte Rechnung wird nicht erfragt, obwohl wir deutlich mit zwei Geldbeuteln am Tisch sitzen, wir teilen später. Kein Bitte, kein Danke, das Geld wird kommentarlos eingesteckt. Kali Nichta, Mykonos.

Kommentare

  1. Das ist ja grauslig. Du hast doch hoffentlich kein Trinkgeld gegeben? Und gefragt, ob's geschmeckt hat, wurde auch nicht? Ich hätte dann nämlich einfach "Nein" gesagt. Du auch, oder?

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  2. Nein, es gab kein Trinkgeld. Das ist bei mir seeehr selten. Gefragt hat er nicht, nur das Geld eingesteckt und ist abgedreht. Ich hätte es aber auc nicht auf eine Diskussion ankommen lassen. Da hat man doch ein Gespür dafür entwickelt, wo es Sinn hat, zu protestieren.

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