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Das Waldcafé, die Mia und die Fotos dazu

Unten an einen Eintrag anhängen ist immer ein klein wenig -nuja, blöd. Also lieber ein kleiner Extraartikel mit den versprochenen Fotos. Vorab: der Kuchen war ein Gedicht. Solche riesigen Stücke habe ich seit "unserem" Café  in Bodenmais nicht mehr gesehen. Das Café dort gibt es leider nicht mehr (bin da mal extra im Rahmen einer Lieferfahrt hin, waren 180 km Umweg- geschlossen :-(

Dafür konnten wir einen herrlichen Apfelkuchen in gedeckter Version genießen. Ich liebe diesen, esse ihn, wo immer ich ihn bekommen kann. Quasi der Sauerbraten unter den Kuchen für mich. Eine Art Sandkuchen als Boden und als Decke, so kannte ich diesen noch nicht. Hier esse sogar ich den Rand mit, den ich bei Hefeteigen nur widerwillig anfasse. Mag ich einfach nicht. Und anstatt obenauf einen Zuckerguss aus Zitronensaft und Staubzucker zu geben, wurde der Kuchen einfach mit noch einer Schicht Sandkuchen zugedeckt. Geniale Idee, dazu braucht es nur einen Kakao (nach Ex-Art mit purer Milch) oder einen Kaffee. Maschinengebrüht mit vieeeel Zeit. Unschlagbar gegenüber den Expresskaffees, die es sonst so gibt. Zeit ist Geschmack. Auch hier.

Die Mia kam mit ihrem Vater und dessen neuer Freundin, was also Verwandtschaft zu mir ist. Kaum hat sie sich aus ihrem Sitz geschält, geht es auch schon los. Quirliges kleines Ding, kann ich nur sagen. Sie stürmt die Terrasse,sagt von sich aus(!) höflich "Guten Tag!" Und steht dann leicht eingeschüchtert da und starrt mich mit großen Augen an. Komisch, als ich am Mittag erstmals die Chat-Funktion bei Facebook ausprobiert habe - ich habe ihren Vater angeklickt, da hat sie mir die halbe Lebensgeschichte erzählt. Per Web. Und eben, dass sie auf einen Spielplatz möchte und einen Kuchen haben möchte. Bitte. Zwar waren meine Schwester und ihr neuer Freund nicht so sehr begeistert, haben dann aber trotzdem noch zugestimmt.

Kurz vor 14 Uhr war ich im Café, die beiden Orietierungskönige haben die Einfahrt verpasst, so konnte ich noch ein paar Minuten länger diese himmlische Ruhe auf der Terrasse mit Blick auf die Ausläufer des Waldes vom Wildgehege genießen. Die Sonne war da noch nicht ganz über den Wald, so war es angenehm kühl, trocken und hat intensiv nach frischem Wald gerochen. Vor mir schon der Kaffee und ein Riesenstück vom Kuchen. Mit Sahne, locker 500 g schwer, für "schlanke" € 2,50. Wer will da noch in eine Industriebäckerei? Hat nur eine Person gefehlt und der Nachmittag wäre mir sicher als romantischer und glücklicher Teil meines Lebens in Erinnerung geblieben. Nein, die Mia wäre das nicht ;-)

Der Papa der Mia war auch wieder einen kleinen Fremdschämer wert. Kommt vom Mittagessen, es gab Nudeln und Soße. Nach Art Bolognese. Also zumindest das, was jeder außerhalb von Bologna dafür hält. Leckere Fleischsoße mit frischen Gemüsen. Da muss er wohl ein paar Teller zu sich genommen haben. Was ihn aber nicht davon abhält, für sich und seine Tochter je ein Kännchen Kakao mit doppelter Sahne zu bestellen. Er sieht meinen Kuchen, ordert für meine Schwester ein Riesenstück, für sich auch. Die Schwester bekommt einfach Sahne, er will dreifach. Die Chefin fragt mehrmals nach, er bestätigt dieses jedes Mal. Was solls, wenn er doch Sahne mag.

Die Berge von Sahne kommen. Auf dem Kuchen, auf den Getränken, in einer kleinen Extraschale. So viel Sahne habe ich nur zu letzten Weihnachten gesehen, als die Ex diese hervorragende Schwarzwälderkirsch-Frosttorte gemacht hat. War das ein Gedicht. Also, backen konnte sie wie eine Göttin.

Es kommt wie es kommen muss: die Mia schafft ihre Portion, meine Schwester scheitert an dem Riesenstück, lässt ein ganz klein wenig vom trockenen Rand zurück. Dafür waren beim Neumann die Augen wieder zehn Mal größer als der Appetit. Die Folge: die viele Sahne bleibt auf dem Kuchen zurück, der Kakao geht gerade so hinein. Mia ist solange auf dem Spielplatz, irgendwie ist alles weitgehend perfekt. Allerdings ist der Freund meiner Schwester ein klein wenig überängstlich. Auch als ich ihm sage, dass man heutzutage sogar abgerissene Gliedmaßen bei Kindern wieder anbasteln kann, ist er nicht ruhiger. Versteh´ ich gar nicht.... Ein Auge ist immer am Spielplatz. Dabei hat das Kind schneller neue Freunde gefunden, als der Vater den Kakao trinken kann.

Erstaunt war ich auch, dass ein micht einmal vierjähriges Kind seinen Namen schreiben kann. Gut, drei Buchstaben zu merken ist nicht die absolute Glanzleistung. Aber sie kann auch schon bis zehn zählen. Haarig wird es erst als sie das Tischschild mit der 12 bringt. Kennt sie noch nicht. Und als sie die Tischnummer "6" bringt, bekomme ich für einen lockeren Spruch einen bösen Blick vom Vater. War aber harmlos. Ich sage nur: "Bring Cola Mann...!" Andere Geschichte, lange Geschichte, hat aber auch mit einem Kind zu tun.

Zwischenzeitlich hat sich die Terrasse komplett mit Grauköpfen gefüllt, sobald die Sonne über die Wipfel gekrochen war, kamen diese auch aus ihrem Unterschlupf. Der Schnitt lagt trotz uns und der Mia gut bei 75 Jahren. Was für ein angenehmes Geräuschniveau sorgt, da nicht immerzu ein Handy dudelt oder "Itz Itz Itz"-Musik aus Autolautsprechern dröhnt. Ist halt einfach kein hippes Lokal, sondern ein uriges kleines Café. Ich kann mir gut vorstellen, da im Winter hinter dem Fenster zu sitzen bei einem Glas Glühwein, die Liebste neben sich und zusehen, wie die Flocken im Tierpark die Gegend zuckern.

Heute ist es in der Sonne aber brutzelwarm, die Schwester ist linksseitig schon bedrohlich gerötet. Und das im Oktober. Früher bin ich mit der Ex bevorzugt Anfang Oktober in den Urlaub gefahren. Später ging das nicht mehr. Sie hatte dann den jetzigen Job, der es unmöglich macht, außerhalb der Ferien zu verreisen. Schade, die goldenen Herbsturlaube waren die schönsten, die ich erleben durfte mit ihr.

Hier mal der Blick in Richtung Tiergarten und Parkplatz, sogar der ist von sattem Grün umgeben.
Einsames kleines Coupe, bekam aber bald Gesellschaft von vielen Gerontenmobilen. Ich wusste bisher nicht, wie viele Vans für die Zielgruppe "Älter" es gibt.

Hier der Blick, den ich den ganzen Nachmittag hatte. In dieser Richtung wohnt auch der Dudelsackspieler, den ich für meine Beerdigung möchte. Ein Virtuose in seinem Fach. Ganz früher habe ich ihn mal am Waldrand spielen hören. Das gibt Gänsehaut!



Hinter dieser Hecke, gute 150 m Luftlinie entfernt, da tobt das Leben im Wildtierpark Tambach. Da geht es nächste Woche mal hin. Zuletzt waren wir da vor mindestens sieben Jahren, da haben noch Trixie und Chypsy gelebt. Der Chihuahua und der Yorkshire meiner Mutter. Die hatten eigene "Tragetaschen", aus denen die gelugt haben. Naja, eine Schrulle meiner Mutter. Kleinsthundebesitzer sind wohl so.
Hinter der Hecke ;-)
Grün, wohin das Auge schweift. Später wurde der Blick dann durch Schwester und Neufreund getrübt ;-) Die beiden sind halt einfach Rahmenfüllend.

Hier einmal ein Schnappschuss vom Kuchen. Man beachte bitte, dass es sich nicht um einen Unterteller sondern um einen Abendbrotteller handelt. Dieser war gut bedeckt, bei der Version mit dreifach Sahne sogar komplett. Und der Geschmack: toll. Auch wenn ich vermute, dass die Füllung eine Packungsware aus dem Konditorenfachhandel war. Ich hoffe, dass ich damit niemandem Unrecht zufüge.
geschätzt 20 x 12 cm 
Ach ja, ein Foto habe ich noch. Die Kleinpatchwork-Familie. Von links: Mia (sieht in Wirklichkeit natürlich nicht so grob gezimmert aus), der Marco als real existierender Sahneverschwender und meine Schwester. Das Zwörschle. Oder die Nietschi. Aber, das sind andere Geschichten.

Und weil ein Nachmittag wie dieser nicht einfach so ausklingen kann, gab es auch noch einen Schreckmoment. Ich glaube, zwei Personen haben daraus gelernt. Erst einmal der Vater. Denn: auch wenn er das Kind noch so gut behütet, in der nächsten Sekunde kann trotzdem etwas passieren. Und die Mia hat auch gelernt. Natürlich, dass ein Kinderfahrrad auch Bremsen hat, dann, dass es bergab gerne schneller wird als es einem lieb ist und drittens, dass ein Maschendrahtzaun einem Sturz auf die Straße vorzuziehen ist. Die Landung ist ungleich weicher. Passiert ist nichts, aber der Schreck war wohl groß. Auch hier wieder ein Körnchen Wahrheit in einem Sprichwort: Wer nicht hören will....




Kleine, glückliche Familie. Vor der Kleinen liegt ein Aufkleber, der bei meiner Wii beigepackt war. Ich habe diesen der Kleinen geschenkt und war erstaunt, wie lieb solche Kinder reagieren können. Ehrliche und aufrichtige Freude über ein bloßes Stückchen bedruckter Kunststoff. Ach.... Wenn man sich mit der Kleinen unterhält, dann wird einem erst bewusst, was im Leben fehlt. Frau und Kind. Ich glaube, die Ex hätte auch einen solchen selbstbewussten und trotzdem herzlichen Sprössling zustande gebracht. Tja, das wird wohl irgendwann ein anderer Mann erfahren, meine Chance ist leider vorbei. Weg mit den trüben Gedanken, da kommen schon wieder Tränen. Dafür ist das Wetter zu schön.

Zum Abendbrot ging es dann kurz zu meiner Schwester. Nudeln mit Ketchup für die Kleine. Hab´ ich da irgendwo in einem Kommentar etwas von "langweilig" gelesen? Na klar, das ist langweilig. Aber warum das gewünscht wurde, hat sich ja nun aufgeklärt. Wir "Erwachsenen" hatten ein leckeres Brot vom Serkendorfer Bäcker, dazu einen selbst gemachten Quark, heißt bei uns auch manchmal "Weißer Käs". Mit Zwiebeln, frischen Schnittlauchröllchen, gewürzt einfach mit etwas Salz, Pfeffer und ein klein wenig Zitronenabrieb. Nicht zu schwer für so einen Abend. Dazu Cola für die Männer und ein Becks Gold für die Frau Schwester.
Na, sieht doch fast aus wie von Profis, oder? Was ein Schnitz Tomate und ein Blatt öden Salates doch bewirken können. Die Mia ist dann einfach am Tisch eingeschlafen, nach einem durchtobten Tag ist das auch kein Wunder. Für mich das Zeichen, endlich aufzubrechen.


Nach Hause wollte ich aber noch nicht, dazu war es einfach zu warm, die Luft zu klar, die Stimmung irgendwie heimelich. Gerade als ich in Richtung Veste fahre, landet ein Flugzeug in einem Meer von blauen Positionslichtern. Und weil mich Lichter anziehen wie der Speck die Maden, mache ich einen Abstecher in Coburgs höchsten Biergarten. Ein kleines Wasser geht schon noch. Erleben durfte ich dann einen der romantischten Sonnenuntergänge über dem fränkischen Land, den ich jemals bewusst mitbekommen habe.

Hier ein paar Bilder, ich denke, diese sprechen für sich und brauchen keinen Kommentar. Außer einen vielleicht: alleine sein ist Scheiße. Ist so. Drum auch dieses Wort!



Hier noch die Adresse KLICK des Waldcafés

Kommentare

  1. Bööööh, ich dachte, Mia wäre mindestens 25 und die neue Mal-sehen-vielleicht-wird-was-draus-Flamme!!! *lach*

    Jetzt mein Lieber, sind wir quitt *grins*

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  2. Neeeee..... Die Mia ist zwar eine putzige, aber doch seeeeehr weit von dem entfernt, was ich mir so als Frau vorstelle ;-) Ich glaub´ ich muss Dir die Ex mal genauer beschreiben ;-)

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