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Schlemmen in Weißenbrunn - Die Blaue Gans

Der Tag der gemischten Gefühle. Erst war ja Doc-Besuch und dann der Gastrobesuch mit einem Bekannten, auf den ich mich lange wirklich gefreut habe. Das dieser sich dann als der neue Freund von Marlies herausstellt, hätte ich nie gedacht. Geschickt eingefädelt, Großer!

Fang ich mal mit dem Erfreulichen an, dem Abend. Getroffen haben wir uns in
"Die Blaue Gans"
Wirtsberg 1
96253 Untersiemau
(www.blaue-gans.de)

Der "Esspartner" an diesem Abend ist erst an mir vorbei gefahren, ich habe mich noch gewundert, warum ich so gemustert werde. Als Marlies neuer Freund dann neben mir anhält, habe ich ihn erst erkannt. DAMIT ist er gekommen. Glaube ich zumindest, ich dachte, das Modell hätte mehr Carbon gehabt. Naja, ich bin ja nicht so der Kenner, kann mir die ganzen Bezeichnungen nicht merken. Aber, der Klang hätte mich schon überzeugt und irgendwie wollte ich doch mal den Schein....? Glücklicherweise hat mich die Midlife-Crisis verschont, ich brauche kein Motorrad. Und ich.... Ach, egal.


Um 18:30 Uhr hatten wir die komplette Auswahl. Entweder einen sehr schnuckeligen Platz innen im Lokal oder eben draußen, im oberen Teil des Biergartens. Die nette Servicekraft, die uns an diesem Abend bedient hat (Inhaberin?) hatte mitgedacht und innen und außen für uns reserviert. Wie sich später herausstellen sollte, wäre es auch ohne Reservierung gegangen. Eigentlich schade, denn sowohl das Lokal innen als auch der Biergarten könnten durchaus für Freunde des gepflegten Abends geeignet sein. So kostet ein Cola-Mix 0,5 Liter € 2,30, ein Liter Wasser mit Kohlensäure in der Karaffe € 4,00, der Kaffee danach € 2,00. Soweit sind die Preise sehr human.

Seit dem ersten Absprechen zum Essen in Die Blaue Gans war mir fast klar, dass ich das Menü "Fleisch" wählen würde. € 37 für vier Gänge, Vorab einen Wi´Secco, einen fränkischen Prosecco vom Weingut Hans Wirsching aus Iphofen. Ich mag aus diesem Weingut den RondoS sehr gerne, der Wi´Secco wird aber nicht mein Freund werden. Ist aber nur die Meinung, meine zwar, aber eben nur meine.

Zum Wi` Secco gab es das Amouse Bouche, ein kleines Kügelchen aus Mozzarella mit etwas Rauke (Ruccola auf Neudeutsch) und etwas Balsamicocreme. Den Mozzarella habe ich schon irgendwo einmal gesehen, ich denke, den gibt es von Paladin, also von der BMI. Obwohl dieser in Bayern, sogar in Franken hergestellt wird (waren da schon im Werksverkauf), schmeckt dieser recht gut, eigentlich nach mehr. Aber, wir sollen ja nicht von der Amouse satt werden, sondern von den folgenden vier Gängen.
Mozzarellakügelchen, Raukeblättchen, Balsamicocreme

Weiter ging es nach kurzer Zeit mit dem "Fränkischen Vitello Tonnato". Hier das Original, nachfolgend das, was wir als Interpretation bekommen haben.
Fränkisches Vitello Tonnato, Kapernfrüchte, leckerer Salat
Ein ganz hervorragendes Brot, besser als bei den meisten Bäckern

Das recht farblose Fleisch mit einer Forellensauce (fränkische Interpretation, wurde von mir gesalzen, ich mache sowas sonst NIE!) wurde mit Kapernäpfeln (eingelegte aus dem Glas, ER wusste nicht einmal, was das ist....:-) und einem sehr gut marinierten Salat mit einem fruchtigen Dressing serviert. Dazu gab es ein frisches Brötchen, nach Baguetteart aufgeschnitten und schon eines der zwei Highlights des Abends. Später haben wir dann gefeixt, dass wir beim nächsten Mal nur Steak und Brötchen bestellen. Nächstes Mal? Wohl kaum.

Die Idee, anstatt eines Thunfisches eine Forelle zur Sauce zu verarbeiten ist eigentlich prima, doch hätte der Koch etwas mehr Mut mit den verwendeten Gewürzen aufbringen können. Schade, war aber ein Versuch.

Gang Nr. 2 war ein Estragonsüppchen, welches mit gebackenen Schinkenstreifen serviert wurde. Die Suppe selbst war schön cremig, der Schinken cross und der Estragongeschmack sehr eindeutig. Aber auch hier hat wieder etwas Salz gefehlt, vielleicht auch etwas Schärfe in Form von etwas Chili. Oder ich habe meine Tage und brauche einfach mehr Salz als sonst. Am Tisch stand welches bereit, und obwohl ich sonst über Menage und Co. schimpfe, war ich heute darüber nicht unglücklich.
Estragonsüppchen, der Schinken ist leider schon untergegangen, war aber dabei

Mit Spannung - und wachsendem Hunger - habe ich nun den Hauptgang erwartet. Rinderfilet mit Blattspinat und Thymiankartoffeln. Ja, also, hmmm... Es kam. Ich sah. Aber ob es siegte?
Der Spinat - sowieso nicht mein Lieblingsgemüse - war durchaus in Ordnung. Oft erhält man den mit Knoblauch oder Zwiebeln verwürzt, manchmal auch angebrannt oder halb gar. Hier nicht, hat gepasst, hat geschmeckt, kann man nicht meckern. Die Kartoffeln waren dann eher Kartöffelchen, leider aufgrund der Größe sehr schnell kalt und nur wenig nach Thymian schmeckend. Ich mag Thymian, für mich hätte das deutlicher ausfallen können. Dafür war das Fleisch in der Konsistenz ein Gedicht. Sehr weich, an ein klein wenig Bratensaft serviert, vielleicht etwas über den optimalen Garzeitpunkt, aber trotzdem sehr gut und das Beste am ganzen Essen. Die Portion war ansehnlich und für den normalen Hunger ausreichend. Naja, wenn ich ehrlich bin, ich hätte da gerne noch ein zweites Stück von gegessen, ich kenne auch eine Dame im Landkreis, die hätte das wie ich gesehen. Die kann nun an einem ganz anderen Brocken herumknabbern.

Aber, man muss mit dem zufrieden sein, was einem das Leben zuspielt - oder der Koch gönnt. Hier die Fotos vom Hauptgang des Menüs "Fleisch":
Rinderfilet, Spinatbett, Thymiankartöffelchen

Das Filet im Anschnitt, oben durchgegart, unten noch rosa

Nachdem ich durch meine Lebensgeschichte den Dessertgang etwas verzögert habe (Entschuldigung Udo!), kam dann der Abschluss des Menüs. Habe ich Arsch mich wirklich entschuldigt? Das war doch eine Steilvorlage, um bei Marlies zu Punkten. Hurra, es lebe meine Einfältgkeit! Eine Variation hausgemachter Desserts. Viel Obst der frischen Sorte, eine helle Mousse, ein Glas mit etwas, was ich für ein buttermilchbasiertes Fruchtgelee halte, ein Halbgefrorenes (Parfait, ich denke, es hatte etwas Kirschgeschmack) und ein Klacks Sahne bildeten den Abschluss. Auch hier leider nicht der Brüller. Vielleicht bin ich heute sehr mäkelig, aber es hätte für mich durchaus süßer sein können.So süß wie der Verrat wohl schmeckt und die Genugtuung, das Gegenüber gepflegt verarscht zu haben, kann ich mir vorstellen,

Der Dessertteller

Das Fazit des Abends für mich ist, dass ich wohl entweder mit zu hohen Erwartungen kam oder dass der Koch einen nicht ganz so optimalen Abend erwischt hat. Ich werde demnächst noch einmal kommen, vielleicht zum Mittagstisch, und etwas "Bodenständiges" versuchen. Eine zweite Chance hat "Die Blaue Gans" in jedem Fall verdient. Aber nur diese. Und vielleicht auch Marlies.

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