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Vapiano... Oder doch nicht?

Freitag Nachmittag, die Metro bekommt einen Besuch von uns abgestattet. Zwei Gründe dafür: einmal der Einkauf für ein größeres Fest in der nächsten Zeit. Und da gibt es nunmal die passenden Gebinde im Großmarkt. Zweitens die Suche nach einem speziellen Schweinefleisch. Und zwar diesem hier. Die Suche danach war allerdings vergebens. Umso erfolgreicher war der Einkauf der anderen Artikel, knapp 300 Euro standen auf der Zahluhr.

Belohnen für diesen Einkaufmarathon wollten wir uns eigentlich mit einem Essen im Vapiano. Dieses Vapiano ist ein mittlerweile die halbe Welt umspannedes Konzept, welches zwar die Zutaten für die Speisen selbst herstellt, der Kunde jedoch im Baukastensystem sein Wunschmenü individuell zusammenstellen und ordern kann. Der erste Versuch, ein Vapiano zu probieren - in Köln zum IMM Cologne-Zeit - scheiterte an der mangelnden Reservierung. Trotz der teils gemischten Bewertungen wollten wir es versuchen. Aber; keine Chance. Überlaufen ohne Ende, eine gute Stunde bis zum nächsten freien Tisch, minimum. Und die Luft zum schneiden und Knoblauchgeschwängert. Wir waren uns damals schnell einig, das Lokal für dieses mal zu meiden.

In Nürnberg waren wir etwa schlauer. Dachten wir. 16:30 h am Freitag Nachmittag, da werden wir wohl einen freien Platz bekommen. Plätze hätte es zwar im ersten Stockwerk gegeben, aber erstens ist es mir mit Gehhilfe momentan nicht möglich, mit Tellern und Gläsern bewaffnet die erste Etage zu entern. Zudem hat uns auch das "nette" Fräulein an der Kasse verprellt. "Reserviert? Schon da gewesen?" Wahrheitsgemäß geantwortet: "Nein!" "Hier sind Karten, auf denen wird das Essen und Trinken gespeichert, bezahlt wird beim Gehen!". Kasernenton zur Begrüßung? Mit diesen Worten wurden uns zwei Karten auf den Tresen gelegt. Wir haben nun auf weitere Infos zum Ablauf gewartet, wollten die Karten nehmen, als diese uns wieder entzogen und einem weiteren Pärchen, welches nach uns kam, wortlos ausgehändigt wurden. Auch hier wieder ein sehr hoher Lärmpegel, endlose Schlangen an den Bestellstationen und wenig einladendes Flair - wie in Köln. Versuch Nr. 2 in Sachen Vapiano war also auch gescheitert.

Hunger war trotzdem vorhanden, haben wir uns doch den ganzen Tag über nur eine Kleinigkeit geleistet mit der Erwartung, im Vapiano Pasta, Salat und Dessert zu bekommen. Wer FrauDSL kennt, der weiß, dass in Sachen Essen schnelle Entscheidungen gefallen werden müssen, da das Unternehmen sonst böse enden kann.

Gegenüber des Vapiano ist dann auch eine Filiale des Karstadt-Konzernes. Und weit hinten im Kopf hatte ich noch abgespeichert, dass ein Bewerterkollege die Steak-Station im Haus empfohlen hat. Hier hat er mehr als Goldrichtig gelegen, in Sachen Steaks für mich der Experte schlechthin.  Mit Fleisch fängt man eine FrauDSL und so hatte es keine Überredungskunst nötig. Im Haus selbst sind ja glücklicherweise Wegweiser aufgestellt. Und in Kaufhäusern sind die Lokale meist in den oberen Stockwerken, ein Wissen, welches uns noch das kulinarische Genick brechen sollte.

Vor der Glastür zum Lokal angekommen zögerten wir erst, was meist auch der richtige Impuls ist. Einladend schaut anders aus; Kantine lässt grüßen Wir waren schon auf dem Weg zurück, als der Blick auf einen Aufsteller fiel, der "Happy Hour ab 16:30 h" versprach. Und auf dem Schild stand auch das, was wir gerne lesen: Fleischgerichte.

Rumpsteak 180 g, mit Cognacsoße und grünem Pfeffer, dazu Kroketten. Regulär über 16 Euro in der frohen Stunde für schlanke acht (8!) Euro. Das war dann mein Essen, frisch am Grill gebraten.

FrauDSL entschied sich für den Grillteller "Albrecht Dürer", welcher neben einem kleinen Rumpsteak und Schweinemedaillon auch ein Stück gegriller Putenbrust enthiert. Dazu gab es Speckbohnen und Westernkartoffeln. 8,45 Euro laut Karte schienen auch hier angemessen.

Als die Portionen am Tisch ankamen waren wir überrascht. Reichlich belegte uns ausgarnierte Teller, die zuerst schon eimal optisch überzeugten. Der Geschmack war zudem sehr gut, auch wenn hier Convenience in großem Stil verarbeitet wird, der Preis und der doch sehr gute Geschmack rechtfertigen dies. Die Fleischqualität war zudem über jeden Verdacht erhaben, das Rumpsteak lt. Auszeichnung vom argentinischen Rind.

Wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. Ein Spezi 0,4 Liter für € 2,90 sind wohl der Mischkalkulation geschuldet,  in der Happy Hour akzeptablen. Nicht aber dann, wenn diese Essen den regulären Preis von über 16 Euro je Portion haben.

Während die Servicekraft sehr freundlich und umsichtig zugange war, auch die Tische gepflegt wurden, kann man dies vom Fußboden leider nicht sagen. Nicht nur Fleck an Fleck, auch richtiger Schmutz in Form von Papier, Blättern und Essensresten (Pommes frites) verleideten den angenehmen Aufenthalt. Warum aber PERO so davon geschwärmt hatte und wo vor unseren Augen das Essen zubereitet werden sollte .- dies blieb uns ein Rätsel.

Satt und eigentlich zufrieden verließen wir das Lokal, um im untersten Stockwerk für meine Mutter noch eine Packung passierte Tomaten zu besorgen. Per Telefon wurde uns dieser Auftrag erteilt. Da wir nicht mehr lange nach einem Laden suchen wollten, begaben wir uns abermals an die Infotafel, um zu  sehen, ob im Haus auch eine Lebensmittelabteilung vorhanden ist. War sie, nennt sich "Feinkost"-Abteilung. Unser Coburger Kaufhof hat sowas auch, jedoch ist der Name dort nicht berechtigt.

Anders in Nürnberg. Hochwertige Lebensmittel zu hochwertigen Preise, ein Paradies, welches sich bislang meinem Dunstkreis entzogen hat. Lange Kühltheken mit italienischen Spezialitäten, Salate in allen Varianten, Snacks, die einem Lokal der gehobenen Klasse gut zu Gesicht stehen würden. Auch eine kleine Weinstube mit Baguettes aller Art und jeglichen feinen Speisen.

Und dann der Schock: mittendrin eine Kochinsel, an der ein Koch vor den Augen der Gäste Fleisch brät. Argentinischer Wassserbüffel. Neuseeländer Lammfilet..... Alles was an Fleisch gut und teuer ist - hier wird es zubereitet. Auch wenn wir satt waren, wir haben ernsthaft überlegt, ob wir unseren Gelüsten erliegen und nochmals essen. Die Vernunft hat gesiegt und die Feinkostabteilung im zweiten Untergeschoss bekommt einen Eintrag in die to-do-Liste für künftige Essen. Und wenn es nur halb so gut schmeckt, wie es gerochen hat, dann lohnt alleine hierfür schon die Anfahrt nach Nürnberg.

Kommentare

  1. Vapiano in Nürnberg - hmm, irgendwie hatte ich beide Male in Nürnberg "Glück", einen Tisch zu bekommen. Essen war lecker, die Nudel portionsweise frisch gekocht und zubereitet, al dente, Pizza frisch und knusprig, Wein gut, Ambiente und Gäste sehr angenehm. Hier macht es für mich die Mischung aus Essen und Ambiente.
    Die Steakinsel im Karstadt ist allerdings spitze. In dem Restaurant im oberen Stockwerk war ich noch nie - Steaks gabs nur direkt vom Grill - 350g argentinisches Filet mit Weißbrot - Fleisch pur und perfekt. Auch die anderen Fress-Inseln (auch das Fischeck) waren immer einen Besuch wert.
    Da muss ich doch mal wieder hin!

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  2. Ja, reib´ nur Salz in meine Wunde ;-)
    Nächstes mal gibt es an der Steakinsel im Keller richtiges Fleisch. Scheint ein richtiger IN-Treffpunkt zu sein, kein Platz frei.

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