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Melancholie ist kein langhaariger Hund

Der Herbst ist traditionell die beste Zeit, um sich suizidal aus dem Leben zu verabschieden. Heißt es. Und ganz vorne dran sind die Finnen, weil die dann fast nur depressiv machende Nacht haben und mit Alkohol die Frauen schön saufen müsse, die sich dann auch gehen lassen Heißt es ebenso. Schöne wie auch schlüssige Gegenbeweise werden HIER und HIER angetreten.

Trotzdem sind fast über Nacht aus unseren schön gefärbten Laubbäumen nackte, kahle und fast unansehnliche Gestalten in Nebel, Feuchtigkeit und grotesker Anmut geworden.

Dazu ein manchmal schneidender Wind, erste glatte Straßen, kalte Finger und ein Wetter zum träumen von wärmeren Zeiten. Aus allen Ecken und Enden kommen die Berichte von Freunden und Verwandten, dass dies noch zu früh ist, mehr als unpassend kommt und man nun beschließt, einfach ein wenig in Melancholie zu versinken.

Irgendwann erwischt einen der Blues dann selber. Mit einer Vliesdecke um die Schulter, einem Keks und einem traurigen Becher heißem Kakao sitzt man lustlos herum und wartet auf bessere Zeiten oder zumindest den Frühling. Beides nicht in Sicht. Was also tun?

Zelebrieren wir doch einfach die Melancholie. Warum auch nicht? Diese Zeit hat doch auch schöne Seiten. Der Besuch wird weniger, weil niemand gerne vor die Tür geht. Das Essen darf gerne deftiger ausfallen, ohne dass man sich rechtfertigen muss. Der Kakao verträgt nun einen extra Spritzer Sahne oder Rum, ist ja kalt draußen. Der Ofen lodert angenehm im Rücken, während die Elstern vor dem Fenster die Raaben jagen. Und umgekehrt.

Stille, Ruhe, fast Andacht, wie es sie zu Weihnachten schon seit Jahren nicht mehr gibt. Warum also nicht das Beste aus der Situation machen und den Gedanken einfach nachhängen, runterkommen, entspannen und Kraft tanken für die stressigen Tage bis Neujahr? Wer sagt uns denn, dass wir nach dem Kalender funktionieren müssen?

Jetzt der Melancholie hingeben und einfach Fünfe gerade sein. Wir werden sehen, wie schnell dieser Zustand in eine gute Sache wandelt, wenn wir es nur zulassen.

Jetzt ist mir nach Lebkuchen, jetzt habe ich Lust auf Kerzenschein im Blechhäuschen auf dem Tisch und jetzt lebe ich. An Weihnachten heißt es nur wieder konform verhalten und Rücksicht nehmen.

Dann lieber jetzt die Bonbonschachtel geplündert und jeden einzelnen Drops genossen. Vielleicht schmecken die sogar jetzt besser als an Weihnachten, wenn sowieso alles fett und süß gemacht wird. Wer weiß...






Kommentare

  1. Da mache ich mit. Allerdings haben mir die Sonne und ein schöner Nachmittagsspaziergang heute vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Na, die nächste Gelegenheit kommt bestimmt.

    Grüße! N.

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    1. Ne, ich liebe diese ruhigen Tage. Ein wenig den Gedanken nachhängen, einfach baumeln. Sonne war Mittags auch da, so um die Mittagszeit herum. Danach wieder leicht trüb. Na, ist eben Herbst.

      Grüße zurück
      Holger

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  2. Das ist übrigens ein Gerücht, bzw. ein Überbleibsel. In den 80er Jahren war die Selbstmordrate hier wirklich sehr hoch, inzwischen unterscheidet sich die Selbstmordrate kaum von anderen europäischen Ländern.

    Und hier gibt es die weltbeste Schokolade. Wirklich. Frag Nelja, der hab ich welche geschickt... :)
    Und im Moment scheint ja noch öfter die Sonne, da nutze ich jeden einzelnen Sonnenstrahlen.

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    1. Da kann ich mich noch gut daran erinnern. Na, wenn die Menschlein erst einmal ein Vorurteil haben, dann aber richtig. Drum habe ich ja auf Eure Blogs verlinkt, wunderschöne Bilder von einem wunderschönen Land. Ich liebe den Norden.

      Das von der Schokolade (ELCH?) habe ich auch schon gehört. Aber nicht ganz billig, oder? (Nelja liest jetzt mal weg...)

      Grüße!

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    2. nicht billig aber es geht, 200g ungefähr 2€... das ist aber auch schon die Markenschokolade. Es gibt auch billigere. Aber die hält auch ein bisschen, weil man nur ganz wenig zum Glück braucht.

      Ach ja, ich nehm das Bonbon mit den Kirschen, diese Viereckigen Kaubonbons, die grünen mit Kirsche sind die besten!

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    3. Preislich ist das in Ordnung. Liegt so in etwa wie bei uns auch.
      *rotwerd* Den mit den Kirschen habe ich zuerst gegessen. Dann seine Brüder. Dann den Icebonbon. Die eckigen Dinger erinnern mich immer an meine Kindheit. Die muss es mindestens schon 40 Jahre unverändert geben. Muss mal sehen, was da dahinter steckt. Irgendwie scheint die aber JEDER zu kennen.

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    4. Die mit den Kirschen sind auf jeden Fall die Besten. Wo ich gar nicht ran komme, sind die ICE Bonbons, Kindheitstrauma.

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    5. Um die Kirschen werden wir wohl Konkurrenten bleiben ;-) Diese Sorte Ice mag ich gern. Die sind nicht so aufdringlich vom Geschmack her.
      Kindheitstrauma? Verschluckt?

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  3. Hoffe, das wird wieder.

    Dieses Jahr ist es aber irgendwie besonders hässlich. Ich fand den plötzlichen Umbruch übel.

    Vor zwei Wochen habe ich mich morgens verschätzt und bin mit meiner Polarjacke zur Arbeit. Und dann wurden es 20 Grad. Und jetzt ist es kalt und düster und irgendwie auch superlangweilig wenn alle weg sind.

    Leben wir das mal aus ;)

    Liebe Grüße und alles Gute !

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    1. Klar, ich genieße ja diesen Zustand. ;-)
      Na, heftig war das schon. Bei uns innerhalb von einer Woche knapp 30 Grad Unterschied. Und schon werden die Seniorenpflegeplätze frei. Ist wirklich so...

      Das superlangweilig ist eben die Zeit, die wir zur Verfügung haben. Ohne Dauereinflüsse sind wir das einfach nicht mehr gewohnt, habe ich das Gefühl.

      Auch Dir alles Gute, Grüße zurück in die Marzipanstadt!

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  4. Bei mir hat Winterfrüchtetee mit einem großen Schluck Marillenlikör geholfen.
    Herbst ist am schönsten und am schlimmsten.
    Zum einen erlebt man die goldenen Tage und zum anderen ....
    Das schlägt auf die Stimmung im Herbst bin ich ein klettendes Pulverfass.
    Also anhänglich bis explosiv.
    Sobald die Plätzchenbacksaison beginnt, legt sich das aber wieder.
    Liebe Grüße

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    1. Ich finde ja, PlätzchenESSsaison ist immer. ;-) Von der Stimmung her bin ich eigentlich recht ausgeglichen. Muss mir eben nur raussuchen, was man draus macht. Freut mich aber, dass so viele Mitmenschen das auch so sehen.

      Tee mit Marillenlikör? Gute Idee! Gedankennotiz: Tee kochen und Vorrat an Alk leeren!
      Grüße zurück!

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  5. Ich mag diese eher ruhige und auch ein wenig melancholische Zeit, am liebsten ruhiges etwas nebliges Herbstwetter. Da geht der Trend zu Kerzen, Tee, Sofa & Decke sowie einem Buch und abends gern ein Glas Rotwein :-)

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    1. Beim Nebel wird die Welt angenehm klein, so "privat". Und schön ruhig. Da hast Du vollkommen Recht. Zeit, sich dem Zuhause zu widmen und einzuigeln. Und ja, ein Rotweinchen gehört ab und zu durchaus dazu. Muss auch mal sein, macht etwas "flauschig" ;-)
      Gruß!

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  6. Schöner Beitrag, sehr schön geschrieben. :-) Finde den Herbst und den Winter auch toll, alleine, daß man sich (wie ich heute) den ganzen Tag ohne schlechtes Gewissen mit einem Buch und gefühlten 20 Tassen Kaffee ins Bett verabschieden kann und keinem erklären muss, warum. Als ob Bücher schlecht wären. ;-) Und draußen ist es endlich ein wenig rauer.

    Vielen Dank auch für die Verlinkung. :-)

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    1. Danke schön und gerne geschehen. Alleine die Wandlung der Natur beeindruckt mich immer wieder. Indian Summer? Na, die sollen mal in unsere Laubwälder kommen, die brauchen sich nicht verstecken. OK, im Moment vielleicht :-)

      Bücher mag man oder nicht. Ich habe die gerne "körperlich", so ein Lesegerät nimmt für mich den Flair. Was kommt als Nächstes? Kaffee aus dem Smartphone? Ne, nix für mich.
      Gruß!

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  7. Endlich einer, der mich versteht. Diese Hörbücher geben mir gar nix, ich kann da nicht mit umgehen. Ich glaube das kommt, weil man nichts zu tun hat mit lesen, also Augen beanspruchen und umblättern. Wenn ich nur höre krieg ich nur die Hälfte mit, weil die Gedanken abschweifen. Beim Lesen, da kann ich mich so in das Geschehen hineinsteigern, dass ich quasi selbst dabei bin. Gestern war ich im 16. Jahrhundert...

    Ich finds einfach nur saukalt, schrecklich! Zum Glück hab ich hier drin noch so viel zu kleinkramen, dass ich keine Zeit für den Blues habe ;-). Aber einfach mal abhängen, nix tun, egal wie die Bude aussieht, das mach ich zu jeder Jahreszeit, wenn mir danach ist. So.

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    1. brisy, so ist das bei alten Leuten wie uns. ;-) Hast Du schon mal versucht, eine Spinne mit einem Tablett zu erlegen? Das kann teuer werden ;-) Mal im Ernst. Du hast vollkommen Recht. Bücher nur in der gedruckten Version. Und besonders dann, wenn ich damit weitere Zweige der Wirtschaft unterstützen kann. Bei einem schnöden Download werden so viele Leute vom Verdienst ausgeschlossen, was für mich auch ein Kriterium ist. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich da die Phantasie entwickelt. Allein bei den "Scheibenwelt-Romanen" muss man doch die Zeit haben, sich etwas vorzustellen. Einzige Ausnahme: ein Hörbuch von "Feuchtgebiete". Geekelt, gelöscht. Und so ein gedrucktes Buch hält zur Not im Winter auch mal warm. Oder freut den nächsten Leser.

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  8. *Grins*... In "Feuchtgebiete" hab ich auch kurz reingehört. Ging mir genauso wie Dir.
    Nee, mit einem Tablett hab ich noch keine Spinne erlegt. Tu mich eh schwer damit, meistens nehm ich den Staubsauger. Ich weiß aber immer noch nicht, ob die da wieder rauskommen können. Das macht mir ein wenig Angst...
    Ich kann mir leider nur selten Bücher leisten, darum kaufe ich die oft auf Flohmärkten oder im Sozialkaufhaus. Damit sie nicht als Wärmequelle enden. Ist doch auch ein gutes Werk, oder?

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  9. Klar, gutes Werk.Jeden Tag eines ;-)
    Kennst Du das hier:
    http://www.bookcrossers.de/
    Könnte was für Dich sein. Da werden Bücher an Stellen "ausgesetzt", z. B. Gastwirtschaften, die andere Leute dann wieder mitnehmen und ihre Bücher dort hinstellen. Eigetlich keine blöde Idee, finde ich.

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  10. Ja, das kenn ich, aber nur theoretisch. Find ich total klasse und spannend. Das müsste nur anders aufgezogen werden. Ich fahr doch nicht extra nach HB oder sonstwohin. Das müsste einfach überall gehen, man findet z.B. ein Buch im Bus oder im Park, nimmt es mit und schickt es nach dem Lesen weiter. Im Zug z.B. Und jeder, der es hatte, trägt etwas in eine beiliegende Liste ein, damit der Weg nachvollziehbar ist.

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