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Wasserpumpen und Traumstumpen

Gesetz der Serie: wenn was passiert, dann am einzigen Abend in der Woche, an dem ich etwas vor habe. So trug es sich also gestern Abend zu, dass ich nicht zum karten (und dem Schnitzel, auf welches ich mich freute) kam, sondern in den Genuss von Eiseskälte und Maschinenlärm.

Pünktlich zum Feierabend, nicht meiner, aber der von einem Kumpel, klingelt mein Telefon. Die Freude, mal wieder von ihm zu hören, weicht schnell der Ernüchterung, als ich den Ton in seiner Stimme höre. Kurzform: Keller unter Wasser, die eigene Pumpe defekt. Dumm, dass ich einen recht gut sortierten Maschinenpark habe; so ist ihm bekannt, dass ich über eine Viertaktpumpe verfüge, die ordentlich Leistung bringt. Also wurde ich anstatt der örtlichen Feuerwehr angefordert. "Lohnt nicht bei der Menge....".

Mir schießt zwar die Frage durch den Kopf, warum er dann nicht einfach einen Wischlappen nimmt, ich sage aber schnell zu. Schließlich und endlich ist man ja hilfsbereit. Und eine Tasse Kaffee als Lohn wird schon rausspringen.

Vor Ort, fast im äußersten Winkel des Landkreises, grüßt auf der Treppe schon ein idyllisches Rauschen. Von wegen, Wischlappen und keine Feuerwehr. Glücklicherweise habe ich noch meine Baugummistiefel, die innen schön dick wattiert sind. Also keine solchen Modeteile, bei denen man sich entweder selber mit Schweiß wegschwemmt oder bei + 5° schon Frostbeulen holt. Profiteile halt. Von wegen, "die brauchst du nie.,..", gefolgt von einem Augenbrauenhochziehen. Was wusste die Ex-Lebensgefahr schon. Quod erat demonstrantum. Eben.

Im Keller steht also der Kumpel, ein kleiner Sturzbach rauscht aus einer Kunststoffleitung. Wer, in Gottes Namen, kommt auf die glorreiche Idee, eine Kunststoffleitung für Wasser unisoliert an eine unisolierte Außenwand bei knusprig kalten Außentemperaturen zu montieren? Dem Monteur gehören somit nachträglich noch gepflegt die Bäckchen gestreichelt. Unter dem Haupthahn steht ein Heizgerät, der wird gerade versucht, auf eine Temperatur zu bringen, die eine Bewegung in Richtung "Nixniagara" zulässt. Gerade als ich den Raum betrete, ist ein Rucker möglich, das Wasser beendet seinen Ausflug in die Freiheit.

Und dieses Mal war ich sogar so schlau, nach dem Strom zu fragen, BEVOR ich in das Wasser getreten bin. War aber aus, ein Dank an den Hausherren.

So. Was macht man nun mit einem Keller von gut 80 qm Fläche, der gut 45 cm hoch mit Wasser geflutet ist? Und draußen herrscht knackiger Frost? Richtig - man leitet in den Gulli direkt ein. Dumm nur, dass der nächste Vollschluck gut 100 m Luftlinie weit weg ist. Einfach einen Gartenschlauch anschließen? Keine Chance, die Pumpe hat einen Anschluss, der eher zur Feuerwehr als in den Garten passt. Also - ´s nüdsd ja nix - Fenster auf, Schlauch raus, ab in den Garten. Die Nachbarkinder wird es freuen. Um kurz nach 21 Uhr war die Arbeit getan, die Heizgeräte (erst nur Gas, dann auch Strom) laufen und die Wasserleitung ist ausgetauscht und gegen eine isolierte ersetzt. Mir ist nun doch etwas kühl, ich will heim. Ohne Pumpe und ohne einen Kaffee. Den gibts heimwärts "to go" aus dem Schaufenster, in dem die Menschlein in der Parallelwelt "McD" beobachtet werden können. Gut, dass es Amerika gibt. Sag´ ich mal so.

Zu Hause ist soweit schon eingeheizt, eine heiße Dusche hilft, die Beweglichkeit zurück zu erlangen. Ab unter die Decke, schön eingemummelt und irgendwie zufrieden gegrinst, geht es in Morpheus Arme.

Wer nun aber denkt, dass sooo viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gegenüber den anderen Mitprimaten belohnt wird, der irrt. Bereits in der dritten Nacht nacheinander plagen mich Träume, die mich am frühen Morgen aus dem Schlaf reißen.

Vor drei Nächten hat es angefangen. Ich stehe in der Küche, wie sie vor gut fünf Jahren, also vor der kleinen Erweiterung durch die Ex-FrauDSL, bestanden hat. Ich blicke zum Fenster hinaus, während die Ex mir von hinten im Nachthemd gewandet auf den Buckel springt und lacht und sagt, dass sie nun endlich glücklich wie nie zuvor ist. Es würde nur fehlen, dass endlich der Lottogewinn eintrifft, dann wäre ihr Leben perfekt. Nun müsse sie mich wieder verlassen, der neue Mann erwartet sie bereits, sie wolle sich nur verabschieden und mir ihr Glück vorführen. Er kocht und wäscht und kauft ein. Aufwachen, vorbei der Spuk.

Nacht zwei war dann ähnlich. Wir sind in dem Saal, in dem wir jahrelang zusammen Tanzkurse bestritten haben. Ich komme im Anzug (was nie passiert ist außer auf den Abschlussbällen), sie in den bunten Leggins, in denen ich sie kennengelernt habe, den roten Slippern und dem gelben T-Shirt. Ich wundere mich noch, hatte sie doch in den letzten Jahren einen sicheren Stil in Sachen Kleidung entwickelt. Bevor ich etwas sagen kann, wirbeln wir im Wiener Walzer durch den Raum, nur wir sind auf der Tanzfläche, als sie urplötzlich einen langen Rock und die hohen Stiefel anhat. "In Italien haben mich die Männer dafür bewundert und reihenweise fotografiert!" Bevor ich sagen kann, dass sie dies für mich nie angezogen hat, äußert sie, dass sie sich in meiner Gegenwart in feiner Kleidung unwohl gefühlt hätte. Mein Benehmen wäre immer so gewesen, dass sie sich für mich geschämt hätte. Der Neue hätte perfekte Umgangsformen und wandele auch in der gehobenen Gesellschaft traumhaft sicher und leichten Fußes. Und das Telefon reißt mich aus dem Schlaf. Danke.

Heute Nacht dann saß ich eng gedrängt in einer südlichen Gegend auf dem Balkon, mit lauter Menschen, deren Sprache ich nicht verstand, nicht einmal zuordnen konnte. Den Balkon konnte ich nur durch den Keller verlassen, kam dann in einen großen Saal, in dem ich die Haare des Ex-Fast-Schwiegervaters erkennen konnte. Ich habe gegrüßt, zurück kam nichts. Der Saal ist wieder ein Tanzsaal, allerdings der einer Tanzschule, in der ich einmal einen Schnupperabend verbracht habe. Meine damalige Begleitung kommt auf mich zu, im Halbdunkel, ich erkenne aber noch genau die Kleidung, die sie damals trug. Als sie näher kommt, erkenne ich das Gesicht, es ist das von Ex-FrauDSL, sie lächelt mich an, streckt mir die Hand aus und sagt: "Komm mit mir, dein weiterer Weg wird sehr schwer werden, ich werde dir beistehen und dich begleiten, du stirbst bald." Und im Schlaf kommt dieses Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit von früher wieder. Kurz bevor ich ihre Hand ergreifen kann, wird sie von mir weggezogen, verschwindet im Dunkel. Sie lächelt weiter und verzieht keine Mine. Ich habe Angst um sie, während sie keinen Anflug von Furcht zeigt. Ein paar Schritte weiter sind wir im Wald und ich erkenne, dass sie mit dem Neuen an der Hand wegrennt. Sie ruft mir etwas zu, ich kann sie aber nicht verstehen.

Kurz bevor ich sie einhole, wache ich auf, weil der Knallfrosch von der Stadtreinigung noch nicht geschnallt hat, dass vor unserer Tür auf der Straße ein Gullideckel etwas erhaben ist. Deckel und Schneeräumschild vertragen sich nicht. Zumal nicht einmal Schnee liegt. WTF???

So, drei Nächte mit blöden Träumen reichen vollkommen aus, es ist an der Zeit, die Nacht Nummer vier präventiv durchzusaufen. Da wird man ja vom träumen blöd :-)

Kommentare

  1. Na, wenigstens hast Du ein gutes Werk vollbracht. Und wenn Du mal Hilfe brauchst, kannst Du dich bestimmt auf den Kellerfreund verlassen. Ist doch auch was.

    Ich hab gelernt, dass Träume deuten die Sache eines jeden Einzelnen ist. Es ist nicht so wichtig oder richtig (?), was die Deuter sagen. Wichtig ist, was man selbst aus seinen Träumen deuten kann, wie man sie interpretiert.

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  2. Hallo brisy, na, ich hoffe, dass es ein gutes Werk war. Revanche fordere ich eigentlich seltenst. Warum auch, ich helfe ja gerne, wenn ich kann.

    Tja, das mit den Träumen. Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll. Zumal ich zu M über acht Monate keinerlei Kontakt habe. Und den Anderen will ich in meinen Träumen schon gar nicht vorkommen haben. Eigentlich Beide nicht. Aber, Träume sind Schäume- hoffe ich. Und wenn nicht? Ich habe keine Ahnung, was die bedeuten könnten. Vielleicht hast Du eine Idee.

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  3. Ja hab ich. Aber jetzt ist unser Besuch grad weg und ich muss ins Bett *auf Uhr zeig*. Schreib ich wenn ich Zeit hab...

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  4. Na, mach Dir da mal keinen Stress, so wichtig ist das nicht. Die Beiden nehmen schon so zu viel Platz ein, mehr, als ich sie in meinem Leben haben möchte.

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