Direkt zum Hauptbereich

Schlemmen in Sonneberg - Das Restaurant Schloßberg

Samstag, Abend, die Frisur sitzt. Der Kumpel fährt, das Wetter ist schön, was will ich mehr?

Richtig, ein gutes Essen und einen gemütlichen Sitzplatz. Aus der Kartkasse war mal wieder ein Essen fällig, dieses mal wollten wir gediegen essen gehen und uns nicht wieder beim Asiaten am Buffet um die besten Happen streiten. Die Wahl fiel also auf das Restaurant Schloßberg in Sonneberg. Erst kürzlich war ich dort mit FrauDSL zu Gast, mit einem sehr gemischten Ergebnis. Das Essen war nicht übermäßig schlecht, aber wohl weit von der Leistung des vorherigen Besuches entfernt. Optimisten die wir sind, haben wir an das Gute in der Küche geglaubt und die etwas nachlässigere Verköstigung um Pfingsten auf den großen Ansturm geschoben.

Somit war es klar - wir kommen nochmals wieder. Natürlich immer in der Hoffnung, das sauer verlorene Geld nicht sinnlos auszugeben. Nun ging es also vier Mann stark los.

Bei der Reservierung wurde uns avisiert, dass wir so ziemlich die letzten Plätze bekommen würden, evtl. in die Pagode müssten. Klingt erst einmal nicht nachteilig, vor Ort stellt sich die Pagode jedoch als ein Partyzelt der etwas gehobeneren Klasse dar. Wenn ich aber in einem Schloßrestaurant essen will, dann mag ich nicht in einem Partyzelt abgefüttert werden. Zumindest sollte man dies am Telefon klar sagen, was es mit der Pagode auf sich hat.

Zum Glück war uns jedoch im Innenraum ein Tisch zugewiesen worden. Eine sehr freundliche Servicekraft hat uns beim eintreten in den Raum entdeckt und den Tisch zugewiesen. Sehr schön eingedeckt, mit Wasser- und Weingläsern, zudem mit einem etwas erweiterten Bestecksatz. Zur Begrüßung - und meiner Verwunderung - gab es auf das Haus einen Prosecco rosé, ersatzweise für den Fahrer ein Glas Orangensaft. Das ist zwar schön und lieb und nett, kann aber nicht über die Sitzgelegenheiten hinwegtrösten. Extrem harte Stühle, über die nicht viel mehr als ein Stoff und eine hauchdünne Polsterung gespannt sind. Länger verweilen wird so zur Herausforderung.

Die Karte enthielt die gleichen Speisen wie bei unserem letzten Besuch, auch die Spargelkarte war noch vorhanden. Gerade noch akzeptabel, neigt sie die Saison doch auch qualitativ dem Ende zu.

Geordert wurden von uns:

- vier Portionen Bärlauchcremesuppe mit Profiteroles (€ 4,50)
- einmal Sauerbraten mit Thüringer Klößen und Rotkraut (€ 9,50)
- zwei Entenbrust mit Kloß und Rotkraut (€ 13,50)
- einmal Wildbraten mit Kloß, als Beilagenwechsel auch Rotkraut (€ 14,50)

Vorweg gab es als Gruß aus der Küche etwas aufgeschnittenes Baguette (recht hart, weil offensichtlich schon vorgeschnitten) und dazu etwas Kräutercremé. Hier fehlte Salz, aber, der gute Wille zählt ja auch.

Die Suppen wurden kurz nach der Freigabe des amuse bouché eingehoben, was für leichte Verwirrung und Hektik am Tisch sorgte. Noch verwirrender war der Geschmack. Deutlich herauszuschmecken war die Grundlage - eine Spargelsuppe. Dazu sehr bitter, deutlicher Geschmack nach Knoblauch und wenig weitere Würze. Am Tisch befanden sich übrigens zwei Pfefferstreuer, die Nachbarn hatten zwei Salzstreuer.

Es zeigte sich, dass die Spargelsaison wirklich gelaufen ist. Eine Kartoffelbasis wäre eindeutig besser gewesen, hätte auch nicht so viel Einsatz von Sahne benötigt. Nicht vergessen, wir sprechen über € 4,50 je Teller in einer Region, in der eine gute hausgemachte  Leberknödelsuppe für um die € 2,50 zu haben ist. Für mich persönlich war die Gabe von rosa Pfeffer (Schinus terebinthifolius) ebenso unpassend. Dieser recht "blumige" Geschmack passte absolut nicht zu den anderen Aromen.

Getränke hatten wir natürlich auch, jedoch aufgrund der ausgelobten Preise jede Person nur eines. Nicht dass wir uns das nicht leisten könnten, am Willen ist es gescheitert. Spezi 0,4 Liter und Biere 0,5 Liter zu jeweils € 3,50! Dies sind Preise aus Ballungszentren! Gut, wir müssen ja nicht. Für den Gastronomen zum nachkalkulieren: ansonsten nehmen wir je Person drei bis vier Getränke zu uns.

Nachdem ich den Sauerbraten auf der Karte entdeckt hatte und beim letzten Besuch auch das Rotkraut sehr gut zubereitet war, gab es für mich keinen Zweifel: ordern! Optisch war ich ebenso zufrieden wie mit der Beschreibung. Nur: der Geschmack hinkte leicht nach. Eigentlich war das Rotkraut sogar überhaupt nicht mit der Vorleistung am Pfingstsonntag zu vergleichen. Sehr sauer, weil zu viel Essig zugesetzt, zudem ein fast schon penetranter Geschmack nach Nelke. Mit persönlich hat da die letzte Zubereitungsart (mit mehr Geschmack nach Räucherspeck) besser gefallen. Eine fast einhellig geteilte Meinung am Tisch.

Der Braten war geschmacklich gut, die Soße viel zu wenig, aber das Fleisch leider recht trocken. Besonders gegen Ende der Soße. Die Klöße gut wie immer, der Beilagensalat genauso traurig wie bei unserem letzten Besuch. Hier könnte ruhig etwas mehr Liebe zum Detail gezeigt werden.

Auch bei der Entenbrust waren lange Gesichter angesagt. Die selbe Sorte Rotkraut, ebenfalls nur ein kleiner Klacks an Soße und eine Entenbrust, wie ich sie schon hier beschrieben habe.
Und wieder ein extrem trockenes Stück Fleisch mit alles andere als knuspriger Haut (stand so explizit in der Karte!). Zumindest wurde erzählt, die Soße wäre gut gewesen. Auch hier: Rotkraut und Beilagensalat aus der Küchenmaschine in Streifenform.

Bleibt ja noch Kollege Nr. 4. Hat es oder hat es nicht? Es hat nicht. Geschmeckt. Leider blieb auch mit diesem Essen ein eher enttäuschter Gast am Tisch zurück. Vergleichbare Gerichte hat er seiner Meinung nach bereits in einigen Stufen besser gegessen, dazu zum Preis von knapp 30 % günstiger. Und nein, die Fleischqualität im anderen Lokal war nicht etwa eine billigere Sorte oder von schlechter Qualität.

Der Service war aufmerksam, bemüht, auch Desserts oder weitere Getränke zu verkaufen. Wie Eingangs erwähnt haben wir uns das aber verkniffen. Kurze Randbemerkung: auch am Nachbartisch waren die Gäste nicht zufrieden. Wie bei unserem letzten Besuch auch wurde das "Wiener Schnitzel" bemängelt, zudem haben die Gäste die Rechnung extra genau kontrolliert. er Anlass dazu war, dass mehrmals an diesem Abend vor unserem und dem Tisch der Nachbarn eine Servicekraft stand und Getränke und auch Essen an den Mann bringen wollte. Gepasst hat aber dann doch alles, lediglich Kommunikationsprobleme im Service waren der Grund.

Mein Fazit: vor Jahren gut, in kurzen Abständen wiederholt getestet - und für maximal durchschnittlich befunden. Wir kommen nun erst einmal eine lange Zeit nicht mehr, vielleicht ändert sich ja zwischenzeitlich etwas. Dass es besser geht - siehe hier.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ragout Fin - der Convenience-Test

Mitte der 70er Jahre im 20. Jahrhundert war es ein Edel-Essen auf jeder besseren Party; Ragout Fin . Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Mutter diese -damals noch recht teuren- Blätterteigförmchen gekauft hat. Und drei Tage vorher wurde uns das Maul schon wässrig gemacht. Zumindest haben mich diese Teilchen auf Anhieb überzeugt. Eigentlich mehr der Inhalt, den ich auch Heute noch gerne esse. Zeit, einen Test zu veranstalten, nachdem in der letzten Zeit immer mehr dieser Convenience-Produkte auf den Markt kommen. Im Test befinden sich Aufwärm-Produkte von verschiedenen Discountern, teils auch Aktionsware wie das Produkt der Marke Sodergarden, hergestellt von Tulip . Zwar sind diese nicht immer zu bekommen, einen Geschmackstest kann man ja trotzdem machen. Natürlich völlig uneigennützig... Erwärmt werden die Produkte jeweils auf 60° Celsius, um eine Basis für die Vergleiche zu haben. Gemessen werden die Temperaturen mit einem Digitalthermometer, um eine Überhitzung und somit

Glaubenskrieg an der Bratwurstbude

Semmel, unbeschnitten Evangelisch oder katholisch? Für Coburger ist das wichtig. Ihr wollt uns Coburgern unsere Wurst verändern? Niemals! Nehmt unsere Veste, schändet alle unsere Jungfern . Egal, um Mitternacht machen wir den Deal - aber lasst unsere Wurst in Ruhe. Coburger Saftschinken? Gibt es nicht mehr. Bier aus Coburger Brauereien ? Verkauf an einen Konzern in Kulmbach. Aber was sich nun abspielt, das erschüttert die Coburger. Zur Erklärung: Semmeln (halbe Doppelbrötchen) werden in Franken entweder "evangelisch" oder "katholisch" aufgeschnitten. Was bedeutet: "evangelisch" ist ein Längsschnitt auf der Oberseite, "katholisch" ein Schnitt an der Längsseite. Und eine Bratwurst wird in Coburg IMMER unversehrt an den Kunden gegeben. Da wird nichts abgeschnitten, gedrückt oder gar zerlegt wie eine Currywurst. korrekte, einzig mögliche und denkbare Schnittlinie senkrecht nicht denkbare waagerechte Schnittlinie, für alle andere

90 Minuten Ruhe und Entspannung

Bild: Eingangsbereich zum Bad in Bad Staffelstein Piscina. Ich war überrascht, dass ich zu meinem Geburtstag einen Gutschein für einen Aufenthalt im Piscin a bekommen habe. Mir war der Begriff bis dato nur als kirchlicher bekannt, bezeichnend für das Handwaschbecken in Kirchen. Einfach zu Reinigung. Bild: Die Piscina Und die Assoziation war nicht einmal so falsch. In oben genannten Gutschein-Fall ist Piscina etwas erweitert zu sehen, und zwar als Becken, in welches man Wasser füllt - und eben wieder ablässt. Dieses Piscina befindet sich in dem der Klinik Bad Staffelstein angeschlossenen Bad. Unseres, wir hatten das mit der Nummer eins, wird durch eine Art Schleuse betreten, die gleichzeitig auch als Umkleideraum fungiert. Da diese nur durch einen einfachen Fallriegen zu verschließen ist, empfehlen wir, Wertsachen im Auto zu belassen. Die Piscina selbst ist komplett gefliest, helle, freundliche Farben, zwei Schalen mit Kerzen sorgen für eine gewisse Grundstimmung, eine eigene Dusche sow