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Schlemmen in Sonneberg - Das Restaurant "Schloßberg"

Pfingstsonntagabend, wir haben Hunger und nach dem Stress der letzten Tage absolut keine Lust, selbst zu kochen. FrauDSL zieht es in den Süden, mir steht der Sinn nach Nahost. Angestachelt von einem Fernsehbericht "Gernstl in Österreich", in welchem er sich durch die Wiener Schnitzel Wiens probiert, möchte ich unbedingt auch mal wieder ein Schnitzel. Aus Kalbfleisch. Und da wurde mir doch erst kürzlich der Schloßberg empfohlen, welchen wir schon ab und zu besucht haben. Letztmalig waren wir im Februar 2008 vor Ort, dabei auch restlos begeistert. Meine Referenz ist dieses Produkt hier.

Das Wetter passt, die Frisur sitzt, auf nach Sonneberg im Nachbarland Thüringen. Wie immer folgen wir der Navigation, wie immer führt diese uns am Schloßberg in die Irre. Navi aus, Intuition an - zwei Minuten später stehen wir auf dem riesigen Parkplatz. Dieser ist fast komplett belegt, zudem steht im Biergarten ein Festzelt. Im Haus feiert eine Gesellschaft, der Biergarten ist im schwindenden Sonnenlicht romantisch angehaucht, weshalb wir uns entschließen, die noch gut 20° Außentemperatur um 19 Uhr auszunutzen.
Fotos: Blick vom Biergarten über Sonneberg und Umland.

Die Dame vom Service kommt dann auch recht schnell bei uns vorbei, nimmt den Getränkewunsch auf. Gefragt wird zuerst die Tischdame, was wir gerne als Pluspunkt vermerken. Bestellt werden von uns zwei Cola-Mix-Getränke, 0,4 Liter Inhalt zu - ACHTUNG! - € 3,50 je Glas. Im Februar 2008 haben wir für die gleiche Menge noch € 2,50 bezahlt, somit ist der Preis für die gleiche Ware in knapp zwei Jahren um 40 % angestiegen. Saubere Leistung.

FrauDSL erwägt, sich ein Kalbsrückensteak zu bestellen, die € 19,50 in der Karte stoßen dann aber ab. Mag sein, dass der Preis gerechtfertigt ist, aber bei Rind ist FrauDSL sehr eigen. Die Entscheidung fällt dann auf die Entenbrust, als Beilage gibt es Rotkraut und Thüringer Klöße. Für eine recht überschaubare Portion wird hier ein Preis in Höhe von € 13,50 genommen. Weitaus größere Portionen gibt es im südlichen Oberfranken für unter zehn Euro. Der Geschmack ist laut meiner Begleitung "in Ordnung". Was übersetzt heißt: kein Ruhmesblatt für den Koch. Zeit für mich, direkt nachzufragen. Das Fleisch ist, Achtung O-Ton: "Furztrocken", die Haut nicht knusprig, kann aber gut mitgegessen werden, da das Fett unter der Haut vollständig ausgebraten ist. Die Klöße sind akzeptabel, die "Bröckele" waren nur oben auf dem Kloß zu finden, nicht im Knödel. Die Soße, welche FrauDSL als "sieht komisch aus" bezeichnet hat, schmeckt wider Erwarten gut.

Das Rotkraut jedoch, dieses ist FrauDSL vom Geschmack her unangenehm. Der Grund liegt in der Verwendung von Räucherspeck, welcher mir dagegen sehr gut schmeckt.

Zeit, die Beilagen zu tauschen, da ich meinen phantasielosen Salat (geschnitzeltes Salatwerk) mit einer süßen Essig/Öl-Mischung nicht mag. FrauDSL steht dagegen auf diese Zubereitungsart - ein Tausch ist somit kein Problem, beide zufrieden.

Meine Order war an diesem Abend das Eingangs erwähnte "Original Wiener Schnitzel". 12,50 Euro für die gebotene Portion sind ein fairer Preis. Wären da nicht die handwerklichen Mängel. Nun lässt sich bei einem "Original Wiener Schnitzel" darüber streiten, welches Beiwerk erwartet werden darf. Ich gehe bei dieser Titulierung davon aus, dass es sich um zwei dünne Stücke Fleisch (geschnitten aus der Oberschale) in einer Mehl-Ei-Semmel-Panierung handelt. Gebraten in einer Pfanne, dekoriert mit einer geschnitzten Zitrone und Sardellenfilet mit Kaper. Die Pommes frites handgearbeitet, frittiert, mild gewürzt.

Bekommen habe ich dann dies:

Ich verstehe nie, nie, nie, warum ein Koch ein knuspriges Stück Fleisch mit einer Soße wieder aufweichen muss. Hier in meinem Fall war das Fleisch von einer Erbsenzubereitung mit Sahne (recht geschmacksneutral dazu!) zugedeckt. Ich hätte diese Beilage als BEIlage erwartet. Nicht als AUFlage. Die Pommes aus der TK, leidlich lauwarm, stark salzig und mit einem Pommeswürzer behandelt. Kann man essen, knusprig wären die Pommes weitaus besser gewesen.

Das Fleisch war dann zwar in zwei Stücken aufgeteilt, hat aber eine Pfanne leider nicht von innen gesehen. Dafür aber eine Friteuse, was schade ist, denn ein "Wiener Schnitzel" holt sich im Schweineschmalz in der Pfanne die Punkte beim Gast. Das Fleisch selbst war weich und saftig, aber teilweise bis zu 2 cm dick. Dafür, dass es trotzdem auf den Punkt gegart war, wollen wir hier nicht meckern. Ein "Original Wiener Schnitzel" sieht anders aus, schmeckt auch anders. Bei dieser Zubereitung kann man auch auf das teure Grundprodukt "Kalb" verzichten und Schwein nehmen. Da stört dann auch die Friteuse nicht mehr so arg.

Der Service kommt zwischendurch an den Tisch, fragt, ob alles in Ordnung ist. Von der Serviceseite aus können wir das bejahen. Der Koch sollte jedoch nochmals das "Original" nachschlagen. Zwar haben wir handwerkliche Ausführungsfehler zu bemängeln, das Essen jedoch hat keinen wirklichen Grund zur Reklamation gegeben.

Der Parkplatz ist in der Regel ausreichend, auch für Rollstuhlfahrer gut geeignet, was auch für die behindertengerechten Toiletten gilt. Hier wurde bei der Konzeptionierung vorbildlich gearbeitet.

Zum Schluss bleibt uns nur noch zu sagen, dass wir ein wenig enttäuscht waren. 2008 haben wir eine Küche vorgefunden, die mit Ideen geglänzt hat. Die Aromen hatten damals auch in der Kombination überzeugt, ein Koch mit Liebe zum Detail stand am Herd. Dieses mal haben wir "nur" bodenständige Thüringer Küche geboten bekommen, die wir zu einem günstigeren Preis überall bekommen. Ein Magnet für uns im kulinarischen Sinne ist der Schloßberg momentan leider nicht mehr.

Kommentare

  1. *gröööhl* "Nahost" ... :) ...

    Bin da auch ganz Deiner Meinung, wenn was knusprig, ist muss das nit wieder "läääätschig" gemacht werden!

    LG,
    Pupe

    ... lieben Dank, für Deinen Geb.gruß! ♥

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