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Schlemmen in Ruhpolding - Der "Ortnerhof"

Nicht zu spät abends, aber die Damen quengeln. Hunger macht aus Frauen Furien. Wer sich freiwillig in Gefahr begibt, der kommt um. Es sei denn, das Glück ist ihm hold.

Eine alternative Route zu unserer Unterkunft führte uns wieder an dem Hotel vorbei, an dem mir am Vortag bereits der repräsentative Eingang und die Tafel mit den Sternen zur Hotelklassifizierung aufgefallen war. Zugehörig ist dies zum "Ortnerhof" in Ruhpolding.

Einen Parkplatz bekommen wir direkt vor dem Haupteingang, die Speisekarte sagt uns zu, das Preisniveau erscheint in Ordnung.

Beim betreten atmet das Hotel Ruhe und Gelassenheit. Empfangen werden wir von einer Dame, die sich strategisch zwischen Empfang, Restaurant und Küche positioniert hat. Die Weiterleitung erfolgt an die Dame mit dem Reservierungsbuch, bevor dann Frau Madelaine den Abend für uns gestaltet.

Geleitet werden wir an einen Tisch, der bereits vorgedeckt ist.
Vorbeigeleitet an einigen Hausgästen, dürfen wir im "Eck" platznehmen. Wohlgemerkt: Ein sehr schönes Eck. Ruhig, gediegen, entspannend. Die nachfolgenden Gäste werden jeweils schön weit auseinander platziert - wunderbar.

Die Karte ist umfangreich, saisonal und verführend. Und zwar zu:

1 x Kartoffelgnocchi mit Pfifferlingen zu 12,80 €
1 x Rindersteak 200g zu 21,80 €
1 x Gemüsebeilage zum Steak zu 3,00 €
1 x kl. Portion Schweinefilet zu 14,80 € (um 3,70 € reduzierte Portion)
1 x AH Gourmet, 0,25 Liter zu 2,30 € (9,20 €/Liter)
1 x AH Classic, 0,5 Liter zu 3,90 € (7,80 €/Liter)
1 x Altbier dunkel, 0,5 Liter zu 3,70 € (7,40 €/Liter)
1 x Espresso zu 2,30 € (DAS mag ich gar nicht hochrechnen...)

Die Speisen kamen dann in einem Zeitraum, welcher frische Zubereitung vermuten lässt. Gleichzeitig am Tisch, was leider immer seltener passiert.

Den Auftakt machte mein Steak, welches ich "medium" bestellt und auch so geliefert bekam. Leider zugedeckt mit einer dann doch hervorragenden Pfeffersoße. Gut tomatisiert, nach Gemüsegrundlage schmeckend, dezente Pfefferschärfe. Müsste ich mich festlegen, dann würde ich dazu tendieren, dass da keine Convenience verwendet wurde.

Das dazubestellte Gemüse wurde in einer extra Schale gereicht, somit ein Gemisch aus Soße und Gemüsesud vermieden. "Tellergericht" wird leider immer so interpretiert, dass alles auf einen Teller muss, ohne Ansehen von Sinn und Unsinn der Vermischung. Wenn der Kunde das möchte, dann bitteschön.
Die Pommes frites ohne Tadel. Knusprig, heiß, gut gewürzt, ausreichende Menge. Genau so viel, dass von der Soße nicht ein verwertbares Tröpfchen zurück in die Küche ging.
Tellerchen Nr. 4 meiner Bestellung trug die Kräuterbutter. Wohin damit, wenn das Steak eine Pfeffersoße hat? Genau: Über das Gemüse. Ob das im Sinne des Koches war, ich weiß es nicht. Geschmeckt hat es aber außerordentlich gut.
Zwei vom Aussehen her unterschiedliche Rosen, bei denen ich mich nicht festlegen möchte, ob die nun selbst gemacht oder gut zugekauft wurden. Ich unterstelle einfach, dass diese ein Hausprodukt sind.

Die Damen wurden sofort nach mir bedient, ebenfalls mit sehr schmackhaften Gerichten - ich durfte versuchen, bzw. wurden die kläglichen Reste an mich delegiert. ;-)



Schweinelende. Pilzsoße, gedämpfter Brokkoli und dazu Kartoffelkrapfen. Obwohl das nur eine Seniorenportion war, wurde dennoch ein Kartoffelkrapfen an mich abgetreten. Die Lende nach meiner Begleiterin Meinung perfekt, die Würzung deren Geschmack treffend, voller Geschmack, aber nicht erschlagend und erdrückend. Der Kartoffelkrapfen - ich kannte es in dieser Art bisher nicht. Schade, dass in unseren Breiten eine solche Beilage nicht gereicht wird. Außen fest, innen cremig. Die Kräuter fast einzeln zu erschmecken, hervorragend.

Die zweite Begleiterin entschied sich für Kartoffelgnocchis mit Pfifferlingsoße und Parmesan. Viel Parmesan. Dieser wurde am Tisch gereicht, was bei uns Anklang fand. Leider ist auch hier bei uns die Tischkultur bei unseren "Italienern" so weit degeneriert, dass eher die Show, als der Geschmack perfektioniert werden. Lange Pfeffermühlen, geführt wie ein Ersatz für den Phallus, Pfefferflocken aushustend, ob der Kunde es mag oder nicht. Parmesan, der an Hornhautraspel aus schlechten Klamaukfilmen erinnernt - meine Heimat. Oder das, mit dem man sich hier meist herumschlagen muss. Nicht so in Ruhpolding. Selbstbewusst wird dem Kunden die Wahl überlassen, ob er Parmesan mag oder nicht. Und dann kommt auch ein gutes Stück zum Kunden. Und so viel, wie der Kunde mag. Perfekt.
Lockere, fluffige Gnocchis. Eine unaufdringliche Soße, welche den Pfifferlingen Raum gab, ihr eigenes Aroma zu entwickeln und im Zusammenspiel mit dem Grün (Spinat, soweit ich mich erinnere) den Gaumen erfreuten. Der Preis hier, wie auch bei den anderen Gerichten, erstaunlich zivil.


Unser Fazit: Gute Preise, der Qualität angepasst. Ich verwende hier einfach die Vokabel "lecker", was eigentlich untertrieben ist, aber allgemeingültig zeigt, was ich meine. Das Hotel wurde somit bereits auserkoren, bei unserem nächsten Urlaub in dieser Region belegt zu werden. Nicht zuletzt aufgrund der Küche des Ortnerhof.

Pssst... Unter uns... So wirklich verfahren habe ich mich natürlich nicht. Hätte ich aber den Damen vorher gesagt, dass wir bei einem berufenen Eurotoques-Chefkoch essen würden, hätte das nur ellenlange Diskussionen gegeben, bei denen am Ende wohl die Pizzabude um die Ecke herausgekommen wäre. So begab es sich, dass drei leuchtende Augenpaare am Tisch saßen...

Wo:
Der "Ortnerhof"
Ort 6, D-83324 Ruhpolding

Wie:
Telefon +49-8663-8823-0
Fax +49-8663-8823-333 

Email: hotel@ortnerhof.de

Wann:
Küchenzeiten:
Frühstück    7.30 Uhr bis 10.30 Uhr (täglich)
Mittag           11.30 Uhr bis 14.00 Uhr (an Sonn- und Feiertagen)
Abends         18.00 Uhr bis 21.00 Uhr (täglich)





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