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Ein Käffchen - 400 km

Unverhofft kommt - ab und zu. Was das Leben etwas aufregender gestaltet. Nach gut drei Jahren und vier Monaten Dauerurlaub (oder sowas ähnlichem) gelüstet es mich nun wieder nach neuen Aufgaben. Neben der Rückkehr in mein Leben und einigen anderen Herzenswünschen gehört dazu auch, dass ich mich wieder in ein Geschäftsleben einbringe. Durfte ich früher kochen und einkaufen und Hausmann sein, so füllt mich das alleine zuhause nicht mehr aus. Die Nachmittagsshows nerven, Kreuzworträtsel löse ich mittlerweile im Schlaf (ist ja nur Übung, hat nichts mit Intelligenz zu tun, das von der Times ist auch langweilig) - der Rest ist durchstrukturiert und mit wenig Überraschungen gepaart. Schnarch.....

So passiert es also, dass ich mich ab und zu auch mal zu spontanen Reaktionen hinreissen lasse. Die Sontaneität (Gruß an Brisy ;-) kehrt zurück. Tschakka, Leben, nimm Dich in 8 vor mir.

Zurück zu Heute. Huuunger. Und nichts zu Hause. Aber gar nichts, sogar der Brotkasten war sauber ausgeleckt. Somit war einkaufen angesagt. Und weil man nicht hungrig einkaufen soll, weil man (oder Mann?) sonst kauft, was im Regal liegt, wollte ich vorher frühstücken. So sitze ich unbedarft kurz nach 10 Uhr (der dreifachen Schrankenöffnungsverweigerung der Schrankenhebungsautomatik sei Dank!) endlich im Café. Gut 100 m von der Einkaufsdestination entfernt, intern "Café Gerdblick" genannt. Werde ich vielleicht mal erklären, den Namen. Gegeben hat es gepresste Semmelbrösel mit geringem Fleischanteil in  Semmelbröselvorstufe. Also Frikadelle im Brötchen. Dazu eine leichte Cola. Wie ich da so dasitze und zufrieden das noch nicht vorhandene Treiben bei den Cafénamensgebern beobachte, kommt ein Bekannter um die Ecke. Der neue Chef. Heftiges Brustschlagen unter Silberrücken, Zähne blecken und dann friedliches schlürfen von Röstbohnensurrogat. Dabei kommt die Sprache auf diverse Werksverkäufe, auch auf Unternehmungen, die der von uns geplanten ähnlich sehen - und auch die Idee, dass man doch...?

Schnell die Adressen im Net herausgesucht (meine Ziele kannte ich natürlich auswendig *protz*), mein Auto in die Remise gefahren und den Schlüssel dem Wagenmeister übergeben. Auf in die Droschke des Kumpels und ab nach Saalfeld. Dort -obwohl heute eigentlich kein Supersonderwerksverkauf stattfindet- kurz gezeigt, wo dieser zu finden ist und wieder eine Begegnung der dritten Art gehabt. Mit einem zweifarbigen Weibchen der aggressiven Sorte. Unterkiefer vor und in deren heimischen Idiom wollte sie mir - im Auto wartend, weil an Schokolade im Moment uninteressiert - erklären, dass wir da falsch stehen. Aber sowas von. Erst war ich erschrocken, als sie auf mich zugestürmt kam und ein Seil geschwungen hat. Täglich liest man von Irren, warum soll ich nicht auch mal an ein Pendant meiner Seele geraten? Mitteilen wollte sie mir aber nur, dass dies der Werksverkaufsparkplatz der Firma Stollwerck ist und sie mich nun mitsamt dem Auto einsperren würde. Ein Wink mit der Krücke (Alibidabeifunktion) hat sie erweicht und zugelassen, dass der Kumpel (schon auf dem Weg zu mir) die 30 weiteren Sekunden schamlos auf dem Parkplatz verharren durfte. Freundlich ist anders und im Osten ist der Wessi halt nun mal Ausländer. Ohne Wunden durften wir den Parkplatz verlassen, haben den Platz hinter uns ordnungsgemäß in preußischer Akribi verschlossen und sind gen Rudolstadt gezogen.

Auf den Schreck hin haben wir kurz Station beim Fleischbrötchen-König gemacht. In der Filiale, die ich zusammen mit meiner Schwester kürzlich vergebens gesucht hatte. Die sehr netten Jungs (fragt mich nicht.....) haben auch Auskunft gegeben, wo wir die Firma finden, nachdem die Navi (Gruß an die Jungs von Nokia) den Dienst verweigert hat.

Dort war der eigentliche erste Zielpunkt unserer Reise erreicht, ich hatte erstmals Kontakt zur neuen Materie. Ich kenne das Konzept, ich kenne die Kennzahlen des Franchise-Gebers, ich kenne das Credo der Firma. Hier muss wohl ein Missverständnis vorliegen. Dachte ich. Das können wir besser, das wird besser. Schließlich soll der Laden auch profitabel laufen. Mein Ehrgeiz ist geweckt, auch, wenn ich nichts damit verdienen werde.

Tralalalalala... Händchenhaltend beschwingt mit einem Körbchen in der Hand und roten Kopftüchern gingen wir unseres Weges. Auf nach Kahla. Kurz gezeigt, wo man lecker für wenige Quietscher essen gehen kann, ein paar Meter weiter dann der schon kurz beschriebene Werksverkauf von Griesson-De Beukelaer. Bunker bunker, Kartönchen voll, weiter gehts.

Auf nach Eisenach, eine weitere Filiale besuchen. Hinfahren, dran vorbei fahren, nochmal hinfahren, wieder gucken, staunen - weiter fahren. Noch eine Filiale, die komplett NICHT unseren Vorstellungen entspricht. Was läuft denn da falsch? Wie auch immer, wir sind nun nicht mehr nur zu 100 % sicher, dass das Unternehmen wird, sondern fast zu 200 %. So gesehen war die Rundfahrt auch gut.

Wieder kurz in einem Einkaufcenter angehalten, Tässchen Kaffee, zwei minimini Spritzgebäck gegessen.

Heimwärts hätten wir die schnelle Variante über die Autobahn nehmen können, aber wir sind ja neugierig. Und wieeee... Runter von der Schnellfahrbahn, abseits in den Thüringer Wald eingetaucht. Oberhof kenne ich nur vom Winter, da war es entweder immer regnerisch oder nebelig. Nicht so prickelnd also. Heute war strahlender Regen. Alles wie gehabt. Und trotzdem gab es was zu sehen, eine Indoor-Langlaufbahn. Noch wie davon gehört, umso mehr gestaunt. Aber Hallo, da wurde eine Halle mitten in den Wald gestanzt, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Komplett isoliert wie ein Kühlhaus, nur leider niemand mehr da. Gerne hätte ich eine weitere Tasse Kaffee mit Blick auf im Schnee schwitzende Körper in dünnen Nylondress.... Ich schweife ab? Quatsch... Zu wars, nix gab es. Hier mal der Link dorthin, wird nachgeholt, der Besuch.

Zu Hause war ich dann endlich kurz vor 21 Uhr, so lange war ich noch nie zum Früstück weg. Gelernt habe ich wenig, dafür wurde ich mal wieder richtig motiviert und so waren die gut 400 km Rundfahrt auch berechtigt. Ob ich die Kosten als Kurtag absetzen kann?

Kommentare

  1. Hihihi, ich mag deinen Schreibstil. Gibt's auch mal ne Kostprobe des öffentlichen?
    Nein, ich frag nun nicht, was ihr da plant, bin ja schließlich nicht neugierig *zwinker*

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  2. Hallo Brisy, danke für die Blumen! Ja, sende Dir gerne mal den Link, schick mir bitte bei Gelegenheit mal Deine eMail-Adresse (irgendeine für Deinen Spam oder so), dann schicke ich Dir die Links. Meine: der silberne loeffel@gmx.de (zusammen schreiben, bitte).

    Ich kann im Moment nicht mehr schreiben, werde Deinen zweiten Kommentar bald beantworten. Mich hat das, was ich erfahren habe (Ausspruch meiner EX) komplett aus der Bahn geworfen, ich habe das Gefühl, es handelt sich um einen anderen Menschen.

    Gruß
    DSL

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  3. Wenns nicht geregnet hätte wären wir uns vieleicht übern Weg gelaufen.Wir waren in Oberweissbacjh zum Bergbahnfahren und wollten über Saalfeld zurück.Aber der Regenguss hatt uns veranlasst den schnellsten Weg nach Haus zu nehmen.

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  4. Wir haben es eine lange Zeit geschafft, vor dem Regen herzufahren. Tja, Geschwindigkeit ist keine Hexerei ;-)

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