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Das Testament und das Entsetzen darüber

In dieser Woche, am Dienstag Abend, habe ich Besuch bekommen. Weiblichen, netten. Gut, ich saß die meiste Zeit staunend und zuhörend daneben, ging es doch um Themen für Mädels. Die Drei-Monats-Spritze, die Nichtverträglichkeit von Kosmetik, wo gehe ich hin, wenn ich einen neuen Verehrer habe? Eben Themen, über die sich Männer eher weniger Gedanken machen. Und auch das Thema Partnerbörsen wurde angeschnitten. Und da gab es drei Meinungen, die später in einer gipfelten. Ergo: früher war das besser, besonders für Frauen. Heute scheinen wohl die Anfragen mit dem plumpen "f...en?" zu überwiegen.

So habe ich an meiner grottenschlechten Pizza Prosciutto mini und meinem italienischen Salat mit schmeckt-nach-nix-Dressing herumgeknabbert. Dafür hat mich die Familie DiSorbera gut unterhalten, mit einem Produkt aus dem Glasererzeugnis. Zwar ein billiger, aber doch süffiger Lambrusco. Was willste machen.... Zwei kleine Gläser haben mich dann auch davonsegeln lassen.

Die Mädels, die mich besucht haben, sind zum einen die Exfrau meines Cousins, zu der gelegentlich, eher sehr selten, noch Kontakt besteht und meine Schwester. Erstere ist geschieden, letztere arbeitet daran. Und ich bin ja auch getrennt worden. Das sollte an diesem Abend aber nicht das Thema sein, wir wollten Ablenkung. Plötzlich war meine Schwester still und nahm eine aufrechte Position ein. Gerade, als ich den Raum nach dem abräumen des Geschirrs wieder betreten habe. Um welches Thema ging es?

Um den Tod. Gerne verdrängt, gehört dieser doch zum Leben auch dazu. Ich lese gerne hier im BLOG mit, da wird das Thema unkompliziert und weitgehend emotionslos behandelt. Und dann haben wir rege diskutiert. Während meine Schwester mit knapp 38 Jahren noch keinen Gedanken daran verschwendet hat, hat die Exfrau des Cousins eine ähnliche Einstellung wie ich zum Ableben und dem wohin mit dem Kadaver. Gut, wir sind ja auch schon über 40.

Wir beide haben umfangreich vorgesorgt, haben Organspenderausweise, einen letzten Willen verfasst, eine Patientenverfügung und Grabstellen. Na gut, ich bin noch nicht ganz soweit, aber in der nächsten Woche werde ich eine Parkbox buchen. Interessanterweise wollen wir in den RuheForst. Einen guten Bekannten haben wir da auch schon zu Grabe getragen, mir gefällt die unaufgeregte und freie Art der Bestattung. Von mir aus könnte man meine Asche auch in der Mülltonne entsorgen, ich habe da keine Ansprüche. Wie sagt der Coburger: "Hie is hie....". Und ich füge gerne ein "so isses!" dazu.

Bei den Musikwünschen gehen unsere Ansichten allerdings wieder auseinander. Während ich mein Lieblingsinstrument (schottischer Dudelsack) mit dem Stück "Highland Cathedral" (in der Mitte der Seite, auf "MP3" rechtsklick und "speichern unter" wünsche, hat die Cousin-Exfrau lieber einen Hardrocktitel und ein sehr langsames Rührstück gewünscht. Für Schottland schlägt mein Landschaftsherz, in 1993 haben wir für den Tattoo leider keine Karten mehr bekommen, vor Ort war das schlicht unmöglich. Und eigentlich wollte ich in diesem Jahr die Ex-FrauDSL mit Karten dazu auf unserer von mir angedachten Hochzeitsreise überraschen. Tja, hat nicht sollen sein. Dieses Highland Cathedral durfte ich dann später bei meiner Schottlandrundreise in Ullapool im Gemeindezentrum genießen. Zwei Bagpipes, zwei Drummer und eine Pipe. Das Ganze in einem Saal mit vielleicht 200 qm Größe. Welche Gewalt diese Bagpipes haben, muss man live erleben. Vielleicht digitalisiere ich mal die vielen Fotos von der Rundreise.

So eine Baumbegräbnisstelle ist recht günstig, kein Aufhebens drumherum, keine Aussegnung und kein Kirchengedöns. Das verlogene "er war ein guter Junge" geht mir immer sehr auf die Nerven. Warum soll man denn unbedingt eine Geschichte erzählen, von der jeder weiß, dass sie nicht stimmt? Ich führe ein kleines, unaufgeregtes Leben, ohne größe Höhen und so wird es wohl den wenigsten auffallen, wenn ich irgendwann einmal verschwunden bin. Vergessen ist man dann eh schnell.

So, jetzt mal meine Frage in die Runde: wie sieht es denn bei den Lesern mit der Vorsorge aus? Schon mal Gedanken gemacht? Etwas in die Wege geleitet? Oder wird das Thema lieber den Hinterbliebenen überlassen? Einfach frei von der Leber weg, jede Meinung ist erlaubt!

Kommentare

  1. Also aus meiner Erfahrung hat hier jede Generation seine eigenen Ansprüche und Sichtweisen.

    Bei unserer "Ahnengeneration", die es ja am ehesten betrifft, gibt es Vorsorger und Egalisten. Die Vorsorger haben alles geregelt, auch das Finanzielle, teilweise auch über das notwendige hinaus, was ja auch ineffektiv ist, aber es ist eben so.
    Die Egalisten sagen sich, was interessiert's mich, habe ich eh nix mehr mit zu tun. Die eine oder andere Überraschung wird sich wohl auch noch in dem einen oder anderen Testament verbergen, aber wer garantiert hier die sachgerechte Umsetzung?

    In unserer Generation, die die Alten versorgt und aus der Kindererziehung weitgehend heraus ist, herrscht eher ignorierender Fatalismus - oder vielleicht ist es doch realistische Selbsteinschätzung - der besagt: wenn es vorbei ist, ist es vorbei und Ihr anderen, tut mit mir, was Ihr für richtig haltet.

    Um das richtig und objektiv zu beurteilen, bin ich wohl zu nahe dran.

    Unsere Nachfahren betrifft es natürlich noch nicht, was ja auch gut und richtig ist. Bis auf zwei entscheidende und sehr wesentliche Punkte: Die Vorsorgevollmacht und die Patientenverfügung. Dafür haben die Jungen noch überhaupt kein Verständnis, obwohl ab Volljährigkeit ja durchaus wichtig.

    Zum Glück haben bei uns die anderen Generationen diese Verfügungen richtig verstanden und entsprechend schriftlich belegt, was im Bedarfsfall, der natürlich nie eintreten möge, sicherlich einiges leichter macht.

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