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Kaputtgespart?



Das obere Bild zeigt meine 100jährige Oma (mit deren Einverständnis), welche momentan in einem Coburger Seniorenheim"einsitzt". Aufgrund ihres hohen Alters müsste die Dame eigentlich in ihrem Rollstuhl fixiert werden, aus dem Grund, weil ihre Muskulatur ein aufrechtes Sitzen nicht mehr ermöglicht.

Vor drei Tagen war es mal wieder soweit, undeutliche Aussprache, wirres Verhalten. Für uns ein klares Signal: mal wieder zu wenig zu trinken bekommen. Was uns nicht verwundert, denn die Dame sieht kaum noch etwas. Ergo: Essen und Trinken ist sogar aus nächster Nähe schlecht zu finden. Nun ist das aber für das Heim recht uninteressant, ob, wann und wie viel meine Oma zu sich nimmt. Das Essen wird hingestellt - wenn es denn etwas gibt. Dazu muss ich sagen, dass sie ein recht schönes Zimmer hat, allerdings im Untergeschoss mit dann ebernerdigem Ausblick. Und am Gang die letzte Position darstellt. Was wiederum heißt: wenn der Speisewagen nicht voll genug war, dann gibt es halt einfach Reste. Was uns auch die Zimmernachbarin schon bestätigt hat. Beschweren dürfen wir uns nicht bei der Heimleitung, da die älteren Herrschaften fürchten, schlecht behandelt zu werden. Schlechter als bisher? Naja.

Die Sache mit der unklaren Sprache hat sich nach einem Liter Mineralwasser wieder gegeben, allerdings waren starke Schmerzen im linken Oberarm zu verzeichnen. Oma sagt: beim anziehen von Oberbekleidung. Wir vermuten: beim heben auf die Toilette mittels einer "SARA". Dies ist eine Schlinge, die um den Oberkörper gewickelt wird, die Leute müssen dann sehen, wie sie es auf das Klo schaffen. Ach ja, manchmal traut sich meine Oma auch nicht, etwas zu trinken. Was daran liegt, dass nach dem betätigen der Klotaste bis zu 45 Minuten niemand auftaucht. Dafür wird sie aber auch gerne mal auf dem Klo vergessen, eine halbe Stunde ist keine Seltenheit. Ich verstehe, warum die Oma da eingeschüchtert ist.

Letzte Woche dann auch der Abschuss: um kurz nach 10 Uhr am Morgen lag sie noch im Bett. Kein Gebiss, das Essen und Trinken unerreichbar vom Bett entfernt. Unfähig aufzustehen, bat sie meine Mutter, ihr zu helfen. Auf das Klingeln hat wieder mal niemand reagiert, auf der Station ist sowieso kaum jemand zu finden und - welch Wunder, in dem Raum, der zur Pause und zum rauchen genutzt wird - geballte Manpower. Auskunft auf die Frage, warum Betthaft: der Arzt müsse erst kommen, meine Oma könne sich nicht mehr im Rollstuhl halten. Ist uns klar, dafür hat sie auch den Haltegurt bekommen, welchen das Pflegepersonal zum fixieren nehmen muss. Manchmal wird er Gurt nicht geschlossen, manchmal so lax angelegt, dass er sinnlos baumelt.

Komischerweise kam kein Arzt, meine Oma hat dann aber beim Besuch meiner Tante eine gute Stunde später im Rollstuhl gesessen. Da können wir nun von halten, was wir wollen.

Samstag Abend mal wieder eine Schreckstunde. 22:30 h, die zweite Tante ruft an. Das ist um diese Zeit immer ein schlechtes Zeichen, denn sie ist die Kontaktadresse, sollte mit der Oma was schief laufen. Am Telefon eine der Damen, die man tagsüber kaum findet und nächtens für unmenschlich viele Heimbewohner zuständig sind. Lapidar wurde mitgeteilt - in kaum verständlichem deutschähnlichen Satzgebilde, dass die Oma wohl das Auge blau hätte. Aber nicht schlimm, nur eine kleine Lapalie. Aber, man müsste es halt melden, wäre so Vorschrift. Und der Arzt würde sich das am nächsten Tag anschauen. Gut, man war beruhigt.

Am nächsten Tag dann der Schrecken: Platzwunde an der Stirn, bei der Tiefe und der Fläche der Wunde muss das geblutet haben wie auf der Schlachtbank. Wer schon einmal eine tiefere Wunde im Gesicht hatte, der weiß, von was ich spreche. Das Auge blutunterlaufen, beim Nase putzen ein wahrer Sturzbach an Blut. Also, der Arzt war gegen Mittag noch nicht da, das wurde nun forciert. Ergebnis: zum Glück kein Bruch, leichte Gehirnerschütterung und Platzwunde an der Stirn.

Für uns bleibt die Frage:

1. Wie kann ein ordentlich fixierter Mensch mitsamt Rollstuhl umkippen?
2. Wenn doch um zwanzig Uhr Bettruhe ist, wie kann dann um 21 Uhr die Oma mit dem Rollstuhl umfallen
3. Warum wird nicht gleich der Notarzt gerufen?

Wir hoffen heute um 11 Uhr bei einem Gespräch mit der Heimleitung auf Aufklärung. Die Adresse für die Kontrollbehörde haben wir, auch eine Strafanzeige schließen wir nicht aus. Passieren kann immer mal was. Aber von ausgebildetem Personal erwartet man doch die richtige Hilfestellung nach dem Unglück.

Kommentare

  1. Oh Löffelchen, ...

    Kannst mir net mal Deine Email-Addy geben, möchte Dir mal schreiben, aber nicht hier, das es alle lesen können!

    LG,
    Pupe

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  2. Wo bleibt der Anstand gegen über unseren älteren Mitbürgern, ich bin absolut entsetzt ... Ich hoffe das Du als Angehörige Dich gegen dieses Verhalten wärst. ich werde gleichmal zum regelmäßigen lesen mit ...
    Grüsse unbekannterweise Deine Oma von mir und danke für Ihren Mut ...
    Liebe Grüsse Dani

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  3. Och menno! Wenn ich ein Zimmer frei hätte ....... könnt' sie direkt kommen!

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  4. LEIDER kann ich deinen Bericht nur Bestätigen und muss sagen das mein Opa (90 Jahre alt) auch in einem super neuem und tollen Pflegeheim liegt und ich bin mehr als Entsetzt wie dort mit unseren "Alten" Menschen umgegangen wird.. bei 3.500,-- !!!!!! im Monat waschen wir die Wäsche selbst und müssen auch kontrollieren das er genug zu trinken bekommt, nach dem rasieren sieht er aus als wäre er über einen Stacheldraht gefallen und stundenlang lassen sie ihn nackt auf dem Klostuhl sitzen.. ich finde es beschämend und erniedrigend. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, unsere Reklamationen bei der Heimleitung haben leider zu keiner Besserung geführt und keiner fühlt sich Verantwortlich.. WIR kämpfen weiter für unseren Opa der uns DAS Leben ermöglicht hat und hoffen das es noch ein paar Menschen gibt die es gleich fühlen. lg Karin

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