Direkt zum Hauptbereich

Schlemmen in Steinberg - Das Bauernhannla

Der Hagen geht - wir kommen. Mal wieder. Bisher kamen wir immer gerne und haben das Essen auch wirklich genossen. Diesmal waren wir mit zwei netten Bekannten unterwegs, die vollkommen unvoreingenommen auch einmal ihre Meinung zu diesem Lokal abgeben sollten. Was ist daran so Besonders? Nun, sie ist eine sehr erfahrene Hauswirtschafterin, die sich mit der Qualität und der Zubereitung der Speisen weitaus besser als der Durchschnitt der Menschheit - also auch mehr als wir - auskennt. Sagt sie, das Fleisch ist von minderer Qualität - dann ist das auch so. Und umgekehrt erkennt sie auch das Besondere. Er ist zudem auch sehr viel unterwegs, sodass sicher auch das eine oder andere gute Lokal näher unter die Lupe genommen wird.

Und uns alle vier verbindet die Liebe zu einem guten Essen. Und so sollte es dann auch soweit sein: das Bauernhannla bekommt Besuch von uns.

Ursprünglich war geplant, die Reise in einem Auto anzutreten, bei einer Anfahrt von knapp über 40 km (einfach) macht das durchaus auch Sinn. Dumm nur, wenn alles anders kommt als geplant. Ich musste nach kommen, damit war das leckere Kellerbier schon mal tabu. Müßig zu sagen, dass ich dafür dann halt drei Gänge geordert habe. Was uns schon zum Essen bringt.

Beim letzten Besuch hatte ich die sagenhaft cremige Knoblauchsuppe genossen. Mit hausgemachten Croutons, die ihren Namen auch verdient haben. Keine Industrieware, die kaum zu beißen dafür recht neutral im Geschmack ist. Aber, das ist Vergangenheit. Dieses Mal konnte ich mich auf eine Leberknödelsuppe konzentrieren. € 2,50 sind ortsüblich. Nicht ortsüblich ist die Interpretation der Knödel. Nicht ein großer und in der Mitte nur angegarter, wie leider oft anzutreffender, Knödel. Drei eher platte, nur kurz gegarte dafür umso geschmackvollere "Flachknödel" in einem Sud. Neben etwas Karotte findet sich darin auch etwas mageres Fleisch als Geschmacksgeber, fein geschnittene Zwiebeln und eine leichte und feine Brühe. Auch FrauDSL hat nicht nur gekostet sonder gerne einen guten Teil der Suppe übernommen. Vielleicht sollte man einmal überlegen, diese Suppe in einer größeren Portion mit einem leckern Stück Bauernbrot als Hauptmahlzeit anzubieten. So ist man nur enttäuscht, weil der Genuss so schnell vorbei ist. Und besonders dann, wenn man die Vorspeise auch noch teilen muss.

Ein paar Minuten später wurde die erste Hauptspeise serviert. Unser männlicher Begleiter bekam ein recht großes Schnitzel, genannt "Rustikal". € 8,50 je Portion, eine echte Männervariante. Dem Vernehmen nach sehr gut schmeckend, saftig, nicht totgeklopft und nicht fritiert. Dazu ein Beilagensalat, der etwas größer ist als andernorts üblich, ausschließlich aus frischen Zutaten bestehend. Der Salat war übrigens Bestandteil aller unserer Bestellungen.

In rascher Abfolge bekamen wir das Rinderfiletsteak mit Cognac-Pfeffersauce (€ 15,90), das Rinderfiletsteak mit Kräuterbutter (€ 14,50) und das Rinderfiletsteak mit Röstzwiebel (€ 15,90). Die Steaks gibt es nur in der Variante 220 Gramm. Vollkommen ausreichend, aber die Gier würde auch 300 Gramm verdrücken.....

FrauDSL hatte nun das Stück Fleisch mit Cognac-Pfeffersauce. Weich. Medium plus wie geordert. Mit Kruste, leckerster Sauce (ich durfte nicht einmal probieren, kann daher nur weitergeben was am Tisch kolportiert wurde...), Röstis und in Perfektion gewürzt.

Unsere Begleiterin durfte ein Rinderfiletsteak mit Röstzwiebeln genießen, versteckt unter einem Berg Röstzwiebeln. Dazu gab es Folienkartoffel mit einer Creme. Medium? Jawohl, wie bestellt.

Und dann mein Geschmackserlebnis. Der erste Schnitt.... Oh Gott, es ist zäh. Falscher Alarm, weil falsches Messer. Durch die Kruste zu schneiden tut sich ein Messer schwer, welches eher für die Teilung des Sauerbratens zuständig ist. Mit dem Wechsel auf das beigelegte Steakmesser war alles wieder im Lot. Saftig, heiß, zart. Schade, dass die deutsche Sprache keine Wörter bereithält, mit denen man dieses Filetstück noch besser umschreiben kann. Bei mir fanden sich zum Fleisch zwei Stücken sehr guter Kräuterbutter, weiterhin auch eine Folienkartoffel. Die Creme dazu ist alleine gegessen fast ein wenig zu süß, in Verbindung mit der Karftoffel ein Gedicht. Zusammen mit dem Fleisch genossen - unbeschreiblich.

Kurz zusammengefasst: vier Volltreffer bei der Auswahl. Preislich mehr als angemessen, auch wenn Preise über 15 Euro in der fränkischen Region oft schon als zu hoch angesehen werden.

Und weil wir so einen guten Lauf hatten, durfte es auch noch Nachtisch sein. Nicht, weil wir nicht satt geworden wären, einfach zur Befriedigung der Gelüste. Also - möge die Küche auftragen. Dabei sei bemerkt, dass der Service einfach perfekt organisiert ist. Manche der Bedienungen sind online, d. h., die Bestellung wird noch am Tisch an die Theke übermittelt. Wir haben dies schon im Sommer beobachet, der Erfolg, sprich die kurze Zeitspanne, in der die Getränke serviert werden, ist hervorragend. Auch, wenn einmal der Biergarten zusätzlich mit ein paar hundert durstigen Kehlen besetzt sein sollte. Ich schweife ab, hier kommen die Dessertfakten:

Ein Erdbeerbecher (€ 4,00), frische Erdbeeren, viel Eis, gekrönt von einem Klacks Sahne. Einmal Apfelküchle mit Vanilleeis (€4,25)
und einmal Tiramisu mit frischen Früchten (€ 3,00).
Wie auch vorher schon vom Steak hat FrauDSL alles für sich behalten. Rekordverdächtig auch, in welch kurzer Zeit dieses Dessert aufgearbeitet wurde. Kann ich aber gut verstehen, denn mein Tiramisu hatte eine eigene Klasse. Nicht zu vergleiche mit den Dingern, die sonst so kredenzt werden. Frisch, selbstgemacht, nicht im Alkohol ertränk, nicht totaromatisiert mit billigem Kaffee. Auch hier hat sich die hohe Patisseriekunst offenbart. Und über den günstigen Preis brauchen wir bei dieser Qualität nicht diskutieren. Kurz: ein Traum!!!!

Erstaunlich war für uns auch, dass an einem ganz normalen Freitag Abend das Lokal mehrmals die Tische besetzen konnte. Dabei ist weder Hektik aufgetreten, noch mussten dem Kunden lange Wartezeiten zugemutet werden. Auch schubweises Eintreffen wurde schnell und sehr gut abgearbeitet.

Ein klitzekleiner Kritikpunkt bleibt bei all der überlegten Bauweise doch noch anzumerken: die Toiletten sind im Keller angesiedelt, für eine Person im Rollstuhl so gut wie nicht zu erreichen. Ansonsten können wir in keiner Weise meckern, im Gegenteil, wir empfehlen ausdrücklich die ca. 40 km (einfach) von Coburg aus auf sich zu nehmen und zu sehen, wie man kochen kann. Leider ist die Coburger Gastronomie davon momentan weit entfernt. Oder so teuer, dass man es sich nicht leisten kann.

Drei Vorspeisen, vier Hauptgänge - davon drei Mal Rinderfilet, drei Desserts, Getränke und Capuccino. Für vier Personen haben wir hier knapp 92 € bezahlt. Für die geleistete Qualität unschlagbar. Wir MÜSSEN wieder kommen!

Kommentare

  1. Wahnsinn - wo ihr überall rumkommt! Das werde ich mir als Tipp merken.

    AntwortenLöschen
  2. Wir würden uns sogar als Führer anbieten ;-)
    Nicht vergessen: Mindestens eine Woche vorher reservieren!!!!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ragout Fin - der Convenience-Test

Mitte der 70er Jahre im 20. Jahrhundert war es ein Edel-Essen auf jeder besseren Party; Ragout Fin . Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Mutter diese -damals noch recht teuren- Blätterteigförmchen gekauft hat. Und drei Tage vorher wurde uns das Maul schon wässrig gemacht. Zumindest haben mich diese Teilchen auf Anhieb überzeugt. Eigentlich mehr der Inhalt, den ich auch Heute noch gerne esse. Zeit, einen Test zu veranstalten, nachdem in der letzten Zeit immer mehr dieser Convenience-Produkte auf den Markt kommen. Im Test befinden sich Aufwärm-Produkte von verschiedenen Discountern, teils auch Aktionsware wie das Produkt der Marke Sodergarden, hergestellt von Tulip . Zwar sind diese nicht immer zu bekommen, einen Geschmackstest kann man ja trotzdem machen. Natürlich völlig uneigennützig... Erwärmt werden die Produkte jeweils auf 60° Celsius, um eine Basis für die Vergleiche zu haben. Gemessen werden die Temperaturen mit einem Digitalthermometer, um eine Überhitzung und somit ...

Ich spüre eine wohlige Wärme...

Irgendwie ist es mir seit heute um die Mittagszeit so wohlig warm. Kuschelig warm wurde mir, was ich nicht erklären konnte. Dann komme ich nach der Arbeit nach Hause und schalte die Nachrichten ein. Und siehe da, die Wärmequelle war gefunden: Die Griechen haben uns fein über den Tisch gezogen, die Wärme war also die Reibung auf dem Tisch. Und siehe da, es war, wie es das deutsche Volk befürchtet vorhergesehen hat. Lustig am Rande: Griechenland will einen Fond einrichten, in dem ca. 50 Milliarden aus Privatisierungen hineinfließen. MO Ment Mal! War da nicht schon beim letzten Geldgeschenk schon vereinbart worden, dass das Geld hereinkommen muss? Da wage ich mal keck die Prognose, dass das nun zu überweisende Sümmchen keine drei Jahre den Betrieb aufrecht hält - was ja avisiert ist - sondern es in spätestens zwei Jahren wieder heißt: " Γεια σας , είμαι ελληνικά . Θα ήθελα ευρώ . Πολύ ευρώ ."

Gelegenheit macht Liebe

Öfter als man denkt, unverhoffter als man glaubt. ´n paar Beispiele? Bitte! Kürzlich, als die Vanillelady da war, haben wir ein wenig nach Pferden gesucht. Online, nicht im Garten. OK, in der Regel würde sich die Suche bei Tieren bei mir ja auf Teile davon beschränken. Eben die Teile, die man braten, schmoren, grillen kann. Oder räuchern. Nenene, nicht an diesem Abend. Da haben wir nach Pferd geschaut. Das kommt nicht ins Haus (kein Platz ;-) und schon gar nicht in die Pfanne. OK, die Vanillelady wäre dann Veterinärin und macht Fleischbeschau, da würde ich wohl ein Fert bekommen, dass auch essbar ist. Hab ich schon mal von dem verkrebsten und mit Medikamenten vollgestopften Fert erzählt, welches zum Metzger ging? Nicht? Na, dann lass´ ich das auch jetzt, sonst kommt noch jemanden sein Mittagessen hoch. Im Zweifelsfall mir.Moment - hatte ja gar keines. Die Vanillelady hat sich also irgendwie scheinbar verliebt. In ein Fert, natürlich. In was denn sonst. Ein Mann würde nur unter An...