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Schlemmen in Schwabthal – Das „Augustin“






Empfohlen wurde uns das „Landromantikhotel Augustin“ schon des Öfteren. Vor nicht allzu langer Zeit waren wir ja schon einmal im Schwabthal zum Essen, eigentlich sehr enttäuscht von diesem Besuch in einem anderen Restaurant, haben wir lange einen großen Boden um das malerische Dorf gemacht.



Der Mensch ist nun einmal so konstruiert, dass Schlechte zu verdrängen und nur die positiven Erlebnisse im Gedächtnis zu behalten. Mit einer derart verblassten Erinnerung wagten wir uns in das Tal des Mumienschubsens*, Ziel war eben dieses uns oft angediente Augustin.



Von Bad Staffelsteiner Seite aus kommend, liegt das Hotel auf der linken Seite, unübersehbar und prominent, mit Blick über das kleine Tal. Wer die nächste Einfahrt, vorbei am modernen Neubau, nimmt, dem offenbart sich ein Blick auf ein wunderschön renoviertes Fachwerkhaus mit angegliedertem Biergarten. Biergarten ist in Oberfranken nicht gleich Biergarten. Von einer ehemaligen Garagenzufahrt mit lausig gestrichenen Bierbänken, im Schatten und Bereich der Dunstabzugshaube gelegen – bis hin zum Biergarten des Augustin. Hochwertige Möbel, auf denen man es auch eine Menülänge lang aushält, schönes Pflaster und umgebende Dekorationen, die nicht kitschig sondern eines Biergartens würdig sind.



Kurz nach 18 Uhr hatten wir den letzten Parkplatz am Haus belegt, viele auswärtige Fahrzeuge zeigten uns eine gute Belegung des Hotels an. Uns schwante Schlimmes, sah der Biergarten doch nicht so groß aus. Wir hatten aber Glück, bekamen einen recht großen Tisch für uns. Später wurden dann noch Gäste zu uns gesetzt, was aber kein Problem war.



Komischerweise wurde das Augustin immer empfohlen, aber gleichzeitig mit dem Daumen am Zeigefinger gerieben. Was wohl soviel bedeutet wie: „is´nich ganz billich!“ Was wohl auch wieder relativ zu sehen ist. Die Preise, die für uns Oberfranken unverschämt anmuten, die sind für Großstädter wohl eher niedrig bis akzeptabel im Vergleich zu deren Heimatpreisen.



Neben der normalen Hauptkarte ohne große kulinarische Ausreißer gibt es momentan auch die Saisonkarte, die recht umfangreich mit Pfifferlingen angeboten wird. Die Preise kamen uns auf dem ersten Blick recht teuer vor, jedoch wurde das wieder relativiert, als wir die Portionen sahen, die an die Nachbartische kamen. Ach ja, bis auf zwei Tische – darunter auch unserer – waren alle an Hausgäste vergeben. Unser Tipp hierzu: rechtzeitig reservieren!!



Nachdem der Tag doch recht heiß war, orderten wir vorab zwei Spezi. Die Gläser fassen hier 0,4 Liter, kosten € 3,10. Im Staffelsteiner Bereich dürfte das mit Spitzenklasse in der Preisgestaltung sein. Im Nachgang gönnte ich mit noch eine Holunderschorle, ebenfalls 0,4 Liter. Zwar war das beigemengte Wasser spritzig und auch angenehm kühl, einen Holundergeschmack konnte man leider nur erahnen.



Als Vorspeise wählte ich einen Waldpilzcapuccino. Während ich die sehr sauberen Toiletten, ausgestattet mit geschmackvoller Wandkeramik, besuchte, kam auch schon der Capuccino. FrauDSL hatte sich schon an die Probe gemacht. Ein gutes Zeichen für Qualität ist es, wenn sie mehr als einen Löffel probiert. Bis zu meinem Eintreffen am Tisch hatte sie ein gutes Stück der Portion bereits entfernt. In einen Kaffeegedeck würde eine Suppe serviert, die mit € 4,80 auf der Rechnung niederschlägt. Relativ süß, was wohl durch die verwendete Sahne kommt, aufgepeppt mit leckeren frischen Croutons, schmeckte die Suppe gut nach dem angekündigten Waldpilzaroma. Bei diesem Geschmack hätte die Suppe ruhig etwas größer sein dürfen. Bei den Croutons bin ich mir nicht zu 100 % sicher, ich denke aber, dass diese aus einem (Ützinger?) Kornbrot gemacht waren. Nette Idee, hebt die Suppe nochmals.



FrauDSL orderte sich das Schwabthaler Geröstel. Wer jetzt aber eine Kartoffel-Ei-Käse-Speck-Pampe erwartet, der hat sich schwer verschätzt. In Wahrheit versteckt sich hinter diesem Namen einGericht, welches zwar von Röstitalern umgeben wird, der Hauptakteur ist aber eine Pilzsauce mit Streifen von Rind und Schwein, gekrönt von etwas Preißelbeer und beigelegten blanchiertem Gemüse. Eine riesige Portion, die den Preis von € 13,80 mehr als rechtfertigt. Mehr Rind als Schwein, sehr fein abgestimmt in einer hellen Pilzsauce, das Gemüse mit Biss und nicht bis zur Unkenntlichkeit verkocht. Die Rösti knusprig, nicht im Fett ertränkt. Hier stimmt der Anspruch der fränkischen Küche wieder.



Ich hatte mir den Grillteller ausgesucht, weil eigentlich nicht so hungrig. Geschickt hat die Küche einen riesigen Berg Fleisch, Bohnen und Pommes frites. Dazu noch einen kleinen Beilagensalat. Das Fleisch bestand aus Pute, Rind und Schwein. jeweils unterschiedlich gewürzt, auf den Punkt gebraten und weich, weich, weich. Ein kleines Stück gebratener Fleischwurst (Wurstpalme), eine kleine Scheibe kross gebratener Bauch. Dazu eine große Schaufel Pommes frites, die kross und gut gewürzt waren, ein Stückchen Kräuterbutter auf der Scheibe Rind. Das waren die durchaus guten Bestandteile des Tellers. Aber auch ein klein wenig Kritik muss ich üben, und zwar einmal an der Grilltomate, die die Konsistenz von zerlaufener Butter hatte, sehr unansehnlich war und wohl nur noch mit dem Löffel vom Teller zu bekommen war. Müsig zu sagen, dass diese auf dem Teller verblieb. Auch die Bohnen, noch mit schönem Biss, mit Zwiebeln und gebratenem Frühstücksspeck zubereitet, waren nicht optimal getroffen. Diese waren leider etwas salzig, aber nicht derart, dass es einer Reklamation bedurft hätte. Die Portion war –auch für einen guten Esser wie mich- viel zu groß, sodass ich diese einfach auf dem Teller lies und trotzdem mehr als satt war. € 14,80 für diese Portion zu verlangen ist keine Frechheit sondern durchaus angemessen.


Der Beilagensalat war frisch, ordentlich portioniert, Dosenware glänzte mit Abwesenheit. Umrahmt von etwas Balsamicodressing war dieser Salat keine Sensation, konnte aber mit Lust gegessen werden.

Wie kurz zuvor erwähnt, haben wir im Laufe des Abends auch Gäste an unseren großen Tisch mit dazu gehabt. So hat man in den Gesprächen einiges über die Zusammenhänge der umliegenden Gastwirtschaften erfahren, im Austausch gab es dann auch Tipps, wohin wir unbedingt zum testen müssten. Und die werden wir auch umsetzen, lecker hat sich das Empfohlene allemal angehört. Danke hierfür nochmals! So erfährt man beim Plaudern auch, dass der Koch eine Lehre bei Schuhbeck gemacht hat, dieser hier auch schon vor Ort gekocht hat. Auch nicht ungenannt lassen möchte ich, dass diese Gäste ein paar Umbestellungen gemacht haben, die in dieser Zusammensetzung nicht in der Karte vorkommen. Anstandslos wurde das aufgenommen, von der Küche auch so zubereitet. Dies ist nicht selbstverständlich, in der letzten Zeit sind wir leider oft der sprichwörtlichen Servicewüste begegnet. Hier klappt das Zusammenspiel Service-Küche gut. Zumindest so, dass der Kunde dies so empfindet.



Eigentlich wollten wir ja keinen Nachtisch mehr, die Hauptspeisen waren opulent genug. Wenn da nicht die gierigen Augen am Nachbartisch ein Dessert gesehen hätten, welches optisch so verlockend war, dass eine Order nötig wurde. Ein Panna Cotta für € 5,90, klassisch mit Erdbeermark/-sauce, ein paar Blaubeeren, Johannisbeeren und Brombeeren dazu – so einfach kann Glück zustande kommen.



Auch nach der Biergartensaison können wir das Lokal empfehlen, haben wir doch vor dem Nachhauseweg einen Blick in die gute Stube geworfen. Viel Holz, hell und freundlich, ein Kamin mittendrin. Hier lässt es sich im Winter sicher gut aushalten. Na, schau mer mal…


Ach ja, nicht unerwähnt bleiben sollten auch die Sonderleistungen, die nicht alltäglich vorkommen:
- Lesebrillen für den vergesslichen Kunden
- Pfeifenaschenbecher mit Zubehör
- gratis Kinderkegeln
- Zahnpflegekaugummis nach dem Essen
- Hundebar im Garten


*Mumienschubsen = Begriff aus dem Coburger, Lichtenfelser und Bad Staffelsteiner Umland, welcher den Tanztee mit recht betagten Herrschaften aus der benachbarten Kurklinik bezeichnet. Noch heute ist dies ein großer Partnermarkt, auf dem sich Geld auf der einen Seite und einsames Herz auf der anderen Seite näher kommen können.

Hier ein Link zu Restaurant-Kritik.de, auf dieser Seite finden Sie tausende Bewertungen. Und auch eine mit Punkten versehene zu diesem Restaurant.

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