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Schlemmen in Meilschnitz - der Försterhof in Neustadt bei Coburg


Sonntag, 23. August 2009. Abend, kurz nach 18 Uhr. Wir starten, diesmal in Richtung Neustadt bei Coburg. Genauer: in den Ortsteil Ketschenbach. Dort befindet sich das Restaurant „Lindenhof“, mittlerweile überregional bekannt durch die vielen Veranstaltungen in den letzten Jahren . Neudeutsch auch „Events“ genannt. Neben der eigenen Kloßherstellung und der Klößerei in Coburg als Verkaufsstelle für hervorragende Bräten, gibt es also auch das Stammhaus in Ketschenbach.

Vor Jahren waren wir öfters dort, um ein in den ausklingenden 1980er Jahren beliebtes Essen zu genießen: „Heißer Stein“. Eine Granitart wird dabei im Ofen hoch erhitzt und die servierten Fleischstückchen vom Gast selbst am Platz gegart. Dazu wurden in der Regel verschiedene Saucen serviert und Weißbrot. Um die 20 DM hat man dafür investiert. Ein gutes Geschäft für den Wirt, ein Erlebnis für uns als Teenager.
„Heißer Stein“ gibt es nun an vielen Orten im Coburger Land, teilweise besser, teilweise auch schlechter als früher im „Lindenhof“. Zeit, die Bräten mal vor Ort zu testen, die da an bestimmten Tagen unter der Woche in Coburg feil geboten werden. Gesagt, gefahren. Gefunden haben wir es leicht, obwohl die Ausschilderung Ortsfremde sicher vor eine Herausforderung stellt. Außerhalb der Großveranstaltungen sind keine Schilder zu sehen.

18:55 Uhr waren wir vor Ort, haben uns einen Platz im Freien gesucht, direkt vor dem gelben Gebäude mit der Ente auf der Fassade. Am Namensgeber, der Linde. Und haben diese fotografiert. Und den Acker nebenan, auf dem sich die Schwalben ihr Abendessen gefangen haben. Und den entfernten Muppberg. Und wir haben auch freundliche die Leute begrüßt, die scheinbar zwischen der Küche und dem inneren Gastraum hin und her gewechselt haben. Und wir haben auch die Leute gesehen, die im gelben Haus kurz an das Fenster geschaut haben; die sich im Haus genauso laut unterhalten haben, wie wir im Biergarten. Wir konnten diese Menschen hören. Um 19.25 hatten wir dann keine Lust mehr auf Bräten, Durst haben wir auch bekommen. Was tun? Bemerkbar machen? Noch bemerkbarer? Wenn der Biergarten aufgestellt ist, dann sollte auch einmal jemand der Menschen, die dafür zuständig sind, ein Auge darauf werfen. Also? Weiterziehen, andere Stadtteile von Neustadt bei Coburg haben ja auch schöne Lokale.
Ein paar Kilometer weiter ist im Stadtteil Meilschnitz der Gunsenheimer. Eine der Adressen, die meine Kumpels am 1. Mai mit dem Fahrrad ansteuern. Einfache Bräten, bisschen mit Hilfsmittelchen aus der Industrie, aber schmackhaft, viel und billig. Zwischendurch durchaus gut essbar. Aber: Urlaub. Am Ortsausgang von Neustadt war uns erstmals eine Werbetafel aufgefallen, die auf den Landgasthof „Försterhof“ hinweist. Einfach der Hauptstraße weiter gefolgt, an einer Kreuzung gelegen, die wir schon oft passiert haben auf dem Weg nach Sonneberg. Aufgefallen ist uns das Lokal mit angegliederter Pension aber noch nicht. Was kein Grund darstellt, das Restaurant nicht zu besuchen. Der Biergarten war voll besetzt, an unserem Besuchsabend sowieso zu kalt gewesen, um draußen zu sitzen.

Also auf nach Innen. In der Gaststube fand scheinbar ein Geburtstag statt, der in den letzten Zügen lag. Ein Tisch würde noch für das Nachspeisenbuffet benötigt, so dass wir gebeten wurden, am freien Stammtisch Platz zu nehmen. Mit einem prima Blick in die Küche, auf die Gesellschaft, den Nebenraum, dem Weg zum Klo – und das Nachspeisenbuffet. Kurz: der ideale Platz für zwei Beobachter wie uns.

Im Aushang lockten uns verschiedene Bräten, die es zum Mittag gegeben hatte. Sauerbraten wäre meine Wahl geworden, wen wundert es. Kurz nachgefragt – leider ausverkauft. Schade, aber einen Versuch ist das ja allemal wert. Die Karte – klein aber gut sortiert – lässt auf frische Produkte schließen. Entschieden habe ich mich dann für ein Schnitzel mit Zwiebeln und frischen Champignons. Dazu Pommes frites, für € 6,90. FrauDSL hat sich für ein Cordon bleu entschieden, dieses wird mit Sauce Hollandaise und wahlweise Bratkartoffeln oder Pommes frites serviert. € 7,90 werde dafür aus dem Geldbeutel entfernt.

Natürlich kamen zuerst die Getränke, Spezi für € 2,10 je 0,4 Liter. Sehr gut gekühlt, frisch. Nicht so schal, wie wir es erst kürzlich in einem Café in Weiden serviert bekamen.

Von der Bestellung bis zur Bereitstellung am Tisch sind dann zwar 32 Minuten vergangen, die sich aber –zumindest für mich – zu 100 % gelohnt haben.

Das Schnitzel war ganz anders als erwartet. Erwartet hatte ich ein einfaches, recht dünnes und nicht paniertes Schnitzel, die Pilze und die Zwiebeln extra gebraten, neben dem Schnitzel. Bekommen habe ich ein dickes, saftiges Schnitzel. Mit (kurzfristig noch) knuspriger Panade, obenauf aber ein Berg von einer Masse aus Zwiebeln und frischen Champignons. Gut gewürzt, eine Sauce hierzu vermisst man somit nicht. Ein ordentlicher Schwung Pommes frites, gut gewürzt und knusprig sowie ein bisschen Salat an der Seite des Tellers runden die Portion ab. Erst fanden wir es komisch, dass keine Beilagensalat serviert wird, dann waren wir froh. Geschafft hätten wir dann nämlich die riesigen Portionen auf keinen Fall. Für € 6,90 wäre das Soll schon allein aufgrund der Größe geschafft. Der gute Geschmack und die frischen Produkte hinterlassen einen mehr als zufriedenen Gast.

Auch zufrieden – jedoch mit einer kleinen Einschränkung – war auch FrauDSL. Das Cordon bleu gut gewürzt, schön gefüllt, ebenfalls riesig. Die Sauce Hollandaise war zwar Packungsware, was uns aber in der warmen Sommerzeit allemal lieber ist, als eine von zweifelhafter Qualität aber selbst gemacht. Auch hier am Tellerrand wieder Salatgarnitur mit etwas Dressing. Nicht zu viel, nicht zu wenig – schön sahnig noch dazu. Nun zur Einschränkung: die Bratkartoffeln sind Tütenware. Im Imbiss – ja! In der Kantine – vielleicht! Im Restaurant? Unverzeihlich. Noch dazu, als dass die Köchinnen in der Küche ja gezeigt haben, dass sie kochen können. Unser Appell: kocht doch ein paar Kartoffeln mehr und stellt diese kalt. Eine gute Bratkartoffel kann so lecker sein. Aus der Tüte haben wir bisher noch keine Guten gegessen. Aber auch hier versöhnt der Geschmack des Fleisches und die mehr als ausreichende Portion.

Das Lokal selbst ist rustikal, einfach aber hell eingerichtet. Eine schöne Ortskneipe mit bodenständig ausgerichteter Küche, ChiChi könnte schief gehen und wird deshalb erst gar nicht versucht. Gut so, denn diese Art von Lokalen wie es der Försterhof ist, stirbt leider langsam aus. Die Eingänge sind ebenerdig, von Rollstuhlfahrer somit gut zu erreichen. Leider sind die Kabinen in der Toilette etwas eng, ohne Hilfe wird das schwierig.
Der Service agiert aufmerksam, fragt zwischendurch auch einmal nach, ob alles passt. Bemüht und schnell, fränkisch verbindlich. Hier haben wir unsere Odyssee noch zu einem schönen Abschluss gebracht. Vielleicht kommen wir sogar zum Fischfest schon wieder. Lecker wärs…

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