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Na Sdorowije


Im kleinen Ort Gleicherwiesen nahe bei Bad Rodach und Hildburghausen, hat vor Jahren schon das „Na Sdorowije“ eröffnet. Wir waren zwischenzeitlich bereits mehrmals vor Ort, haben uns mittlerweile durch die Karte probiert.

Ergebnis: einfache Küche, meist Thema mit Variation. Prägend sind Blinis, Hackfleisch, Teigwaren und – Wodka. Nachdem nun schon wieder fast ein Jahr seit unserem letzten Besuch vergangen war, war es an der Zeit, mal wieder vorbeizuschauen. Trotz der Lage in der Einöde ist das Lokal recht leicht zu finden, hat sich doch in den Dörfern in der Umgebung wenig bis nichts getan. So viel wie in der ersten Zeit nach der Wende investiert wurde, so wenig ist heute für die Erhaltung übrig. Eigentlich schade, denn gerade dieser Landstrich würde sich auch für die touristische Erschließung gut eignen.

Zurück zum Lokal. Wer dieses zum ersten Mal betritt, der glaubt, beim Nachbarn in der guten Stube gelandet zu sein. Dicke schwere Möbel, aus grob gezimmertem Holz, die Stühle lassen sich vor lauter Solidität nicht bewegen, halbe Bäume wurden für die Tische verarbeitet. Doch damit nicht genug, russische Volkskunst an jedem Fenster, auf jedem Leuchter, auf jedem kleinsten Vorsprung – auf jedem Tisch. Fehlt nur der Bär, der an der Kette im Hinterhof gehalten wird. Trotz allem ist das Lokal sehr sauber und auch staubfrei. Was in Anbetracht der vorhandenen Kleinteile eine Strafarbeit für den Instandhalter sein muss.

Nachdem wir in den Vorjahren immer wieder von der Menge der Speisen überrascht waren, haben wir diesmal die Vorsuppe weggelassen. Für PeterThai und mich sollten es an diesem Abend Hackfleischklöschen mit Salzgurke (im Klöschenteig), Pilzsoße und überbackenem Kartoffelpüree sein.

Neun Euro für eine mittelgroße Portion, die zwei hausgemachte Klöschen aus Schweine- und Rinderhackfleisch, ein selbstgemachtes Kartoffelpüree mit Käse überbacken und eine Pilzsoße enthielt, war das angemessen. Abgesehen davon, dass diese Zutaten extrem heiß waren, hat eine kleine, etwas sulzige Stelle an Soße verraten, dass das Essen scheinbar vorbereitet, eingefroren und dann im Konvektomaten erhitzt wird. Nicht weiter schlimm, zumal alles bis kurz vor dem Glühen erhitzt war. Der letzte Bissen war noch so heiß, wie in manchen Lokalen das Essen nicht auf den Tisch kommt. Die Soße war geschmacklich gut und enthielt zumindest frische Champignons. Die kleinen Stockschwämmchen in der Soße ließen mich jedoch eine Convenience erkennen. Schade, aber das war auch der einzige Kritikpunkt.

Meine Begleiterin FrauDSL und AnniThai hatten ebenfalls jeweils das selbe Essen geordert, Blintschiki mit Hackfleischfüllung. Aus den wählbaren Soßen entschied sich FrauThai für die pikante Variante mit Tomate und Knoblauch, FrauDSL für die Sauerrahmsoße. Auch diese Portionen waren schnell vertilgt, was daran lag, dass die Teller nicht sehr üppig bestückt wurden. Hier wurden jeweils ebenfalls knapp neun Euro fällig.


Der Nachtisch hatte also genügend Platz, war – soviel kann ich vorwegnehmen – früher auch üppiger. Für fünf Euro je Portion haben wir zwei Mal „Süße Blintschiki“ bestellt. Dies sind hausgemachte hauchdünne Pfannkuchen, serviert mit einem Vanilleeis, einer Auswahl russischer Marmeladen, Honig, Früchten und Schlagsahne. Sagt die Karte. Bekommen haben wir einen einzelnen, recht kleinen Pfannkuchen mit Apfelfüllung, dieser hat in der Machart an die Apfeltasche bei McDonalds erinnert. Vom Geschmack her also nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Das Vanilleeis wurde ersetzt durch ein Stracciatella, die Marmeladen wurden zusammengestrichen auf ein Pflaumenmus und Honig war auch absolut keiner zu finden. Dafür erhielten wir einen Streifen mit unsäglich süßer Kiwisoße aus der Quetschflasche. FrauDSL hatte sich für „Süße Tschebureki“ entschieden, welche eine Art Kartoffelpfannkuchen sind. Auch hier fünf Euro für die Portion, auch hier das Verlangen nach mehr.


Die Toiletten wie das Lokal selbst sind tadellos sauber, eine überdachte Raucherecke befindet sich im Hof, das ganze Lokal selbst ist für Rollstuhlfahrer sehr gut zu betreten, auch die Toiletten sollten mit einem Rollstuhl gut befahrbar sein. Die recht hohen Preise für Getränke (Spezi 0,5 Liter – 3,50 Euro) verleiten einen recht schnell, ein russisches Bier zu probieren, welches bei gleicher Menge für um die drei Euro zu haben ist.

Das Personal (in unserem Fall der Chef und eine Servicekraft) sind recht schnell und zeigen – hier sollte sich die Servicekraft angesprochen fühlen – kleine Mängel in der Sicherheit mit der Speisen- und Getränkekarte. Zumindest die angebotenen und in der Quantität überschaubaren Standardbiersorten sollten besser sitzen.

Unser Fazit: nicht mehr so günstig wie früher, zudem kleinere Portionen, eine absolut chaotische Karte, hohe Preise für Getränke – wer unbedingt nur russisch Essen möchte, sollte sich ein Kochbuch kaufen und dies selber probieren. Große Kunst wird nicht verlangt. Wer aber in einem Ambiente wie dem des „Na Sdorowije“ essen möchte, auf kulinarische Raffinessen verzichten kann und nicht auf den Cent schaut, der ist bei Galina und Helmut Carl gut aufgehoben.

Die Bewertung mit Punkten und auch Vergleichswertungen finden Sie auf: www.Restaurant-Kritik.de

Das Haus von außen:


Teile der Inneneinrichtung, üppig, typisch russische Volkskunst:


Speisen bei früheren Besuchen:

Leckere Pelmeni unter einer Teighaube



Ein Blini mit Räucherlachsstreifen



Hühnerbrustfilet unter Toaststreifen gratiniert

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