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Conmux und der Gralshüter der Gastronomie

Am Montag Abend war es wieder soweit. Rach der Restauranttester war unterwegs in Sachen Hygiene, Geschmack und Anstand. Drei Dinge, die er im Jahr 2007 im getesteten Restaurant "Conmux" nicht vorgefunden hat. Dafür gab es Anarchie, Müll und vorlaute Servicekräfte. Und wenn man die heute populären Bewertungsseiten anschaut, dann scheint das noch immer so zu sein. Schade, denn manch anderes Lokal hätte die Dienste des Herrn Rach sicher auch gerne in Anspruch genommen - und etwas geändert.

Natürlich sind nicht alle gastronomischen Betriebe so elend beieinander. Einige wenige schon. Dafür haben wir ja aber unsere Organe, die soetwas kontrollieren. Und wie ich erst kürzlich aus dem Buschfunk in Coburg gehört habe - ES FUNKTIONIERT! Oft ist es leider so, dass die Gasträume ja noch einigermaßen in Ordnung sind. Wie die Küche ausschaut, weiss in den seltensten Fällen der Gast, in den Lagerraum kommt er schon gar nicht hinein. In meinem früheren Arbeitsleben durfte ich da einiges an Elend sehen. Glücklicherweise haben diese Wirte nunmehr alle die Segel gestrichen, andere wurden vom Amt auf Kurs gebracht.

Was kann ein Rach auslösen?

Wenn Rach erst einmal im Haus ist, dann hat ja in der Regel schon jemand den Missstand erkannt und Rach zu Hilfe gerufen. Ob der Wirt selber, Personal oder Kunden, das sei dahingestellt.
Sicher wird alles sehr TV-wirksam geschnitten, so auch auf die extra-schmutzigen Stellen gefilmt. Essen möchte man da trotzdem nicht mehr. Diese Sendung wirft aber auch eine andere Frage auf. Was hat man selbst alles schon an Dreck gegessen, ohne es zu ahnen? Ich möchte das gar nicht wissen. Lieber möchte ich wissen, wie kann ich in Zukunft vermeiden, noch mehr von diesem Unrat zu mir zu nehmen?

Wir haben uns da folgende Regeln gesetzt:

1. Wenn wir von aussen schon ein schlechtes Gefühl haben, uns irgendetwas abstösst, dann gehen wir erst gar nicht in das Lokal.

2. Ein Blick in den Vorraum bzw., wenn möglich, in die Toilettenräume. Sieht es hier, an der Stelle, die der Gast als erstes zu sehen bekommt, schon übel aus - spätestens hier sollte gewendet werden! Und an Hygiene in der Toiletten zu sparen ist nicht schlau. Hier werden ebenfalls Kunden verloren!

3. Sie sind noch immer nicht sicher, sitzen aber bereits im Lokal? Kein Problem, bestellen Sie zuerst etwas zu trinken, bitten Sie sich noch Zeit für die Essensbestellung aus.

4. Die Bedienung sieht alles andere als adrett aus? Sie können die Bestellungen von Gestern noch an der Schürze erkennen? Das Glas kommt schmuddelig, ist alt und sieht nicht mehr gut aus? Dann wird es spätestens jetzt Zeit, das Lokal zu wechseln. Hören Sie auf Ihr Gefühl! Wenn Sie sich nicht wohlfühlen, dann gehen Sie wieder!

Dumm nur, dass die oben genannten vier Anzeichen schon die Signale sind, die auch der Gast zu sehen bekommt. Wahrscheinlich ist es dann hinter den Kulissen noch viel schlimmer. Das Klischee vom nachlässigen Imbiss stimmt hier schon lange nicht mehr.

Ein weiteres Problem - patzige Servicekräfte. Der Chef ist im Haus, alles prima, der Kunde wird anständig behandelt, kein Kunde beschwert sich. Was aber, wenn der Wirt mal nicht aufpasst? Gutes Personal (eben auch gut bezahltes!) wird sicher eher bereit sein, für seinen Arbeitsplatz ein Quentchen mehr zu geben, als Personal, welches bis auf das Blut ausgesaugt wird. Scheuen Sie sich als Gast trotzdem nicht, die Missstände gleich direkt beim Personal vor Ort zur Sprache zu bringen. Sollt das nicht fruchten, wenden Sie sich an den nächsten Vorgesetzten. Auch wenn das Personal innerlich schon gekündigt hat (aus welchem Grund auch immer), Sie als Gast können dafür am Wenigsten! Aber, bitte nicht auf die "der Gast ist König"-Leier bestehen. Auch wir Gäste sollten ein Mindestmaß an Anstand mitbringen.

Eine alte Regel, die auch heute noch aktuell ist, lautet: je mehr Speisen auf der Karte stehen, desto weniger kann ein Lokal davon selbst machen. Ausnahme: die asiatische Küche mit vier bis fünf Hauptvarianten und unzähligen Variationen. Beschweren Sie sich also nicht, nur drei oder vier Fleischgerichte auf der Karte(ausser im Steakhaus ;-) ) zu finden, die Chance auf komplett selbstgemachte Speisen ist gestiegen!

Nun ist ja Convenience heutzutage auch darauf bedacht, seinen Ruf zu verbessern. War früher an einer Karte mit vielen vielen kleinen Nummern zu ersehen, wie sehr der Koch sich auf fremde Fertigprodukte verlässt, so ist heute vieles an Halb- oder Ganzfertigprodukten durch die Hintertür "nicht kennzeichnungspflichtige Zusatzstoffe" abgesichert. Sie sehen da fast nichts mehr! Die Industrie ansich hat auch reagiert und die Gleichförmigkeit aus den Produkten genommen. Ecken, Kanten, Ungleichmässigkeiten sind heute sehr gefragt, wird damit doch auch ein wenig die wahre Herkunft verschleiert.

Wir haben seit Jahren die Convenience verteufelt, sind aber Privat dazu übergegangen, etwas differenzierter hinzusehen. Nicht alles, was aus der TK oder der Dose kommt, ist auch schlechtes Essen. Oft ist es sogar sinnvoll, auf solche Produkte zu setzen. Ein Beispiel: geschälte Tomaten aus der Dose. Vor (dem Erzeugungs-)Ort schonend zubereitet, schonend weiterbehandelt - kommt mit einem Aroma an Ihre Herdplatte, welches Sie selbst nicht ohne grossen Aufwand herstellen können. Ausser, Sie haben einen Busch Tomaten auch im Winter im Garten stehen...

Schulen Sie Ihren Blick, hören Sie auf Ihr Gefühl und seien Sie bereit, für gutes Essen auch den einen oder anderen Euro mehr auszugeben. Ihre Gesundheit und die ehrlichen Köche und Gastwirte werden es Ihnen danken!

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