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Schlemmen in Zapfendorf - Der "Gasthof Jüngling"

Sauerbraten, Schnitzel, Herzhüpfen

Nachdem der offizielle Teil erledigt war, führte der Heimweg über Zapfendorf. Nicht direkt natürlich, aber doch gezielt. Verabredet war ein Treffen mit einer ehemaligen RK-Kollegin: Angelika. Ihr habe ich es auch zu verdanken, dass mein Weg heute einen kleinen Schlenker machte.

Zapfendorf, gelegentlich das Freibad besucht, immer möglichst schnell wieder Richtung Autobahn gestrebt. Einfach aus dem Grund, weil kein Lokal ansprechend genug aussah. So auch das "Jüngling". Angelika bestand aber darauf, dass ein Besuch sich lohnen würde. Sie übernahm die Organisation, wir "fügten" uns in unser Schicksal.

Parkplätze sind vor und um das Lokal herum gut zu bekommen, wenige Schritte führen an die Tür. Zwei Stufen, ab da dann alles auch barrierefrei zu bewältigen. Ausnahmsweise führe mich der erste Gang in Richtung Sanitärbereich. Sauber, keine auffälligen Gerüche, wie es ansonsten oft in der Landgastronomie zu vernehmen ist, passt schon einmal.

Die Begleiterinnen sind schon vorausgegangen, ich werde freundlich am Tresen abgepasst, zum Platz geführt. Der weiß eingedeckte Tisch mit Blümchen darauf ist unserer. Was mir neben der Dekoration als Erstes auffällt: der Kachelofen im Hintergrund ist nicht nur Zierde. Die immer fröstelnden Damen haben sich unsinnigerweise in Blickrichtung Ofen gesetzt, ich darf also nun näher und mit dem Rücken zu Selbigem sitzen. Und schwitze mir ab da einen Wolf, während die Damen sich über kalte Füße beklagen, aber nicht zu einem Sitzplatztausch bereit sind. Ich verbiete mir ab diesem Punkt das Genöle über kalte Extremitäten, es wirkt.

Die Karte liegt vor mir, durchschnittliche Preise. Hier entscheidet heute klar die vorgesetzte Qualität, ob das Lokal es in das blaue Buch der besonderen Adressen schafft.


Eine der Begleiterinnen entscheidet sich für eine der selbstgemachten Leberknödelsuppen. Ich hadere mit mir, ob oder ob ich nicht - auch eine nehmen sollte. Ich entscheide mich dagegen, werde das aber nachher noch bereuen. Und es gibt hier für mich ein Novum: es gibt eine halbe Leberknödelsuppe. Wie das? Für schlanke 2,50 € bekommt man zwei Nocken in einer sehr, sehr, sehr würzigen Brühe. Diese Begleitung wird für den Rest des Tages Mengen an Wasser zusich nehmen, aber die Order nicht bereuen. Warum auch immer, aber bei der Rechnungsstellung wird uns auch diese halbe Suppe erlassen. Hosianna! Der Knödel hat dem Vernehmen nach eine wunderbare Konsistenz, auch der Geschmackt war ausgezeichnet. Trotz der leider sehr scharfen Brühe.

Die weitere Order am Tisch:

2 x "Paniertes Schweineschnitzel" mit Kartoffelsalat und Beilagensalat - je 7,50 €
1 x Sauerbraten mit Klößen und Rotkraut - zu 9,00 €
1 x "Cordon bleu" mit Kartoffelsalat und Beilagensalat - zu 9,00 €

Nach angemessener Wartezeit kommen die Schnitzel an den Tisch. Jeweils zwei ordentliche Stücke. Goldgelb, pfannengebraten. Der Geruch: überzeugend. Die Optik: vielversprechend. Und da ist er, der erste Stich der Gabel in das Fleisch... Es kracht und knuspert, zwischendurch fährt eine Gabel durch weiches Fleisch. Ich beobachte die Begleiterinnen... Und sehe bei Beiden ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. Kauen. Und dann; das Urteil. Hervorragend. Knusprig. Super gewürzt. Auch der Kartoffelsalat bekommt nur Komplimente. Die Damen sind überzeugt und sehr zufrieden. Am Ende werden die Schnitzel nur noch in kleinen Resten in Folie verpackt, im Auto auf der Heimfahrt über diese geschwärmt.
Leider ist man sich auch einig über den Beilagensalat: größtenteils aus der Konserve. Aber essbar und -leider- durchaus üblich in unserer Region. Ich sage dann immer halb im Scherz: alles gut, solange kein Eisbergsalat auf dem Teller liegt.
Im Nachhinein betrachtet, habe ich gut daran getan, das Rotkraut (Blaukraut) zu ordern. Zwar auch aus der Konserve, aber mit Geschmack ausgesucht und verfeinert. So muss es schmecken, keines der Gewürze sticht hervor, ein rundes Bild.
Mein persönliches Glanzstück ist der Sauerbraten. So, nicht anders. Säure, Süße, ausreichend Soße, gutes Fleisch von der Brust, toll eingelegt. Weder zu lau im Geschmack, noch ätzt die Säure der Lake einem den Mundraum wund. Alles schon erlebt, alles schon ertragen. Hier aber ist einer der kleinen fränkischen Sauerbraten-Himmel. Schade, dass nicht dauerhaft Regenbögen den Weg zu solchen Orten weisen, an deren Ende würde dann einer der sagenhaften Goldtöpfe stehen: fränkischer Sauerbraten!
Bleibt noch das "Cordon bleu" von Angelika. Die Machart war wie die der Schnitzel, goldbraun, auch hier ein deutliches Geräusch von der Panierung her. Innen Schinken und Käse, nicht in homöopathischer Menge. Die Portion ist geeignet, einen Schwerarbeiter zufriedenzustellen.
Nachdem der Teller keine Reste aufwies, gehe ich davon aus, dass auch hier die Köchin den Geschmack genau getroffen hat.

Kurz noch zu den Preisen der Getränke. Leider (oder eben auch nicht..) wurden mein Spezi und mein Radler von Angelika gesponsort. Somit kann ich keinen Preis nennen. Jedoch für die Mineralwasser im 0,2 Liter-Glas sind 1,50 € (7,50 €/Liter) zu zahlen.

Mein Fazit: ja, das Lokal hat es in das blaue Buch geschafft. Empfehlenswert, gute, geerdete Küche ohne Schickimicki mit Blick auf den Geschmack und nicht auf die teilsweise andernorts ausufernden Dekoorgien. Dieses Lokal besinnt sich auf das, was es kann: kochen, und das ausnehmend gut!





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