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Es werden Posts vom August 28, 2011 angezeigt.

Am Leben festhalten

Ich sitze still an seinem Bett, halte ohne Worte seine kalte Hand, starre auf die Autobahn in der Ferne und hänge meinen Gedanken nach. Er drückt meine Hand mit einer Kraft, die man seinem ausgemergelten Körper nicht mehr zutrauen würde. So, als ob er das Leben festhalten möchte, sich im Leben hält. Ich denke daran, dass wir so viele Chancen gehabt hätten, zu reden, dass ich schon wieder dabei bin, einen wichtigen Menschen zu verlieren, den dritten in nur einem dreiviertel Jahr. Ich denke an die Fehler, die ich gemacht und zu spät erkannt habe. Ich will sie wieder gut machen, kann nur weiter seine Hand drücken, meine Oma kann ich nicht mehr fragen, die Liebe ist auch fort. Als ob er eine besondere Bindung zu mir hat und mir Mut zusprechen möchte, drückt er in dem Moment meine Hand so fest, dass es mich fast schmerzt. Als ob er sagen möchte, kämpfe um sie. Er weiß nicht, dass es zu spät ist. Zu spät, die Liebe wieder zu bekommen und zu spät mit ihm über so viele Dinge zu reden, die unge

Siechtum

Mein Vater hat sein Zimmer im Pflegeheim mit einem Gewicht von 105 kg bezogen. Im Oktober 2008 war es soweit, dass er in Vollzeitpflege musste. Seit kurzem ist der Körper nicht mehr in der Lage mehr zu bewerkstelligen als zu atmen und auf Berührungen verschreckt zu reagieren. Die Augen sind tot, die Lippen bewegen sich ohne Töne und wir wissen nicht, ober er irgenwo in sich weiß, dass wir ihn besuchen. Sein Gewicht ist aktuell auf 68 kg herunter, er schwitzt unablässig, wird mehrmals täglich auch von uns und dem Pflegepersonal gewickelt. Die Ernährung erfolgt seit ein paar Wochen und einem erneuten Schub nach unten per Magensonde, der Schluckreflex ist verschwunden. Am 09.09. wird er 71 Jahre alt, vielleicht.