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Die Notaufnahme.

Das letzte Mal, dass ich in der Notaufnahme war, war, als ich auf einem Kackstuhl sprühblutend in die Liegendaufnahme kam. Lange her, wenig lustig, aber irgendwie auch befreiend, weil das Elend damals die Chance hatte, endlich von mir zu weichen. Und so war es dann ja auch.

Ein paar Monate später war es an der Zeit, planmäßig den Verband von Red zu wechseln. Was das vorzufinden war, war nicht spektakulär, vom Arzt aber als Eventualität avisiert und somit weder überraschend, noch schockierend. Ansich auch keine große Sache.

Aber Handlung war nötig, die Notaufnahme für diese eingetretenen Fall vorgesehen. Nuja, auf auf, Bewegung nach dem Mittagessen schadet nicht.

Das Glück war hold, direkt an der Parkebene zum Krankenhaus einen Stellplatz ergattert, durch die Tür, die sowohl zur Kantine als auch zur Notaufnahme führt. Leider mussten wir die Abzweigung nehmen, die nicht dem Gaumen schmeichelt.

Umbaumaßnahmen sorgen momentan dafür, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Was allerdings mal wieder vergessen wurde: Ein klimatisierter Vorraum, in dem sich der Wartepool mit Kranken aller Sparten füllt. Von der Omma mit Atembeschwerden über den Oppa mit Verdacht auf Lungenembolie - warum zur Hölle kommt der zu Fuß??? - bis hin zu Jehovas Zeugen. Eigentlich der Brüller des Tages, als die Jungs zu "Herrn Lügnerer" (Name d. Red. bekannt) im Krankenbett gesagt haben, dass sie mit ihm über Gott reden wollen. Was ich irgendwie witzig fand, hat den Puls hörbar nach oben getrieben. Nuja, wusste gar nicht, dass die Humor haben.

Ein wenig genervt war der Sohn, dessen Mutter seit dem Vorabend bis zum Nachmittag des Folgetages in der Küche verbrachte. Bisschen hart auf dem Boden, war wohl auch zu kühl. ER hat jedenfalls den Eindruck gemacht, als wolle er lieber nach dem Testament fragen als nach der Überlebenschance.

Hysterisch dagegen der junge Ehemann, der zu seiner Frau wollte, damit das ganze Personal ein wenig erzürnt hat. Unbedingt JETZT, unbedingt WÄHREND der Untersuchung. Schließlich ist er der Ehemann. Wäre ich an diesem Tag nicht so friedlich und entspannt gewesen, hätte ich ihm vielleicht Eine geklatscht. Der Drang war jedenfalls da. Und in den Augen mancher anderer Anwesender konnte ich ähnliches sehen und wäre mir schweigenden Wegschauens sicher gewesen. Gut, dass er irgendwann doch vor durfte. Ich vermute, dass die Gute sein Gelaber nicht mehr ertragen hat und eine Ohnmacht mit anschließendem Sturz vom Rad nur vorgetäuscht hat.

Dumm gelaufen im wahrsten Sinne des Wortes dann der Junge, der beim Fußball einen Spreißel unter der Kniescheibe weggetragen hat. Böse Schlehe... Und nein, es hat nicht geblutet. Komischerweise habe ich während des Aufenthaltes in der NA keinen Tropfen gesehen.

Apropos Tropfen... Nett wäre auch, wenn dort ein Wasserspender für die Angehörigen in dem gut geheizten Raum stehen würde. Fand auch der Vater des Jungen mit dem blauen Sprunggelenk rechts, der eindeutig lieber weiter an den Ritualen des ersten Mai teilgenommen hätte. Das Dumme an Notfällen ist ja eben, dass diese sich nicht ankündigen. Auch nicht im Gelage.

Das Personal selbst ist professionell zugange, dabei immer mit einem Lächeln auf den Lippen und den Stress aus den ganzen Situationen nehmend. Was es für mich umso unversständlicher macht, dass ein Mensch, welcher die hier heimische Sprache kaum beherrscht, extrem unfreundlich und mit nicht angemessener Lautstärke Forderungen stellt, die von einer Notaufnahme üblicherweise NICHT erfüllt werden. Eine Speisung der gesamten anwesenden Familie gehört doch nicht dazu, oder irre ich da? Noch dazu wurde sein Familienmitglied auf eine normale Station gebracht, wie der Check zeigte. Essen für hungrige Kinder ist sicher schlimm, in dessen Fall aber eher von der Kantine als von der Notaufnahme zu bekämpfen.




Kommentare

  1. Ich find's unglaublich, mit was für einer Ruhe das Personal in Notaufnahmen arbeitet. Was die da jeden Tag erleben... Für mich wär das nix, da fehlt mir die Geduld. Wer nich pariert, den würd ich rausschmeißen ;-)

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