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Gentechnik-Industrie will umstrittenen "Goldenen Reis" ohne ausreichende Prüfung der Risiken einführen - Wirksamkeit gegen Vitamin-A-Mangel zweifelhaft

Pressemitteilung von Foodwatch / 18.01.2012



Das Vorzeigeprojekt der Gentechnik-Industrie, der umstrittene "Goldene Reis", soll nach mehr als zehn Jahren der Produktentwicklung 2013 auf den Markt kommen. Dabei ist nach wie vor zweifelhaft, ob der in vielen Entwicklungsländern verbreitete gefährliche Vitamin-A-Mangel durch den gentechnisch veränderten Reis überhaupt wirksam bekämpft werden kann. Auch die Risiken sind unklar. Das dokumentiert ein aktueller Report der Verbraucherorganisation foodwatch.

Der wegen seiner gelblichen Färbung "golden" genannte Reis soll den wertvollen Beitrag der Grünen Gentechnik im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung demonstrieren - doch bisher ohne Erfolg: "Die Gentechnik-Industrie propagiert den Goldenen Reis als Wundermittel gegen Vitamin-A-Mangel. Allerdings sind diese vollmundigen Versprechungen durch nichts belegt", erklärt foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. "Das Golden-Rice-Projekt ist vor allem eines: Eine Image-Kampagne der Gentechnik-Lobby. Die wissenschaftlichen Nachweise für die Wirkung sind dünn, die Risiken nicht ausreichend untersucht und es gibt billige und effektivere Alternativen."

Nach den Vorstellungen der Projektbetreiber soll der Goldene Reis ab 2013 zunächst auf den Philippinen kommerziell angebaut werden. Ein im Auftrag von foodwatch erstellter Report der Organisation Testbiotech zeigt jedoch, dass noch viele wichtige Fragen ungeklärt sind:

.         Bis heute wurde keine einzige Fütterungsstudie an Tieren zur Untersuchung gesundheitlicher Risiken mit dem Reis veröffentlicht. Trotzdem wurden bereits Versuche an chinesischen Schulkindern durchgeführt.
.         Die langfristigen ökologischen Risiken wurden bisher nicht untersucht.
.         Es fehlen Daten zur Stabilität der Carotinoide, die insbesondere bei einer Lagerung der Reiskörner abgebaut werden könnten. Die Carotinoide werden aufgrund der gentechnischen Veränderung im Reis gebildet und sollen die Versorgung mit Vitamin-A sicherstellen.
.         Es fehlen ausreichende Daten zur biologischen Verfügbarkeit. Damit ist unklar, inwieweit die im Reis produzierten Carotinoide vom menschlichen Körper zur Deckung des Vitamin-A-Bedarfs verwertet werden können.
.         Es liegen kaum Daten über mögliche ungewollte Veränderungen der Inhaltsstoffe im Reis und des Stoffwechsels der Pflanzen vor, ebenso wenig wie systematische Untersuchungen über die Reaktion der Pflanzen auf wechselnde Umweltbedingungen.
.         Ein kommerzieller Anbau des Golden Rice wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer nicht rückholbaren Ausbreitung des gentechnisch manipulierten Erbgutes in der Umwelt und zu einer Kontamination des Erbguts der regionalen Reissorten führen - mit nicht absehbaren langfristigen ökologischen und ökonomischen Folgen.

foodwatch fordert die Betreiber und finanziellen Unterstützer des Projektes auf, umfassende und unabhängige Studien zur Risikoabschätzung vorzulegen und die fehlenden technischen Daten zu publizieren. Thilo Bode: "Die Betreiber des Projektes dürfen sich einer offenen Diskussion über die Risiken des Golden-Rice-Projektes nicht länger verweigern."

Andere, bereits verfügbare Maßnahmen, etwa die flächendeckende Verteilung von Vitamin-A-Präparaten oder mit Vitamin A angereicherte Nahrungsmittel versprechen eine zielgenauere und kostengünstige Alternative zur Bekämpfung des Vitamin-A-Mangels. Zudem gibt es auch konventionell gezüchtete Pflanzen mit einem hohen Gehalt an Carotinoiden zur Deckung des Vitamin-A-Bedarfs. "Dennoch fördern die Rockefeller Foundation und die Bill und Melinda Gates Stiftung mit Millionenbeträgen weiterhin die Entwicklung des fragwürdigen Golden-Rice-Projektes", kritisiert Thilo Bode.

Golden Rice ist durch gentechnische Eingriffe so verändert, dass in den Körnern Carotinoide gebildet werden. Der Reis hat eine gelbe Farbe und soll zur Versorgung mit lebensnotwendigem Vitamin A beitragen. Der Mangel an Vitamin A ist ein ernsthaftes Gesundheitsproblem in ärmeren Ländern. Er geht zurück auf eine Fehlernährung, die wiederum ihren wesentlichen Grund in der großen Armut weiter Bevölkerungskreise hat. Die Folgen: Augen- und Hauterkrankungen, Störungen des Immunsystems und der Fortpflanzung sowie Wachstumsstörungen bei Kindern. Auch Todesfälle werden auf Vitamin-A-Mangel zurückgeführt. Bereits 2009 hatte sich foodwatch mit dem Golden-Rice-Projekt kritisch auseinandergesetzt.


Kommentare

  1. Ich sehe bisher keine Gefahr für die Menschen, wenn sie diesen Reis als Nahrung zu sich nehmen. Die genannten Förderinstitutionen stehen bei mir höher im Kurs als Thilo Bode.

    Aber vielleicht habe ich vom Telefonieren mit dem Mobile ja schon Ohrmuschelkrebs, weiss es aber mal wieder nicht. Hätte ich doch nur Thilo Bode gefragt...

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  2. lautleise, ich kann einfach nicht aus dem Kopf bekommen, wie der eine Feldversucht mit Mais/Kartoffeln in Brasilien verlaufen ist. Anstatt nur die Schädlinge zu killen wie versprochen, haben auch Schmetterlinge, Vögel etc. daran glauben müssen. Und den Reis soll es nun ohne Prüfung geben.

    Ich stehe der Gentechnik genauso skeptisch gegenüber wie den Nanopartikeln. Das Dumme an uns Menschen ist nur, dass wir immer erst die Mahner verlachen, etwas tun, und dann 20 - 30 Jahre später feststellen, dass es dumm gelaufen ist.

    Schau mal an, was durch den intensiven Gebrauch von Desinfekten passiert ist. Erst wurde alles wegdesinfiziert, über das Ziel hinausgeschossen. Und nun kommen die Forscher langsam dahinter, dass die wohl ursächlich mit den Allergien und deren sprunghaften Anstieg zusammen hängen.

    Wenn Du mal mit Foodwatch kommunizieren möchtest, hier bekommst Du Auskunft:
    Pressekontakt:

    foodwatch e.V.
    Andreas Winkler
    E-Mail: presse@foodwatch.de
    Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 23
    Fax: +49 (0)30 / 24 04 76 - 26

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  3. Ich teile Deine Skepsis im Bezug auf Gentechnik zu 100%.

    Aber es gelten strengste Sicherheitskriterien beim Golden Rice, daher vertraue ich ausnahmsweise einmal den Stiftungen.
    Das Gegenteilige Ergebnis würde die Nahrungskette von Millionen von Menschen zerstören.
    Undenkbar!

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  4. Das wäre wirklich der Horror. Und ein weiteres Problem wäre dann auch das, dass durch den Pollentransport die Gene weiter vererbt würden. Im Prinzip können wir hier nur auf die Stiftungen vertrauen, auch wenn ich da heftige Bauchschmerzen dabei habe.

    Wie oft habe ich schon ungläubig staunend dem Erzeuger meiner Kartoffeln zugehört, wenn er erzählt, mit welchen Mitteln die Konzerne ihren Wille durchsetzen und die Umsätze sichern. Irgendwie habe ich dabei den Glauben daran verloren, dass diese Konzerne auch den Kunden als Lebewesen im Blick haben.

    Naja, wenn sie uns erst mal ordentlich krank gemacht haben, dann finden die sicher auch wieder ein Heilmittel dagegen. Ist ja auch was wert ;-)

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  5. Bisher bleiben die Gentechnologen den Beweis ihrer Genialität ja in allen Bereichen schuldig.

    Ich denke manchmal, die Röntgentechnologie wurde auch erst mal in den Himmel gelobt, dann verteufelt und inzwischen haben wir einen ganz vernünftigen Umgang damit gelernt. Aber so was dauert halt.
    Mal schauen, wie sich da was entwickelt. Solange drauf steht, was drin ist, kann das jeder für sich entscheiden ... steht ja nur nicht immer drauf, da liegt der Hase im Pfeffer.

    Grüße! N.

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  6. Nelja, da gab es früher sogar "Röntgenparties", auf denen sich die Menschen durchleuchtet haben. Nur um zu sehen, wie es aussieht, wenn ein Mensch Essen schluckt. Naja, alles geht pervertieren.

    Aber Du hast schon Recht, anstatt erst einmal vorsichtig anzufangen gibt es erst die volle Packung und dann wird zurück gerudert. Na, mal sehen was kommt.

    Letzte Woche habe ich im Fernsehen leuchtende Schweine gesehen. Die reagieren auf einen Katalysator im Essen.
    Gespräch am Abend: "Schatz, es ist schon wieder so dunkel hier...." Er: "Dann gib dem Schwein doch Futter...."

    Taschenlampen sind out, es gibt dann das Taschenschweinchen ;-)

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