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Geburtstagsfeiergutschlechtparty

Wie ja schon kurz in einem der kleinen Abschnitte vorher angegeben, hatt meine Mutter heute die Feierlichkeiten zu ihrem 70. Geburtstag begangen.

Früh aufstehen, kleine Weißbrotscheiben belegen. Mit Butter, Lachs, Schinken, Käse, Salami, Wurst. Und so Grünzeug, erwarten die älteren Herrschaften halt. Ich plädiere zwar immer für weglassen von Garnitur und dafür einer doppelten Auflage an Wurst etc., kann mich aber nicht durchsetzen. Was natürlich nicht heißt, dass die "Edition DSL" - praktisch mein privater Vorrat - nicht besser ausgestattet werden kann. Selbst ist das Heimchen am Herd....

Die ersten Nestflüchtigen kommen bereits kurz nach 10 Uhr nach dem Einkauf bei uns an, fallen über die Platten her und zieren sich wenigstens beim Konsum von Alkohol. Wasser zum Frühstück, vor zwanzig Jahren wäre das niemanden passiert. Aber, das Alter fordert sein Tribut. Was sich auch an den "Schnittchen" bemerkbar macht. Dritte Zähne = unsicher im Biss = flache Schnittchen mit weicher Auflage. Sprich: Lachs und Weichkäse haben Konjunktur, werden vom Block gelutscht, während die Salami (ich habe die gute aus Italien mit dem Wildfenchelsamen geopfert, die Banausen!), und der Landschinken keine Freunde finden. Macht nix, im Zuge der Kohlenhydrateinsparung werde ich später jeweils zwei Schnittchen in der Missionarsstellung verpaaren und dem oberen Teil sein Teighemdchen entfernen. Ich sehe das auch im weiteren Sinn als Umweltschutz, denn Fleisch und Fisch sowie Käse sind mit mehr Aufwand zu produzieren als Backwaren. Diese bleiben den Pferden in der getrockneten Form vorbehalten, natürlich von der guten Kerry Gold befreit. Und irgendwann dienen die Pferde uns dann als Rheinischer Sauerbraten. Oder Roulade. Ein perfekter Kreislauf, der sogar die Hufe als Aschenbecher beinhaltet. Quasi als Hommage an den Marlboroman, der zu Lebzeiten auch immer ein Pferd an seiner Seite hatte. Fury in the Raucherhaus.

Gegen Mittag lässt der Anstrum nach, wir haben die drei Paare sanft aus der Tür bugsiert, ich hole den Geburtstagskuchen. Mal wieder was Neues. Ein großes Stück Karton, überzogen mit Aluminiumfolie, ein Teig aus Biskuit, eine Fettschicht als Trennung, darauf Obst aller Coleur und ein Tortenguss mit Bananengeschmack. Ich wäre enttäuscht von der Phantasie meiner Mutter, würde sie schon nach fünf Jahren die Sorte wechseln. Schließlich mussten wir auch gut 12 Jahre lang Braten mit "Kräuter der Provence" ertragen. Zu allen Feiern. Und früher wurde fast öfter gefeiert als geatmet. Lang, lang ists her. Gott seis gedankt. Und wenn das ein Anhänger der Darwinschen Theorie sagt, dann hat das Gewicht.

Kurz nach zwei Uhr fällt die Familie ein. Der Kuchen und der Kaffee (Marke Löffelsteck) muss schließlich aufgearbeitet werden. Was uns in der Gemeinschaft gut gelingt, bis auf wenige Teilchen ist das Zeug mit einer Durchschnittskalorienanzahl von 4.800 je Stück fast bis zur Neige verbraucht. Einen nicht unwesentlichen Anteil hat die Tochter des Freundes meiner Schwester, die schafft es immerhin, von einem Stück Kuchen die Menge von eineinhalb unter dem Tisch zu plazieren. Das Kind hat Potential, Zaubererinnen werden doch immer gesucht. Nur an der Illusion muss sie noch arbeiten.
Auf der Stange, zwei Generationen

Zeit für mich, meine Schwester (genervt von der Arbeit und der Allgemeinsituation), meine Tante Moni (die braucht keinen Grund für Rotwein) und mich (brauche auch keinen Grund für Rotwein) mit einer Flasche frisch gezapftem Fragolino zu beglücken. Der Zucker und der Alkohol in dem Fingerhut tun ihr Bestes. Sprich: die Welt wird dumpf, die Dumpfen am Tisch werden dumpfer. Natürlich sind da nicht alle mit gemeint, ich mag doch alle, die zu meiner Familie gehören. Aber eben auch nur die.
Allolo mags dspliniert!
Fingerhut leer, Schwester glücklich

Kaum haben wir unsere Glasbläsererzeugnisse vom Inhalt befreit, geht es auch schon zum gemütlichen Teil über. Wir fahren zum Essen. Und zwar da hin:

Landgasthaus "Zum Jäger"
Triebsdorfer Straße 11
96253 Untersiemau/Haarth
www.jaeger-haarth.de

Acht Personen haben also den Tisch bezogen, den meine Mutter - entgegen meinem Rat - schon vor Wochen bestellt hatte. Aber, jeder Gastronom hat eine vierte Chance verdient. Mit Marlies war ich da schon einmal, danach zwei Mal mit den Kartjungs. Beim dritten Besuch habe ich damals schon die Nahrungsaufnahme verweigert. Und auch der Besuch in dem an diese Gastronomie angeschlossenen "Haarther Keller" hat mich nicht wirklich überzeugen können. Aber, manchmal habe ich das Gefühl, dass ich einfach zu schnieperisch bin und zu wählerisch. Kurzversion hier: die Nummer "3" als Zusatzstoff in meinem Essen hat mich wie einen Ballon aufgehen lassen Ich sitze hier auf meiner Couch und lasse seit über einer Stunde andauernd und ausdauernd oral Gase ab. Die "3" ist ein Geschmacksverstärker. Blöd, wenn man eine Karte hat, in der diese Nummer zwar verzeichnet ist, aber die Nummern nicht aufgeschlüsselt sind. Übrigens, fast hatte es den Anschein, dass mehr Nummern hinter den Speisen stehen als Buchstaben für die Beschreibung gebraucht werden. Was wundert es da, wenn  keine Menschen unter sechzig im Lokal anwesend waren. Unsere Exemplare am Tisch ausgenommen. Manchmal habe ich auch den Verdacht, dass die Noch-im- und Gerade-nach-dem-Krieg-Generation nicht ohne Glutamat und artverwandte Stoffe existieren kann. Wer weiß, vielleicht fallen diese Menschen einfach nach zwei Tagen Entzug in sich zusammen.

Für meine Schwester und mich soll es an diesem Abend also ein Pfannenfleisch sein. Wir assoziieren damit ein hervorragendes Fleisch, welches vom Guy (Gott habe ihn seelig) in der Pfanne über offenem Feuer, zusammen mit Zwiebeln und wenig Gewürzen sowie einer hervorragenden Sauce der selbstgemachten Kategorie zubereitet und mit Brot gegessen wurde. Bekommen haben wir das Gleiche, was ich auch damals vor fast sechs Jahren zusammen mit Marlies essen "musste". Ein hartes Fleisch vom Schwein, mit nicht leckerem Eigengeschmack, keine Spuren vom Anbraten zu bemerken, ertränkt in einer reinen Packungssoße mit Wasser, "verfeinert" mit Pfeffer (sauscharf), Pilzen aus der Dose und fast rohen Zwiebeln. Dazu jeweils zwei Scheiben Brot. Das war eigentlich das Beste an diesem Mahl. Traurig, aber zum Glück umsonst. Obwohl ich das Essen mit einer extremen Art von Magendrücken bezahlt habe. Den Preis habe ich verdrängt. Aber ich weiß, dass eine Portion Fertigsülze mit Bratkartoffeln (Minimenge), etwas rohen Zwiebeln und mehr als phantasielosen Mixed-Pickels für 5,50 Euro zu haben ist.



Auf der Internetseite steht: "Natürlich kochen wir auch nach Ihren Vorschlägen". Mein Vorschlag wäre: kochen sie mit frischen Waren. Am Tisch gab es auch noch die Bestellung eines Filetsteaks, dazu ein Stückchen tiefgefrorene Butter, welche nach dem Verspeisen des Steaks noch auf dem Teller dümpelte, Kroketten, die vom Esser als "einfachste Sorte" bezeichnet wurde (Zitat!), ein Kinderschnitzel (angeblich gut) und zwei Pizzen, bei denen die Esser mir keine Antwort auf die Frage nach dem Geschmack geben wollten. Einer der Esser war meine Mutter.

Nach dem Essen gab es für mich noch eine Tasse Milchkaffee, was endlich den brennenden Geschmack von eingelegtem Pfeffer aus meinem Mund verbannt hat. Ein Dessert wurde angeboten, aber die betretenen Blicke nach unten sprachen Bände. Der Vorteil des Lokales liegt darin, dass es vom angeschlossenen Parkplatz aus sowohl für Gehbehinderte als auch für Rollstuhlfahrer ohne jegliche Probleme zu erreichen ist. Was auch für die sauberen Toiletten gilt. Wer also die gute Zugangsmöglichkeit über den Genuss stellt, dem sei dieses Lokal empfohlen. Allen anderen empfehle ich das Lokal des Bruders, den Landgasthof Fink im Coburger Stadtteil Lützelbuch. Tag und Nacht, Sonne und Mond, so verhalten sich diese Lokal zueinander. Schade, ein solcher Abend sollte gebührender gefeiert werden dürfen.

Kommentare

  1. gut ..da mach ich mir doch liebern nen strammen Max :-) aber ....zu meinem 60 überleg ich mir dann ob ich da hingehe ....:-)

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  2. Dabei sieht das eigentlich lecker aus find ich. Also, objektiv. Weil, subjektiv ess ich ja weder das Fleisch noch die Sülze. Unfassbar, was einem manchmal für viel Geld aufgetischt wird. Ich frag mich immer, ob die das selbst nicht essen? Also die, die dafür verantwortlich sind. Haben die so einen verkorksten Geschmack? Und warum kommen überhaupt noch Gäste? Ich wär da beim ersten Mal gleich 2 Mal gewesen, das erste und das letzte Mal.

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  3. Vielleicht zum Hundertsten, da bekommt man nicht mehr so viel mit ;-)

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  4. zum hundertsten wünsch ich mir ne Spinatzpizza ..is mein voller ernst :-)))))))

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  5. brisy, tarnen und täuschen! Der Erfolg gibt Recht. Und das Lokal wurde meiner Mutter auch von Freunden empfohlen. Allerdings scheint eine Generation weiter wirklich mit weniger zufrieden zu sein.

    Ich finde es immer eher schade um das Fleisch, denn dafür ist ein Tier gestorben! Das macht mich fast wütend, aber ändern kann ich alleine es nicht. Im Jahr gehe ich so um die 100 - 150 mal auswärts essen. Beim Karten spielen, beim Wochenendessen und meist noch so ein mal unter der Woche tagsüber. Oder Abends spontan. Aber auf meine Meinung wird gesch...! Hauptsache, es ist billig.

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  6. 2 bis 3 Mal wöchentlich auswärts essen? Da hätte ich auch Lust zu. Hhhmmm... wie stell ich das nu an? Du könntest mich heiraten *gg*.

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  7. Na, wer solche Freunde hat ;-) Aber Pizza Spinaci gibt es an jedem Eck, da gehen wir DA nicht hin ;-)

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  8. brisy, in dieser Woche waren es gar sechs Auswärtstermine. Und da kommen noch zwei Tage. Das artet aber manchmal im Stress aus, ich bin dann einfach froh, mal einen Tag bei nur Wasser zu Hause zu sein. Kein Scherz. Und he: Du hast Schatzi, heirate den mal schön :-) Meinen Segen habt Ihr!!

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  9. @brisy ...das meinte ich ja gestern...nur EINMAL so schlemmen gehen können wie unser Löffel ..*seufz* :-)

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  10. Würd ich ja, aber dazu muss ich erstmal geschieden sein *grml* da mag ich gar nicht dran denken. Das wird noch ein Riesentheater geben. Also schieb ich das auf die gaaaaaaaaaanz lange Bank.

    Das war auch nur ein Scherz Du Löffel, Du. Ich dachte Du verstehst das auch als solchen. Danke für den Segen.

    Bin jetzt schon gespannt auf den Heiratsantrag von Schatzi. Tolle Ideen hat er ja immer. Ich krieg also entweder den ausgefallensten, den komischsten oder den romantischsten aller Anträge. Vielleicht verwirklicht er auch seinen alten Plan und wir heiraten im Stil der Rocky Horror Picture Show. Die obligatorischen Strapse trägt dann er *gg*

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  11. Kroeti, das ist ja das Schlimme, ich irgendwann wird sogar das andauernde Essengehen lästig. Ich würde viel lieber mit einer lieben Frau zu Hause sitzen und gemütlich was selbst gekochtes essen, dazu ein Gläschen Cola - und gut ist es. Und wenn es nur ein paar Rühreier wären. Aber ich habe einfach keine Lust, für mich alleine zu kochen.

    brisy, das auf die lange Bank schieben kostet doch nur Nerven. Siehe Familienfeiern. Und irgendwann kommt es doch eh soweit. Bis dahin schwebt immer das Damoklesschwert über Euch. Immer Angst haben zu müssen, dass wieder irgendwas losbricht, da könnte ich nichts mehr runterbekommen, das würde mich fertig machen.

    Natürlich habe ich den Scherz verstanden. Drum war dahinter auch ein Smilie!

    Rocky Horror? Dann aber zum Timewharp! Frank N. Furter als Pfarrer. Stelle ich mir cool vor. Aber, find´ da mal einen Geistlichen, der das mitmacht.

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  12. Ey, ich hab doch Dich als Frank'n Furter geplant gehabt. Dann eben nich *grummel*

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  13. Figürlich würde doch eher der Eddi passen, oder? War der nicht etwas mopsig? *letsdothetimewharpsing*

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