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Der Narziss und der Spargel

Ich muss der Ex-FrauDSL auch mal dankbar sein. Jaja, bin ich sowieso in vielen Dingen. Aber nun mal in einer Sache, über die ich früher eher unglücklich war. Duschen am Morgen macht wieder Spaß, weil ich mich zur Not nun auch mal nach der Seife bücken kann. In meiner Dusche, wohlgemerkt, allein. Das verdanke ich Ex-FrauDSL, die mir meine Ärztin vermittelt hat.DANKE!

Nachdem ich durch die blöde Diät ja eher wie ein Biafrakind ausgeschaut habe, kommen die Proportionen wieder in ein Gleichmaß. Die Waden sind sogar noch um einiges kräftiger als zu meinen Bestzeiten, was wohl auch am bis zu zweistündigen Training am Tag liegt. Oberschenkel werde ich demnächst im Bad in Angriff nehmen, Fahrrad fahren hasse ich. Hab´ ja Zeit, mich hetzt nichts mehr.

Wichtiger ist aber momentan der Oberkörper. Der Bauch wird zusehends weniger und flacher, das Wasser schwindet, die Lebensgeister kehren wieder zurück. Meine Schultern sind nicht mehr nur von Haut bedeckt, die Muskeln Bizeps und Trizeps an beiden Seiten formen sich zusehends wieder aus. Als Dreingabe bekomme ich schlankere und sehnige Finger, haben mich die dicken Fortsätze an den Unterarmen doch immer sehr genervt. So gesehen ist bis auf den Bauch alles so, wie ich es schon immer haben wollte. Und erstmals gefalle ich mir. Sonst war das nicht der Fall, klar, wenn man von der Kindheit an eingeredet bekommt, dass man fett ist und unattraktiv. Bis vor gut einer Woche war ich auch immer dankbar, überhaupt eine Frau gefunden zu haben, die mich wollte. Was sie an mir fand? Keine Ahnung. Fakt ist jedenfalls, dass ich wohl langsam in ein Gleichgewicht komme, welches ich nie kannte. Und die viele Sonne in den letzten Tagen tut mir gut, färbt mich nicht nur ordentlich ein sondern bringt mir auch Energie. Ein Narziss werde ich aber nicht mehr.

Die Schweiz zu besuchen ist schon seit langer Zeit mein geheimer Wunsch. Mit dem Auto sind dies von Oberfranken aus trotzdem einige Stunden reine Fahrtzeit. Überstehe ich dies schon? Da ich mein restliches Leben nur offenbar alleine bewältigen muss, steht ein Training. an. Zeit für einen Test, wie mir langes Autofahren bekommt. Und da ich ja momentan noch infiziert bin, meide ich Räume und engen Kontakt zu anderen Personen.

Die Spargelzeit ist mitten in der Hochsaison, zum von mir ausgesuchten Spargelhof ist es ein einfacher Weg von gut 140 bis 150 km. Ein bisschen was zwischendrin besucht, schon habe ich eine Tagesetappe von ungefähr 370 - 400 km. Auf gehts. Um kurz nach neun Uhr am Morgen bin ich abgefahren, Ziel war der Spargelhof "Udo´s Spitzenspargel".

Die genaue Adresse:
Udo´s Spitzenspargel
Familie Hertlein
Hauptstraße 4
97355 Haidt
Tel.: 09325/766
www.udos-spitzenspargel.de
info@udos-spitzenspargel.de

Kleiner Zwischenstopp zur Kaffeeaufnahme und für einen Orangensaft bei McDonalds in Geiselwind, wenig später war ich schon am Ort angekommen. Am Ortsrand gelegen, mit Pferden und Veranstaltungsräumen ist der Verkaufsraum in einer kleinen Halle untergebracht. Dort arbeiten an der Spargelwaschmaschine und am Sortiertisch ca. zehn Personen. In einer Ecke ist eine Kühltheke untergebracht, die neben Spargelspitzen, Bruch (3 €/kg) und grünem sowie lilanem Gewächs auch den von mir bevorzugten Spargel der Kategorie 2 für faire 5 €/kg bereithält. Frisch aus der Waschanlage wurden mir die knapp zehn kg sauber getrennt verpackt und als kleines Goodie habe ich ein Kilo Suppenspargel geschenkt bekommen.

Ein kleiner Plausch mit der Frau am Verkaufsstand und man erfährt, dass die Spargelanbauflächen ständig erweitert werden, das Gros an feste Kunden in der Gastronomie und im Handel geht. Und als mir der Duft von frischem gebratenem Knoblauch in die Nase fährt, werde ich spontan zum Essen mit den Landarbeitern eingeladen. Fränkische Gastfreundschaft.

Leider muss ich ablehnen, da ich ein paar Kilometer weiter einen Landgasthof herausgesucht habe, dessen Karte sich mehr als gut liest. Für Franken zwar sehr teuer, aber die Zutatenbeschaffung lt. der Internetseite überzeugt. Und ein Essen für mich ist noch immer allemal billiger als für zwei. Finanziell sollte dies also zu schaffen sein und irgendwann gewöhne ich mich auch daran, alleine zu essen. ;-)

Der Spargel wandert also in die Kühlbox, lt. Thermometer herrschen das spargelkuschelige sechs Grad. So sollte er die Frische behalten. Auch liegt der Zielort, Abtswind, nur knapp 14 km entfernt. Ab in das Auto, ein schwarzer Lack rächt sich schon um diese Jahreszeit. Außen werden bei der Fahrt um die Mittagszeit schon 26 Grad angezeigt, innen sorgt die Klimaanlage für eine gute Temperatur. Die paar Euro für eine Klimaanlagenreinigung kann ich nur jedem empfehlen, klare, wohlriechende kühle Luft. Nicht der Mief mit Essigsäurebakterien, der sonst gerne durch den Innenraum wabert.

Im Gasthof "Zur Schwane" angekommen stellt sich nur eine Frage. Rein oder raus? Da ich im Moment die pralle Sonne im Gegensatz zu früher sehr gut aushalte und sogar ein klein wenig Gefallen an den Strahlen habe, ist die Entscheidung nicht so schwer. Die über das zu Verspeisende allerdings schon. Eine Spargelkarte ist sehr umfangreich, liest sich lecker, Portionen um die 10 bis 15 Euro, plus Zusätze wie Schnitzel etc.

Ich entscheide mich, wie sollte es anders sein, für einen fränkischen Sauerbraten. Den letzten habe ich irgendwann gegessen, als die Ex-FrauDSL diesen an einem Sonntag im Januar in der Coburger Klöserei besorgt hat. Zeit war es also. Dumm nur, dass es dazu weder einen Kartoffelkloß noch ein Rotkraut gibt. Aber, das sind ja nur Nebendarsteller. Für 11,30 € erwarte ich allerdings frische Ware mit lecker Soße.

Das Bad Brückenauer Mineralwasser (0,7 Liter zu 3,60 €) wird am Tisch geöffnet, ist frisch und herrlich kühl. Das Thermometer im Schatten an der Wand hinter mir zeigt schon 28 Grad an, langsam komme auch ich ins Schwitzen.

Der Salat gesellt sich als nächster Darsteller zu mir. Hervorragende Mischung: Bulgursalat mit Cranberries, Rosinen, Nüssen, dazu ein Gurken-Rettich-Salat, ein frischer und süßsauer angemachter Möhrensalat, Radieschen, frische Blattsalate, ein paar frische Kräuter und ein leichtes Dressing aus Öl und gutem Balsamico. Lecker, locker, als Appetitmacher prima.

Zeit für den fränkischen Sauerbraten. Ich hasse Sauerbraten der nur nach Essig schmeckt, auch welchen, der wie eine Süßigkeit anmutet und Sauerbraten mit Fertigsoße, welche sich "zieht", wenn sie erkaltet. Hier war aber ein handwerklich einwandfreier Braten am Start. Nicht endlos im Wasserbad gelagertes Fleisch, fein abgestimmt und mit Soßenkuchen hergestellt. Feine Säure, leichte Süße - perfekt. Jeden einzelnen Cent war dieses Essen wert. Prima auch die Hefeknödelscheiben dazu, die die Soße bis zum letzten Tropfen aufgenommen haben. Gott ist ein Franke, ich habe es immer gewusst.


Auf dem Heimweg,bewusst über die Landstraßen gewählt, führt der Weg auf an dem sehr modern hergerichteten Weingut der Familie Behringer vorbei. Ach ja, die Lokaladresse:

Gasthof Zur Schwane
Hauptstraße 10
97355 Abtswind
Tel.: 09383/6051

Hier die Bewertung bei Restaurant-Kritik: KLICK

Kommentare

  1. waaaaaaaaaaaaaaaaaa ..und nu hab ich HUNGER !!! auf alles ...also auf Spargel und Sauerbraten ..und ....nu ...ich geh mal Spagetti kochen ...*seuf* :-)

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  2. Sauerbraten ist aus :-)

    Den Spargel habe ich geschält. Die Hälfte habe ich angegart, den Rest roh belassen. Und dann jeweils mit verschiedenen Zutaten in Vakuumbeutel eingeschweißt und eingefroren. Mal sehen, welcher Versuch am Besten schmeckt.

    Das mit dem Appetit tut mir leid ;-)

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  3. oh ..super ....Spargel in vakumdingsbeutels lassen sich erstklassig verschicken nämlich :-))))

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  4. Das schon. Aber auch noch, wenn ich sie bereits gefrostet habe? Ich weiß ja nicht....

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  5. boar ich merks schon ..du willst den nur voll für dich alleine futtern .... pöh:-)

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  6. Naja, wer mich kennt, der weiß, dass ich Dir sogar welchen schicken würde. Aber weißer Spargel mit grünen Haaren? Das macht doch keinen Spaß.... Womusserdennhin? Schick mal ne eMail, dann tun wir was gegen den Hunger zwischendurch. Versprochen! :-) Ja, mir Frangn sin nedde Leud!

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