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PieCie, tote Kumpels und gefrorenes Bier aus Dosen

PC, also die political correctness, ist nicht so mein Ding. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass damit lediglich unbequeme Tatsachen nett verpackt werden sollen. Neuestes Beispiel: "Deutschenhass". Soll es nicht mehr geben, demnächst. Das Wort. Den Umstand schon. Nur, dass der dann einen schöneren Namen bekommen soll. Bis dahin findet der "Deutschenhass" in Deutschland nach Wunsch der "Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" nicht statt. Eben, weil der richtige, politisch korrekte Name fehlt. Vorschläge dazu bitte direkt an die Gewerkschaft, vielleicht können wir dann bald das Problem "richtig" benennen und wieder diskutieren.

Auch politisch inkorrekt waren wir in den späten 1980er Jahren. Und hat es uns geschadet? Eigentlich nicht, der Umgang war ehrlicher. Keiner musste Angst habe, aus Versehen etwas "Falsches" zu sagen und dumm angeschaut zu werden. Mitte der 80er ist auch unser damaliger Freund Eric R. in unser Leben getreten. Zu dieser Zeit war es fast schon täglich gegeben, dass wir uns allesamt bei meinem Cousin in Dörfles trafen. Eine Clique von gut 10 Männern. Und solchen, die es noch werden wollen. Irgendwann einmal, der Grill wurde angeschürt, lief er an uns vorbei in das Mietshaus. Gut 185 cm groß, massiv im Gewicht, deutlich als das zu erkennen, was man heute "mit Migrantenhintergrund" benennen würde. Eric passte gut zu uns, war ein ehemaliger GI Mitte Zwanzig, gebürtiger Puerto Ricaner. Kulturelle Berührungsängste gab es nicht, niemand musste Angst haben, den anderen aufgrund von mangelnder PC zu verletzen. Gut, manchmal war das auch ein wenig peinlich, besonders dann, wenn Eric seinen immer und immer wieder gerne angebrachten Scherz machte. Er liebte es, die Deutschen Gesichter zu sehen, wenn diese mit dem Hitlergruß konfrontiert wurden. Im Lokal, im Bierzelt - überall. Dazu hat er mit seinem gebrochenen Deutsch gegrölt "So hoch steht Sauerkraut in Deutschland.....!" Komischerweise gab es nie Beschwerden. Vielleicht auch aus dem Grund, weil Eric ja US-Amerikaner war und unter gewissen "Sonderschutz" stand.

Dieser Eric hat also immer mehr Zeit mit uns verbracht und irgendwann hat irgend jemand von uns zum Spaß gefragt, ob er denn wirklich glaube, dass Sauerkraut in Deutschland so hoch wachse. Seine Antwort hatte uns mindestens verblüfft. Ja, die Büsche mit den Sauerkrautfäden stünden doch sicher Mannshoch. Der erste Kohlkopf trat dann einen Tag später in sein Leben. Ab da war auch Ruhe mit dem Spruch.

Wenig später hat sich Eric dann aus unserem Leben verabschiedet, denn bei Geli, unserem bevorzugten "griechischen Pub" in Rödental, gab es eine Schlägerei. Der größte und massigste aus unserer Gruppe hatte Streit mit dem kleinsten und leichtesten. Jürgen K. hatte die seltene Gabe, den sehr schwer aus der Ruhe zu bringenden Eric zu reizen, und zwar mit allem, was er sagte. Eines der Lieblingsworte von Jürgen war "Zupfer" oder "aus Zupferland". In Anspielung auf die Baumwollfelder, auf denen bevorzugt wohl Puerto Ricaner arbeiten. Dazu wäre anzumerken, dass dieser Ausdruck von Eric selber kam. PC war also auch hier verpönt. Die oben am Absatz erwähnte Schlägerei war dann auch keine, mehr ein Schlag. Eric hat aus der Drehung Jürgen vom Barhocker gewischt, dieser ist in gut einem Meter Entfernung ohne nennenswerten Verlust an Höhe an die Wand getatzt und abgetropft. In der Folge traf man sich vor Gericht, ein ausgeschlagener Zahn wurde ersetzt und die Freunschaft war zerstört. Das war auch der Startschuss für den Zerfall der Gemeinschaft. Irgendwie war da der Wurm drin. Der Wurm hatte auch einen Namen, Matthias M. Dummerweise hatte dieser weder vor Freundin noch Ehefrau von Bekannten halt gemacht, was den Rest ergab.

Vermisst habe ich die Zeit bisher eigentlich nicht, sie war schön und wir haben bis Mitte der 90er Jahre so auch ziemlich unbedarft gelebt. Was mich zu den Volkswandertagen IVV bringt. Auch die haben wir in der Gemeinschaft mit gemacht. Anfangs, also Mitte der 80er, nahmen noch die Amerikaner mit teil, die in Coburg in der BGS-Kaserne stationiert waren. Kontakt gab es keinen, umso aufmerksamer hat man sich gegenseitig beobachtet. Während es für uns Deutsche an den Ständen der Stationen meist heiße Erbsensuppe und Glühwein gab, vielleicht auch einen Schnaps danach zum "aufwärmen", war der US-Amerikaner doch pflegeleichter. Der EPA wurde geöffnet und kalt herunter geschlungen. OK, das kann ich noch verstehen, Ravioli aus der Dose gibt es einmal im Jahr, dann aber auch kalt. Ist hat so. Was uns damals wirklich erschüttert hat, war der Umstand, wie die Amis ihr Bier getrunken haben. Bei Temperaturen um oder unter Null standen an den Verpflegungsständen große Wannen mit Eis und Wasser bereit. Drinnen sind die Bierdosen (ich glaube Bud Light) gedümpelt. Manchmal mussten diese Dosen zum Verkauf auch mit der Axt freigelegt werden. Jedenfalls gab es damals noch keinen Mechanismus an den Büchsen wie heutzutage, was heißt, man konnte mit einer Bewegung den Ringpull komplett entfernen. So wurde das auch gehandhabt. Nur in den seltensten Fällen kam da ein Spritzer Bier heraus, in der Regel wurde mit dem Kampfmesser ein Loch in die obere Eisschicht gehackt und das Bier vorzugsweise EX getrunken. Und bei einem blieb es nur selten.

Mein ältester Kumpel, Detlef B, den ich nun schon seit 31 Jahren kenne, hat zu seiner Hoch-Zeit eine Flasche Bier in knapp vier Sekunden geleert. Und das zur Not auch mehrmals hintereinander. Dieses Büchsentrinken hat aber auch ihn, der einen Sixpack bei der Wanderung in 130 m Marschweg vernichtet hatte, an seine Grenzen gebracht. Wer das einmal versucht hat, ein Bier, welches um die Null Grad hat, zu trinken, der weiß, warum. Spätestens wenn die Blut-Hirn-Schranke schmerzhaft schließt, ist vorbei mit lustig. Wie man das überwindet, ist uns noch heute in Rätsel

Kommentare

  1. Du bist 'n Kerl?!?!?!
    Ups, das sehe ich ja jetzt erst...
    Sorry, habe Dich gestern bei mir im Blog mit "Frau DSL" angesprochen - war keine Absicht!!

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  2. @Juliane: Ja, mit allem drum und dran :-) FrauDSL ist meine Lebensgefährtin. Macht aber nix, wir sind nach 16 Jahren Beziehung so gut wie eines....

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