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Schlemmen in Elsa - Der Landgasthof Elsa

Lang, langs ists her - als wir über Jahre hinweg einen Tanzkurs nach dem anderen im Saal des "Landgasthof Elsa" absolvierten (Walburer Weg 1 , Ortsteil Elsa 96476 Bad Rodach). Knappe sieben Jahre haben wir investiert, um in etwa auf den Stand von "Golden Star" zu kommen. Übrig geblieben von diesen Sonntagabenden ist nicht viel. Die vielen lieben Freunde sind weg, der Wirt ist gegangen (Norbert) und auch von den Kursen ist nicht mehr allzu viel übrig im Bewegungsapparat.

In der letzten Woche haben wir dann davon gehört, dass seit geraumer Zeit ein neues Wirtspaar auf dem Landgasthof ist. Grund genug für uns, dort ein Abendbrot einzunehmen.

Außen hat sich seit gut zehn Jahren nichts getan. Der Biergarten ist eigentlich auf dem Dorfplatz, von der Straße getrennt nur durch eine bizarre Konstruktion aus Metall mit ein paar Brettern als Ablage. Das Lokal selbst ist zweigeteilt. Einmal der Bereich um die Theke, dieser ist Nichtraucherabteil und beherbergt auch den Stammtisch. Weiter weg ein extra Raum, der ausschließlich für Raucher reserviert ist. So wird vermieden, dass beide Fraktionen aufeinander treffen.

Wir haben im Hauptraum (Nichtraucher) Platz genommen, der Stammtisch war mit zwei Tischen gut besucht. Störend für einen Landgasthof ist jedoch der Fernseher im Eck, der laut plärrend dafür sorgt, dass die Stammgäste diesen übertönen müssen. Die Folge ist ein recht hoher Lärmpegel. Ansonsten ist das Lokal zwar liebevoll eingerichtet - für den, der es mag. Uns war zu viel Kunststoffzierrat im Raum verteilt, zudem wirken die Wände sehr unruhig, was der Tatsache geschuldet ist, dass da nichts zusammen passt. Gebilde aus Metall wechseln sich mit modernerer Kunst ab, die wiederum in einen Kupferstich übergeht. Eine konsequent verfolgte Linie würde hier sicher für mehr Gemütlichkeit sorgen. So haben wir uns nicht besonders wohl gefühlt. Schade, dies war früher anders.

Die Speisekarte zeigt starke regionale Einflüsse. Thüringer und fränkische Spezialitäten wechseln sich ab, die Preise sind human. Ein Beispiel: Rinderfilet 250 g mit Kroketten, Beilagensalat und hausgemachter Kräuterbutter für € 10,90. Unschlagbar im Preis.

Bestellt haben wir dann folgende Speisen:

- eine "Bayerische Leberknödelsuppe" Preis: € 2,50

- Schweinefilets "Schwäbische Art", mit Rahmchampignons, hausgemachte Butterspätzle und Speckbohnen Preis: € 7,50

- Rinderfilet ( 250 gr. ) mit Kroketten, Salat und hausgemachter Kräuterbutter. Preis: € 10,90

So, nun zum Essen. Begleitet wurde dieses von zwei Cola-Mix-Getränken 0,5 Liter für jeweils 2,00 €.
Die Leberknödelsuppe kam als Vorsuppe an den Tisch. Heiß. Inhalt: ein Leberknödel, bereits in der Mitte geteilt. Geschmack: Nicht vorhanden. Schade, denn die doch recht dunkle Brühe lies uns eine kräftige Würze erhoffen. Stattdessen bekamen wir eine sehr neutrale, fast nicht zu schmeckende Brühe und einen Leberknödel, der wohl auch zu lange in dieser Brühe schwamm. Sprich: der Geschmack hat sich auf den Topf mit der Brühe verteilt. Eigentlich schade, denn die Konsistenz des Knödels war hervorragend. Nützt aber nichts, wenn kein Geschmack mehr vorhanden ist. Etwas Salz in der Brühe und vielleicht ein wenig Wurzelgemüse könnte da schon Wunder bewirken.

Zwischendurch wurde der Salat gereicht. Durchaus essbar, kein Hochgenuss aber auch kein Ausreißer nach unten. Ein Salat wie in tausenden anderen Gaststätten auch, dem man anmerkt, dass er eher zur Pflicht als zur Kür der Küche gehört. Liebe Gastronomen, diese Beilagensalate sind - zumindest in Oberfranken - oftmals die ersten Kontakte zwischen Küche und Gast. Etwas mehr Mühe bei der Erstellung und lieber Qualität als (Büchsen-)Quantität wäre oft von Vorteil. Säure hat leider auch diesen Salat dominiert.

Die zwei Hauptspeisen kamen gleichzeitig an den Tisch. Die Sättigungsbeilagen in sehr heißer Ausführung, die Fleischzubereitungen leider nur mäßig warm.

FrauDSL hatte die Schweinelende geordert. Gut gebraten, nicht zu trocken, auch nicht zu rosa - fast perfekt. Die Soße aber war kein Ruhmesblatt. Champignons aus der Dose und nur durchschnittlicher Geschmack. Die Spätzle waren gut, mit etwas gebratenem Speck, gut gewürzt, gut abgestimmt. Ein Trauerspiel dafür dann die Speckbohnen. Bohnen aus dem Glas(!), nur teilweise erwärmt, deutlich säuerlich. Und wer ein Bohnenbündel mit Speck umwickelt erwartet hatte, der wurde abermals enttäuscht. Grob um die Bohnen gewickelt wurden zwei Scheiben Räucherschinken. Dieser hat leider die Angewohnheit, sehr salzig zu schmecken und zweitens auch extrem trocken zu werden. Klarer Fehlgriff, das war kein Genuss. Schaut man auf den sehr gnstigen Preis, dann kann man zwar nicht allzu sehr meckern, aber wir hätten auch gerne zwei Euro mehr bezahlt und dafür frischere Produkte bekommen.

Das mir servierte Rinderfilet war wie versprochen gute 250 g schwer. Die Kroketten sehr heiß und geschmacklich wie Tütenkroketten eben schmecken - müssen nicht gelobt werden, ein Tadel ist aber auch nicht drin. Die Kräuterbutter war gefroren, hat ein wenig wie die vom Service-Bund geschmeckt und auch optisch alle Anforderungen nach maschineller Produktion erfüllt. Bis dahin war ja alles noch in Ordnung. Auch mein Rinderfilet kam "medium". Dumm nur, dass die vormals wohl ansehnliche Fleischschnitte scheinbar plattiert wurde. Auf Krokettenhöhe zusammengedrückt war das Fleisch zwar medium, aber nicht besonders ansehnlich. Hätte der Koch das Fleisch schön ziehen lassen, wäre die Optik dem Geschmack nahe gekommen. Dieser war zumindest gut. Auch, wenn einem das Herz blutet, wenn man das platt gemachte Fleisch auf dem Teller sieht. Im oberen Bild sieht man deutlich die "Ausrisse" am Rand des Fleisches, die Auffächerungen. Hier noch das Foto zur Krokettenhöhe:

Soweit war alles verzeihlich, weil ja der Geschmack gepasst hat und auch der Preis (€ 10,90!!) mehr als in Ordnung geht. Überhaupt nicht geht dagegen, dass die Kräuterbutter auf einer verdörrten Scheibe Zitrone serviert wird. Auch hier haben wir ein Foto gemacht, nicht dass es wieder heißt....
Bevor so eine Scheibe den Gast erreicht, sollte die Butter lieber auf ein Salatblatt oder eine Tomatenscheibe gelegt werden.

Die Bedienung (Chefin) war gut präsent, bemüht und freundlich. Das Essen ist Durchschnitt, aufgrund des sehr niedrigen Preisniveaus aber gerade noch zu empfehlen. Die einfachen handwerklichen Fehler sollten einfach auszumerzen sein, etwas mehr Wert auf die Qualität der Rohwaren gelegt - dann ist der Landgasthof auf einem guten Weg.

Unser Abschluss hat uns auch noch auf die Toiletten geführt, welche früher ein wunder Punkt waren. Heute sind diese modern umgebaut, hell und sauber. Bleibt noch das Parken. Vor der Tür (quasi im Biergarten), gegenüber auf dem Dorfplatz - alles kein Problem. Was man leider nicht sagen kann, wenn man mit einem Rollstuhl kommt. Vier bis fünf Stufen stemmen sich gegen einen Besuch. Hier tun Rollstuhlfahrer gut daran, sich vorher anzumelden, vielleicht besteht noch (wie früher) die Möglichkeit, durch den Hintereingang ebenerdig in das Gebäude zu kommen.

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