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Hanni und Nanni im Böhmerwald

3. Oktober 2009. 9:30 Uhr, 96487 Dörfles-Esbach.


Hanni ist bereits bei uns an Bord, Nanni wird nun abgeholt. Während Hanni mit leichtem Gepäck und nur zwei Jacken reist, hat Nanni wohl den Zweck einer Einkaufsfahrt in die Region Böhmen in Tschechien falsch verstanden. Bepackt mit Jacke, großer Handtasche und einem Beutelchen mit Proviant steht sie bereits abholbereit am Gehsteig.

Station eins: Cheb, Parkplatz am Hypernova, demnächst umbenannt in Albert. Warum auch immer.

Von hier aus starten wir zum Markplatz in Cheb, wir haben mit dem Wetter mal wieder Glück: strahlender Sonnenschein. Zwar ist das uns von Pfannenschwenker empfohlene Hotel Monica aufgrund der Bauarbeiten an der Straße vor dem Restaurant nicht erreichbar, dafür hat uns der fertige Teil der Fußgängerzone geplättet. Wer behauptet, Cheb ist ein verschlafenes Nest, der sollte sich die Lichtinstallationen ansehen. Hohe Stelen, die mit weißen LEDs was auch immer symbilisieren sollen. In der Mitte der Straße ein Ablaufrinnsal, dessen Abdeckung mit der Geschichte Chebs gelasert wurde. Nette Idee, so die Geschichte der Stadt den Besuchern näher zu bringen. Und die drei eingearbeiteten Sprachen tschechisch, englisch und deutsch dürften 95 % der Besucher verstehen.

Weiter zum Markt, wo wir Zeugen einer Hochzeit werden, die wohl auch in Deutschland erst einmal gesucht werden muss. Die Braut bei frischen 11° sehr leicht bekleidet, der Bräutigam im eleganten Creme, die Hochzeitsgesellschaft gute 200 Personen stark. Mit kompletter Kapelle, einem Ballett und spalierstehenden Menschen, Fernsehkamera und - einer nagelneuen S-Klasse mit Extra-Spiegel-Lack. Feiern können die Böhmen.

Der Hunger treibt uns zum Valdenstein, wo uns sogar ein Tisch reserviert wurde. Glücklicherweise wurden sowohl die Portionen als auch der Geschmack, der von uns kolportiert wurde, übertroffen. Dafür wurden die Preise noch billiger als in der Erinnerung.

Hier die Bilder dazu:

0,33 Liter Rinderbrühe mit Leberspätzle - € 0,80



Mährenteller, € 6,00. 1/4 Ente, Schweinebraten, Kasseler, böhmische Knödel, Kartoffelknödel, Semmelknödel, Sauerkraut und Rotkraut, lecker Soße



1/2 Ente, böhmische Knödel, Rotkraut. € 4,80



Cordon Bleu. Mit Pommes und Salatbeilage, für € 5,00 fast schon teuer ;-)
Mittlerweile dort unser Stammessen, das "Ding" hat sicher ein gutes halbes Kilo an Gewicht. Plus der Beilagen.

Ein Pilsner Urquell in 0,5 Liter-Ausführung kommt auf 1,00 - 1,20 Euro. Je nachdem, wo man sich befindet.

Mit seeeeehr vollen Bäuchen haben wir uns dann zurück zum Auto geschleppt. Natürlich nicht, ohne vorher nochmals im Hypermarkt zuzuschlagen. Blätterteiggebäck für den Minigeldbeutel, Varianten, von denen wir in Deutschland leider nur träumen können. Für mich als Blätterteigliebhaber ein wahres Paradies. Und zu Preisen..... Ca. 20 bis maximal 40 Cent müssen je Stück investiert werden. Und bei der böhmischen Vorliebe für Süßigkeiten schafft man auch kaum mehr als ein Stück.

Aber auch hier ist ein unheimlicher Trend zu sehen: die Preise sinken. Ansich nicht schlecht, wenn auch gleichzeitig die Qualität erhalten bliebe. Leider ist es aber so, dass deutsche und internationale Ketten die Märkte überschwemmen. Und die Qualität bleibt auf der Strecke, der kleine Laden schließt. Was an fast jeder Ecke in Cheb zu sehen ist. Die guten Produkte aus tschechischer Produktion verschwinden mehr und mehr, dafür machen sich Maggi, Knorr, Kraft  und wie alle heißen, breit. Mit Produkten, die ich bei uns in Deutschland auch bekomme. Mal was Neues? Leider nicht mehr.

Frau Nanni war zwar schon zig-Male in Tschechien, besonders auch in Cheb. Aber, viel mehr als die Fidschi-Märkte hat sie bisher nicht gesehen. Zeit, nach Zamek Kynzvart aufzubrechen.
Auch hier hat sich in gut einem Jahr viel getan - es ist ein von Deutschen überfluteter Golfplatz geworden. "Nächstes Tee hier" bedeutet leider nicht, dass das idyllische Fischerhüttchen im See zu einem Caféhaus umfunktioniert wurde. Viel profaner - hier ist der nächste Abschlagsplatz.

Wir haben es dann dabei belassen, Kynzvart nur im Vorbeifahren zu besichtigen. Schade, auch hier macht der Kapitalismus nicht vor den Schmuckstücken der tschechischen Geschichte halt.

Weiter nach Kladska. Also auf den "Glatzen". Hier war schon die Wintersaison eingeläutet, auf über 800 m Höhe ist es natürlich deutlich kühler als in der Stadt. Was für uns auch bedeutet: Kaffee gibts innen. Innen waren wir bisher noch nie, umso überraschter waren wir über die Inenneinrichtung. Klar, ein Holzhaus hat von sich aus schon eine gewisse Grundgemütlichkeit. Aber ein Kachelofen, einige Jagdtrophäen und liebevolle und detaillierte Einrichtungsstücke machen den Aufenthalt perfekt. Für drei Stücke sehr guten und hausgemachtem Apfelstrudel, einem leckeren Eis und frischer Sahne, einer Tasse Cappuccino, ein Spezi, eine großes Mineralwasser und einer Tasse heiße Schokolade - haben wir umgerechnet knapp 12 Euro bezahlt. Aufgrund der nun scheinbar in vollem Gange befindlichen Jagdsaison, befanden wir uns in Gesellschaft von einigen Jägern, der Sprache nach Österreicher und Niederbayern. Auch die Jagd scheint es im Sonderangebot zu geben.

Auf Nachfrage erfährt man dann, dass hier ein reiches Wildgebiet ist, in dem sich auch Wölfe und gelegentlich Bären befinden. Diese dürfen aber nicht geschossen werden. Rot- und Niederwild sind jedoch zur Jagd freigegeben. Auch die Fischgründe an den Moorseen sind offen, hier konnten wir aber nicht sehen, welche Fische sich in den Seen befinden. Wir vermuten, dass es sich aufgrund der tiefen Temperaturen um Blockfisch von Iglo handelt ;-)

Auf dem Heimweg sind wir nochmals kurz bei Eurospar eingekehrt. 1,5 Liter Bier aus heimischer (also böhmischer) Produktion, im Angebot für umgerechnet knapp 60 Cent. Zwar in der Plastikflasche, aber trotzdem gut genießbar. Nicht zu stark, auch nicht zu kräftig im Geschmack.Und genau richtig, wenn man am Tag doch -bitte- nur eine Flasche Bier zu sich nehmen soll. Auch buntester Kuchen, vier Stücke zu knapp 1,80 €, Käse und Salami fanden den Weg zu unserem Auto. Und bei Obi gab es dann für 38 Kronen Sandwich aus dem Automaten. Aus der Hungersnot (damals) geboren und weil wir die Kleingelder loswerden wollten, haben wir uns ein Schnitzelsandwich und ein Schinkensandwich gezogen. Zwar ist das Sandwichbrot logischerweise weich, aber der Belag muss sich in Sachen Geschmack und Belagmenge nicht vor deutschen Produkten verstecken.

Mittlerweile war es nun nach neunzehn Uhr am Samstag Abend. Wir traten somit den Heimweg an.

Weit sind wir allerdings nicht gekommen, denn in Himmelkron war Zwischenstation. Samstag Abend ist das jeweils Schnitzelbufett. Acht Euro je Gast, dafür Schnitzel ohne Ende. Über die Qualität möchte ich mich allerdings nicht auslassen. Aber, selber schuld. Was kann ich schon erwarten, wenn es für so günstigen Preis Essen ohne Ende gibt. Hanni und Nanni haben uns gezeigt, wie es besser geht. Toast Hawaii und Matjes-Filet mit Salzkartoffeln, beides um die sieben Euro. Und lecker und auch ausreichend. Bilder haben wir natürlich auch:

 
Toast Hawaii




Matjes mit reichlich Beilage.

Mit mehr als vollen Bäuchen haben wir uns dann heimgequält. Kurz vor 23 Uhr war dann endlich die Möglichkeit gegeben, die Beine hochzulegen.


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