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ZACK - Der nächste Wallraff-"Skandal"

Mal wieder RTL, mal wieder Wallraff. Investigations-Journalist mit fähnchenmäßig wechselndem Geldgeber. War da nicht ein "Skandal" bei McDonalds und dann später, stand er da nicht irgendwie auf deren Gehaltsliste...? Na, egal.

Jedenfalls gab es Ekeliges und eigentlich Normales, schön zusammen zum Empörungssträußchen gebunden, um mal wieder für Wirbel zu sorgen.

Der gezeigte Misstand bei der Gerätesauberkeit - braucht nicht zu diskutiert werden, das ist indiskutabel. Die Gurke mit dem Schimmel, welche dann doch noch im Salat landet - für mich nahe an der vorsätzlichen Körperverletzung. Das zurückgestellte Essen, zurückgekehrt aus dem Speisesaal, dann zusätzlich noch nicht abgedeckt und auch nicht gekühlt - eine Frechheit. Viele Dinge haben gezeigt, dass Menschen im Bedürftigenverhältnis nur Kostenstellen sind.

Aus der eigenen Erfahrung weiß ich, dass zum Beispiel in Seniorenheimen am Tag um die acht Euro für die Verpflegung eingerechnet werden. Für Frühstück, Mittagessen (Vorsuppe, Hautspeise, Nachtisch), Kaffee und Kuchen am Nachmittag und Abendbrot. Acht Euro klingen erst einmal viel - jedoch sind das im Monat durchschnittlich 240 Euro. Zwar knapp doppelt so viel, wie im aktuellen Hartz-IV-Geld eingerechnet. Aber dabei darf nicht vergessen werden, dass die Lebensmittel in KiTas, Altenheimen etc. bereits zubereitet sind. Inklusive Vorratshaltung, Abwasch, servieren etc. Was dann effektiv für die reinen Lebensmittel übrig bleibt, kann sich jeder vorstellen.

Das soll keine Entschuldigung sein, nur ein Erklärungsversuch. Die Gesundheit von Menschen für einen Profit im Nachkommabereich zu riskieren ist für mich verwerflich. Die Verwendung von verdorbenen Lebensmitteln ist in jedem Fall eine Unmöglichkeit, je nach Umfang auch strafrechtlich relevant. Wer ist dann Schuld, an den Zuständen, die dort herrschen?

Aus Gesprächen mit Lieferanten von Kitas und Kantinen weiß ich, dass am Tag zwischen 1,80 und 2,25 Euro je beliefertem Menschen von den Bestellern an die Hersteller gezahlt wird. Für eine reguläre Gastronomie, bei normaler - und für das Überleben notwendiger - Kalkulation, würde das zwischen 60(!) CENT(!) und 80(!) CENT(!) je Mahlzeit an Zutaten bedeuten. Hier fallen zwar die Kosten für die Servicekräfte weg, dafür erfolgt jedoch die Lieferung und manchmal auch die Ausgabe auf Kosten des Lieferanten.

Aus diesem Gesamtbetrag (1,80 - 2,25 Euro) muss er neben den Kosten für die Rohwaren auch den Gewinn, die Rücklagen für Investitionen, Steuern, Nebenkosten und ebenso die Instandhaltung generieren. Somit hätten wir den ersten Schuldigen gefunden: Den Lieferanten der Institutionen.

Aber wer hat es in der Hand, dass sich die Situation bessert? Der eigentlich Schuldige, der  Auftraggeber. In dem Fall der KiTas ist das die Elternschaft. Bei den Schulverpflegungen die Schulämter. Natürlich will niemand mehr ausgeben, als er muss - oder gar kann. Die öffentlichen Verwalter haben die Gelder der Eltern treuhändisch zu verwalten, möglichst effizient. Somit kann sich dort nur Besserung einstellen, wenn die Elternschaft den Auftrag spezifiziert vergibt: Qualität vor Preis.

Was aber schwierig wird, wenn zum Beispiel auf der RTL-Facebook-Seite zum Wallraff-Bericht Eltern so kommentieren:

Wie dann die Ernährung zuhause aussieht, darf sich jeder selber ausmalen.

Auch hier kneift uns die "Geiz ist geil"-Mentalität in den Hintern. Entweder, wir akzeptieren ein billigstes agieren am Rande der Legalität - oder wir sind endlich bereit, für Essen einen angemessenen Preis zu bezahlen und an Dingen wie Handys, Urlauben, Autos etc. Abstriche zu machen. Ist es denn für den Großteil der Eltern so schwierig, einen Euro mehr für das Essen zugunsten einer besseren Qualität auszugeben? Sind unsere Eltern uns so wenig wert, dass wir nicht zugunsten einer guten Ernährung auf ein kleines Stückchen Luxus verzichten würden?

Ach ja, das gezeigte tiefgefrorene Hackfleisch... Für mich nicht bedenklich, solange es VOR dem Ablaufdatum fachgerecht tiefgefroren wurde. Über die Qualität brauchen wir dabei jedoch nicht diskutieren.


Kommentare

  1. Die Diskussion über die Essensqualität und deren Finanzierung ist keine seltene in den Kindergärten.
    Es ist aber leider so, dass viele Eltern nicht unendlich viel Geld zur Verfügung haben.
    Es ist ja nicht nur das Essen, das kostet, sondern der Kita-Platz als solches auch. Dann kommen oft noch solche zusätzliche Kosten wie Bastelmaterialien etc hinzu.
    Das sind je nach Stadt und Einrichtung schon mal ein paar Hunder Euro im Monat und zwar ohne Verpflegung.
    Die Verpflegungskosten werden extra abgerechnet. Das sind dann nochmals einige Euros (meist so um die 100 €) die monatlich obendrauf zu rechnen sind.
    Ein Staat, der immer beklagt, dass es zu wenig Nachwuchs gibt, braucht sich darüber aber nicht wundern, dass die Menschen keine Kinder bekommen, wenn Kinder bedeuten, dass man an die Armutsgrenze rutscht, weil man als Eltern die Kosten kaum mehr aufbringen kann.

    Ich denke nicht, dass hier den Eltern ein Vorwurf zu machen ist.
    Auch wenn man das Beste für sein Kind will, es geht irgendwann nicht mehr.

    Es ist immer einfach zu sagen, aber gutes essen kostet eben.
    Was hilft es, wenn man sich die Kosten hierfür nicht leisten kann?
    Wie will man das regeln?
    Müssen die Kinder deren Elten es sich nicht leisten können, eine Brotzeit mitgeben und alle andere werden von einem Caterer bekocht?

    2 € Für eine Kindermahlzeit pro Tag finde ich übrigens nicht übertrieben wenig.
    Es kommt natürlich darauf an, wie viele und was für Mahlzeiten es sind.
    Handelt es sich dabei lediglich um eine Mahlzeit (z.B. Frühstück), sollte da schon eine einigermaßen Qualität vorhanden sein, sind es natürlich mehrere Mahlzeiten pro Tag oder auch ein Mittagessen sind 2 € dünn.
    Das ist schon alles richtig.
    Ich denke das ganze System ist fehlgeleitet, aber das ist ja ncht das Thema.

    Zu Herr Wallraff und seinem Boulevardjournalismus sag ich besser nichts.

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  2. Lady Crooks - Du darfst aber auch nicht vergessen, dass die zwei Euro inklusive ALLER Kosten sind. Das ist nicht das gleiche, als würde ich eine Packung Toastbrot kaufen, eine Margarine und eine Packung Wurst beim Discounter und dies an die Kinder verteile. Und die knapp zwei Euro, von denen ich sprach, das sind Mittagessen. Klar, ab und zu gibt es Würstchen und Kartoffelsalat, manchmal wohl auch Fischstäbchen und Pommes. Über den Nährwert reden wir mal nicht. Aber das sind die Essen, bei denen der EK nach unten korrigiert wird. Mischkalkulation eben, um auch ab und an etwas Hochwertigeres auf den Tisch zu bringen.
    Schau mal die Kalkulation hier an.

    http://www.g-wie-gastro.de/abteilungen/buchhaltung/kalkulation-speisen-getraenke/aufschlagskalkulation-ausfuehrlicher.html

    Mir ist klar, dass viele Eltern das nicht mehr leisten können. Oder wollen? Muss es denn schon wieder ein neues iPhone sein, anstatt besserem Essen? Oder der zweite Urlaubsflug im Jahr, anstatt besserem Essen? Mir geht es darum, dass es so viele unnötige Dinge in unserem Leben gibt, beim Essen aber immer gesehen wird, ob nicht doch noch ein Cent gespart werden kann. Die Gewichtung ist ein wenig aus dem Lot gekommen.

    Im Umkehrschluss kommen dann solche Reportagen zustande, die auf den einhauen, der sich dem Kostendruck stellen und bestmöglich damit klar kommen muss. Verdorbene Waren und unhygienische Zustände sind natürlich unmöglich. Aber es wird auch angeprangert, dass die Hersteller/Caterer "kreativ" auf der Suche nach billigeren Möglichkeiten sind, Menschen am Leben zu halten. Nicht mehr, nicht weniger ist diese Verpflegung. Für mich wird damit nur das Ableben durch verhungern vermieden.

    Du sprichst auch den Staat an. Ja, da sehe ich ihn in der Pflicht. In Coburg z. B. wird bei sozialen Dingen immer mehr gestrichen, dafür bekommen wir in der Bürgerschaft umstrittenen Bauwerke. Eine Markthalle wird gebaut, für die noch nicht einmal ein Nutzungskonzept vorliegt. Im gleichen Zug dann wird eine Tiefgarage dafür und für die Anwohner gebaut, obwohl in 100 m Luftlinie (quer über die Straße) ein kaum voll belegtes öffentliches Parkhaus steht. Dazu kommen "Kubenhäuser", bei denen sich die städtische Wohnbau brüstet, dass da absolute Luxuswohnungen entstehen. Mit Aufzug in die Wohnung.

    Ich bin -glücklicherweise und auch aus solchen Gründen gewollt- kein Vater. Aber für mich geht die Ernährung in möglichst gesunder Variante IMMER vor. In meiner Familie wurde immer gelebt, dass man die Lebewesen (ob Kind, Elternteil oder auch "nur" ein Tier), für die man die Verantwortung trägt, das Beste zu geben hat. Und sich zur Not eben selbst einschränkt. Aber, DAS kann jeder für sich selbst entscheiden und muss dann eben in der Konsequenz auch dafür einstehen. Und bei ca. 21 Tagen im Monat, an denen die Gelder fällig werden, frage ich mich schon, ob das das eigene Kind nicht wert ist.

    Weißt Du, ich denke, der Staat sollte eine Art Hilfsgeld einführen, welches eben den Eltern geboten wird, die unter dem Einkommen "X" liegt und die ein Kind in einem Kindergarten etc. haben, und welches da verpflegt wird. Wenn ich alleine an die wirklich sinnlos verschwendeten Gelder denke, die tagtäglich ausgegeben werden, dann bin ich mir sicher, dass eine gute Ernährung finanzierbar ist. Hier sind aber ALLE in der Pflicht. Eltern, Caterer, Behörden.

    Wallraff... Nuja.

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    1. Lieber Holger,
      ich fasse mich kurz, weil ich vom Handy aus kommentiere.
      Ich rede nicht von Eltern die ihren Kindern das neuste Smartphone kaufen, Kindergartenkinder haben in 99,9 % sich kein Telefon, ich rede von Eltern, die äußerst knapp kalkulieren müssen. Und wenn man im Monat 300 € Kindergarten Gebühren zahlen muss, und das ist eine mittlere Gebühr, nicht die Höchste, dann tun weitere 200 richtig weh.
      Ich gebe dir recht. Beim Essen zu sparen ist ganz falsch und dass die Caterer entsprechend kalkulieren ist mir als klar.
      Ich sage nur, dass es sich viele einfach nicht leisten können. Ich sehe hier die Gesellschaft in der Pflicht.
      Wie du es sagst, du hast aus Gründen keine Kinder, viele Denken so, aber unsere Gesellschaft wird immer älter und wer soll uns dann mal pflegen? Wer soll hierfür die Kosten übernehmen?
      Ich bin ganz bei dir und finde es ekelhaft, wenn ich Leute sehe die kiloweise Fleisch aus dem Discounter schleppen und diese dann in ihr 80000 € Auto laden.
      Wenn vergammelte Lebensmittel wiederverwertet werden ist das schlicht kriminell.
      Die Schuld einseitig bei einzelnen zu suchen halte ich für falsch.
      Wie du sagst. Für vieles was wichtig ist wird Budget gestrichen, zugunsten von Luxusprojekten, das ist der Punkt.
      Ich kenne Eltern, bei denen beide arbeiten und ein Gehalt komplett für die Kinderbetreuung drauf geht. Das ist kein Spaß und auch kein Einzelfall.
      Und ja, es sind alle in der Pflicht.
      LG
      Lady Crooks

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    2. Hi, ich habe das schon so verstanden, wie Du es meinst. Aber ich meinte die Eltern, die immer und immer wieder die neuesten Handys für SICH kaufen, dann aber beim Essen geizen.

      Du sagst, der Einzelne kann nichts bewegen? Ein Haufen Sand hat auch lauter einzelne Körner. Mir ist klar, dass viele Menschen auf eine gesunde Ernährung weniger Wert legen, als ich. Aber im meinem Umkreis merke ich, dass in meinem Alter - Mitte vierzig - die Wehwehchen und Allergien und Unverträglichkeiten zunehmen. Da MUSS früh gegengesteuert werden. Und wie ich schon erwähnte: EINEN(!) Euro je Tag mehr, das macht im Monat 20 - 25 Euro. Oder vier Schachteln Zigaretten. Oder.... Und das wäre dann in dem meisten Fällen schon die Summe, um das Essen auf ein anderes Niveau zu heben. EINEN Euro je Tag! Mir ist bewusst, dass ich leichter Reden habe, als Andere. Aber für Kinder war eben nie die Zeit, irgendwas war immer - bis es zu spät dafür war. Wer mich später mal pflegt? Ich gehe nicht davon aus, dass ich die Pflege erhalten werde, die ich einmal brauche. Das System krankt und wird in sich zusammenbrechen. Aber - ich habe meine Geld nicht verschleudert, es steckt in meinem Besitz. Für mich wird also im Alter niemand mitarbeiten müssen. WER mich dann pflegt? Da mache ich mir keine Illusionen, ich denke, dass meine Pfleger eine andere als meine Muttersprache sprechen werden. Ist so.

      Die Gesellschaft hat das Problem noch nicht erkannt. Wie war das früher? "Das Volk hat kein Brot? Dann soll es Kuchen essen!" Und so ist es auch heute wieder. Oben sitzen weltfremde Menschen, die sich auf den Sachverstand derer unter ihnen verlassen. Dumm nur, dass die frustriert sind, weil sie nicht alle auch ganz nach oben kommen können und daher erst einmal ihre Pfründe sichern. Und dann noch raffen, wenn es eigentlich schon reicht.
      Ich weiß, dass ein Gehalt immer öfter nur für die Kinderbetreuung draufgeht. Dann frage ich mich aber, warum fremden Leuten mein Kind anvertrauen, und dafür so sehr Einschränkungen hinnehmen? Manchmal kommt es mir vor, als würden die Menschen ihre Kinder abschieben, die Verantwortung delegieren. Ich meine damit ausdrücklich nicht Alleinerziehende, dieser Gruppe bleibt ja kaum etwas anderes übrig.

      Ach, so viele Probleme...

      LG, Holger (der jetzt für seinen Schatz Gutes kocht)

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    3. Fremden Leuten das eigene Kind anvertrauen. Ist ein Argument, ABER. und nun kommt das aber: im Kindergarten hat das eigene Kind Kontakte zu anderen Kindern, lernt, sich zu sozialisieren (wohin das später führt, da hat man halt wenig Einfluss darauf. Kann sein, dass es ein besonderer Mensch wird, kann sein, dass es nur Ellbogenmentalität entwickelt. Aber da sind teilweise auch die Eltern dran Schuld). Nicht jedes Kind hat, bei Heimaufzucht [und Käfighaltung, entschuldigung], die Möglichkeit, nachmittags mit den Nachbarskindern draußen rumzutoben "bis die Laternen angehen", wie es früher bei mir hieß. Eltern sind einerseits zu beschützend geworden, andererseits hat die Dichte der Autofahrer (und darunter der mit ohne Hirn) zugenommen. Ist halt ein Vabanquespiel, wenn das Kind beim Spielen draußen den Autoverkehr überlebt, hat es die Darwinschen Aussortierungsprozesse erfolgreich hinter sich gebracht.

      Teil dieser Sozialisierung, die "damals" (bin inzwischen auch schon der Generation Üfü zuzuordnen) noch ungezwungen im kindergartenarmen oder kindergartenfreien Herumtoben mit Gleichaltrigen geschah, ist nun in den Kindergarten verlegt. Nebst eben der nahrungsmitteltechnischen Versorgung. Früher, ich erinnere mich, brüllte meine Mutter durchs Viertel, wenn es Essen gab. Und ich dackelte die 300 Meter nach Hause. Heutzutage müsste eine solche Mutter möglicherweise nach dem Ausruf 30 Kevins verköstigen. Oder 12 Miracolis. Spaß beiseite. Die Zeiten haben sich leider geändert, ob es immer zum Guten war, bezweifle ich. Aber manches muss sich noch ändern, da stimme ich Holger zu. Und was die Kosten betrifft: die sind wirklich "so hoch" wie es Lady Crooks beschreibt. Nur wenn ich jetzt umrechne (eigene Zahlen genommen), was ich zahle und was davon bezahlt wird, frage ich mich schon. Konkret bedeutet das: 220€ monatlich aufm Dorf für den Kindergarten inklusive Verpflegung. 15 Kinder in einer Gruppe (= 3.300 € monatlich), aber auch 3 Betreuerinnen in der Gruppe. Was ist dann deren Gehalt? Was mit dem Gehalt der Chefin des Kindergartens? Was mit dem Essensgeld? Einerseits möchte man, dass die Betreuerinnen auch leben können, andererseits muss man die Beiträge aus dem Nettogehalt auch erst einmal aufbringen können.

      Und so einfach das Kind zu Hause betreuen geht auch nicht. Denn manchmal hat man Behördengänge (wir rufen uns kurz die Öffnungszeiten öffentlicher Stellen ins Gedächtnis: Mo, Di, Do und Fr von 9 bis 12, Di und Do von 14 bis 16 Uhr). Und wenn man da mal 45 Minuten mit einem 4jährigen warten muss, dessen Akku vollst geladen ist und der Bewegung braucht... Da kommen dann sehr schnell die Blicke, die sagen "...wieder so jemand, der sein Kind nicht im Griff hat."

      Kinder sind was Tolles, Holger, hat bei mir eine ganze Weile gedauert. Aber sie sind auch eine Qual. Man kriegt nie nur eine Seite.

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    4. Die Zeiten haben sich eben geändert. In den letzten 50 Jahren ist die Menschheit mit riesigen Schritten vorangegangen, vieles hat sich rapide verändert. Mit allen Vorteilen, aber auch mit vielen Nachteilen. Ist nicht schlimm, das ist Evolution. Nun ist aber eine Feinkorrektur nötig. Früher: Kinder und Mama zuhause, Vater in der Arbeit, wenig Luxus (im Vergleich zu heute).
      Heute: Kinder in der KiTa, Mama arbeitet (unter anderem!) mit, um die Kinder dort unterzubringen.
      Wir arbeiten und machen uns also Stress für etwas, was früher zuhause erledigt wurde.

      Wie die genaue Entlohnung ist, kann ich nicht sagen, damit habe ich mich nicht beschäftigt. Das mache ich aber dann, wenn die Lohnverhandlungen nach dem letzten Streik irgendwann abgeschlossen sind. Momentan ist dort alles in Aufruhr.

      Aber wie Du schreibst, auch meine Mutter hat uns zum essen gerufen, auch wir waren zuhause, als die Lichter angingen. Und weil mehrere Eltern in den 70er und 80er-Jahren wie meine eingestellt waren, hat es an Spielkameraden nie gemangelt. Ein paar Freundschaften bestehen sogar heute noch, nach knapp 40 Jahren.

      Heute im Vorraum einer Klinik gewesen. Menschen ab 30 aufwärts grüßen beim Eintritt in das Wartezimmer. Darunter? Kann man vergessen. Der Kindergarten und die Schule können nicht jedem Kind Umgangsformen beibringen, die Grundlagen sollten zuhause gelegt werden. Auch bei der Ernährung.

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  3. Guten Morgen Holger,
    ich habe diese Reportage auch gesehen,
    "EKEL" ist das Wort, was alles umfasst.
    Ich finde die Zustände schlimm und gebe dir Recht,
    es liegt vielfach an den Eltern zumindest was Kita und Schule
    anbelangt, hier sollte zwar hervorragende Qualität auf den Teller
    kommen, doch kosten sollte es auch nichts. Das ist eine Rechnung,
    die sicher nie aufgehen wird. Selbstverständlich handelt es sich um Beträge,
    die nicht vom Taschengeld bezahlt werden können, doch ich muss auch sagen,
    "Wenn ich mir ein Kind anschaffe, muss ich mir dessen bewusst sein, dass ich es
    versorgen muss...soll...kann. Selbstverständlich ist es heutzutage nicht mehr so leicht,
    auf Grund der vielen gescheiterten Beziehungen, also viele Alleinverdiener, trotzdem ist
    hat das Kind oberste Priorität und das fängt sicher bei der Ernährung an.
    Lg und einen sonnigen Tag
    Sadie

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    1. Da stimme ich Dir vollkommen zu. Wenn ich mich für Kinder entscheide, dann mit allen Folgen und dem Besten für die Kleinen. Ich habe mich - manche nennen es egoistisch - dagegen entschieden. Auch aus Angst, NICHT alles leisten zu können, was ich gerne würde. Manchmal denke ich, ich habe etwas verpasst. Wenn ich aber dann auf meine berufliche Laufbahn und meine Krankengeschichte zurückblicke, dann bin ich überzeugt, dass ich es richtig gemacht habe.
      LG und einen schönen Abend für Dich, Holger

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  4. Von Wallraff kann man halten was man will, er hat jedenfalls was bewegt. Und wenn es nur ist, dass die Menschen nachdenken. Und wenn es "nur" hier im Blog ist ;-)

    Ich jedenfalls bin auch Deiner Meinung Holger: Wozu Kinder in die Welt setzen wenn man sie sowieso in die Rundumbetreuung gibt? Wie wäre es übrigens, sie direkt nach der Geburt in Babygärten zu stecken, damit Mama gleich wieder voll arbeiten kann? Wie arm ist diese Gesellschaft, die Müttern (oder auch Vätern) es quasi unmöglich macht, selbst für ihre Kinder zu kochen? Ich bin mir sicher, ein Vollzeit betreutes Kind hat in seinem Leben keinen richtigen Halt, keine Sicherheit, kein Gefühl von Nestwärme. Es fühlt sich überflüssig und hin- und her geschoben. Womit wir bei einem weiteren Problem wären: Ist es dann ein Wunder, dass psychische Erkrankungen, Kinder- und Jugendkriminalität und Empathieverlust immer weiter zunehmen?

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    1. Erster Absatz: Volle Zustimmung. Dieses Thema muss in die Öffentlichkeit, Ernährung ist schließlich die Basis unseres Seins. Leider wird das oft als rein biologischer Vorgang und notwendiges Übel angesehen.

      Auch mit dem Rest stimme ich mit Dir überein. Wenn ich ein Kind habe, dann will ich es um mich herum haben, nicht nur am Abend erzählt bekommen, was es mit anderen Menschen tagsüber erzählt hat. Leider sind unsere Zeiten und die Entlohnung für die Lebenszeit, die wir dafür verwenden, dass ein Chef ein luxuriöseres Leben führen kann, so anders als noch in unserer Jugend, dass es nicht mehr anders geht, ohne das eigene Leben noch weiter einzuschränken. Auch hierzu muss man bereit sein - oder es lassen.

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  5. ....Mir ist klar, dass viele Eltern das nicht mehr leisten können. Oder wollen? Muss es denn schon wieder ein neues iPhone sein, anstatt besserem Essen? Oder der zweite Urlaubsflug im Jahr, anstatt besserem Essen? Mir geht es darum, dass es so viele unnötige Dinge in unserem Leben gibt, beim Essen aber immer gesehen wird, ob nicht doch noch ein Cent gespart werden kann. Die Gewichtung ist ein wenig aus dem Lot gekommen....

    hier scherst du alle Eltern über den gleichen Kamm. Mir tut der monatliche Betrag, den ich in der Schule für das Essen berappen muss auch sehr weh. Und wir haben weder ein teures Auto noch das neueste Smartphone. Ganz im Gegenteil. MEin Sohn hat ein besseres Handy als ich, aber auch nur deswegen, weil er sich das Geld von Weihnachten und Geburtstag zusammengespart hat um sich ein gutes Smartphone leisten zu können.

    Daheim könnte ich für den gleichen Betrag besseres Essen kochen und das würde für 2-3 Leute reichen statt nur für meinen Sohn. Wenn ich das machen will, hätte es die Folge, dass ich nicht mehr arbeiten kann, was wiederrum zur Folge hat, dass wir gar nicht mehr über die Runden kommen.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es nicht so toll finde, dass Du mit deiner Aussage, alle über einen Kamm scherst. Es gibt mehr als genug Menschen, die jeden Cent zweimal rumdrehen müssen, damit am Ende des Geldes nicht noch so viel Monat übrig ist. Klar gibt es auch die Leute mit den großen fetten Autos (als Statussymbol/schwanzverlängerung), aber das sind lange nicht die meisten.


    ....Manchmal kommt es mir vor, als würden die Menschen ihre Kinder abschieben, die Verantwortung delegieren. Ich meine damit ausdrücklich nicht Alleinerziehende, dieser Gruppe bleibt ja kaum etwas anderes übrig. ......

    Vielleicht weil das Gehalt eines Mannes heutzutage kaum noch ausreicht um eine Familie zu ernähren. Es ist entwürdigend, wenn man trotz Ganztangsarbeit als Mann, seine Familie mit ergänzenden Leistungen vom Amt über die Runden bringen muss. Es kann sich jeder glücklich schätzen, wenn er "genug" verdient um dieses Problem nicht zu haben.

    lG Cindy

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    1. Hallo Cindy, meine Erfahrungen mit der Realität - und ich habe viele Kindergärten beliefert und bin oft in das Gespräch gekommen mit den Mädels dort - hat mir gezeigt, dass gerade die ein billigstes Essen fordern, die für allen möglichen Schnickschnack Geld haben und jeden Mist besitzen. Die Menschen, die wenig Geld übrig haben, sind oft verständiger und auch eher bereit, noch größere Opfer zu bringen, den Kindern einen Euro mehr zugestehen. Warum? Weil sie den Kindern oft ein besseres Leben ermöglichen wollen, was auch bei der Nahrung nicht Halt macht.

      Ich habe einfach einmal einen Kindergarten herausgegriffen, Du kannst Dich hier umschauen, kennst Dich in Coburg aus.

      Zwei Kinder 0 - 3 Jahre kosten bei einer Betreuung von 8 - 9 Stunden je Tag 270 Euro für das erste Kind, weitere 255 Euro für das zweite (und jedes weitere) Kind. Plus je 20 Euro für Nebendinge wie Geschenke, Basteln etc. Macht also bei zwei Kindern im Monat 565 Euro. Plus je 2,20 Euro je Kind und Tag für die Verpflegung. Also nochmals (bei 21 Tagen) 92,40 Euro. Das ergibt gesamt 657,40 Euro, wenn ich das richtig gelesen habe. Hmmm... Meine Frage: Warum geht jemand für diese arbeiten, um diese Summe zu erwirtschaften, wenn es doch auch zuhause ginge? Da habe ich noch nicht einmal die "Herdprämie" mit eingerechnet. Und auch nicht die Fahrten zum und vom Kindergarten. Und eine weitere Frage: ist es dann bei einer solchen Summe nicht fast schon marginal, wenn ich noch einmal 42 Euro (2 Kinder á 1 Euro mehr je 21 Tage Mittagessen) dazulege, aber sicher bin, dass es ein qualitativ hochwertiges Essen ist?

      Du sprichst auch das Geld an, welches nicht mehr aussreicht, wenn die Mutter als Zuverdiener ausfällt. Hier ist die Gesellschaft gefragt. 8,50 Euro als Mindestlohn? Ein erster Schritt, aber das KANN und DARF nicht das Ende sein. Bei 168 Monatsstunden (21 Tage, 8,50 Euro ML) ergibt das ein Brutto(!) von 1.428 Euro. Weißt Du was? Ich habe heute im Klinikum Bamberg gesehen, dass eine Wohnung am Aushang in der Stadt 1.450 Euro kostet. KALT! Es ist eine Frechheit, dass solche Löhne gezahlt werden, der Angestellte immer mehr ausgepresst wird. Hauptsächlich in der Industrie, in der das Leiharbeitertum mit seinen immer neuen Ausprägungen das Hire an Fire-Prinzip anwendet. Ermöglicht hat das aber unsere saubere Regierung unter Schröder, die dem Staat die Hartz-IV-Repressalie an die Hand gegeben hat. Folge: Du arbeitest zum Mindestlohn, oder das Geld wir dir gesperrt. Und da hat die Spirale nach unten angefangen.

      Und ja, wenn ich zum Discounter gehe, dann kaufe ich z. B. bei LIDL die Waren, die 10 Cent mehr kosten, diese aber dem Erzeuger zugute kommen. Auch das läppert sich zusammen, aber ich mag gerne, dass die Menschen, die arbeiten, auch davon leben können, ohne Aufstocken zu müssen. Es ist ein Unding und ein Versäumnis unserer Gesellschaft, dass Menschen zum Amt müssen, entwürdigende Anträge stellen müssen, nur um ÜBERLEBEN zu können.

      Cindy, ich würde mir wünschen, dass jede Familie so viel verdient, dass sie ohne Geldnot entscheiden kann, ob sie die Kinder in die KiTa gibt oder sie zuhause umsorgt. Das geht aber nur, wenn das mehrverdiente Geld von den Cheffen nicht nur in die eigene Tasche gesteckt wird, sondern auch beim Angestellten ankommt. Und da sorgen schon die großen Kapitalgesellschaften (AGs etc.) dafür, dass das nicht passiert. Mein Vater hat immer gesagt, jede Mark kann nur einmal ausgegeben werden. Entweder in die Cheftasche oder sie bleibt im Betrieb, u. A. auch als fairer Lohn.

      LG, Holger

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  6. Bei uns kostet das Schulessen 3,80 € - Geliefert wird es von einem örtlichen Metzger, somit sind zumindest lange Wege ausgeschlossen. Der Metzger hat für das Essen einen Gesundheitspreis bekommen. Er wirbt natürlich auch damit. Wenn ich die Kinder so höre ( also sie noch dort gegessen haben ) dann gab es sehr oft Chicken McNuggets, Spaghetti mit Fleischsoße oder Pizza. Leckeres Kinderessen, aber für mich nicht unbedingt als gesund auszuzeichnen.

    Die 3,80 € empfinde ich als okayen Preis. Mit 2 € kann man nicht gewinnbringend arbeiten, da muss man ja schon fast zu miesen Lebensmitteln greifen ( klingt jetzt hart, ist aber so ) Man muss dem Lieferanten vertrauen, in der Regel weiß man auch nicht, was hinter Restaurantkulissen abgeht. Und das möchte ich auch nicht wissen.

    So schlimm das Aufgedeckte vom Team Wallraff ist, für mich Effekthascherei und natürlich total RTL-mäßig. Das macht es für mich genauso unerträglich, wie Schimmel an einer Gurke. Ich habe den Bericht übrigens nicht gesehen. Aber mir reichen die Berichte dazu und die Ausschnitte beim RTL.

    LG

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    1. Hallo Manu, 3,80 Euro sind ein gutes Geld, um damit ein Mittagessen mit guten Zutaten zu kochen. Das, was da Euer Metzger dafür abliefert - das ist nicht OK. Gerade dann, wenn man sieht, dass er das Fleisch wahrscheinlich günstiger als Gastronomen bekommt.

      Wallraff und RTL sind auf Quote aus, vollkommen klar. Alleine, wenn ich schon sehe, dass Teile dieses "Skandals" schon vor einem Jahr dort bekannt waren und erst jetzt an die Öffentlichkeit gegangen wurde. Nuja.

      Die andere Seite ist aber, dass er etwas angeschoben hat. Wichtig wäre, da jetzt auch dran zu bleiben, dass die Menschen, die es betrifft immer und immer wieder mit der Nase darauf gestoßen werden. Und dass ein Umdenken bei den Menschen einsetzt. Immerhin geht es um die Gesundheit. Der große Gewinner ist im Moment die Industrie, welche diese Zusätze und Fertigware liefert. Der Leidtragende ist der Schutzbedürftige.

      Schimmel und verdorbene Waren: Da gibt es für mich kein Pardon, das ist kriminell.
      LG, Holger

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