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Der Sprit - wer verdient daran? Ostern steht vor der Tür.

Wie in jedem Jahr zu gewissen Terminen kann man quasi die Uhr nach den bösen Ölmultis stellen. Ostern, Sommerferien, Weihnachten - da geht doch noch was zusätzlich zu den üblichen Preistreibereien.

Und es gibt immer drei Hauptverdächtige, die sich die Schuld gegenseitig zuschieben. Einmal die böse Bundesregierung, die schön mit Steuern partizipiert. Dann die fiesen Spekulanten an der Börse, die schön den Preis treiben. Und natürlich auch die Spritfirmen, die ihre Derivate zu lustigen stundenabhängigen Preisen auf den Markt werfen.

Na, rekonstruieren wir mal die Kette. Die Ölfirmen fördern also das Rohöl aus der Erde. Später vielleicht auch mal aus Ölsand. Im Moment haben wir ja wieder mal die Nachricht bekommen, dass das Öl doch sehr viel umfangreicher vorhanden ist, als uns die letzten Jahre mitgeteilt wurde. Naja. Wenn ein Land angegriffen wird, welches in der Ölförderung involviert wird, dann schießt der Preis nach oben. Auch bei einem Putsch in einem entfernten Nachbarland. Oder wenn eine Pipeline gereinigt werden muss. Oder der Chef der Ölfirma Schnupfen hat. Komischerweise ist der Ölförderpreis für das Barrel aber nicht gesunken ob der guten Nachricht.

Gehen wir mal davon aus, dass das Öl, welches wir heute an der Tankstelle kaufen können, vor gut drei Monaten schon aus der Erde geholt wurde. Ist so. Muss ja noch transportiert werden und verarbeitet und bespekuliert und verknappt und an uns verhökert werden. Da fällt für eine Preiserhöhung an der Zapfsäule ein ausbrechender Krieg, eine Revolte oder ein brennendes Ölfeld schon mal aus. Und noch ein paar Faktoren.

Da kommen jetzt die Spekulanten in die Gänge, die kaufen das Öl zu einem Preis,der am Tag der Förderung festgelegt wird. Theoretisch ist also nun der Anleger Eigentümer des Öls, nicht mehr der Multi. Der besitzt die Masse nur noch. Aber ein Anleger trägt ja auch ein Risiko, gibt Geld, will, dass sich dieses vermehrt. Also: es wird schon mal teurer, zu den festen Kosten für die Förderung und den Transport dazu.

Jetzt läuft unser Öl aus dem Tanker wieder an Land, kommt in einer Raffinerie an und wird raffiniert. Also in einzelne Bestandteile zerlegt, deriviert. Huch, die Raffinerien gehören ja wieder oftmals den Ölfirmen. Na, da wird noch jemand einen Schnitt machen mit dem Derivat.

Jetzt haben wir schönes Benzin, dass uns an die Säulen geliefert wird. Zum Tagespreis, manchmal auch abhängig von der Nase der Bedienung in der Waschanlage nebenan. Nachvollziehbar? Nö...

So, wer hat denn bisher verdient? Die Ölfirmen, die Spekulanten, die Raffinerien. Ein bisschen was für die Transportfirmen und Zölle und Steuern. Vielleicht auch ´nen Euro an Schmiergeld. Weiß man ja auch nicht so genau.

An der Zapfsäule wird aber erst richtig Reibach gemacht. Die Raffinerien schlagen ein wenig auf den Einkaufspreis für Veredelung, Transport, Vorrathaltung etc. auf. Der Staat möchte auch ein wenig verdienen, belohnt unseren Einkauf mit der Förderung von allen möglichen Dingen in diesem Staat durch die Einhebung von Abgaben und Steuern (Mehrwertsteuer, Energiesteuer, EBV) in der Summe von 46,03 % . Die werden auf den Preis der Ölmultis aufgeschlagen. Wir hatten ja schon rauchen für die Rente, saufen für den Krieg - so gibt es in Deutschland auch verschmutzen für die Umwelt. Perfide und paradox, aber ist so. Was sich in nochmals 9,14 % Ökosteuer niederschlägt.

Wenn sich nun der Politiker hinstellt und fordert, dass die Ölmultis bitteschön weniger Geld verlangen, dann kann er dieses nur halbherzig von sich geben. Grund: die Steuern fallen mit dem Preis...

Wenn der Spekulant angegriffen wird, dann läuft auch das in das Leere - die Börsen sind weitestgehend autark. Und er Spekulant verlangt nur das, was der Markt zu zahlen bereit ist.

Und die Ölmultis werden auch kaum eine ernsthafte Steuerentlastung fordern, denn dieser Posten ist lediglich durchlaufend. Dem Multi kann es egal sein, wie hoch die Steuern sind, denn je mehr Steuern er bezahlt hat, desto besser konnte er sein Rohöl seit der Förderung verkaufen. Ist ja auch was.

Wo nun den Hebel ansetzen, wo den Preis begrenzen? Die Erhöhung der Pendlerpauschale ist der falsche Weg in meinen Augen, da hier nur ein kleiner Teil der Bevölkerung getroffen wird, die Transportunternehmen haben nichts davon, die Wirtschaft nicht, auch nicht der kleine Handwerker um das Eck.

Bleibt also nur die Regelung über eine Preisdeckelung. Die müsste vom Staat kommen, Und was hat uns die Vergangenheit gelehrt? Wenn der Staat in die Wirtschaft eingreift, dann geht es meist schief. Vielleicht wäre allen Beteiligten geholfen, wenn sie sich etwas mäßigen würden. Aber wer nimmt schon freiwillig die Finger aus dem Honigtopf....

Kommentare

  1. Ich hab grad nicht die Konzentration, alles zu lesen, mein Kopf ist kurz vorm Platzen. Mir fällt nur spontan beim Überfliegen ein, dass der Steuersatz auf Benzin bei.... wieviel? 70%? Ich weiß es nicht genau, aber seeeeehr hoch ist der schon. Es wäre also durchaus möglich, die Steuern gewaltig zu senken, was dem Bürger an sich ein schönes Sümmchen ersparen würde. Die Steuerausfälle würden sich durch anderweitigen Konsum, den der Bürger sich dann leisten könnte, kompensiert werden. Es würde den Menschen einfach besser gehen...

    Und wieder einmal bin ich froh, dass ich kein Auto habe ;-)

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