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Draußen nur Kännchen?

Hätte das Motto der Verabschiedung, sprich der "Große Zapfenstreich", für den nun endlich in die Geschichte eingegangenen Bundespräsidenten sein können.

Und während irgendwann einmal ein Kanzler am Tor des Bundeskanzleramtes gerüttelt und um Einlass gebeten hat (was auch später funktioniert hat), hieß es für die Demonstranten: "Wir müssen draußen bleiben!".

Glücklicherweise ist der Schall aber nicht so einfach aufzuhalten, so hat der Altbundespräsident Christian Wulff gestern Abend zwei Konzerte vom Volk geschenkt bekommen. Zum einen das offizielle, welches ihm nach dem Protokoll zusteht, wofür aber bei der breiten Masse der Bevölkerung kein Rückhalt zu finden war. Zum anderen gab es noch eine Gratiszugabe der Bürger vor Ort, die ihrem Unmut Ausdruck verleihen konnten. Stellvertretend für die ungefähr 80 % der deutschen Bevölkerung, die nach Umfragen gegen eine offizielle Verabschiedung mit allen militärischen Ehren waren. Von den offiziellen Seiten und Berichterstattern waren nur wenige negative Stimmen zu hören. Was vielleicht auch daran liegt, dass man eben für eine Meinungsbildung auch nur die richtigen und für den Zweck passenden Leute fragen muss.

Fakt ist jedenfalls,dass die "Stimme des Volkes" dann doch noch Gehör gefunden hat. Ein Protest, der nicht nur an das Ohr des Altbundespräsidenten gedrungen ist, der auch weltweit bei Übertragungen deutlich in den stilleren Momenten der Zeremonie zu hören war. Auch ich gehöre zu den Menschen, die der Meinung sind, dass gerade eine moralische Institution wie der Altbundespräsident es an Feingefühl mangeln lässt, wenn alles, was eben machbar ist plus Extrawurst (4. Lied, erst zum zweiten Mal in der Geschichte der BRD) eingefordert wird. Zumal eben der Abschied aus im Moment noch ungeklärten aber zweifelhaften Gründen geschah. Nunja, das mit der Realität und der Wahrnehmung, das ist eben manchmal so eine Sache für sich.

Es gibt natürlich auch kritische Stimmen, die das Vorgefallene - also die Demonstration mit Tröten, Hupen und Pfeifen - verurteilen. Die sagen, dass dies die eigentlich würdige Veranstaltung in den Schmutz gezogen hätte. Ich bin eher der Ansicht, dass das Volk sehr gut unterscheiden kann zwischen einem Protest gegen einen Menschen, der sich in den Augen der meisten Bürger zumindest zweifelhaft benommen hat, und dem Protest gegen ein Amt. Die letzten Wahlen waren von wenig Glück für das Volk getragen. Horst Köhler hat eher zu fein reagiert, während Christian Köhler dann doch lieber nach der Maxime "Augen zu und Ohren angeklappt, in einem Jahr ist alles vergessen" gehandelt hat. Vielleicht war es auch diese Aussage, die in vielen Köpfen hängen blieb.

Nur, wie soll das Volk seinem Protest anders Ausdruck verleihen, wenn es doch so ignoriert wird in der Meinung? Wenn es in diesem Fall nicht einmal als Stimmvieh dient und so eine Abwahl geschehen kann? Dann, ja dann, ist es im Rahmen der Rechte der Bürger doch nur legitim, dem Protest auf anderem Weg einen Ausdruck zu verleíhen.

Und ich finde es auch gut, dass die "Untermalung" der Zeremonie mit einem Instrument geschah, welches in einem Land, welches Jahrzehnte unter der Unterdrückung litt, in dem das Volk nicht mehr beachtet wurde, zustande kam. Ob der Altbundespräsident diese feine Ironie überhaupt bemerkt hat? Wahrscheinlich hat er die Vuvuzelaklänge als Gesänge und Zustimmung aus dem Volk gedeutet. Und es waren ja auch nur ein paar Hundert, bei über 80 Mio. Einwohner zu vernachlässigen. Wie oben geschrieben, alles Ansichtssache.

Kommentare

  1. Basisdemokratie. Das Volk hat sich Gehör verschafft - im wahrsten Sinne des Wortes.

    Grüße! N.

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