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Schlemmen in Bad Rodach - Die Roesler Stuben

Rodacher Woche, Teil 2. Jahrelang sind wir wöchentlich bis zu dreimal in Bad Rodach zum Essen unterwegs gewesen. Jetzt, nach gut zehn Jahren relativer Ruhe, wollten wir in einem unserer ehemaligen Stammlokale speisen. Die Roesler-Stuben sollten das Ziel des Abends sein. Früher, zu Zeiten, als die Familie Siegfried noch das Zepter führte, gab es einen Reiterspieß und einen Salat Ingrid. Logisch, neue Pächter, neue Essen. Zumal die Pächter zwischenzeitlich auch mehrmals gewechselt haben.

Heute sollte dann ein Test stattfinden. Beppo und Tina, zwei Kumpels, wollten uns begleiten. Die erste Überraschung beim Eintreffen - keine Parkplätze mehr am Haus. Na ja, eigentlich schon, aber diese waren heute für ein Biker-Treffen reserviert. Aus ganz Deutschland angereist standen dort Motorräder und Trikes, nur für uns gab es keinen Platz mehr. Was tun, wenn man an Krücken läuft und nicht kilometerweit gehen möchte? Richtig, man parkt und hofft. In diesem Fall auf dem Gelände der Städtischen Werke Bad Rodach.

Die Stufen zum Lokal waren dann doch relativ leicht überwunden, vorbei am "Biker Willkommen"-Schild. Erstaunlicherweise war das Lokal dann fast leer, die Veranstaltung fand im Saal statt. Unser reservierter Tisch befand sicht im Nebenraum, ruhig, lauschig, gemütlich wie früher auch schon. Eine Holzbauweise verliert eben auch nach Jahrzehnten nicht die Ausstrahlung.

Die sehr freundliche Servicekraft brachte uns auch umgehend die Speisekarte. Übersichtlich gegliedert, mit doch recht überschaubarer Angebotspalette. Noch hatten wir Hoffnung auf eine gute Speise mit frischen Zutaten.

Bestellt wurden sodann von uns:

- eine Leberknödelsuppe als Vorspeise

- zwei Rumpsteak mit geschmorten Zwiebeln und Bratkartoffeln

- ein Schnitzel mit Rahmsoße und Kroketten


Schweinemedaillons mit Pilzrahmsoße und Rösti

Beilagensalat, für alle Speisen vorgesehen

Bratkartoffeln, als Beilagen für die Rumpsteaks
Beginnen wir mit der Suppe, die von Kumpel Beppo geordert wurde. Beppo mag Leberknödelsuppe, isst diese, wo er sie bekommen kann. Beppo sagt: Das war nix! Der Knödel hart und innen relativ trocken, fest und geschmacksneutral. Auch die Brühe war mehr als lau. Beppos Meinung dazu:

Den ersten Kontakt mit der Küche hatten wir anderen Drei mittels des Salates. Stechender Essiggeruch, optisch aber einwandfrei. Ich liebe Krautsalat, diesen aber nicht. Und auch nicht den Gurkensalat nebenan. Und die Salatzubereitung mit rohem Paprika und Schafskäse (seeehr feste Konsistenz...) - ebenfalls nur Essiggeschmack. Vom sahnebasierten Topping (Dressing obenauf als Abschluss) war nichts zu schmecken. Die Weißbrotwürfel (sehr mit Fett vollgesaugt), hatten einen leichten Fischgeschmack. Was wohl an der Zubereitung in der Friteuse gelegen haben mag. Mein Salat ging somit fast jungfräulich wieder in die Küche zurück.

Als erster am Tisch wurde Beppo bedient. Zwei Schnitzel, ordentlich gebraten, natur. Also ohne Panierung. Als Beilage Kroketten, an denen sich Beppo geschmacklich festgehalten hat. Denn - sowohl die Sauce als auch die Schnitzel hatten zu viel Salz erwischt, waren; Zitat: "Kein Ruhmesblatt". Und das von einem Mann, der ansonsten oftmals noch zufrieden ist, wenn wir schon lange mäkeln.

Runde zwei wurde dann FrauDSLs Schweinefilet. Mit Champignonrahmsoße. Dazu Rösti. Das Fleisch war recht viel, gerade noch an der Grenze zum "trocken", die Champignons gnadenlos aus der Dose. Dafür die Rösti schön knusprig. Dumm nur, dass auch diese aufgrund des vielen anhaftenden Fettes keine Soße annahmen. Geschmacklich insgesamt maximal Durchschnitt. Für € 11,50 dann zumindest kein übertrieben teurer Gang.

Tina und ich wurden zuletzt bedient, mit jedoch noch akzeptablem zeitlichem Abstand. Jeweils € 14,50 wurde uns berechnet für das Rumpsteak. Eine Gewichtsangabe war der Preisliste nicht zu entnehmen, die Portionsgröße jedoch ausreichend, um zu sättigen. Das Fleisch durfte offensichtlich nicht allzu lange abhängen, sehr hell, relativ langfasrig. Noch nicht zäh, aber sehr bissfest. Auch eher durch als medium. Gefragt wurde ausdrücklich, geliefert aber so, wie es die Küche eben hinbekam. Die Kruste wurde leider wieder aufgeweicht durch die "geschmorten Zwiebeln". Umrahmt von gefrorener fast weißer Butter mit wenig Eigengeschmack, Bratkartoffeln, über die wir noch heute rätseln, wie diese hergestellt wurden. Wir vermuten: entweder im Ganzen vorgekochte Kartoffeln frittiert und dann in Scheiben geschnitten, kurz in Butter geschwenkt. Oder Vakuumware in Scheiben, ebenfalls frittiert. Wie auch immer - kein Geschmack nach Kartoffel oder Kräuter, dafür nach Butter.

Positiv ist herauszustellen, dass der Service sehr aufmerksam ist, auch der Koch kurz vorbei kommt. Als wir aber den Mund leer gekaut hatten, war dieser schon wieder verschwunden. Macht aber nichts, dafür gibt es ja das Internet.

Was uns auch noch sehr negativ aufgefallen ist, ist, dass alkoholfreie Getränke am Tisch in der Flasche serviert werden. Eine Leikeim-Plopp-Flasche passt einfach nicht zum Ambiente. Wenn schon, dann sollte das Getränk am Tresen in entsprechend große Gläser umgefüllt werden. Für € 2,20 ist das sicher nicht zu viel verlangt.

Unser Fazit: eine Bikerkneipe, die durchaus auch von älteren Kurgästen besucht wird. Das Essen ist gut genug, um den Hunger zu stillen, eine weitere Anfahrt von knapp 20 km einfach werden wir nicht mehr auf uns nehmen. Das bekommen wir in Coburg für mindestens ebenso günstig, vielleicht mit Glück sogar in einer besseren Variante. Das Lokal selbst ist urig, sauber, für Rollstuhlfahrer aber so gut wie nicht zu befahren. Auch Gehbehinderte haben mit allerlei Stolperfallen (Stufen) zu kämpfen.

Fazit: durchschnittliches Essen mit handwerklichen Nachlässigkeiten. Kann man probieren, muss man aber nicht.

Kommentare

  1. Wenn ich das Gesicht von Beppo so sehe, wie sah den Marlies nach ihren trockenen Schweinelendchen aus?

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  2. Traurig wenn man in Franken solche Bratkartoffel vorgesetzt bekommt.

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  3. @ Peter - kannst Du Dir da nicht vorstellen? ;-)
    @ Pfanni - mehr als traurig.

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  4. Bitte nicht böse sein. Ich bin kein Franke und esse etwas anders
    Aber das Schnitzel erinnerte mich so an das Rodacher Freibad.
    Es schwimmt so richtig in der Sauce.
    Für mich nicht so wie ich es gerne hätte, vor allem wenn der Rest dann durchgeweicht ist.

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  5. Ja, das Schnitzel wurde ertränkt. Leider war auch da weder Maß noch Ziel absehbar.

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  6. @DSL:
    Doch. Genau deswegen wäre ein Bild schön gewesen.

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