Sterbefälle kommen überall mal vor, meist, wenn man sie überhaupt nicht erwartet. So auch bei uns vor einiger Zeit. Auch wenn es manchen Menschen schwer fällt, sollte man sich doch schon vor dem akuten Fall des Ablebens mal Gedanken machen, wie man sich die letzte Ruhe so vorstellt. Und diese auch den Anverwandten mitteilen.
In Gesprächen hört man meist den einen Satz: "Schütt´ mich auf die Wiese..." Klar, als ob das in Deutschland möglich wäre. Ist zwar mit Umwegen über die Schweiz theoretisch möglich, aber trotzdem weiter illegal. Legal ist nur die Beerdigung der sterblichen Überreste in dafür angelegten Ruhestätten. So will das der deutsche Gesetzgeber, so soll dass dann auch geschehen.
Bisher waren diese Orte überwiegend Friedhöfe der konventionellen Art. Manchmal auch eine Seebestattung. Oder, ganz exotisch aber nicht unmöglich: die Asche wird zu einem Diamanten gepresst. Da ist die Herstellung desselben zwar teurer, als würde man einen geschürften Diamanten kaufen, aber hier zählt wohl der Gedanke.
Eine neue Art der Entsorgung genetischen Materiales ist die Belegung eines Platzes in sogenanten Ruheforsten. Dies hat mehrere Vorteile:
1. relative bis komplette Annonymität
2. wenig Landverbrauch und renaturierte Flächen gleich nach der Beerdigung
3. die Kosten sind günstiger als "normale" Beerdigungen
4. die aufwendige Pflege in der Zeit nach der Beerdigung entfällt
Viele Menschen, mit denen ich in der letzten Zeit über diese Art der Bestattung geredet habe, standen zuerst ablehnend und teils auch lächelnd vor mir. Oft wurde dieser Vorgang auch als Begräbnis der zweiten Klasse dargestellt. Wenn man dann aber in das Gespräch kommt, zeigt sich oft, dass auch hier die Vorurteile überwiegen. Hat doch jeder Trauernde trotzdem die Gelegenheit, eine Grabstelle zu besuchen, sooft er möchte. Oder auch nicht.
Der RuheForst Coburger Land ist seit Oktober 2008 geöffnet, bietet momentan ca. 370 Bäume auf vorerst 3,2 ha Wald. Erweitert werden kann dieses Ruhebiotop auf ungefähr 12 ha. Die Bäume, auch Ruhebiotope genannt, sind eingemessen und haben auch eigene GPS-Daten. So ist es nach Jahrzehnten noch möglich, DEN Baum zu finden. Auf Wunsch werden zusätzlich kleine Schilder an den Bäumen angebracht, sobald diese kräftig genug sind, ohne hiervon einen Schaden zu nehmen.
Prinzipiell hat erst einmal jeder Baum 12 Grabstellen, die sich aus den 360° ergeben, die um jeden Baum in Lageplätze zu jeweils 30° eingeteilt werden. Dabei wird auch immer davon ausgegangen, dass diese Ruhestätten etwa zwei Meter ab dem Baumstamm lang sind. So kann es passieren, dass Bäume an Wegesrändern nur drei oder vier Plätze haben. Schließlich soll auch hier nicht auf den Gräbern herumgetrampelt werden.
Diese RuheForste sind für jede Religion offen. Wer hier bestattet werden möchte, der kann dies tun. Jede Glaubensrichtung, aus jedem Ort auf dieser Welt. Zur Verfügung steht ein kleiner Andachtsplatz, auf dem Abschied genommen werden kann, der für kleine Feiern geeignet ist.
Die Kosten sind etwas günstiger als auf einem herkömmlichen Friedhof, nicht zu verachten ist auch der Aspekt, dass diese Grabstätten für die Ewigkeit angemietet werden. Die maximale Liegedauer beträgt hier 99 Jahre, beginnend mit dem Stichtag im Oktober 2008. Ab diesem Tag läuft die Zeit rückwärts. Viel Zeit also, um Trauerarbeit zu begehen. Und Grabschmuck ist auch verboten, schließlich soll das Gesicht eines Waldes erhalten werden.Was sicherlich auch manchem Trauernden entgegen kommt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen